Carpathian Forest, Hate, (Keep of Kalessin) - 
München "Titanic City", 20. Mai 2006

(Bericht: Twilightheart)

Warum schaffe ich es eigentlich nie pünktlich zu irgendwelchen Gigs, auch nicht Samstags? Oh man!
Als ich am 20.5. im „Titanic City“ ankam, hatte ich also den ersten Support-Act verpasst und es fingen gerade „Hate“ aus Polen an zu spielen. Und sie donnerten den Besuchern ganz gewaltigen Black- Metal um die Ohren. Die Lyrics sind an den satanischen BM angelehnt. Und die Musik erinnert vom Stil her ganz leicht an Behemoth. Warum haben polnische Bands eigentlich alle so ein ganz kleines bisschen was von Behemoth? Nun ja, auf jeden Fall war es ein mächtiges Geknüppel. Dem sehr jungen, aber verdammt guten Drummer lief das behelfsmäßige Corpse-Paint in Strömen aus dem Gesicht. Na ja... „Sauna“ im Titanic, und dann noch Schlagzeug spielen... da heisst es natürlich wortwörtlich: im Schweiss baden!

Das Publikum ging besonders gut ab bei einem Track mit dem Titel „Necropolis“, und der Gitarrist musste danach direkt seine Gitarre austauschen. Statt der „Dean“ gab`s nun eine „B.C.Rich“.
Echt nett fand ich gegen Ende des Gigs die (natürlich alte, aber immer wieder gute) Idee der Band, ein Napalm Death Cover anzukündigen, welches dann ein paar Sekunden nach Beginn auch schon wieder zu ende war. Erinnert mich an den Napalm Death Gig beim Party San Festival 2005: Fotografierlinge müssen ja nach den ersten 3 Songs einer Band wieder aus dem Fotograben raus. Bei Napalm Death waren wir also nach ca. 1 Minute wieder draußen. Nur die allerschnellsten konnten noch, bevor sie wussten, wie ihnen geschieht, schnell ein paar Fotos machen. Der Rest guckte dumm aus der Wäsche.
Aber zurück zu „Hate“ an diesem Abend. Nach etlichen Zugaben (wo ich schon immer dachte „Nu is vorbei“) wurde dann noch der Track „Hex“ angekündigt, und dies war dann aber wirklich die allerletzte Zugabe gewesen.

Die Besucher waren ja schon bei „Hate“ gut drauf gewesen. Das ließ also für den „Carpathian Forest“ Gig hoffen, was die Stimmung angeht. Das Titanic City war übrigens echt richtig voll. Noch mehr ging nicht. Freut mich echt, zu sehen, dass es noch Freunde des einzig wahren „true“ norsk Black Metal gibt. ;-)

Aber zuerst sollte ich vielleicht erwähnen, dass eigentlich noch „Keep of Kalessin“ auf dem Plan standen. Aber leider konnten sie nicht spielen, da Obsidian C. am selben Abend einen Gig mit Satyricon hatte. Und die gehen freilich vor, obwohl ich, wenn ich die Wahl gehabt hätte, lieber Keep of Kalessin live gesehen hätte als Satyricon. Denn die hauen so was von rein, da werden keine Gefangenen gemacht, da dürft ihr euch sicher sein. Unbedingt mal live ansehen, wenn ihr die Möglichkeit habt! Nun ja, aber die anderen Bandmitglieder von Keep of Kalessin standen zumindest mit im Publikum, um sich den CF Gig anzuschauen. Und da Wizziac (der Bassist) direkt neben uns stand, konnte Claudia (meine alte Metal-Freundin, die schon seit Jahrzehnten dem Black-Metal frönt), die neben mir stand, nicht widerstehen, mit Wizziac zu reden. Und da er so ein ganz Netter ist (ganz im Gegensatz zu seinem Erscheinen auf einer Bühne) posierte er auch noch bereitwillig für ein paar Fotos. 

Und dann war es Zeit für Carpathian Forest.
Vrangsinn, Tschort und Co. waren bereits auf der Bühne, nur Hellcommander Nattefrost ließ sich vor Gig-Beginn nicht blicken. Als es bereits dunkel war und die Musik bereits eingesetzt hatte, kam der kleine Mann dann auf die Bühne. Und das erste, was man von ihm hörte, war ein lauter Knall, als er das mitgebrachte Kreuz einfach auf den Boden fallen ließ.
Und so klein er auch ist, auf der Bühne hat er einfach eine unheimliche signifikante Ausstrahlung. Ein verbissener böser Blick aus leuchtend grünen Augen. Und er ist echt ein Entertainer. Er kreischt in`s Mikro, bis nichts mehr geht, und singt direkt seine Fans an. Egal, was man in der Vergangenheit von ihm gehört hat, mir kommt es so vor, als wenn er den Black Metal liebt, die Fans liebt, die Bühne liebt... er war einfach vollkommen in seinem Element. Und er gab München die Ehre, mal was anderes anzuhaben, als sonst. Bei den meisten anderen Gigs hat er dieses rote CF Shirt an, und den Hosenstall offen, damit man seine „Carpathian Forest – Fuck you all“ Unterhose sieht, und die Haare offen. Im München trug er in Sachen Eigenwerbung sein schwarzes „Terrorist“- T- Shirt und eine wirklich NICHT- Metal- Frisur! ;-)

Ich muss sicher nicht mehr erwähnen, dass diese Band aus 1A Musikern besteht, die alle wie die Teufel geackert haben an ihren Instrumenten. Während Tschort total vertieft schien und nicht einmal aufsah zwischen spielen und headbängen, war Nattefrost sofort am Posen mit seinem Kreuz, was er mitgebracht hatte. Und auch die Norwegen- Flagge, die ja praktischerweise eine Art Kreuz zeigt, wurde auf der Bühne aufgehangen, so dass das Kreuz zu sehen war, so wie es im BM richtig herum ist. ;-)

 

Na ja, die Fans im Titanic ließen sich von dieser energetischen Erscheinung jedenfalls sofort anstecken und bei Songs wie „Morbid fascination of death“ wurde geheadbängt bis zum Exzess. Nattefrost nahm zwischendurch auch öfters mal ein Schlückchen eines guten Tröpfchens zu sich und redete relativ viel, muss man schon sagen. Zu jedem Track fiel ihm irgend`ne Ansage ein, auch wenn`s was völlig Sinnloses war. Dann stellte er auch eben mal Tschort vor... die anderen aber irgendwie nicht einzeln, nur alle zusammen, bis es weiterging mit der Ankündigung „A song from the new album-  this is a hymn to Norway“ und es folgte „The frostbitten woodlands of Norway“. Dabei schwenkte Nattefrost ausgiebig seine mitgebrachte Norwegen- Fahne, um sie dann in`s Publikum zu werfen, womit es dann gleich 2 davon im Publikum gab, denn ein Fan hatte direkt seine eigene Norwegen Flagge dabei, um mit ihr zu kokettieren.

Es folgte der Track „Sadomasochism“. Und wieder bewies Nattefrost, dass er ein Typ ist, der gerne im Mittelpunkt steht. Denn immer wieder hat er (von allen gut zu sehen, auch von weitem) eine Zigarette auf seinem eigenen Arm ausgedrückt. Zwar nicht so langsam, dass es wehtun würde, aber für einen Aha-Effekt war es allemal gut. Außerdem hat er auch gerne mal irgend`nem Fan im Publikum einfach die Zigarette abgenommen und weitergeraucht. Und  dann war da noch der Typ direkt vor ihm, der ihm die Kamera so nah an`s Gesicht hielt, dass er direkt so tat, als leckt er dran. Mich hat´s gewundert, dass er nicht wirklich über die Linse geleckt hat, zugetraut hätte ich`s ihm. :-)
Weiter ging es mit übermütigen Ansagen wie „Eins zwei drei vier“ oder „Rock`n Roll“ und dem „Suicide Song“ und schon war der Hellcommander wieder mit Posieren beschäftigt, diesmal mit dem Mikrofon-Kabel um seinen Hals. Und als jemand den Fehler machte, ihm `ne offene Wasserflasche in die Hand zu drücken, war das Resultat davon, dass er sie so schüttelte, wie sie war (= offen), wonach 2 Typen aus der ersten Reihe klatschnass waren. Ach ja... und die Anekdote mit dem Bier! Nattefrost nimmt also einem Kerl einfach das Bier aus der Hand, trinkt und teilt es dann mit anderen Fans aus der ersten Reihe, kriegt es von denen wieder zurück...  aber nicht, dass ihr denkt, dass er es irgendwann mal wieder dem Fan angeboten hat, dem er es weggenommen hat... nein nein. Ihr seht schon, wenn ihr nicht dabei wart, habt ihr einen sehr unterhaltsamen Abend mit einem sehr agilen Carpathian Forest- Frontmann verpasst! Doch auch der unterhaltsamste Abend muss ein Ende haben, und so verabschiedete sich Nattefrost mit dem Worten „Sorry, this is the fucking last song – my asshole is darker than you think“ und es folgte der Track „It´s darker than you think“. 

Und dann war auch schon wieder alles vorbei. Für Claudia und mich allerdings noch nicht. Obwohl man von Nattefrost immer mal wieder gehört hat, dass er Interviews nach 1 Minute abgebrochen hat, weil ihm die Fragen alle zu dumm waren, hab ich`s riskiert und ihn gefragt. Ich konnte nicht anders, sowas kann ich mir (und dem Magazin) ja nicht entgehen lassen. Ich hatte allerdings fest mit einem Nein von Nattefrost gerechnet (unter welchem Vorwand auch immer) und deshalb auch nichts vorbereitet (das Aufnahmegerät hab ich ja für den "Notfall" immer dabei). Dummerweise hat Nattefrost direkt Ja gesagt, ich solle ihm folgen. Und Claudia musste freilich mit, weil sie schon immer mal mit Nattefrost reden wollte, einfach, weil er so verrückt ist (und das war auch gut, dass sie dabei war... ich musste schließlich improvisieren, aber da sie die ganze Bandgeschichte immer verfolgt hatte, fielen ihr immer noch ein paar Fragen ein). Und so saßen wir also eine Stunde nach dem Gig auf ein Plauder-Viertelstündchen im CF- Tourbus für ein Nattefrost- Interview (demnächst hier in Sheol Magazine... logisch) und ließen den Tag somit gemütlich ausklingen. So, und nun auch noch ein paar Fotos vom Gig:

 

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