Bericht: Anja
Der Wettergott meinte es wohl ziemlich gut und wollte dem Rest der Welt eine weiße Weihnacht bescheren, sorgte allerdings für alle Metalheads, die sich mit ausgestrecktem Mittelfinger gegen dieses Konsumterrorfest auf dem Weg in die Erfurter Hölle befanden, für eine ordentliche Schlitterpartie. Der Witterung war wohl auch die recht übersichtliche Zahl von Gästen in der Location „From Hell“ zuzuschreiben. Diejenigen, die es hinterm Ofenrohr vorlockte erwartete mit Anael, Neithan, Zemial und Morrigan im Rahmen des „Fucking Christmas Festivals“ die volle Ladung Black Metal, um sich schön besinnlich auf die nächsten Tage einzustimmen.
Besinnlich, so kann man wohl auch den Einstieg der Thüringer Anael beschreiben, spielten sie doch eher Slow- bis Midtempo-Metal, der trotz schöner, ausgeklügelter Arrangements zu wenig Resonanz im Auditorium führte. Dies lag wohl auch daran, dass ihre Songs wie z.B. der Opener „Marching through Babylon“ eine beachtliche Länge aufweisen, die in der Live-Umsetzung sicher nicht leicht zugänglich sind. Gesanglich bewegte sich der Fronter zwischen Kreisch- und vereinzelt Klargesang, der live nicht 100% überzeugen konnte. Nichtsdestotrotz eine solide Leistung und der Silberling „On Wings of Mercury“ allemal hörenswert.
Während der Umbaupause sah man einen deutlich aufgeregten Void, seines Zeichens Sänger der Berliner Band Neithan, auf der Bühne rumwuseln. War es um dem bandeigenen pessimistischen Perfektionismus Rechnung zu tragen oder schon mal etwas Aufsehen zu erregen, wer weiß? Als nun alles zu stimmen schien, legte die Truppe mit ihrem depressive nihilistic Black Metal los und zog etliche Hörer in ihren Bann. Das Gebaren und die netten Ritzmotive an den Armen des Frontmanns sowie musikalisch erinnerten Neithan an Shining. Stellt sich die Frage, müssen denn alle Borderliner oder sonst wie Persönlichkeitsgestörte unbedingt die Bühnen dieser Welt mit ihren Ergüssen bevölkern? In diesem Fall bleibt nur eine Antwort: Ja! Die 2007er EP „Notes from Nothingness“ und dessen Live-Umsetzung machen Neugierig auf das, was da noch kommen mag.
Nach der Psychonummer folgte nun Partystimmung mit den drei lustigen Zwei von Zemial. Die Griechenbrüder plus Session-Basser ließen den Hexenkessel im From Hell richtig brodeln und zauberten eine tanzbare Suppe aus klassischen Heavy Metal-Gitarren und dunklen Vocals, die sich zumeist aus dem Schlund des Drummers Vorskaath pressten. Die komplette Bandbreite der 18-jährigen Geschichte von Zemial wurde von „Sleeping under Tartarus“ bis „In Monumentum“ zur Zufriedenheit aller geboten.
Den Abschluss des Fucking Christmas Festivals lieferten die Schwaben von Morrigan. Beliar und Balor legten nach recht kurzer Umbaupause ohne Umschweife und langen, nervigen Soundcheck los und hämmerten ihre schwarzmetallische Ladung beginnend mit „Crom Cruach“ in die Lauschlappen der Anwesenden. Das seit 1992 bestehende Duo, das auf Bass und ähnlichen Schnickschnack live verzichtet, arbeite sich durch sämtliche Alben ihrer Laufbahn. Stimmlich überzeugte der mit Corpse Paint geschmückte Beliar mit einer Mischung aus Kreisch- und Klargesang und vollführte recht einzigartige Geräusche mit seiner Gesangstechnik. Drummer Balor klopfte wild grimassierend die Maschinerie bei Songs wie Teutates Warcult oder In Memorian in Grund und Boden. Den Morrigan-Fans gefiel’s, auch wenn nicht mehr ganz so viele Maniacs vor der Bühne standen wie bei den griechischen Vorgängern.
Insgesamt ein recht gelungener Einstieg in die anstehenden Festtage. Lediglich der durchgängig breiige Sound in der Location sowie die spärliche Bühnenbeleuchtung, die die anwesenden Fotografen zum Wahnsinn trieb blieben Wermutstropfen des Abends.