Kings of Black Metal Festival
18. April 2009 – Giessen/ Germany
(Bericht: Twilightheart)
Am 18. April 2009 fand in Giessen in den Hessenhallen das “Kings of Black Metal“- Festival statt. Leider zeitgleich mit dem Ragnarök-Festival, was sicherlich schade war, denn genauso wie es mir schwerfiel, mich zwischen beiden Festivals zu entscheiden, wird es anderen auch ergangen sein. Aber dennoch waren beim „Kings of Black Metal“ zur besten Zeit (d.h. als Mayhem spielten) knapp an die 2000 Leute, wenn ich richtig geschätzt habe. Da die Hessenhallen aber riesig sind, verteilten sich die Besucher gut, so dass man nie das Gefühl hatte, in einer überfüllten Halle zu sein. Auch waren massenhaft Parkplätze vor der Halle, also alles super-easy und relaxed. Was mir auch gut gefiel, war, dass die ganzen Verkaufsstände in einem extra Bereich waren (so’ne Art grosser Extra-Raum an der Seite), so dass in der Konzerthalle selbst nicht ständig Trubel/Verkaufstätigkeit an den Seiten herrschte, sondern alle Aufmerksamkeit der Bühne und den Bands allein galt. Man wartete mit dem Beginn des Festivals, bis die meisten der vor der Location wartenden Besucher ihre Bändchen hatten und in der Halle waren (was gleich von Beginn an eine 15-minütige Verspätung verursachte) und dann konnten die Black-/Deather von Mathyr loslegen. Die Band stammt aus Thüringen und obwohl es sie bereits seit 1999 gibt und sie seitdem 3 Alben veröffentlicht haben, habe ich hier das erste Mal von ihnen gehört. So an die 250 Leute vor der Bühne schenkten der Band bereits ihre Aufmerksamkeit und Mathyr konnten durch engagiertes Auftreten, super-geilen Sound und Pyro-Show punkten. Der Vocalist der Band beherrschte das Schreien bestens, was mit seiner tiefen Stimme inmitten all des roten Lichts und Pyros eine gewisse BM-Atmosphäre schuf (und das, obwohl an der Seite der Halle das Tageslicht reinschien, was einer solchen Szenerie ja oftmals einen Dämpfer geben kann) und die Musik war recht headbängtauglich, so dass die Anwesenden satt applaudierten und die Band den Auftritt für sich als Erfolg verbuchen konnte. Nun
fuhren die Österreicher von Hellsaw ihre üblichen morbiden
Geschütze auf, mit Fackeln, rotem Licht, kranken Outfits und frisch
eingeritzten Anti-Kreuzen auf den Oberarmen von Bassist Desderoth und
Gitarrist Malthus, deren frisches Blut durch darunter angebrachte Verbände
aufgefangen werden musste. Witchmaster, die Black-/Thrash-Veteranen aus Polen machten als nächtes die Bühne unsicher. Ganz im Stil der 80er Jahre, aber dafür mit umso blasphemischeren Texten rockten sie die Bretter, die die Welt bedeuten. Ich möchte fast meinen, keine andere Band genoss es an diesem Tag so sehr, hier auf der Bühne stehen zu können, denn die Band sprühte vor Energie und vor allem die älteren Bandmitglieder waren Poser, die ihresgleichen suchen. Vokalist Bastis grunzte sich durch’s Set und suchte ständig den Kontakt zum Publikum. Seine „ich will einfach nur geile Musik machen“- Stimmung wirkte unglaublich ansteckend und die Band schaffte es, dass die vorderen Reihen headbängten, als stünde schon der Headliner auf der Bühne. Guter Sound und routiniertes, fehlerfreies Spielen (massenhaft old-schoolige Soli inklusive) taten ein übriges. So hechtete die Band quer durch ihr gesamtes Repertoire aus allen Jahren. Einige Songs, die auf jeden Fall mit dabei waren, sind: „Tormentor Infernal“, „Morbid Death“, „Fuck off and die“, „Satanic Metal Attack“, „Two-point suicide“ und „Masochistic Devil Worship“. Während die wenigen die-hard-Fans in den ersten Reihen wie gesagt mächtig Spaß hatten, hatten allerdings andererseits etliche Leute gerade bei Witchmaster die Halle verlassen, um zu pausieren. Obwohl die Bandauswahl insgesamt grandios war, haben Witchmaster wohl am wenigsten in's Billing gepasst. Sie waren wohl von allen anwesenden Bands die „fröhlichste“ bzw. die Band, die von der Ausstrahlung her am wenigsten morbide rüberkam, sondern eher so als „Rock’n’Roll und Spaß haben“- Band. Schade eigentlich, denn rein vom Können her waren sie aller erste Güteklasse. Bei
Necros Christos handelt es sich um eine weitere BM-Band (mit
leichtem Death-Einschlag) aus Deutschland, die mit extrem gotteslästerlichen
Texten aufwarten. Gegen
18 Uhr wurde es plötzlich zum ersten Mal an diesem Tag richtig voll in
der Halle. Taake standen als nächstes auf dem Plan. Unter
tosendem Applaus enterte ein völlig nüchterner Høst
die Bühne (wie ich später erfuhr, war die Band erst kurz vorher
aufgestanden und angekommen) und zog konzentriert sein Ding durch. Es
fehlte leider eine gewisse Portion Aggressivität, wie man sie sonst von
Høst
kennt. Ob das den Songs besser stand, kann ich nicht sagen. Klar, ein
Minimum an Aggressionen gab es zwar hier trotzdem auf der Bühne, aber
mir persönlich gefällt Høst
einfach besser, wenn er wie ein kleiner Giftpfeil auf der Bühne
herumsaust und ständig wütend um sich tritt, während er kreischt, als
wäre er vom Teufel besessen. Wie ich ebenfalls erst später erfuhr,
hatten Taake außerdem große Soundprobleme, ein Gitarren-Amp. war wohl
ganz ausgefallen, was die Musiker während des Gigs total nervte. Auch
Bassist V’gandr, den man sonst als grimmigen Zeitgenossen on stage
kennt, versuchte vornehmlich, den Gig möglichst ohne weitere Einbußen
beim Klang durchzuziehen, genau wie der Rest der Band. Eine Gitarre
musste dann im zweiten Teil des Gigs sogar völlig neu besaitet
werden. Necrophobic, die scheinbar immer ihren eigenen Fanclub, ihre eigenen Filmer, Fotografen usw. dabei haben, waren ebenfalls nicht ganz so gut drauf, wie ich es von anderen Gigs kenne. Will das jetzt (auch bei den nachfolgenden Bands) nicht wirklich wissentlich darauf schieben, dass die Skandinavier (derer alle Headliner ja waren) alle erst’mal einen gezwitschert haben müssen und nur mit einem bestimmten Pegel intus richtig geile Shows abliefern können, aber irgendwie schien der ganze Abend soundtechnisch unter keinem guten Stern zu stehen, was bei vielen Bands einfach zu Qualitätseinbussen führte (was genau wie bei Taake aber den Fans total schnuppe waren, die sahen da großzügig drüber hinweg und feierten die ganze Skandinavien-Riege fanatisch ab). Necrophobic
begannen den Gig mit „Black moon rising“ und „Awakening...“.
Beim letzten Gig, den ich von Necrophobic gesehen hatte, war Erik von
Watain als Gastbassist dabei. Dieses Mal gab es einen neuen Bassisten,
der hervorragend zur Band passt und eine unglaublich dämonische
Ausstrahlung hat. Dark
Funeral hatte ich wirklich Ewigkeiten schon nicht mehr gesehen. War
mal wieder Zeit. Zu „King Antichrist“ kamen die Schweden auf die Bühne
und gaben ihr bestes. Caligula kreischte wie ein Berserker und das
Publikum war sofort auf 180. Beim 2. Song wurde dann auch endlich Lord
Ahriman’s Gitarre eingestöpselt (der bis dahin zwar gespielt hatte,
aber nicht zu hören war) ... das hat vorher tatsächlich keiner
gemerkt, dass die nicht angeschlossen ist... die Pannenkette machte also
leider auch vor Dark Funeral nicht halt. Bei
Mayhem (bei denen sich das Besetzungskarussell mal wieder gedreht
hat und die sich hier „The true Mayhem“ nannten) darf man ja immer
gespannt sein, welches skandalträchtige Outfit sich Attila für den Gig
aussucht. Nun, so spektakulär war es dann doch nicht, er hatte etwas
gewählt, was er schon öfter bei anderen Gigs zur Schau gestellt hatte:
die aufgesprühte Maske und eine lange schwarze Kutte mit Kapuze. Doch
gerade der Umhang macht aus der Ferne (und durch das psychedelische
Licht in der Halle) einiges her. Man schaut den ganzen Gig über wie
gebannt auf Attila, den man nun nur noch an der Stimme und den Augen
erkannt hat. Der Soundteufel trieb auch bei Mayhem sein Unwesen
(vielleicht sind die neuen Musiker auch noch nicht ganz so
ultra-professionell wie die Vorgänger, ich weiß es nicht), denn es
klang beinahe alles durchschnittlich und immer wieder wurde auf der Bühne
an der Technik was gemacht oder irgendwas umgestöpselt, was mich persönlich
erheblich gestört hat. Mit
einer gewissen Verzögerung beim Festival hatte natürlich jeder
gerechnet. Dass es statt 0:30 um 2:30 endete, lag dann aber wohl doch
hauptsächlich an Watain. Sie (bzw. ihre Leute) brauchten zum
Umbau bzw. zum Dekorieren der Bühne tatsächlich anderthalb Stunden.
Insofern ist es beinahe nicht verwunderlich, dass die Hälfte der
Besucher gegangen waren, als es irgendwann tatsächlich losging. Nun ja... nach anderthalb Stunden Warten ging es also los und das Intro erklang. Watain stellten sich mit dem Rücken zum Publikum auf die Bühne, die ersten Riten wurden vollzogen und die Fans in den ersten Reihen flippten komplett aus. Als Watain dann „Legions of the Black Light“ anstimmten, gab es kein Halten mehr. Man sah nur noch Haare fliegen, Fäuste in der Luft und hörte mitgrölende Fans. Sollte die Band zu irgend einem Zeitpunkt schlechten Sound gehabt haben, so wäre dies gar nicht aufgefallen, da die Fans eh beinahe lauter als Watain waren. „The Limb Crucifix“ folgte und vor “Devil’s blood” warf Erik einen Beutel mit Blut in die Fanmenge. Natürlich gab es allerlei rituelle Handlungen während des Gigs. Auch wurde viel Blut getrunken und gespuckt. Aber allem vorab gab es Feuer und Pyro. Zu bestimmten Zeiten oder Songs gingen etliche Feuersäulen hoch oder auch Silvester-Feuerwerks-Fontänen (nur weißes Licht allerdings, vor dem sich Erik’s Silhouette in Siegerpose dann gut absetzte). Auch nutzte Erik so eine Art Pulver, das er zerrieb, und wenn es in einer bestimmten Schale ankam und sich mit einer chemischen Flüssigkeit mischte, wurde daraus Feuer. Oder gleich eine explosive Flüssigkeit in kleinen Becherchen, die explodierten, sobald er sie in die Luft schleuderte. Nach „Satan’s hunger“ und „I am the earth“ sagte Erik, dass der nächste Song Euronymous und Jon Nödtveidt gewidmet ist, die zwar heute nicht körperlich, aber im Geiste anwesend sind, und dann folgte „Sworn to the dark“. Der
Gig von Watain war natürlich der mit Abstand spektakulärste und
intensivste. Bei jedem Song schienen die eingeschworenen Fans noch mehr
mit der Band und ihrer Performance zu verschmelzen. „Black salvation“,
„Rabid death’s curse“, “The serpent’s chalice” und „Stellarvore”
folgten, bevor es noch’mal einen Höhepunkt der Show gab. Es wurde „The
Somberlain“ von Dissection gesungen (natürlich richtig gut) und
während des Gigs verließ man die Bühne, um gleich darauf zurückzukehren
und mit dem bombastischen zweiten Teil des Songs fortzufahren. Grosse
Klasse! Insgesamt war das Festival also ein voller Erfolg. Die Soundprobleme waren eine echte Bremse, aber glücklicherweise waren so eingefleischte Black-Metal-Fans anwesend, die sich durch nichts und niemanden den Abend verderben ließen, und die meisten Bands versuchten, absolut alles zu geben. Das erste „Kings of Black Metal“ kann also als Erfolg bezeichnet werden und eine Fortsetzung im kommenden Jahr ist nun beinahe schon ein Muss!
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(mehr Fotos von allen Bands in den "festival photos"!!)
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