LORD BELIAL, DARK FORTRESS, BORN OF SIN, AZAMOTH - München, 15. April 2006

(Bericht: Twilightheart)

Es war ein schöner Frühlingstag im April, der hervorragend begann und frustrierend endete. Aber von vorne:
Gegen 16 Uhr machte ich mich auf in`s „Titanic City“, denn die Black- Metal- Band Azamoth (die aus in Israel lebenden Russen besteht) hatte sich für ein Band- Fotoshooting bereit erklärt. Doch zuerst mal mussten sie sich in Ruhe das Corpse Paint auftragen, was wohl eine Weile dauern sollte.

Ich nutzte währenddessen die Zeit für ein Interview mit Lord Belial, mit Gitarrist Hjalmar. Hier schon mal ein kleiner Vorausblick:

Das Interview könnt ihr bald hier im Magazin nachlesen. Nur schon vorab soviel: alle Bands schienen sehr frustriert zu sein, weil im Vorfeld von Bruchstein- Tours nicht genügend Werbung für die Tour gemacht wurde und deshalb nicht viele Leute zu den einzelnen Gigs gekommen waren (in München waren es da schon ein paar mehr). Ausserdem liefen wohl noch andere Dinge schief, wie z.B. dass der Bus nur 18 Schlafkojen hatte, obwohl insgesamt 21 Leute mit auf Tour waren. So mussten immer einige Mitglieder auf den Bussitzen pennen.

Nun ja, dann waren Azamoth auch mit dem Corpse-Paint fertig und wir suchten uns ein paar geeignete Stellen für die Fotos. Hier ein kleiner Vorausblick, mehr demnächst in „Sessions“.

Die Band selbst war recht cool drauf. Einer von ihnen sprach auch NUR russisch und kein englisch. Man nur gut, dass ich noch ein kleines bisschen russisch kann. Es war dann insgesamt auch ziemlich lustig, weil ein Bandmitglied nicht wirklich „grim“ schauen konnte (es liegt einfach nicht in seiner Natur), während der Drummer gleich immer ZU böse schaute, als wölle er gleich losrennen und jemanden abschlachten. Insofern war es relativ schwierig, die Mimiken zu dirigieren. Egal...

Dann war es auch schon Zeit für den Gig.
Azamoth waren die ersten und trümmerten den erstaunten Zuhörern (die eventuell als erste Band einen Langweiler erwartet haben) erst mal eine gehörige Portion ihres Death-lastigen Black- Metals um die Ohren. Dem Sänger der Band, der bekennender Dissection- Fan ist, sah man dies auch ein bisschen an seinen Bewegungen an, dass er sich einiges von Jon abgeschaut hat. Ansonsten liess sich auch die Musik wirklich hören. Kompromissloser Black- Metal mit ausgefeiltem Riffing und gut gekreischten/ gegrowlten Vocals. Jedenfalls können sie lässig mit jeder deutschen oder schwedischen Untergrund- Black- Metal- Band mithalten.

 

Der Drummer, der wie ein wildes Tier war hinter seinem Schlagzeug, schien hinten nichts zu hören, er musste die ganze Zeit mitzählen und sich extrem konzentrieren. Der Sänger war gezwungen, Bass zu spielen (und der Bassist spielte Gitarre), denn der eigentliche Gitarrist war einfach urplötzlich nicht mit auf Tour gekommen. Auf jeden Fall machten die Jungs ihre Sache trotzdem gut. Denn dafür, dass sie vorher hier niemand kannte, ernteten sie relativ viel Applaus. Hier noch ein paar ihrer Songtitel von jenem Abend: Eternity, Bloody Dawn, Ancient signs of war, The eternal horde, Nocturnal creatures, Destroy religions, From the land of ice.

Dann enterten „Born of sin“ die Bühne und warfen mit „In Sickness“ und „Deceiver“ gleich mal ordentlich Kohlen in`s Feuer. So harmlos wie die Schweden aussehen, hätte man nicht erwartet, dass ihre Musik im Gegensatz dazu so reinhaut. Ein ganz ordentliches Death- Metal- Brett. Und der Sänger hat eine Röhre, dass einem Hören und Sehen vergeht. Unglaublich. Weiter ging`s mit  „Our infamous god“, „Shapeshifter“ und „He will walk the earth“. 

 

Der Gitarrist riss sich am Anfang des Gigs, als er nicht merkte, dass sich seine Haare in den Saiten verfangen hatten, ein ganzes Haarbüschel aus, als er anfangen wollte, zu headbängen. Und der Sänger seinerseits hatte einen total irren Blick auf Lager und war total in seine Lyrics vertieft. Die Musik wurde zwischendurch immer mal dermaßen knüppelhart, dass selbst die Betrunkendsten noch mit headbängen wollten. Die Stimmung war also gut, obwohl es heute irgendwie besonders heiss war im Titanic City. Dass der Schlagzeuger ein paar Mal daneben lag mit dem Takt, schien auch nicht weiter aufzufallen. Und so setzten „Born of sin“ ihren Beutezug mit „The heheader“ und „Bloodline“ fort, bevor der Gig mit „Walk with the lord“ und „She must be god`s whore“ auch schon sein Ende fand.

 

Nun kamen “Dark Fortress”, und dies sollte ihr letzter Gig auf dieser Tour sein. Insofern bin ich froh, dass ich (bzw. speziell die Münchner Metal Fans) noch dabei sein konnten. Der Grund war wohl der Sänger, dem es nicht besonders gut ging. Er war auch kreidebleich (haha, kleiner Scherz, das sieht man unter`m CorpsePaint natürlich nicht), aber er wirkte ganz anders als sonst. Man merkte schon, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist. Es fehlte einfach die extrem angespannte Mimik, die er bei anderen Auftritten immer so an den Tag gelegt hatte. Außerdem wirkte er extrem übermüdet. Aber trotzdem, solange er auf der Bühne stand, bemühte er sich, den Gig ordentlich durchzuziehen. Die Band begann mit „To harvest the artefacts of mockery“ und „Iconoclasm Omega“ und das Publikum ging sofort ordentlich mit. Ich glaube, auf die Münchner ist da Verlass, wenn eine heimische Black Metal Band spielt, erst recht, wenn`s Dark Fortress sind.

Interessant wäre zu wissen gewesen, ob Bassist und Keyboarder eine Kühlung in der Jacke hatten, denn beide kamen mit Mantel auf die Bühne, der Keyboarder sogar im Ledermantel, die sie auch trotz ca. 35 Grad im Club nicht auszogen. Hart im nehmen! ;-) Der Keyboarder scheint übrigens das Posing für sich entdeckt zu haben. Insofern eignet er sich natürlich hervorragend als Foto-Objekt (... bzw. Subjekt), denn er fördert an möglichen und unmöglichen Gesichtsausdrücken alles zutage, was geht:

Dann legt er sich zwischendurch mal mit dem Oberkörper auf sein Keyboard und lässt die Hände baumeln, während er böse in`s Publikum schaut. Also eigentlich wäre man den ganzen Gig über gut beschäftigt, wenn man nur auf die Mimik des Keyboarders achten würde, es würde nicht langweilig werden. Aber natürlich schaue ich persönlich auch gerne mal dem Gitarristen V. Santura auf die Finger. Es ist immer wieder erstaunlich, wie er mit seinen extrem langen Fingern die schwierigsten Griffe hinbekommt, während es so aussieht, als fiele ihm dies kinderleicht.

Sänger Azathoth hatte übrigens mal ein neues Outfit. Ich fand das „Kill me“ Shirt ja sowieso schon immer zu zweideutig. Man könnte es ja auch so auffassen, dass er zu schwach ist, sein Leben zu meistern und deshalb andere auffordert, ihm die „Arbeit“ abzunehmen. Insofern war mir das neue Bühnen- Outfit gleich viel sympathischer.

Weiter ging es mit „Self mutilation“ und „Poltergeist“, gefolgt von „Shardfigures“. Und dann kam der Höhepunkt des Abends in Form des Songs „Catawomb“, den die Fans ja über alles zu lieben scheinen. Schon bei den ersten Takten des Songs gab`s riesen Applaus und danach wurde geheadbängt bis nix mehr ging. Während des letzten Songs „Like a somnambulist in daylight`s fire“ verliess der Sänger dann die Bühne und es war klar, dass er nicht zurückkommen würde. Die anderen Musiker legten sich, als sie dies merkten, aber noch mal ganz besonders in`s Zeug und liessen es in den letzten 2 Minuten des Songs noch mal so richtig krachen. Und das Publikum machte mit. Somit war der Club noch mal richtig am Kochen, bevor der Gig auch schon wieder vorbei war. Mir war`s wie 10 Minuten vorgekommen, aber es muss wohl mindestens eine halbe Stunde gewesen sein. 

 

Und dann war`s endlich soweit: Lord Belial! Stolz kam die Band während des Intros „Invocation of the 68:th demon“ auf die Bühne und holzte mit „Succubi Infernal“ los. Es erstaunt mich, mit welcher Kraft die Band zu werke ging, nach allem, was sie in der Vergangenheit so hinter sich haben (die schwere Rückenverletzung des Drummers, oder der erst kürzlich verletzte linke Zeigefinger des Gitarristen/ also der wichtigste Finger, den er zum spielen braucht... wo ja gleich ein kleines Stück Fleisch raushing, als er sich verletzt hatte). Aber die 2 Brüder plus Cousin und Hjalmar waren verdammt gut drauf und lieferten ein brachiales Stück nach dem anderen ab: Lord of Evil Spirits, Mysterious Kingdom, Satan Divine, Scythe of death, Belial – northern prince of evil, und das brutal geile „Lamia“. Und schon die ganze Zeit hatten vereinzelte Stimmen nach dem Song „Nocturnus“ verlangt. Und nun wurde es dann endlich gespielt.
Mitten im Set sorgte ein Spassvogel aus dem Publikum mal wieder für Unterhaltung: er hielt Thomas, dem Sänger, ständig sein Bierglas unter die Nase mit der Aufforderung zu trinken. Aber die Brühe war irgendwie bläulich. Keine Ahnung, was da noch mit reingemischt war. Insofern war es verständlich, dass Thomas das Zeug erst mal nicht anrührte. Aber dann rief der Fan gefrustet: „After the show you DRINK it!“ und zwar mit einer Überzeugung, die ihresgleichen sucht. ;-) Wahrscheinlich war auch Thomas davon „beeindruckt“, denn er nahm nun das Glas und trank. Sein Kommentar danach: „Oh! Lemonade!“ ;-)
„Legio Inferi“ wurde weggelassen, obwohl es auf der Setliste stand. So ging es dann mit „Mark of the beast“ und „Indoctrination of human sorrow“ weiter, bevor der echt geile Gig danach mit dem „Death March“ auch schon wieder sein Ende fand.
Da bleibt nur eins zu sagen: Lord Belial... jedes Mal wieder gerne!!

 

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