Noneuclid, Cold vengeance - Landshut, 06. Jan. 2006
(Bericht: Twilightheart)
So begann für mich also das
Metal Jahr 2006… im schönen Landshut. Wie verschlägt es einen dahin, werdet
ihr euch fragen, wenn dann auch noch sogenannte „no name“ - Bands spielen, für
die nicht mal manche Landshuter den Fuß vor die Tür setzen würden, weil ihnen
der Name eben (noch) nichts sagt. Nun, der Grund für die kleine Reise war eine
nette Einladung (und die Tatsache, dass der 6. in Bayern Feiertag war... sowie
die Tatsache, dass ich sowieso dringend mal wieder Abwechslung und Live-Musik
brauchte). Ach... und Landshut wollte ich ja schon immer mal sehen (nein, nicht
nur, weil`s die Heimat von Dark Fortress ist). Und die vielen Altbauten dort
(sowie Kirchen, Rathaus usw.) sind wirklich was zum anschauen, zumindest für
Leute, die einer altertümlichen Architektur etwas abgewinnen können.
Gut, dass mir noch rechtzeitig einfiel, dass meine Kamera kaputt ist und die
Neue noch nicht angekommen ist. Und noch viel besser ist, dass es mal wieder
fantastische Leute gab, die sofort alles in die Wege geleitet haben, jemanden zu
finden, der mir seine digitale borgen kann. War zwar diesmal nur eine minikleine
mit 3 Funktionen (nämlich Fotos machen, Fotos anschauen, Fotos löschen), aber
wenn man im richtigen Moment abdrückt, kann man auch mit dieser
erstaunlicherweise ein paar verwendbare Fotos machen. Denn zum Glück lebt ein
Foto trotz aller Technik doch in erster Linie durch`s MOTIV.
Aber bevor es zum Gig ging, ging es erst mal zu „Wickys Pub“. Für die
Landshuter, die den noch nicht kennen, sei gesagt, dass man dort in aller Ruhe
und Gemütlichkeit in kleiner Runde sein Bierchen trinken kann (einen
Billardtisch gibt`s auch), und wenn dann die liebe Maria bedient, gibt`s auch
ordentlich Gothik- Musik statt Old-school-Metal auf die Ohren, oder zuweilen
auch mal Black Metal, je nachdem, wie gerade die Stimmung ist. Die Adresse vom
Pub ist „Altstadt 178“, also schaut mal rein.
Und ja, ich geb`s zu, Maria ist auch diejenige, bei der ich übernachten durfte,
und die sich rund um die Uhr super-lieb um mich gekümmert hat, und die auch dem
Wick die Kamera aus dem Kreuz geleiert hat. Lieben Dank an euch alle für`s
„Komplett-Sponsoring“! ;-)
So, und nun zur Musik!
Das Ganze fand im JUZ statt und es wurde nicht sonderlich viel Werbung für den
Gig gemacht im Vorfeld, denn für die Band „Noneuclid“ (bei der 2 Mitglieder
von „Dark Fortress“ mitspielen... später mehr dazu) war es die
Feuertaufe... der erste Gig überhaupt. Insofern hatte ich schon Angst, dass
vielleicht überhaupt niemand kommt. Und vielleicht waren es ja tatsächlich nur
Freunde und Bekannte der Bandmitglieder, die da waren, keine Ahnung, aber es
waren letztendlich so an die 40 Leute da... also viel mehr als bei Naglfar`s
erstem Gig, harr.
Den Abend eröffnete die Band „Cold
Vengeance“ aus Bayern, die so eine Art melodischen ProgThrash spielen.
Naja, und dieser Effekt, dass zu Beginn eines Gigs alle Besucher erst mal 3
Meter von der Bühne wegstehen, war in Landshut noch viel krasser ausgeprägt,
als in München (die Münchner haben sich, glaube ich, schon selbst dazu
umerzogen, von Anfang an voll mit dabei zu sein und die „gute Sicht“ aus den
vorderen Reihen voll auszunutzen). Leute, die Künstler beißen euch nicht, wenn
ihr vorne steht... das sind auch
nur Menschen. Und ich glaube einfach, die Band fühlt sich viel besser, wenn die
Fans direkt vorne an der Bühne stehen, auch wenn`s nur 10 oder 20 sind. Naja...
egal... so hatte ich eben mehr Platz vorne, um Fotos zu machen... is auch recht!
;-)
Zu „Cold Vengeance“ kann man sagen, dass sie sich vor allem durch hervorragende Lyrics auszeichnen, die einfach anders sind, als bei anderen Bands. Da lohnt es sich, mal genauer hinzuhören. Nix mit Einheitsbrei! Musikalisch war es eher ein bisschen flach. Die Gitarren waren irgendwie zu schrill für meine Ohren. Entweder dieser Aufwach-Effekt war gewollt, oder irgendwas am Tuning hat nicht gepasst. Naja, der Gitarrist rechts auf der Bühne (aus Fan-Sicht) schien sowieso eher unbeteiligt zu sein (oder extrem schüchtern oder konzentriert). Dafür hat es der Bassist umso mehr rausgerissen. Bei ihm hatte man 100% ig das Gefühl, dass er die Musik lebt. Er ging einfach total auf auf der Bühne (eventuell hat er auch schon mehr Erfahrung) und legte irgendwie eine ganz besondere, ich würde fast sagen filigrane Spielweise an den Tag. Naja, und der Sänger war sowieso eine Marke für sich. Obwohl er durch die kurzen Haare im ersten Moment eher aussah wie einer, der noch nicht so viel mit Metal am Hut hat, entpuppte er sich bei näherem Hinsehen als der wahrscheinlich hingebungsvollste Metaller der Band (wobei ich auch seine Tätowierungen erwähnen will... selbige sind ja auch immer ein metalloides Statement). Man merkte wirklich, dass ihm viel an dem Gig lag, denn er versuchte wirklich, richtig Stimmung aufkommen zu lassen (was sich natürlich schwierig gestaltete bei so wenigen Gästen, die sich immer schön im Hintergrund hielten), und sehr witzig war auch, dass er bei jedem Gitarrensolo quasi „mitgespielt“ hat.... Luftgitarre eben... und zwar volle Kanne. Aber so was nennt man eben Hingabe... Sein Gesangsstil war schwer einzuordnen für mich, es war kein Singen und kein Growlen o.a., es war eigentlich ein Gebrülle. Wenn man ein Mikro in der Hand hat, muss man nicht mehr so brüllen, finde ich... die Lautstärke ist der Job vom Mikro! Insofern war mir der Gesang an vielen Stellen also einfach zu sehr gebrüllt.
Einer der nachfolgenden Songs
wurde dann allen Männern im Publikum gewidmet. Und zwar mit `ner kleinen
Ansprache vorneweg, dass die Männer das ja bestimmt kennen, wie man sich fühlt,
wenn man Liebeskummer hat usw. Jungs, jetzt hab ich Neuigkeiten für euch: für
Frauen fühlen sich Liebeskummer und alle anverwandten Gefühle ganz genauso
schmerzhaft an...
Hier mal die Setliste von „Cold Vengeance“:
The Threat, Stupid, Memories, Suicide of mankind, Superstar, Dreaming of you (story of a
slut), So close
Und
da das Publikum dann (wenn auch aus sicherer Entfernung) eine Zugabe verlangte,
gab´s noch „My own vengeance“. Und hier noch ein paar Fotos:
Nach einer ganz kurzen Pause ging
es gleich weiter mit „Noneuclid“.
Wechsel des Kalibers, könnte man sagen, denn obwohl es der erste Gig der Band
war, muss man diese schon ein paar Level höher einstufen. Doch zuerst möchte
ich euch (da es noch keine Webseite der Band gibt) erzählen, um wen und was es
sich handelt. Die Band besteht aus 2 Mitgliedern von „Dark Fortress“ (nämlich
Seraph am Schlagzeug und V.Santura an der Gitarre), dann aus Linus am Bass,
Morian (ja genau, alles Künstlernamen natürlich! So cool, ihr Kind wirklich
Morian zu nennen, war in Bayern sicher noch keine Mutter!) an der 2.Gitarre
(sowie als Unterstützung bei einigen wenigen backing vocals), und aus Sänger Bruce (endlich mal ein Musiker, der noch ein
klein wenig älter ist als ich ;-)...), "Schuld" am
Entstehen dieser Band ist Morian, welcher gleichzeitig auch das Mastermind der
Band ist und die Songs schreibt!
Die Band selbst nennt ihre Musik „Cosmic Death Thrash“, aber obwohl das Wort
„cosmic“ sicher zutrifft, hat es mit Death GAR nichts zu tun... echt nicht.
Thrash... okay... eben in den schnelleren Teilen. Aber man müsste es
korrekterweise (wenn das Wort „cosmic“ nun denn unbedingt auftauchen soll)
„cosmic Avant Garde“ nennen. Denn es ist wirklich ganz anders als alles, was
man vom Death oder Thrash kennt... da möchte ich nicht, dass sich jemand in die
Irre führen lässt davon.
Wie könnte man die Musik beschreiben, die bei diesem Gig gespielt wurde?
Erstens mal war alles ziemlich knifflig zu spielen, die Songs waren sehr
abwechslungsreich und sehr auskomponiert (ich habe zwar die Lyrics nicht
verstanden, weil ich zu sehr abgelenkt war vom Outfit der Band... später mehr
dazu), aber ich gehe davon aus, dass die Kompositionen in jeder Ebene auf die
Lyrics eingestellt sind, die sicherlich relativ abstrakt und schwer verdaulich
sind. Die Musik hatte also wirklich fast alles in sich, was man sich so
vorstellen kann. Da waren langsame psychedelische Parts, die einen in eine
andere Sphäre versetzten, manchmal nur aus Geräuschen bestehend, die durch die
Instrumente hervorgezaubert wurden, dann wieder ließ man es so richtig krachen
und es wurde metallisch und schnell. Dann wieder stand kurzzeitig der Gesang im
Vordergrund und es wurde in allen Facetten, die mit der Stimme des Sängers
realisierbar waren, gesungen. Aber alles in allem war es die ganze Zeit
unglaublich innovativ, eben mal wirklich etwas ganz eigenständiges, was auf
sehr skurrile Art durch die vielen Variationen und technischen Eskapaden
hindurch am Ende eine erstaunliche Einheit bildete. Avant Garde eben! Sehr
stilvoll, in etlichen Passagen, wenn es dazupasste, auch brachial… nur was für
Fortschrittliche und Experimentierfreudige, nix für Leute, die sich nur die Rübe
von der Schulter bängen wollen.
Wie bereits vorhin kurz
angedeutet, muss ich leider gestehen, dass ich geschockt war vom Outfit der
Band. Ich könnte mir vorstellen, dass das Aussehen der Kostüme sicher durch
den bizarren Schnitt und die vielen Extras, Kanten und Löcher etc. den Inhalt
der Musik unterstreichen sollten, und den Stil der Band widerspiegeln sollte.
Die Idee ist auch eigentlich okay, aber leider ist das irgendwie schiefgegangen,
denn der Stoff enthielt zuviel Glitzer und es waren ZU viele Schnitte, Fetzen
etc. im Stoff, so dass es von weitem wie Rüschen aussah... und somit gab das
ein echt ZU glamouröses Bild ab (oder, wie es sich manche im Publikum zuflüsterten:
„Das sieht voll schwul aus.“). Aber dann witzigerweise das Ganze mit voll männlichen
Schuhen drunter... schlammverschmierte Workerboots bei dem einen, typische
Kerle-Schuhe bei dem anderen... :-)
Sorry, Jungs... aber weniger ist manchmal mehr!
Wenn`s wenigstens nur die Oberteile gewesen wären... aber diese Hosen gehen ja
nun wirklich GAR NICHT! Entschuldigung! Da finde ich, wer so selbstbewusste
Musik macht, sollte auch so selbstbewusst sein, jedes Bandmitglied sich selbst
sein zu lassen, wie derjenige wirklich ist. Vor allem vom Drummer hätte ich nun
am allerwenigsten erwartet, dass er sich zu so`nem Outfit überreden lässt,
obwohl seines zum Glück wenigstens ein BISSCHEN dezenter war. Und wie gesagt,
lenkt das Outfit von der Musik ab, was schade ist, da es sie sicher eigentlich
unterstreichen sollte. Zu dick aufgetragen....
Doch wie gesagt war dafür die
Musik etwas ganz Besonderes und ich würde mir das jederzeit wieder antun. Die
Musiker mussten sich wirklich richtig konzentrieren. Vor allem der Schlagzeuger
war total in sich gekehrt und man konnte förmlich spüren, wie er in Gedanken
mitgezählt hat usw. Und auch V.Santura schien vollkommen konzentriert, was
sicher auch berechtigt war, denn er hatte ein paar VERDAMMT knifflige Riffs und
Ausschweifungen zu spielen. Im Übrigen war es sowieso wahnsinnig interressant,
ihm zuzuschauen ... nein, nicht weil seine Haarpracht für Haarfetischistinnen
wie mich das Non-Plus-Ultra sind,,,, sondern weil es wirklich faszinierend
aussieht, wie er mit seinen überlangen Fingern über die Saiten jagt und die
verzwicktesten Töne hervorzaubert.
Besonders geil fand ich eine Stelle (bzw. kam sie sogar zweimal vor), als die
beiden Gitarristen (die ja beide so gleichermaßen schrecklich groß sind) an
einer Stelle, als es musikalisch langsamer bzw. mid-tempo wurde, (vielleicht
ohne es voneinander zu wissen) genau im selben Takt ihre Köpfe bzw. Haare
kreisen ließen, obwohl der Takt eigentlich zu langsam für so was war. Aber
irgendwie hatte dies eine echt coole Wirkung.
Auch der Sänger der Band war bemerkenswert auf seine Weise, denn obwohl er echt
keine „Metal-Erscheinung“ ist, war er zuweilen interessant anzusehen, wie er
mit geschlossenen Augen fast vor sich hinmeditierend seine Lyrics darbot.
Und manchmal, wenn das Licht günstig war und kein Rotlicht in`s Bühnenlicht
gemischt war, sah man nichts als seinen Schatten und die Augen, die auf
eigenartige Weise blau durch`s Dunkel hindurch glänzten. Mit meiner richtigen
Kamera hätte ich diesen Effekt festhalten können (ohne Blitzlicht), aber mit
der „Ersatzkamera“ natürlich nicht. Schade... ich hätte euch gerne
gezeigt, was ich meine.
Hier
übrigens mal die Setliste: Worm, The digital diaspora, Coming in tongues, Time
raper, Void bitch, paranoid alkaloid, Murder of worlds.
Naja,… soviel Progressivität bringt natürlich
jedes Publikum dazu, nach einer Zugabe zu rufen… so auch die Landshuter. Aber
für den letzten Song, d.h. für die Zugabe, war einfach nur mal richtig Spaß
angesagt. Und was bringt einem Metal-Publikum mehr Spaß als alles andere?
Richtig, ein Slayer-Cover! Und so ließen es die Jungs mit „At dawn they sleep“
noch mal so richtig krachen, bevor das Ganze viel zu schnell vorbei war. Nun...
ich hoffe ja mal, dass es nicht der letzte Gig der Band war. Also auf ein
Neues... wann auch immer!
Und hier noch ein paar Fotos... (runterscrollen!)