Party San Open Air 2005 – Bad Berka - Teil 2
(Bericht: Twilightheart + Wiebke)
Samstag, 13.08.2005
Wiebke: Final Breath konnten schon eine ziemliche Menge mobilisieren. Da schien auch die Begrüßung von Eumel ein wenig übertrieben, der sich ein „Guten Morgen Party San, seid ihr schon wach?“ nicht verkneifen konnte. In der folgenden halben Stunde wurden einem Thrash Songs mit kräftiger Rock´n´Roll-Attitüde um die Ohren gefeuert, dass es nur so knallte. Spaßgranate Eumel überraschte dabei mit einem Hüftschwung, der so mancher Table Dancerin gut zu Gesicht stehen würde, flirtete heftig mit Publikum und Filmkameras, wenn auch auf eine leicht provozierende Art und Weise. Mit „To live and to die“ verabschiedete sich die Band und dürfte mit diesem Auftritt nicht nur den mitgereisten Fanclub zufrieden gestellt, sondern auch einige neue Fans gewonnen haben, was sich auch daran zeigte, dass sich der Platz vor der Bühne nun merklich leerte. Und auch für mich waren sie eines der Highlights des Festivals!
Während die Schweizer Disparaged ihr Set begannen, leerten sich die Reihen vor der Bühne merklich. Wer dennoch blieb, konnte sich eine dreiviertel Stunde schnellen Death Metal mit Thrash- Anteilen zu Gemüte führen. Mir persönlich wurde es nach drei Songs zu langweilig, da jeder Song mit einem Sample- Intro begonnen wurde und auch in den Songstrukturen nicht viel Abwechslung herrschte. Das machten auch ein äußerst präzise agierender Drummer und ein wild posierender Bassist nicht wett.
Omnium Gatherum hatten mit einem miesen Sound zu kämpfen. Die Keyboards waren während des gesamten Gigs nicht zu hören, und auch die zweistimmigen Gitarren gingen im Matsch unter. Den Spaß ließen sich die sechs Finnen aber trotzdem nicht vermiesen, wobei sich besonders Antti Filppu hervortat, der neben leicht versauten Ansagen auf deutsch eine energiegeladene Gesangsperformance ablieferte. (W)
Twi: Weiter ging es mit der Band „Dead“, von der ich dem Hörensagen nach eigentlich mehr erwartet hätte. Irgendwie war der Gig ziemlich mäßig und somit etwas enttäuschend. Die Band hatte sich ja extra für dieses Festival für eine Reunion zusammengefunden. Ich meine, deren Die-hard-Fans werden sicher mega-erfreut gewesen sein darüber, aber ein „neutraler“ Zuschauer hat mit Sicherheit mehr von dieser neuerlichen Zusammenkunft erwartet.
Und so nutzten Wiebke und ich die Zeit, die wir nicht weiter vor der Bühne verbringen wollten, für unser Necrophobic Interview. Wie sich herausstellte, ist Joakim von Necrophobic ein guter Freund eines meiner Lieblingsmusiker (Andreas Nilsson von Naglfar). Insofern machte es natürlich gleich doppelt so viel Spaß, mit ihm zu reden, und ein paar „Geheimnisse“ aus ihm rauszuquetschen, die dann letztendlich aber nicht alle abgedruckt wurden. Schließlich will ich denen allen ja irgendwann noch mal guten Gewissens unter die Augen treten können. ;-)
Danach war`s aber mal wieder an der Zeit für Musik. Und zwar in Form von Enthroned. Ich hatte ja im Vorfeld über diese Band bereits gehört, dass sie ziemlich geil sind. Und dies bewahrheitete sich auch. Die Band lieferte die brutale, kompromisslose Black Metal Säge schlechthin ab. Jeder Takt hat gesessen, und der Sound war 1A. Ein BM- Hochgenuß!
Es ging nun spaßig weiter, nämlich bei der Autogrammstunde von Moonsorrow. Es war einfach so witzig, zuzuschauen, denn Ville und Henu haben auf fast jedes Autogramm irgend eine Sauerei draufgeschrieben, und wenn es in finnischer Sprache war, aber „normale“ Autogramme gab es im Prinzip nicht.
Da wurden mal eben riesen Penisse draufgemalt oder einfach das Bild eines anderen (anwesenden) Bandmitglieds auf der Autogrammkarte durchgestrichen. Auf jeden Fall habe ich die ganze Zeit nur gelacht. Quasi die ganze halbe Stunde durchgelacht. Und natürlich war Henu zu Dauer-Späßchen aufgelegt. Nachdem irgend eine Lady ihm eine Sonnenbrille mit rosa Bügeln zugesteckt hatte, gab`s für ihn kein Halten mehr: (Twi.)
Wiebke: Graveworm
holten ihren im letzten Jahr ausgefallenen Auftritt nach. Und wer die Jungs und
das Mädel schon einmal gesehen hat, weiß, dass sie eine absolute Liveband
sind. Stefan Fiori tobte unermüdlich auf der Bühne hin und her, und Sabine
Mair demonstrierte eindrucksvoll, dass Keyboarder keineswegs statische
Bandmitglieder sein müssen.
Das melodische Gebräu aus Death und Thrash- Metal animierte
zahlreiche Fans zum Headbangen. Es wurden nicht nur Stücke vom aktuellen Album
„NUtopia“ gespielt, wobei besonders der Titelsong positive Resonanzen
hervorrief, sondern auch älteres Material. Und da durfte die eigenwillige Iron
Maiden-Coverversion von „Fear of the dark“ natürlich nicht fehlen.
In der Dämmerung betraten Moonsorrow die zugenebelte Bühne, klassisch mit Blut beschmiert. Mit etwas besserem Sound legten sie mit „Kylän päässa“ los. Doch irgendwie wollte der Funke nicht so ganz überspringen, zumindest bei mir. Vielleicht bin ich auch nur verwöhnt, weil ich 2002 einen absoluten Hammergig von ihnen erleben durfte. Nichtsdestotrotz gaben sie sich alle Mühe, geizten nicht mit Ansagen, die allerdings etwas finnisch-spartanisch ausfielen, widmeten einen Song Sami Tenetz´ Großmutter und hatten eine gute Songauswahl, so dass sie definitiv einen positiven Eindruck hinterließen, denn sie sind eine Band, deren Melodien einen unweigerlich berühren und nicht mehr loslassen. (W)
Twilightheart: Ich möchte hinzufügen, dass ich persönlich Moonsorrow total genial fand. Diese Band hat`s einfach drauf. Deren Musik ist live einfach so einzigartig geil, ich könnte da einfach nur abdrehen. Vielleicht ist das deutsche Publikum nur einfach noch nicht reif für diese Band, denn in der Tat waren die Zuschauer so ruhig, dass Ville ihnen am Ende den Mittelfinger zeigte und enttäuscht von der Bühne ging. Sicher ist die Band auch anderes gewohnt. Ich habe einen Gig von Ihnen in Finnland gesehen, und da ging es so RICHTIG ab. Die finnischen Fans begrüßen diese Band auch ganz anders als die deutschen. Also sind Moonsorrow evtl. etwas verwöhnt diesbezüglich und müssen vielleicht noch begreifen, dass sie sich erstmal in die Herzen der deutschen Fans hineinspielen müssen, das heisst, dass sie sich die enthusiastischen Reaktionen durch harte Arbeit und viele Live-Gigs erst verdienen müssen. Aber ich für meinen Teil habe den Party San Gig in vollen Zügen genossen. Es ist jedes Mal ein Highlight für mich, wenn ich Moonsorrow live erleben kann.
Weiter ging es mit 1349. Diese Band kennen einige von euch eventuell als Vorband von Gorgoroth. Und auch hier beim Party San machten 1349 richtig was her. Die Show begann mit viel Feuer und Pyro. Und dies war auch schon alles, was an Licht zu sehen war. Der Rest der Show wurde fast komplett im dunkeln durchgezogen (oder mit rotem oder grünem Licht, was aber auch sehr dunkel war). Ich denke mal, dies war mit Absicht so, um der Atmosphäre mehr Düsterheit zu verleihen. Und es verfehlte seine Wirkung auch nicht. 1349 boten dunklen, bösen Black Metal in seiner reinsten Form. Und schon bereits vor deren Gig riefen mehrere Fans immer wieder nach Frost, dem Drummer. Nur zu dumm, dass man ihn gar nicht zu Gesicht bekam, weil er im finsteren Hintergrund der Bühne wirklich kaum zu erkennen war. Trotzdem war der Gig 1A, und 1349 haben ihrem Namen mal wieder alle Ehre gemacht.
Leider lief bei Napalm Death irgendwas schief für uns. Diese Band ist ja bekannt für die kürzesten Songs der Welt. (Ich glaube, sie stehen sogar im Guiness Buch der Rekorde für den kürzesten Song der Welt.) Und entweder, die Secureties haben es wörtlich genommen, die Fotografen nach einem Song (sprich nach 10 oder 20 Sekunden) wieder rauszuschicken, oder ich hab irgendwas verpeilt. Auf jeden Fall wurde die Gruppe Fotografen, wo ich dabei war, sofort nach den Hineingehen wieder rausgeschickt und die nächsten sollten rein, so dass ich kein einziges Foto gemacht habe, weil ich irgendwie vor der Bühne gar nicht zum Stillstand kam. Naja, einem anderen Typ von einem anderen Magazin, mit dem ich mich ein wenig angefreundet hatte, weil wir immer nebeneinander warteten, ging es bei Napalm Death genauso. Er konnte also auch kein Foto machen. Das heißt, als wir uns direkt nach dem Reingehen wieder draussen VOR´m Fotograben wiederfanden, haben wir die ganze Zeit einfach nur noch gelacht. Anders ging es nicht bei dieser Pleite. Und deshalb habe ich vor lauter Lachen auch vom Gig nichts mitbekommen. Sorry! (Twi.)
Wiebke: Okay, ich reite immer auf dem Sound herum, vielleicht bin ich auch ein bisschen zu pingelig, was das angeht, aber für mich ist das ein Genussfaktor. Lange Rede, kurzer Sinn, Entombed war die erste Band des Festivals, die einen annehmbaren Sound hatte. Lars Göran und Co. präsentierten sich in ausgezeichneter Laune und feuerten einen Death´N´Roll-Kracher nach dem anderen ab. Übrigens hatten sie die Bühne mit den Worten „We are Emtombed from Sweden“ betreten, als wenn das tatsächlich irgend wer noch nicht gewusst hätte. ;-) Die Menge dankte es ihnen, so dass besonders heftig zu Songs wie „Retaliation“ und „Left Hand Path“ geheadbangt wurde, während Lars das Wort „Stillstand“ nicht zu kennen schien. Zwischendurch wurde der ein oder andere Scherz gemacht und das – mittlerweile übliche – Foto des Publikums, das der werte Frontmann nach eigenem Bekunden als Wichsvorlage benutzen wollte… (W)
Twi: Das glorreiche Finale des Party San sollten niemand geringeres als die Herren von Cannibal Corpse bestreiten. Und dies taten sie auch in der altbekannten Manier: sie kamen, sahen und siegten. Der Stiernacken an den Vocals sorgte von der ersten Sekunde an für die korrekte Headbänger-Laune, indem er selber bängte bis zum Exzess und zwischendurch in`s Mikro grunzte, dass selbst die Wildschweine im nahegelegenen Wald noch erschrecken mussten. Ich denke auch mal, in genau diesen Momenten war beim Publikum der Alkoholpegel sicher am höchsten. Manche werden sich an diesen Gig vielleicht gar nicht mehr erinnern können. ;-) Aber ich sage nur eins: die Fans waren noch einmal so richtig wild. Wer noch laufen oder stehen konnte, machte sich noch ein letztes Mal auf in Richtung Bühne und gab noch mal alles, was die Nackenmuskeln hergaben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass dies ein wirklich fantastisches Festival war. Beim Party San passt eigentlich fast alles. Ich hoffe wirklich, dass Jarne (der das Booking der Bands macht und bisher immer exzellenten Geschmack bewiesen hat) sich niemals reinreden lässt von außenstehenden. Das Party San muss so bleiben, wie es ist. Und das liegt vor allem an der Bandauswahl (meiner Meinung nach), dass es mich dort immer wieder hinzieht (oder vielleicht auch, weil ich dort aufgewachsen bin in der Gegend... who knows). Auf jeden Fall fühle ich mich immer sofort wie zuhause, wenn ich dort ankommen. Und hier sind noch ein paar Fotos der Fans als Erinnerung:
(mehr Fotos von den Bands in den "festival photos"!!)
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