Party San Open Air

August 2008 – Bad Berka, Thüringen

(Bericht: Twilightheart)

Nachdem das 2007er Party San die reinste Schlammschlacht gewesen war, fühlte sich das 2008er wirklich wie ein Sommerfestival an. Trotz der unvermeidlichen Regenschauer war es größtenteils angenehm und schön warm und man hatte das Gefühl, dass wirklich alle relaxt waren und die Atmosphäre genossen. Selbst die  härtesten BM-Bands versprühten irgendwie positive Grundstimmung... okay, vielleicht war dies nur meine Einbildung, weil Wetter und Billing einfach geil waren.

Als Purgatory am Donnerstag um 20 Uhr als erste Band zu spielen begannen, war der Campingplatz zwar schon voll, aber trotzdem standen immer noch lange Autoschlangen vor dem Eingang (die Gepäckkontrollen dauerten relativ lange und es gab natürlich Stop & Go und wenn’s gut lief auch mal Schrittempo). Dadurch verpassten leider viele Fans den Opener, so dass dieser vor einer kleinen, überschaubaren Menge spielte. Diese aber war heiss auf Musik, es wurde sofort Party gemacht. Der Sänger machte sich mit seinem „Gott ist heute nicht hier“-Shirt auch gleich Freunde und während der 45-minütigen Spielzeit wurde recht gut abgefeiert und die Band legte sich richtig in’s Zeug. Selbst der anfangs zaghafte Bassist nutze später dann doch mal die Grösse der Bühne, um sich auszutoben.

Danach folgten Deadborn, die mir persönlich zu punkig waren, aber dem Publikum wohl die ein-oder andere Spring-Orgie abgerungen haben. Naja, wem’s gefällt... bitteschön!
Wir nutzten die Zeit, um mal unsere Zeltnachbarn besser kennenzulernen, denen Deadborn jetzt auch nicht gerade in den Kram passten, und die schon fleissig am Grillen waren. 
Ansonsten kann man, wenn auf der Bühne mal nichts los ist, sich natürlich auch bei den vielen (interessanten, reich bestückten) Ständen rumtreiben, die jedes Jahr praktischerweise immer in der selben Abfolge an den selben Stellen stehen, man weiss also genau, wo was ist. Auch scheinen immer alle bestens besucht zu sein, ich glaube, die Händler machen da echt den großen Reibach.

Farsot waren die Überraschung des Donnerstags. Von weitem sahen sie aus wie eine Mischung aus Dark Fortress und den ganz alten Gorgoroth. Der Sänger sah besonders morbide aus und hing schmachtend bis böse growlend an seinem Mikro und versprühte (wenn auch sehr melodische) Schwärze. Diese Band muss man einfach live sehen, kann mich erinnern, dass sie mich auf CD überhaupt nicht angesprochen hatten. Aber hier bei diesem Gig überzeugten sie voll. Nicht nur die musikalische Darbietung war bestens, auch visuell waren sie die ersten, die mit Pyro ihre Show aufpeppten. Zusammen mit der magischen Aura schafften sie es, mächtig Eindruck zu schinden und alle Augen waren zur Bühne gerichtet.

Skyforger aus Lettland hatten leider auf ganzer Linie Pech. Dadurch, dass sowieso ein Bandmitglied ausgestiegen war und ein weiteres krank war, waren sie nur zu dritt auf der Bühne. Dies bedeutete natürlich, dass alle sich konzentrieren mussten (damit die spärliche Instrumentenkulisse überhaupt nach irgendwas klang) und somit keinerlei Raum für wirkliche Stimmung blieb (früher sprangen die Bandmitglieder zu den Folk-Songs ja gerne mal auf der Bühne herum). Noch dazu war der Sound irgendwie schlecht, so dass vom eigentlichen Charme Skyforgers wirklich GAR NICHTS rüberkam. 
Skyforger begannen den Gig mit „Nakts debusu karakungs“ und „Kauja garozas silã“. Peter liess dann auch gleich eine Bemerkung vom Stapel, dass die Band am Arsch ist, weil der 2. Gitarrist krank ist. Er meinte auch, die Fans sollen den Gig besser vergessen. Weiter ging’s mit „Esat kã viri“, „Kad Usins jaj“ und „Nãves sala“. Trotz der Tatsache, dass alles irgendwie halbgar klang, gingen die Fans gegen Ende des Gigs (als die melodischeren Stücke gespielt wurden) noch recht gut mit. Nachdem auch „Ligo“, „Tirela purvã“ und „Kurši“ gespielt wurden, fand der Gig alsbald sein Ende und ich gebe dem Wunsch Peters nach, den Gig schnell wieder zu vergessen.

Nach der Umbaupause erklangen die ersten Töne von „Stillborn ways“ und Dismember enterten gutgelaunt die Bühne und schüttelten mal eben einen saugeilen Gig aus dem Ärmel. Die Security-Mannschaft hatte nun alle Hände voll zu tun. Es gab massenweise Crowdsurfer und die Mähnen flogen in Massen. „Death conquers all“, „Skinfather“, „Dark depths“, „Life...“, “Tide of blod”, “Forged with hate”, “Under a bloodred sky”…. ein Burner jagte den nächsten, so dass die Fans keine Sekunde zum Durchatmen hatten. 
Nur mitten drin verließ die Band kurz die Bühne, um voller Elan zurückzukehren. Sie interagierten oft und viel mit dem Publikum und die Energie auf der Bühne war ansteckend. „Override of the Overture“, „Soon to be dead“, „Bleed for me”, “And so is life”, “Dismembered”, “Skin her alive” und “Sickening art” folgten, bevor der Gig mit “In deaths sleep” sein Ende fand und Dismember klargestellt hatten, dass sie der einzig wahre Headliner für diesen Abend waren.

Das Party San beginnt ja praktischerweise immer erst gegen 14 Uhr nachmittags an den Haupt-Festivaltagen. Man kann also wirklich mal ausschlafen und hat somit das Gefühl, Urlaub zu haben. 

Als ich Freitag irgendwann nach 14 Uhr mit dem super-nostalgischen Shuttlebus aus Bad Berka zurück zum Festivalgelände kam, spielten gerade Irate Architects, die Hammergemörtel zum Aufwachen boten. Na ja, auf so was wie softere Klänge (wenigstens zu Beginn) kann man beim Party San wohl nicht hoffen. Ist ja eigentlich auch gut so.

Defloration hatte ich noch gut von ihrem letzten Gig in Erinnerung, waren sie doch DIE Spassband schlechthin. Insofern war ich beinahe enttäuscht, dass der Frontmann der Band diesmal nicht mit Badehose auf der Bühne stand wie beim letzten Mal. Aber gut, es sei ihm verziehen, denn es regnete gerade. 
Ganz ohne Ausziehen geht’s wohl doch nicht. Sobald die ersten Sonnenstrahlen rauskamen, zog er zumindest sein Shirt aus und scherzte auf die ihm eigene Weise, mit der er alle Musikrichtungen auf’s Korn nimmt („Sind wir nicht alle ein bisschen Black Metal?!“) , bevor es mit dem Geknüppel weiterging. Ein Fan im Publikum rief immer wieder nach seinem Lieblingssong, woraufhin der Sänger ihm mit einem Augenzwinkern schmeichelte: „Wenn du eine Frau wärst....“ 
Alles in allem war der Gig klasse und lustig (wenn es auch schon lustigere Auftritte der Band gab) und eine schöne Aufmunterung in den „frühen Morgenstunden“.

Tyrant aus Schweden schienen beim Soundcheck Probleme zu haben, wodurch der Gigbeginn sich verschob. Eine der Gitarren klang trotzdem den ganzen Gig über eigenartig, viel zu aufdringlich und aufgedreht, und dann war sie zwischendurch auch mal ganz weg. 
Die Band begann den Gig mit „Unleash the beast“ und „The rebirth...“. Das letzte Mal, als ich die Band gesehen hatte, waren sie ziemlich schlecht gewesen (und der Sänger schien sturzbetrunken zu sein), aber dieses Mal legten sie einen Gig hin, der ganz okay war (auch war der Frontmann viel nüchterner als das letzte Mal). Zwar schien die Stimme des Sängers etwas lädiert, aber trotzdem schien die Band ein paar Die-hard-Fans in der ersten Reihe zu haben, denn einige brüllten nach jedem Song, als stünden Slayer auf der Bühne, aber in den hinteren Reihen sah man ab und an auch Skepsis in den Gesichtern. Das wurde mit Blicken des Frontmanns honoriert, die nichts weiter ausdrückten als „Ihr langweilt mich total“, also ganz im Sinne des Spruchs, der auf dem Banner der Band stand: „Raw, cold ugly“. Mit „Remain unslaved“, „Tunes of hate“, „Restart with the #666“, „I’ll burn that bridge“ und „Hell to pay“ ging’s weiter. 
Da das Wetter inzwischen echt schön war, lagen viele auf der Wiese und sahen von weitem zu. Die Band schob noch folgende Songs hinterher: „Tyrant“, „Armageddon is here“, „Uprise“, „Hell has broken loose“ und „Go ahead, raise the dead“, before sie das Bathory-Cover „Die in fire“ runterrotzten. Mit “Hardest hunger” fand der Gig sein Ende.

Auf Hail Of Bullets aus den Niederlanden konnte ich mich durch die zeitliche Überschneidung mit den Autogrammstunden  nicht  konzentrieren. Hier nur mal die Setliste (die Songs konnte ich ja als „Hintergrunduntermalung“ während der Autogrammstunde trotzdem hören): „General Winter“, „Red Wolves“, „Nachthexen“, „Stalingrad“, „Advancing once more“, „The crucial offensive“, „Berlin“ und „Ordered Eastward“.

Bei der Autogrammstunde von Legion Of the Damned spielten sich währenddessen lustige Szenen ab. Jemand, der unerkannt bleiben wollte, kam mit Maske zur Signing Session und sorgte dadurch für allerlei Spaß. Die Band selbst war überaus geduldig und zu jedem einzelnen Fan nett.

Spätestens beim Auftritt von Lividity aus den USA waren alle wach. Die Grind/Deather boten Geknüppel vom Feinsten und deren Frontmann hat eine tiefe Grunzröhre, dass einem Hören und Sehen vergeht. Von den Lyrics verstand man immer nur „Ui ui ui ui“ in allen möglichen Längen. Was anderes als simple Laute kann man in der Tonlage wahrscheinlich auch nicht grunzen. Die Besucher headbängten und crowdsurften in Massen und die Stimmung war super. Die Band bedankte sich, dass sie als eine der wenigen US-Bands hier spielen durften. Nachdem sie also ordentlich abgeräumt hatten, verliessen sie von viel Applaus begleitet die Bühne.

Kampfar kamen wie der junge Frühling auf die Bühne, gutgelaunt und voller Elan. Die Sonne schien gerade richtig golden und das Wetter schien anzustecken. Dolk wuselte auf der Bühne herum, lachte viel und krächzte motiviert einen Track nach dem anderen in’s Mikro. Er war einer der Künstler, die die große Bühne auch allein hätten ausfüllen können, denn er lief energiegeladen auf der Bühne herum, scherzte mit den Musikern, headbängte und war voller ausladender Gesten während des gesamten Gigs. Spätestens bei „Ravenheart“ war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Schade, dass man beim Party San die Schlagzeuger nie wirklich gut sieht, denn das Drumming bei eben diesem Song ist ein Schauspiel. 7/8-Takt, soweit mich nicht alles täuscht, und wenn man dem Drummer hierbei zuschaut, hat man das Gefühl, dass seine Arme überall gleichzeitig sind. Einfach Kult! Weitere Songs, die gespielt wurden, sind: Inferno, Dødens vee, Troll død og trolldom, Hymne, Norse.

Für einen Kampfar-Gig dauerte das ganze natürlich viel zu kurz. Man hatte das Gefühl, es hätte nur 10 Minuten gedauert. Dies beweist natürlich das Talent der Band, richtig kurzweilig zu sein und die Massen in ihren Bann ziehen zu können.

Doch wer immer noch nicht genug hatte, konnte später noch bei der Autogrammstunde der Band vorbeischauen. Vor allem Dolk war wie immer recht gutgelaunt und machte jeden Spaß mit. So durfte ihm eine Dame auch selbstgebastelte Bunny-Ohren aufsetzen. :-) 

Týr hatten danach einen schweren Stand. Zwar hatten sie mit die beste Spielzeit, aber wenn man direkt nach einer energischen Band wie Kampfar spielen muss und dabei selbst nicht auch so enthusiastisch ist, hat man eigentlich den Kürzeren gezogen.
Außerdem haben mir Týr in der Vergangenheit viel zu oft und überall gespielt, ich persönlich bin da übersättigt und von mir aus kann ich mal 2 oder 3 Jahre auf die Band verzichten. Mit ihren eher gemäßigten Folk-Metal-Stücken (u.a. „Regin Smidur, Hail to the hammer, Wings of time, Ramund hin unge, etc.) sorgten sie hier beim Party San also für einen Gig, der eher zum Abspannen und Ausruhen einlud. Soll natürlich nicht heißen, dass sie schlecht waren. Nein, im Gegenteil, vor allem viele Frauen schienen Gefallen an dem Auftritt zu finden (ob das vielleicht auch an der Optik des Frontmanns liegen kann?), aber zur besten Spielzeit hätte eine echte Reißer-Band einfach besser gepasst. Meine Meinung.

Die gewünschte Hau-Drauf-Band konnte dann in Form von Unanimated ab ca. 21 Uhr begutachtet werden. Die Melodic Deather aus Schweden droschen ordentlich los und es wurde wieder bis in die hinteren Reihen gebängt. Und das trotz offensichtlich großer Soundprobleme. Beim 2. Song war der Bass komplett weg, also nicht mehr zu hören. Auch schien die Band sich selbst in den Monitor-Boxen nicht gut zu hören, was man an ihren angepissten Gesichtsausdrücken und den verzweifelten Blicken zu den Sound-Technikern ausmachen konnte. Natürlich, Profis wie sie sind, versuchten sie, das Beste aus dem Gig rauszuholen. Es wurde sogar ein uralter Song gespielt, der vom 1. Demo stammt. 
Dass die Band nicht ganz so harmonisch wirkte an diesem Abend, schien  die Fans nicht zu stören. Die Deather wurden ordentlich abgefeiert und ich könnte mir vorstellen, dass sie bei einem Gig ohne Soundprobleme noch um einiges mehr auftrumpfen können.

Auch Koldbrann gaben eine Autogrammstunde. Im Gegensatz zu Kampfar waren sie aber eher die typischen Norweger, die ein wenig grimm wirkten. Na ja, gehört sich ja im BM eigentlich auch so.  ;-)

Ich weiß nicht, ob es auf dem gesamten Party San Gelände jemanden gegeben haben könnte, der Endstille noch nie live gesehen hat. Ich denke mal nicht. Insofern war es auch ein Leichtes für die Band, abzuräumen. Iblis kam zu „Dominanz“ mit blutiger Mähne auf die Bühne und veranstaltete erst’mal seinen gewohnten Blutwirbel (einfach headbangen, so dass das Blut herumwirbelt und alles rot punktet, was nicht weit genug weg ist). Es gab viel Pyro und Iblis kroch zwischen den Flammen herum wie ein Untier. Der Sound war klasse und so kam jeder Song von „Frühlingserwachen“ bis „Endstilles Reich“ hervorragend rüber. „The one I hate“, „Vorwärts“, „Bastard“ und „Among our glorious existence“ waren auch noch dabei, bevor mit „Navigator“ die letzte der geplanten Zugaben über die Bühne ging. Da der Applaus und die „Zugabe“-Rufe recht heftig waren, trieb Iblis die Band dann allerdings für eine weitere Zugabe auf die Bühne zurück, was Drummer M.D. mit dem Stinkefinger quittierte. „Ripping Angelflesh“ war dann wirklich der letzte Song des Gigs, bevor Iblis sich noch medienwirksam selbst mit Blut übergoss.

Doch das wahre Blutbad sollte nun erst folgen. Nämlich mit Bloodbath. Und zwar in der Besetzung mit Mikael Åkerfeldt an den Vocals. Geile Sache! Die gesamte Band kam in einheitlichem Blut-Look auf die Bühne und Mr. Åkerfeldt war unglaublich gut drauf. Das viele Pyro hätte die Band überhaupt nicht gebraucht, denn die Fans sind sowieso von der ersten Sekunde an ausgeflippt und die Stimmung war am Kochen. Mikael schien es voll zu genießen, wieder Teil einer Band zu sein, die härtere Geschütze auffährt als seine anderen Bands bzw. Projekte. Er growlte und grunzte bis man meinte, ihm müsse doch langsam mal die Stimme versagen.
Passend zur gesamten Show meinte er dann noch „Our songs are all about blood“ und so setzte sich für insgesamt eine Stunde der blutige Siegeszug fort, bevor die Band zufrieden und begleitet von unglaublichem Jubel die Bühne verliess.

Den Abschluss des Festivaltages bildeten die UK-Deather von Bolt Thrower. Diese hatten, man höre und staune, Wacken abgesagt um auf dem Party San zu spielen. Eine Band dieses Kalibers brachte es natürlich mit sich, dass beinahe alle Anwesenden Richtung Bühne liefen (von den Zeltplätzen usw.). Ich glaube, erst zu diesem Zeitpunkt konnte man sich beim Blick über’s Gelände ein Bild davon machen, wie viele Leute tatsächlich da waren. 
Die Band schrotete ordentlich los und es wurde allerortens gemosht. Die alten Herren wirkten unglaublich agil und der Sänger war an Selbstbewusstsein wohl kaum zu überbieten. Auch als es im letzten Drittel des Gigs zum finalen Regenguss ansetzte, sprang er weiterhin wie der junge Frühling über die Bühne, wohl wissend, dass die Fans vor der Bühne trotzdem die Stellung halten würden. Und genau das taten sie auch. Sie blieben hart und ließen sich nassregnen, während sich die Leute hinten dann natürlich doch lieber Schutz suchten. Doch selbst von hinten starrten viele gebannt zur Bühne und wippten zumindest mit dem Fuß mit. Bolt Thrower sorgten also für einen gelungenen Ausklang der Metal-Nacht.

Der Samstag begann mit Death von Imperious Malevolence und der Sänger der Band „schockte“ mit grimmer Mimik, wenngleich er auch sonst keine Show abliefern konnte, da er beim Singen auch die Saiten bedienen musste und somit vor’m Mikro bleiben und spielen musste. Aber die Abwechslung kam (neben seinen verschiedenen Gesichtsausdrücken) durch die Musik, es gab viele Tempiwechsel und satt auf die Mütze. Somit war es nicht weiter verwunderlich, dass es schon an die 700 Leute vor die Bühne zog. 

Dann kam eine der geilsten Bands des Tages: Insision aus Schweden, die es schon seit 1997 gibt. Und das um 15 Uhr... eigentlich viel zu früh für so brutalen Death. Der Frontmann der Band kam auf die Bühne und man dachte noch, er kann kein Wässerchen trüben. Doch von einer Sekunde zu anderen schrie er wie ein Berserker los (nachdem er sich selbst geschlagen hatte, um sich „in Stimmung“ zu bringen) und stellte erst’mal klar, was Sache ist und dass die Aufmerksamkeit der Bühne gehört und nicht dem Bier... und tatsächlich lockte er mit seinem Eröffnungs-Urschrei etliche Besucher in Richtung Bühne. Es folgte präzises Getrümmer, was einen dermaßen umhaut, dass man nicht weiß, wie einem geschieht. Eingängig, innovativ und sehr headbangtauglich. Dazu das tiefe Geröhre des charismatischen Frontmannes.... und zwischendurch immer mal Schreie von ihm (während er das Mikro NICHT bei sich hatte), die so laut waren, dass man sie trotzdem bis weit über die Menge hörte. Der gesamte Gig war a la carte und ich kann die Band als Live-Act absolut empfehlen... wer sie noch nie gesehen hat: nachholen! Für die Fans hier noch die Setliste: Before my altar, Depleting the non-being, The imminent vision, My fever, Into the cold, Sado god, Doubt denied, We did not come to heal, A ravenous discharge, World impaled.

Es folgte eine weitere Band aus Schweden. Facebreaker, die Thrash/Death spielen, hatten nach Insision einen schweren Stand. Zwar waren sie auch nicht übel und auch ihr Repräsentator nach aussen hin, war ein potenter Sänger und ein Energiebündel, das sich nicht lumpen ließ. Da das Wetter mitspielte, hatten sie richtig viel Publikum, welches Sonne und Band genoss. 

Doch eigentlich wartete ich auf Koldbrann, die nun gegen 17 Uhr ihren Auftritt hatten (der letzte Party-San-Auftritt mit Drummer Tom, der später leider gegangen wurde). Natürlich war mir auch klar, dass sicher irgendwann Iblis von Endstille mit auf die Bühne kommen würde, um den Song „Bestial Swarm“ zu performen. Ich bedanke mich hiermit (sofern die beiden es lesen) bei den beiden Fans in der ersten Reihe, die mich nach den 5 Minuten im Fotograben (ja, beim Party San ist zeitlich nicht mehr drin für Fotos) noch mit in die erste Reihe gelassen haben, damit ich auch später Iblis noch ablichten konnte.
Doch zurück zum Koldbrann-Gig. Dieser begann mit „Alt er befengt“ und „Steinet til jorden“ und die Norweger legten sich mächtig in’s Zeug. Leider war eine Gitarre kaum zu hören. Die Fans vorne riefen immer wieder „Louder!“, was dann auch erhört wurde und man schaute, wo das Problem ist. Weiter ging es mit „Kaosmanifest“, „Koldbrann“ und „Opium fields forever“, bevor mit „Djevelens treskeverk“ auch schon der Endspurt begann. 

Danach stürmte ein motovierter Iblis auf die Bühne und stahl Koldbrann die Show. Eigentlich singt ja auch Mannevond mit, aber Iblis war so präsent und immer ganz vorne am Bühnenrand, um mit dem Publikum zu interagieren, dass kaum jemand dem Rest der Band Aufmerksamkeit schenkte. 
Am Ende machte Drummer Tom noch ein paar Fotos vom Publikum (zu sehen in seinem MySpace-Profil > sucht nach „Fordervelse/Ex-Koldbrann“... wen’s interessiert) und dann war der erste Samstags-Block mit den echten „Reißern“ auch schon vorbei.

Irgendwie gibt es ja in letzter Zeit auf dem Party San immer eine OP-Kittel-Fraktion. Dieses Mal waren es General Surgery, die Death/Goregrinder aus Schweden, die es auch schon seit 1988 gibt. Mit blutigen Gesichtern und Kitteln sorgten sie für den Grindspaß-Gig schlechthin. Mir Songs wie „If these walls could talk“, „Ambulance chaser“, „Fulguration“, „Necrodecontamination“, „Viva! Blunt force trauma”, “Cold storage fever” und vielen mehr begeisterten sie die Zuschauer und sorgten zwischen all den ernsten Bands für die Abwechslung, die manch einem ein Lächeln in’s Gesicht zauberte.

Warum die Black Metaller von Vreid immer zur besten Zeit spielen dürfen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Klar, sie waren Mitglieder von Windir (und Windir waren klasse), und obwohl die Musik von Vreid spielerisch einwandfrei ist, hat sie keinerlei Melodielinien, die irgendwas in mir ansprechen. Insofern lasse ich es lieber, einen Bericht über die Norweger zu schreiben, ich würde mir zu ihnen eh nur krampfhaft was Gelangweiltes aus den Fingern saugen. Sorry. Hier nur zur Info die Setliste: Helvete, Jarnbyrd, Under Isen, Då draumen rakna, Svart, Raped by light, I krig, Pitch black.

Gegen 20 Uhr war es Zeit für Metalcore. Metalcore zur besten Spielzeit? Konnte ich irgendwie nicht nachvollziehen... dachte mir nur, das muss ja dann wohl die beste Metalcore-Band sein, die Deutschland zu bieten hat. Maroon heisst die Band und bewirkte einen kompletten Wechsel der Leute in den vorderen Reihen. Und augenscheinlich war es eine Band zum Anfassen, die ihren Fans Spaß bringt, denn die Leute warfen mit Würstchen und der Sänger bedankte sich mit den Worten: „Vielen Dank für die Aufforderung, die Hosen runterzulassen“. Außerdem wurden Gummifußbälle in Miniformat geworfen, mit denen die Band dann auch kurz Fußball spielte und sie in’s Publikum zurückschoss. Offene Bierdosen wurden ebenfalls mal kurzerhand in die Fanmenge katapultiert. 
Die Musik, die Einflüsse vieler anderer Genres enthielt, bewirkte es, dass sogar Jungendliche im Equi-Shirt zu Maroon herumsprangen. Nun ja, die Raffinesse der Musik lud wohl tatsächlich zum moshen ein. Auch der Sänger der Band sprang dermaßen heftig auf der Bühne herum, dass er trotz beginnender Kälte sein Shirt ausziehen musste. Da waren zugegebenermaßen (und das sage ich, obwohl man mich sonst mit Metalcore jagen kann) ein paar echte Nackenbrecher dabei. Sogar einige Leute an den Merch-Ständen bewegten Kopf oder Fuß im Takt mit, obwohl sie mit dem Rücken zur Band standen. Und überhaupt sahen viele (wenn auch von weitem) dem bunten, lebhaften Treiben auf der Bühne interessiert zu.

Das wilde Treiben vor der Bühne konnte im Anschluss direkt fortgesetzt werden, denn die stürmischen Finnen von Impaled Nazarene fuhren als nächstes ihre Geschütze auf. Zwar hatten auch sie nur eine dreiviertel Stunde Spielzeit, aber die nutzten sie gut. Es dauerte nur 2 oder 3 Songs, bevor der Frontmann der Band sich warmgesungen hatte und seine anfängliche Zurückhaltung abgelegt hatte (vielleicht hat ihm ja jemand gesagt, dass er sich beim Party San benehmen muss, weil er sonst wie Høst rausfliegt ;-)  ...). 
Die Fans gingen von Anfang an gut mit und so mörtelte sich die Band quer durch ihr Set und es wurde gekreischt und geschreddert, bis jedes Ohr blutete.

Zusammen mit Hail of bullets waren Legion of the damned die einzigen Niederländer auf dem Festival, wenn ich mich nicht täusche. Aber zumindest dürfen überhaupt mal einige Holländer auf dem Party San spielen, ist dieses doch ansonsten eher Skandinavien-lastig (was jetzt nichts Negatives ist... eher im Gegenteil). 
So kamen die Death/Thrash-Legenden also auf die Bühne und legten sofort los und man sah nur noch die extrem langen Haare fliegen (dass die nicht ständig in den Gitarrensaiten hängen bleiben, ist mir ein Rätsel). Das Publikum stand voll drauf und das Gelände war inzwischen brechend voll, spätestens jetzt waren wohl alle gekommen, um die letzten drei Headliner zu sehen. Legion of the damned (die bei ihrer Autogrammstunde eine absolute Band zum Anfassen waren und mit jedem Fan ein paar Worte gewechselt haben, was sicher noch mehr zur Sympathie beiträgt) hatten eine Stunde Spielzeit und schafften es innerhalb dieser, alle vor der Bühne zum schwitzen zu bringen. Geiler Sound, geiler Auftritt... war alles perfekt.

Während es bei den Niederländern nur zwei Bands waren, schaffte es aus Polen nur eine einzige auf’s Billing, und zwar nur die Elite: Behemoth. (Eigentlich schade, denn gerade in Polen gibt es sehr geile Black-Metal-Bands. „Hate“ oder „Massemord“ zum Beispiel.) Aber gut, Behemoth bringen es natürlich immer wieder voll. Mit ihren extra angefertigten Stage-Outfits kamen die gestandenen Kerle auf die Bühne und boten einen qualitativ hochwertigen Gig. Bei Behemoth braucht es keine animierenden Zwischenrufe an die Fans oder sonstigen Schnickschnack. Da geht alles automatisch von Null auf Hundert. Die Band kam, sah und siegte. So einfach war das....

Den krönenden Abschluss bildeten Obituary. Die Florida-Deather boten an Extras alles auf, was ging. Ein riesiges Banner, (fast?) das gesamte Schlagzeug wurde umgebaut, ansprechende Deko und los ging’s. John Tardy, der die natürliche Coolness wohl irgendwie in die Wiege gelegt bekam, kam relaxt auf die Bühne und röhrte los. Frank Watkins (zukünftiger Bassist von Gorgoroth) und Ralph Santolla, der seine Gitarrenkünste aus dem Ärmel schüttelt, als wäre es das Leichteste von der Welt, boten zusammen einen Gig der Sonderklasse. Dass die Massen von der ersten bis zur letzten Minute des  anderthalbstündigen Auftritts ausflippten, muss sicher nicht extra erwähnt werden. Während die Gitarristen ja sowieso auffallen, wenn sie so gut sind wie die von Obituary, ist hier auch der Schlagzeuger immer ein Blickfang. Selten habe ich jemanden gesehen, der so athletisch an den Drums ist wie er. Insofern wurde ihm auch ein sehr langes Schlagzeug-Solo zugestanden, bei welchem der Lichtkegel nur auf ihn gerichtet war, so dass man auch noch von ganz weit hinten diese mörderische Leistung sah. 
Es setzte noch ein letztes Mal richtig fieser, kalter Regen ein, aber vor der Bühne blieben die meisten Fans eisern. Man ließ sich nassregnen und feierte trotzdem weiter. Und so fand das Party San 2008 sein furioses Ende.

Am nächsten Morgen waren wir (dank einer nicht genannt werden wollenden Person, die einfach nicht aufstehen wollte) so ziemlich die letzten, die den Zeltplatz verließen. Und es war einfach unglaublich, was da so alles liegen blieb. Damit meine ich nicht nur Müll, wie man ihn kennt (Dosen, Flaschen, Papier etc.), sondern auch sonst alles, was man sich (nicht) vorstellen kann: Zelte, Regenschirme, Kanister, Gesellschaftsspiele und sogar Gaskocher und ein Sessel (!) wurden zurückgelassen. Nicht zu fassen! Ich will echt keinen Metal-Fan mehr jammern hören, er hätte zu wenig Geld! Es wäre echt mal interessant, wie hoch die Kosten des Aufräumkommandos beim Party San sind... 
Aber dies nur als Randbemerkung. Auf die Qualität des Festivals hat dies ja keinen Einfluss. Es gehört immer noch zu denen, die bei der Bandauswahl ein großes Lob verdienen, weil sie bemüht sind, nicht nur Bands zu buchen, die eh gerade touren oder leicht zu haben sind, sondern jemand holt wohl immer wieder seine eigenen Favouriten über den Ozean bzw. achtet auf einige spezielle Bands, die man lange nicht live gesehen hat, und die dann auch das hohe Level, was erwartet wird, bedienen können. Insofern kann man auch für’s Party San 2008 zusammenfassend wieder sagen: alle Daumen hoch!

 

 

(mehr Fotos von den Bands in den "festival photos"!!)

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