Cryptic Wintermoon - „Of shadows... and the dark things you fear”
Massacre Records – Mai 2005
Obwohl die Band „Cryptic Wintermoon“ immer wieder als Black Metal Band bezeichnet wird (wobei es sich hier definitiv nicht um den satanischen, sondern um eher melodischen BM handelt) bietet dieses Album eine exquisite Mischung aus mehreren Stilen, z.B. schnellen thrashigen Passagen, death-lastigen Hammertracks, die live sicher einiges hermachen, und einigen melodisch ausgefeilteren doomigen Kompositionen. Und das ganze ist untermalt von einem herrschaftlichen Unterton, der sich durch alle Tracks zieht und trotz all der knallharten Lyrics und Riffs dem ganzen Album eine mystische, heroische Atmosphäre verleiht, die man so nicht beschreiben kann... aber ihr werdet es fühlen, wenn ihr es hört.
Der erste Track „The
dark things you fear“ beginnt ziemlich vielversprechend ... die Geräusche,
die die ganze Einleitung ausmachen (ohne Lyrics oder Instrumentierung)
erinnerten mich im aller ersten Moment an den Anfang des Songs „Mjölner“
von Thyrfing, aber natürlich war das nur eine kurze Täuschung, es handelt sich
im Endeffekt um eine eigenständige Idee. Andererseits, wenn man sich diese Geräusche
anhört und sich das Cover der CD dazu ansieht, muss man ein wenig an den Herrn
der Ringe denken. Die Geräusche (die ihr euch selbst anhören dürft) lullen
einen zunächst ein wenig in ein heroisches Feeling ein und geben einen
Vorgeschmack auf das, was einen vielleicht erwarten könnte auf dem Album. Und
dann geht es ziemlich turbulent zur Sache. Mit „Thrashomatic overdrive“ geht
es speed-mäßig gleich voll zur Sache. Auf ausgefeilte Kompositionen oder
knifflige Soli muss man hier allerdings erst mal verzichten. Es wird einfach
erst mal nur gehörig eingeheizt mit einer satten Portion Tempo und thrashigen
Knüppelpassagen. Dafür wird es in „Portals of nightfall“ schon etwas
melodischer und dramatischer (allerdings erinnern mich auch hier ganz ganz kurze
Passagen an Thyrfing, ich kann mir nicht helfen... doch das sind nur streifende
Gedanken... im Grossen und Ganzen handelt es sich um eine gelungene eigene
deathige Komposition mit treibenden sinfonischen Melodielinien unterbrochen von
stimmlich variierendem Gesang und einem heldenmütig-verträumten Keyboard im
Hintergrund). Dies ist sicher einer der Tracks, die man immer wieder mal gerne hört
und den die Fans live sicher auch gehörig abfeiern würden.
Der 4. Titel „Bonegrinder 1916“ ist
die ultimative Überraschung, denn man bekommt hier zu Beginn ironischerweise
eine uralte Weise um die Ohren gehauen (na ja, sagen wir mal, es könnte eine
Aufnahme aus den 40er/ 50er Jahren sein.... aber das werde ich für euch
rausfinden beim demnächst folgenden Interview mit Cryptic Wintermoon, worum es
sich genau handelt... jedenfalls
klingt es wie eine alte Grammophonaufnahme, schön dass man so etwas auch mal zu
Ohren bekommt, wenn auch als Intro eines Metal Songs). Doch sofort im Anschluss
daran lassen es Cryptic Wintermoon richtig krachen, mit gnadenlosen Lyrics wie
„War is the only answer“ und anderen blutigen Beschreibungen. Und dies ist
auch der erste Song, den man doch getrost als eher gnadenlosen Black Metal
bezeichnen könnte, auch wenn der Beginn des Songs thrashig antäuscht (doch
dieses „Gefrickel“ geht dann in´s Drumming über, insofern ist es wieder
passend zum Song). Ebenfalls ist dies der erste Song, der ein wenig rauer und
gnadenloser rüberkommt, aber all dies nicht ohne ausgefeilte Kompositionen, die
einen mitreissen. Stimmlich bietet Ronny hier auch eine gute Leistung... da muss
man schon wissen, wie man richtig keift und growlt, sonst ruiniert man sich mit
so was die Stimme.
Wilder wird es dann wieder in „Synthetic God“. Zwar ist auch dieser Track
von nicht zu überhörenden Thrash-Linien unterlegt, aber die Lyrics („I am
die Antichrist“... ) und die Melodielinien der Lead-Gitarre
sind schon sehr roh und diabolisch.
In „Where the oceans meet eternity“ kippt der Stil allerdings wieder etwas.
Denn die folgenden 3 Titel bilden eine vom ersten Teil abgetrennte thematische
Einheit, die im Kontrast zum ersten Teil der CD stehen. Der Thrash ist
vollkommen verschwunden... es bleiben treibende abwechslungsreiche
hingebungsvolle Kompositionen, z.T. untermalt von sich im Hintergrund auflösenden
Männergesängen mit klarer Stimme. Dieser Song („Where the oceans meet
eternity“) hat wieder diese eigenartige Atmosphäre, die ich zu Anfang erwähnte.
Teils heroisch/ melodisch/versteckt sehnsuchtsvoll, andererseits rau und
kompromisslos. Einfach eine eigene sehr positive Entwicklung der Band... man
kann das nicht einfach so in eine bestimmte Schublade stecken!
Doomig-traurig beginnt „Grave without a name“. Zwar
ist auch dieser Track etwas deathig, aber die verzweifelte Grundstimmung zieht
sich durch den gesamten Song und wird hervorgehoben durch passionierte
Gesangslinien und melodisch-depressive Keyboard-Hintergründe. Dieser Track dürfte
auch Doom Fans und Gothics noch begeistern.
„Once... in the windblasted north“ ist vom melodischen Grundthema her eine
Fortsetzung von Kompositionen, die wir bereits gehört hatten im bisherigen
Verlauf des Albums, obwohl hier als neue Komponente eine (zwar nicht ganz klare)
Gitarre ein paar bizarre Riffs zaubert. Aber ein Erzähler im Schatten des Songs
(wie er bereits zu hören war in vorherigen Tracks) gibt sich auch hier wieder
die Ehre und führt die Story fort.... denn hier wird der Titel des Albums
aufgegriffen und die Lyrics erzählen von den „Shadows“ und den „dark
things you fear“.
Das wieder thrashige kompromisslose „W.A.R. (without any regret) wird abgelöst
vom thrashigen, grindigen „Heavy armed assault“ (irgendwie kann man sich
dieses Teil super als Hintergrundmusik zu einem Computerspiel vorstellen, in
welchem es etwas härter zur Sache geht, da einige Passagen zu Beginn des Tracks
auch relativ synthetisch klingen). „Open Fire“ ist die gnadenlose
Fortsetzung desselben, einfach Thrash ohne Ende.
Bleibt nur noch das letzte Stück mit dem vielversprechenden Titel „Grim
Frost“, welches sich aber als leicht melancholisches Instrumentalstück
entpuppt, das einen sanft aus dem Album herausbegleitet, auf dass man den „Repeat“
Button betätigen möge, um sich diesem innovativen Mix dieses extravaganten
Albums gleich noch einmal hinzugeben.
Anspieltips: “Portals of nightfall“ und “Grave without a name”.
Punkte: 7,5 von 10