Poropetra - "Poropetra"

(Rautajouhi / 2005)

Die finnische Folk-Band „Poropetra“ hat ihre erste selbstproduzierte CD eingeschickt. Und wenn CDs hier ankommen, werden sie natürlich auch rezensiert. Natürlich keine Pop/ Rock CDs, aber wenn es sich um reine finnische wilde Volksmusik handelt, mache ich schon mal eine Ausnahme. Ein Mitglied der Band (Hittavainen) kennt ihr vielleicht von der Band „Korpiklaani“, ein anderes (Frostheim) kennt ihr eventuell von der „Moonsorrow“ CD „Verisäkeet“, wo er Kantele im Song „Jotunheim“ gespielt hat.  Es findet sich hier also ein Zusammenschluss hochbegabter finnischer Musiker, die, wenn sie schon mal Folkmusic machen, dies wirklich RICHTIG machen.
Das komplette Album besteht aus 5 längeren Stücken und ist in zumeist finnischer Sprache (welche in gesungener Form natürlich gleich noch herrlicher klingt), bis auf einen Song „Saare Piiga“, welcher in estonischer Sprache gesungen ist.
Der erste Song „Tunturikikka“ beginnt leicht beschwingt und lieblich mit Gitarren- und Blockflötenklängen, ist aber auch durchzogen von einer gewissen Sehnsucht, die sich in den Gesängen in Moll-Tönen versteckt. Genauso habe ich mir finnische Volksmusik immer vorgestellt, und so ist sie tatsächlich. Man wird auch gleich mit der rauen Singstimme des Vokalisten Virva Holtiton konfrontiert. Also klare reine Gesänge dürft ihr hier nicht erwarten, sondern vielmehr eine echte finnische rohe Männerstimme im Bariton- Bereich, die auch ab-und zu etwas schwankt bei den langgezogenen Tönen. Aber vielleicht kommt das ganze Album gerade dadurch so absolut ursprünglich und finnish-volkstümlich rüber... als würde man direkt im finnischen Wald am Lagerfeuer sitzen und ein paar junge Männer bieten handgemachte Musik.
Das zweite Stück „Västäräkki“ ist ein recht wildes, melodisches, sehr turbulentes, rein instrumentales Stück, in welchem alle möglichen und unmöglichen finnischen Volksmusikinstrumente auf tauchen. So verwendet die Band auf dem Album Instrumente wie 10-saitige Kantele (finnisches Zupfinstrument ähnlich einer Zither), Shamanen-Trommel, Mundharmonika, Percussions, akustische Gitarren, Bässe, Violinen, Jouhikko, Torupill (beides = weitere ursprüngliche Instrumente),  Mandolinen und Flöten.
Der 3. Song „Salon Sahti“ beginnt mit dem typischen finnischen „Hals-Gesang“, was ein wenig wie das Röhren eines Hirsches klingt und grosse stimmtechnische Kenntnisse erfordert, da man sich sonst damit die Stimme kaputt macht. Selbige Gesänge ziehen sich auch im Hintergrund durch den Rest des Songs, während im Vordergrund mehrstimmige Männergesänge zu hören sind, begleitet von sehr folkigen Melodien, die sofort in`s Ohr gehen und Lust auf den nächsten Finnland-Urlaub machen, während die Flöten und andere ursprüngliche Instrumente locker-leicht und animierend um einen herum tänzeln und gute Laune verbreiten.
Nun folgt der Song in estonischer Sprache „Saare piiga“, wobei ich sagen muss, dass mir der Klang der finnischen Sprache natürlich besser gefällt, schon allein wegen der „R“s, wie nur die Finnen es rollen können. Aber melodisch (und von der sehnsuchtsvollen, herzlichen Stimmung und dem Songwriting her) kann das Lied durchaus mithalten mit den anderen.
Das Stück „Tuulikannel“ leitet einen auf seeeehr sanfte Art aus dem Album heraus. Hier hört man Frostheim summen (anstelle irgendwelchen Gesangs) und es wird jetzt richtig traurig, melancholisch und sehnsuchtsvoll, was die gesummten Melodien und die traurigen Streicher in Moll unterstreichen, und man wird einfach eingelullt von der ganzen Atmosphäre des Liedes. Also an dieser Stelle mal ein grosses Lob an die Finnen. Zumindest wie man richtig Volksmusik macht, wissen sie.
Und da ich das alles so interessant fand, habe ich auch gleich die Chance ergriffen, ein Interview mit Bandgründer Virva Holtiton zu machen, um mir mal alles richtig erklären zu lassen über die ganzen finnischen Instrumente, die auf diesem Album zum Einsatz kommen, bzw. um generell über die Band (und was das Wort „Poropetra“ eigentlich bedeutet usw.) und die Finnen und ihre Musik zu reden.

Zum Interview geht´s HIER!

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