Riger, Helritt, Vrankenvorde, Heiden 

München, 19. Mai 2007

(Bericht: Twilightheart)

Dank eines neuen Konzertveranstalters in München, der sich nicht scheut, Bands wie Kampfar oder Riger nach München zu holen, konnten wir Riger, die ja nun höchst selten hier in der Gegend spielen (bzw. in München direkt wohl sowieso noch nie gespielt haben) am 19. Mai im „Backstage“ erleben. Und ich bin wirklich froh, dass der Club voll war, denn Dark Fortress spielten zeitgleich quasi „um die Ecke“ in Landshut (Azathoths letzter Gig) und haben sicherlich viele Münchner auch dorthin gelockt. Doch wie ich es gehofft hatte, haben viele erkannt, dass es eine bisher einmalige Sache ist, Riger hier zu haben, und so trafen sich an die 150 Metaller vor’m Backstage, bevor es überhaupt losging (einige zogen es allerdings vor, um die Ecke am Grill zu sitzen mit einem Bierchen, und die Vorbands zu überspringen, doch dies sei ihnen gegönnt).
Leider verpasste ich den Opener des Abends, die Band „Lost life“. Als ich ankam, kamen sie gerade nach beendetem Gig aus der Halle, verschwitzt und mit Corpse Paint... da habe ich mich schon ein wenig geärgert, dass ich’s nicht pünktlich geschafft habe, denn ein wenig Black Metal wäre mal wieder nett gewesen.

Die erste Band, die ich so mit einem Auge mitbekam, war „Heiden“ aus der Tschechei, eine sehr junge Band (sahen alle aus, als wären sie nicht’mal volljährig... aber ich denke mal, der Schein war trügerisch), die allerdings schon so an die 40 Zuschauer in die Halle lockten. Mit nur 3 Musikern rissen sie ihren Gig runter. Das ganze hatte eine recht thrashige Note, der Sound war okay und besonders hervorheben muss man die Gesangs-/Growl-Leistung des Sängers. So schmächtig wie er war, so konnte er doch brüllen wie ein Löwe und recht tief growlen, was die Musik um einiges aufwertete. Natürlich war an richtige Stimmung im Club noch nicht zu denken, in den hinteren Reihen wurde lediglich hier und da im Takt mit dem Kopf genickt. Lediglich unsere Münchner Metal-Twins Tea und Lea nutzten schon’mal die freie Fläche vor der Bühne, um sich warmzubängen.

Bei "Vrankenvorde", die als nächstes die Bühne entern sollten, handelt es sich um eine Band, die ich noch nie gehört oder live gesehen habe.
Bei etlichen Festivals in den letzten Jahren habe ich unter den Zuschauern immer mal wieder jemanden gesehen, der mich vom Aussehen her ein klein wenig an Iblis von Endstille erinnert hat. Und ich dachte mir immer, der Typ muss doch in einer Band sein, so wie er sich gibt. Und siehe da... plötzlich steht er als Shouter von Vrankenvorde vor mir auf der Bühne. ;-) Wenn auch kein Black Metal, aber in seinem Pagan-Genre kann er mindestens gleichwertig aggressive kreischen wie Iblis.
Sobald Vrankenvorde auf die Bühne kamen, war es gleich bedeutend voller in der Halle und durch ihre brettharte Pagan-Wucht, mit der sie um sich schleuderten, ging es auch erstmals richtig gut ab unter den Zuschauern und die Propeller wurden angeworfen. Die ersten textsicheren Heiden grölten die Texte mit und es wurde sogar Schulter an Schulter gebängt. Ein Song, der mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war jener über den Versuch der Römer, in Germanien einzumarschieren.
Sehr spaßig wurde es, als der Sänger (Robert) die eigene (handgeschriebene?) Setliste nicht lesen konnte und ab-und zu seinen Gitarristen um Rat fragen musste. Auch gaben sie es gleich zu, dass es danebengegangen war, als sie sich bei einem Song total verspielt haben. Doch all dies tat der Stimmung keinen Abbruch, Vrankenvorde, die vorher auch noch nie in München gespielt hatten, waren einfach richtig gut drauf, und dies ging sofort auf die Gäste über.

Kurz darauf war es auch schon an der Zeit für den ersten Headliner des Tages, "Helritt". Sie eröffneten mit Bathory’s „Hammerheart“ als Instrumental-Intro und sofort fühlte ich mich an Ort und Zeit richtig.
Trotz einiger Soundprobleme ganz zu Anfang bei „Wotans Esch“ bliebt die Stimmung im Club hervorragend und bis in die hintersten Reihen wurde ordentlich geheadbängt. Als dummerweise das Intro mitten im Gig ein zweites Mal begann (so schön es auch ist, Bathory zu hören, hier war es natürlich fehl am Platze) wurde dies mit Humor a la „Oh, Stecker rausgezogen“ überspielt und schon ging’s weiter.
Sänger Reki growlte sich zu Songs wie „Die Jagd“, „Brennende Stürme“ oder „Berge“ die Seele aus dem Leib, bzw. bei vielen der melodischen Linien bekamen wir auch cleanen, tiefen, heroischen Männergesang zu hören, bis er an anderer Stelle wieder growlte, als gelte es, jemanden ertauben zu lassen. Sobald sich die Band richtig warmgespielt hatte, krachte es einfach nur noch gewaltig und jeder Song erntete enormen Applaus und somit gab es auch reichlich Zugaben wie „Trotzend dem Niedergang“.

 

Doch all dies war nicht zu vergleichen mit dem, was losbrach, als "Riger" (nachdem schon eine Weile „Riger“-Sprechchöre zur Bühne gebrüllt wurden) auf die Bühne kamen und mit „Im Graun der Nächte“ loslegten. Von der ersten Sekunde an tobten die vorderen Reihen, alle Fäuste waren oben, und nicht wenige konnten die deutschsprachigen Lyrics von der ersten bis zur letzten Textzeile mitbrüllen. Sänger Ingo trug das gleiche ansprechende Fantasie-Outfit (welches leider sein Tattoo verdeckt) wie beim Ragnarök Festival und zog damit alle Blicke auf sich. Doch auch Gitarristin Nicola wütete auf der Bühne wie ein Tier und spielte sich die Finger wund... und ihre langen Haare gaben ein herrliches Motiv für die Fotos ab. :-)

Auch beim Riger-Gig schlichen sich ein paar eigenartige Töne ein, irgendwelche Pfeiftöne waren hörbar und aufgrund des Verhaltens der Musiker merkte man schon, dass nicht alle Monitore einwandfrei zu funktionieren schienen.
Nachdem uns „Wjerewulf“ und „Homo decadencia“ reingetrümmert wurden, riefen alle im Club bereits nach „Germania“ und „Auf die Ahnen“. Bei soviel Hingabe seitens des Publikum ließ sich Sänger Ingo auch schon’mal zu einem Lächeln hinreißen. Besagte Songs folgten auch beide direkt und natürlich war das Publikum textsicher. Ekstase pur. Weiter ging’s mit „Des Blutes Stimme“, „Angriff“ und „Brandschiff“.

Nun kurz was zur Vorgeschichte: vor’m Gig liefen einige Bandmitglieder draußen vor der Halle rum und fragten die Fans (vor allem natürlich die, die am Grill saßen), ob sie Spiritus dabei haben. Freilich geht der normale Fan nicht mit Spiritus zum Gig, insofern blieben sie wohl einige Zeit erfolglos. Doch wahrscheinlich haben sie den Grillmeister am Ende doch noch gefunden, denn mitten im Gig sah ich, dass da doch eine Spiritus-Flasche am Bühnenrand stand. Und als hinter mir einer mit’ner brennenden Fackel auftauchte, war mir alles klar und ich flüchtete mich in sichere Entfernung.

Dann wurde den Fans in den ersten Reihen erst’mal richtig eingeheizt. Hätte nicht gedacht, dass es noch Bands gibt, die der alten Feuerspuck-Tradition folgen.

Ausserdem fand sich auch Robert von Vrankenvorde mit auf der Bühne ein.
Ansonsten muss man sagen, dass Riger richtig gut drauf waren, Ingo growlte, als ginge es um sein Leben und auch die anderen Musiker sorgten für reichlich gute Action, besonders Alex, der Drummer der Band, hat richtig was auf’m Kasten... alle Achtung! Während des Gigs wurden noch „Schöpfer der Hetze“ und „Hamingja“ gespielt, bevor sich die Band verabschiedete. Natürlich kamen sie für eine Zugabe zurück, nämlich „Auf die Ahnen“ in der Knüppelversion. 

Fans beim Riger-Gig:

Danach war leider alles vorbei. Verdammt zufrieden traten wir also den Heimweg an.
Hier noch ein Foto von meinem lieben S-Bahn-Verabschiedungskommando, unsere Metal-Twins Lea & Tea:

Mehr Fotos von Riger, Helritt und Vrankenvorde in den "Concert photos"!

 

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