Storm of destruction Festival 2008
Ingolstadt/ Deutschland - 23./24. Mai 2008
(Bericht: Twilightheart)
| Ingolstadt ist meiner Meinung nach der BM-unfreundlichste Ort, an dem ein Gig oder Festival stattfinden kann. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde der Ort auch zum schlechtesten Ort des Landes gewählt, was die Fan-Intensität im Metalbereich betrifft. Deshalb fand ich es sehr schade, als ich hörte, dass gerade DA ein kleines Festival mit so geilem Billing stattfinden sollte. Hat der Ort überhaupt nicht verdient. Naja, sollte, was die Zufriedenheit der Fans mit dem Ort/ den Übernachtungsmöglichkeiten angeht, am Ende auch richtig schiefgehen. Aber dazu später mehr. Ich persönlich hätte ja nicht’mal mit 200 Leuten gerechnet, denn viele der gebuchten Bands sind in Deutschland relativ unbekannt, und nur intensive Kenner der Black-Metal-Szene wussten die Bandauswahl (die wirklich fast nur aus Black-Metal-Bands bestand, lediglich 2 Bands hatten eine Tendenz zum Pagan) zu schätzen, bzw. die Tatsache, dass man 70 % dieser Bands wahrscheinlich nie mehr live zu Gesicht bekommt, ohne ewig weit fahren zu müssen. Veranstalter „Nordic Storm“ hat die Bands (bis auf ein paar Opener vielleicht) nach seinem persönlichen Musikgeschmack ausgewählt, sprich, die Bands, deren Musik er als exzellent empfindet und die er schon lange einmal live sehen wollte. Und so waren zur besten Zeit (sprich, als Urgehal spielten) doch so an die 400 Leute da, die dem ganzen Event etwas abgewinnen konnten. Hat mich wirklich überrascht. Die restliche Zeit war der Club nicht so voll, viele hielten sich draussen auf und kamen jeweils nur rein, um ihre Favouriten zu sehen. Das "Ohrakel" vor Festivalbeginn: Sehr
        schade war es, dass Merrimack aus Frankreich schon sehr zeitig absagen
        mussten. Die hätten uns das fürchten gelehrt, das sag’ ich euch! Auf
        sie hatte ich mich besonders gefreut... sie spielen Black Metal der ganz
        bösen Sorte. Doch zum Festival! Der Freitag begann tatsächlich mit einer Verzögerung. Mir war nicht klar, wieso. Aber es war wohl so, dass man auf das „Go“ von „oben“ wartete, was einfach nicht kam. Ansonsten war alles bereit, alles war aufgebaut, die Bands waren anwesend, die Fans begannen bereits, sich zu langweilen und kippten sich schon’mal zu. Ich konnte es nicht fassen, dass auch dieses Festival mit einer Verzögerung beginnt. Das muss nächstes Jahr besser werden! Gegen 16:30 Uhr ging es
        dann endlich los. Es ertönte ein Intro mit Vogelgezwitscher und
        Gewittergrollen. Insgesamt werden zu diesem Zeitpunkt wohl so an die 100
        Leute im Club gewesen sein, ca. 20 davon direkt vor der Bühne. Die Band
        Schrat löste allein schon durch ihr Outfit einen „Aha“-Effekt
        aus, unterstützt durch die Maske des Waldtrolles (oder was auch immer
        es war) , die als Bühnendeko diente. Man assoziierte den Bandnamen
        Schrat auch automatisch gleich irgendwie mit „Waldschrat“, weil der
        Sänger einfach wie einer aussah. Man sang deutsch und die Band bediente
        uns mit einer Auswahl ihrer Songs, nämlich: Schrat, Blutgerüst,
        Erstickungstod, Das Reich des Schrats. Der Vokalist der Band überzeugte
        durch Stimmgewaltigkeit und sehr grimmige Bühnenpräsenz, während die
        anderen Musiker eher leichtere Akkorde zu spielen hatten, die deshalb
        aber nicht minder aggressiv rüberkamen. Auch schien es mir, als wäre
        der Schlagzeuger vom Tempo her ab-und zu etwas hinterher, so dass die
        anderen sich ihm anpassen müssen. Moredhel, deren Drummer sehr beim Aufbau des Schlagzeugs für’s Festival geholfen hatte, waren die nächsten. Die Band eröffnete mit einem Song namens „Passage vers le royaume brulant de Satan“ und es war sofort klar, dass es sich beim Sänger dieser Black-Metal-Band um einen der gestenreichsten Poser im BM überhaupt handelt. Kein Zweifel, dass es dieser Mensch liebt, sich selbst in Szene zu setzen. Darauf sprangen natürlich nicht alle an, und auch die kratzige Stimme des Sängers gefiel mir persönlich nicht unbedingt, aber trotzdem hatten auch Moredhel ihre Fans, denn zumindest einige headbängten intensiv in der ersten Reihe und waren in ihrem Element. Auch der Bassist schien des Posens mächtig, denn er ging zuweilen sogar auf die Knie, um sich und der Musik mehr Ausdruck zu verleihen. Bevor es mit dem Song „Niedergang“ weitergehen konnte, musste allerdings unterbrochen werden, um gewisse Instrumente in den Monitoren lauter zu stellen. Über den jungen Kerl, dessen Firma für den Sound bezahlt wurde, gab es später übrigens von etlichen Bands Beschwerden. Enzifer von Urgehal z.B. meinte, der hätte prinzipiell nicht gemacht, was man ihm sagt, und sei zum Teil auch mit einem Mädel beschäftigt gewesen, das er umwarb, so dass er sich nicht auf seinen Job konzentrierte. Klar, dass im nächsten Jahr jemand anders für den Sound zuständig sein wird! Doch zurück zu Moredhel. Es folgten die Songs Sarcofago Nightmare (Cover), Le voyage de mes pensées, Nargaroth - Abschiedsbrief des Prometheus (Cover), Black Metal, Blood & Satan, und zum Abschied ein Cover von Slayer - Reign in Blood. Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass doch einiges am Verhalten des Frontmannes der Band zu aufgesetzt wirkte, jedenfalls ließen sich außer den Hardcore-Fans ganz vorne nicht wirklich viele auf die Musik oder die Band ein, und so verließen Moredhel die Bühne mit eher verhaltenem Applaus. Plötzlich
        suchten mich irgendwelche Bandmitglieder, zu denen ich noch nie im Leben
        Kontakt gehabt hatte. Es waren Bandmitglieder von der Band „Kult“
        aus Italien. Irgendwer hatte ihnen gesagt, ich wäre die
        Festivalfotografin (haha, welch hochtrabender Begriff für so ein
        kleines Event), was sie dazu animiert hatte, mir eine Hand-Videocam in
        die Hand zu drücken mit der Aufforderung, ihren Gig zu filmen. „Na
        prima“, dachte ich, mit Besorgnis daran denkend, wie ich mit der
        freien verbleibenden Hand Fotos für Sheol machen soll. Hätte ich eher
        Bescheid gewusst, hätte ich irgend einen Bekannten zum Filmen
        verdonnert. Aber es musste dann wirklich alles schnell gehen. Kamera an
        und los. Habt ihr schon’mal versucht, mit einer Hand zu filmen und mit
        der anderen Fotos zu machen? Es ist unglaublich schwierig, ich war am
        verzweifeln. Vielen Dank an die beiden, die mir die Videokamera jeweils
        mal einen Song lang gehalten haben, damit ich dann zwischendurch doch
        noch ein paar Fotos machen kann. Frangar sorgten
        im Nachhinein für Wirbel. Kaum fehlt Høst, sucht man sich jemand
        anderen, der offiziell als Schwarzes Schaf herhalten muss. Dabei haben sämtliche
        Behörden, die das Billing des SOD geprüft haben, alle Bands als
        unbedenklich eingestuft. Dem Veranstalter war es wichtig, keine Bands zu
        holen, die den Behörden ein Dorn im Auge sind, deshalb hat er mehrfach
        die Listen der Bands prüfen lassen und sich von allen Stellen das
        offizielle OK eingeholt, um sich keinen Ärger einzuhandeln.  Leider gab es mitten im Gig von Frangar eine weitere Unterbrechung. Diese war die schwerwiegendste des ganzen Festivals, denn nun stand das ganze Festival auf der Kippe. Die Polizei war vor dem Club. Und zwar wegen den betrunkenen Fans, die ihren Müll einfach überall hingeworfen hatten, sowie wegen der Tatsache, dass die Fans einfach vor’m Club campten, obwohl vorher im Forum ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass man auf den Parkplätzen vor’m Club zwar parken aber nicht campen darf. Und so hieß es nun von Seiten der Polizei, dass der Müll in einer halben Stunde weg sein muss, und die Zelte müssen abgebaut werden, ansonsten wird das Festival gestoppt. Und dann hätte auch der Festivalsamstag nicht stattfinden dürfen. Während ich der Promoterin von Ferun Events noch half, Müll einzusammeln (da die Verursacher des selben sich natürlich nicht dafür verantwortlich fühlten), schmiedete ich schon Pläne, wie ich den Veranstalter überzeugen könnte, Ragnarok noch schnell spielen zu lassen für den Fall, dass das restliche Festival gecancelt wird, schliesslich waren schon alle Bandmitglieder anwesend. ;-) Nein, aber im Ernst. Veranstalter, Promoter-Team und auch ich haben Blut und Wasser geschwitzt und gehofft, dass die Ergebnisse die Polizei soweit zufrieden stellen, dass sie das Festival nicht lahm legen. Die Fans, die ihre Zelte abbauen mussten, machten teilweise richtig Stunk und kamen mit ganz bösen Beleidigungen daher. Ich persönlich finde es schade, dass viele nicht in der Lage waren, für ihre eigene Übernachtungsmöglichkeit zu sorgen, sondern dass es ihnen eher um’s Saufen ging als um’s Bands-sehen. Wieso bezahlt man ein Ticket, wenn man sich am nächsten Morgen sowieso nicht an die Bands erinnern kann? Da ist es doch vielleicht besser, wirklich richtig campen zu fahren, wenn es nur darum geht, Spaß zu haben, indem man auf einem Platz campt und sich betrinkt. Da brauch man doch kein Festival, oder? Da reicht doch auch ein tragbarer CD-Player mit Metal als Hintergrundmusik. Mir persönlich waren es die anwesenden Bands jedenfalls eindeutig wert, nüchtern zu bleiben. Erst 21:15 Uhr ging es weiter, nachdem die Polizei ihr OK gegeben hatte (mit der Auflage, dass am nächsten Morgen der Parkplatz komplett geräumt sein muss und der Müll weiterhin ständig beseitigt werden muss, was dann nachts die Jungs vom Club übernommen haben). Nun durften die noch
        recht jungen Bandmitglieder von Massemord aus Polen beweisen,
        dass aus Polen nicht nur Behemoth in der Lage sind, einen guten BM-Gig
        abzuliefern. Sie stürmten die Bühne zu dem Song „Let the world end
        in fire“ und konnten bei mir sofort Eindruck schinden. Der Sänger der
        Band ist zwar sehr jung, dafür aber umso stürmischer. Voller Energie
        hat er eine beeindruckende Show hingelegt und sich die Stimmbänder wund
        gekreischt. Der Sound in der Halle hätte zwar zu jeder Zeit besser sein
        können (bei jeder Band), aber es gab zumindest keinen Sound-Brei und
        man konnte alles klar und deutlich hören. Aber das nur nebenbei. Auch The Stone
        aus Serbien hatten viele Besucher entgegengefiebert, und so war es auch
        hier gut voll in der Halle und die Stimmung wurde insgesamt wieder ein
        wenig besser, wenn auch nicht berauschend. The Stone waren die erste
        Band, die nach „Schrat“ ihr eigenes Backdrop dabei hatten. Alle
        anderen Bands performten vor dem Banner von „Schrat“. Nachdem Endezzma wie gesagt von The Stone der letzte Song
        gewidmet wurde, durften die Norweger nun auch selbst auf die Bühne. Mit
        dem Track „Alone“ von der gleichnamigen, jüngst erschienenen MCD
        begannen sie rotzig den Gig und ich war leider etwas enttäuscht. Ich hätte
        mehr von ihnen erwartet. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht wirklich
        ihr bestes gaben. Da muss doch mehr drin sein!? Ob es am neuen
        Schlagzeuger gelegen haben könnte? Nein, eigentlich nicht. Der Kleine
        hat seine Sache erstaunlich gut gemacht. Als Nachfolger von Jontho ist
        er ja noch nicht allzu lange in der Band. Auch die anderen Musiker
        spielten ordentlich. Also lag es wohl doch am Frontmann, der etwas
        lustlos rüberkam. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor. Denn der
        Fan neben mir (aus Österreich) war restlos begeistert. Er bezeichnete
        die Band als anregend und spiritualisierend. Endezzma spielten einige
        Songs, die es schon eine ganze Weile gibt, unter anderem Songs der Vorgängerbands,
        aus denen sich die Band gebildet hat. Es wurden
        gespielt: Soulcleansing, Antilevatation, Poignant Kaos, Love Me Morbid,
        Carriage to Perditon und Svartedal. “Love me morbid”, welches ich auf
        CD grandios finde, kam live leider nicht annähernd so gut rüber. Auch
        die Special-Effekts auf der Bühne sind nicht wirklich neue Ideen und
        schon etwas ausgeleiert. So trank M. Sorgar Blut aus einem halbierten
        Tierschädel und überschüttete sich dann selbst damit. Koldbrann waren die mit Abstand beste Band des Abends. Auch die anderen Musiker, die sich die Show aus dem Publikum heraus ansahen, waren sich alle einig, dass dieser Gig schon allein rein musikalisch ein Ausnahmegig war. Keine Spielfehler, ein irres Drumming, ultra-präzisen Spielen und sogar auch wieder guter Sound. Nachdem der Sänger vor dem Gig ein wenig mit den Fans geschäkert hatte und diese seinen Alk weggetrunken hatten, fuhr die Band das volle Brett auf: Alt er Befengt, Steinet til Jorden, Kaosmanifest, I Suveren Forakt, Pogrom Pestilent, Phlegetons Bredder, Djevelens Treskeverk und zu guter Letzt „Bestial Swarm“, welches auf CD ein Duett mit Endstille’s Iblis ist. Eigentlich hätte man Iblis als Gastmusiker einladen sollen. Er war eine Woche später eh in München, da hätte er vielleicht ein wenig eher anreisen können und... nein, genug gesponnen. Zurück zu Koldbrann. Auch als Nicht-Duett kommt dieser Song absolut genial rüber. Die Musiker wurden alle zu kleinen Teufelchen und boten einen wirklich grimmen Gig, eben echten „True Norwegian Black Metal“. Ich finde, der Veranstalter sollte sie im kommenden Jahr direkt wieder einladen. Zumal sie dieses Jahr nicht oft spielen. Ich glaube, nur 2 Gigs im Sommer, Party San und eben Storm of destruction. Nun gab es in den vorderen Reihen beinahe eine Schlägerei zweier Grüppchen. Die Security schritt allerdings sofort ein. Wenn schon nicht der Tontechniker, dann doch wenigstens die Secs, die ihren Job auch wirklich gut machten für die Kohle, die sie dafür bekamen! Bei
        Enthroned, dem wirklich überteuerten Headliner, war der Club plötzlich
        halb leer. Ich meine, ich persönlich hätte für den Preis lieber 2
        andere Bands kommen lassen, da ich es mit Enthroned eh noch nie so
        besonders hatte. Aber ich hätte wirklich gedacht, dass zumindest die
        Fans diese Band als Highlight sehen. Es ist eben doch nicht alles Gold,
        was glänzt. Vielleicht waren die Fans auch davon angepisst, dass
        Enthroned vorher so ewig lange Soundcheck gemacht haben, als wären sie
        Metallica. Jedes Details sollte stimmen. Am Ende stimmte noch lange
        nicht alles, aber es ließ sich wohl nicht mehr hinauszögern, endlich
        mal anfangen zu müssen. Und so ging’s mit „Ingressus Regnum
        Spiritus” los. Das Mikro des Sängers war ziemlich laut gestellt und
        es lag sehr viel Hall darauf, so dass das Growling wirklich im
        Vordergrund stand und die anderen Instrumente nur als Untermalung
        dienten, die allerdings ordentlich reinknallte. „Pray”,
        “Tellum Scorpionis” und “At the Sound of the Millenium Black
        Bells” folgten. Die vorderen beiden
        Fan-Reihen headbängten satt, aber alle anderen standen doch eher müde
        oder betrunken rum und schauten andächtig. Vielleicht waren die 
        „alten“ Enthroned doch besser als die “neuen/softeren”. Naja, Geschmackssache! Weiter ging’s mit „The
        Ultimate Horde Fight”, “Deviant Nerve Angelus” und “The Burning
        Dawn”. So endete der erste Festivaltag und ich dachte eigentlich, es kann nicht schlimmer kommen. Doch ihr wisst ja: Schlimmer geht immer! Am Samstag war ich pünktlich 14 Uhr vor’m Club. Hätte ich gewusst, dass erst 18:00 Uhr Einlass sein würde, hätte ich echt mal auspennen können. Ärgerlich. Da der gewisse Parkplatz, der der Polizei ja im bezelteten, bemüllten Zustand ein Dorn im Auge gewesen war, geräumt war, fragte ich mich, was nun schon wieder der Grund für die Verspätung war. Genau wie am Vortag war im Club alles „ready to go“, alle Bands waren anwesend, und die Fans auch. Es stellte sich dann heraus, dass im Parkhaus, welches direkt nebenan war, jemand gegrillt (und wohl auch gezeltet) hatte. Das wurde von irgend welchen Anwohnern natürlich sofort gemeldet und schon war die Polizei wieder beim Clubbesitzer. Dieser beschloss dann, die Fans keinesfalls vor 17:30 Uhr reinzulassen (als Clubbesitzer hat er diesbezüglich leider das letzte Wort), denn er dachte, er kann den Alkohol- und damit Randale-Pegel der Fans gering halten, wenn sie erst ab 17:30 Uhr zu saufen anfangen anstatt schon ab 14:00 Uhr. Dass die Besucher ihr eigenes Bier dabei haben, die Info scheint untergegangen zu sein. Außerdem waren etliche Großmärkte in der selben Straße, wer kein Bier da hatte, konnte schnell welches besorgen. Und so tranken die Fans (wahrscheinlich vor Langeweile) trotzdem schon ab Mittag und abends beim Festival waren wieder genauso viele betrunken wie am Vortag. Also die Verzögerung des Einlasses hatte wirklich überhaupt keine Wirkung, außer dass die eh schon aggressiven Fans noch mehr angepisst waren. Es wird wohl definitiv keine Fortsetzung des SOD in diesem Club geben. Aufgrund nicht vorhandener Campingmöglichkeiten direkt vor’m Club bringt ein 2-Tages-Festival hier einfach zu viele Schwierigkeiten mit sich. Für einzelne Gigs (mit 3 Bands pro Abend o.a.) ist der Club ideal, also es ist dort wirklich nicht alles schlecht, aber für ein kleines Festival ist die Location einfach ungeeignet, an dem Fakt lässt sich nichts schönreden. 18:30
        Uhr konnte es dann endlich mit Furia losgehen. Furia aus Polen
        besteht aus fast den selben Bandmitgliedern wie Massemord, nur dass die
        Instrumente hier quasi einmal reihum getauscht wurden. Der Sänger von
        Massemord ist bei Furia der Schlagzeuger, der Gitarrist von Massemord
        ist bei Furia der Sänger, usw. Der Fronter, der gleichzeitig sang und
        Lead-Gitarre spielte, konnte allerdings meiner Meinung nach besser
        Gitarre spielen als growlen. Er legte ein paar virtuose Soli hin, dass
        einem Hören und Sehen verging. Vom Kreischen her war es wie gesagt kein
        Vergleich zu Massemord. Massemord sind um Längen brutaler. Ist schon
        erstaunlich, wie unterschiedlich die Musik der selben Leute sein kann,
        wenn jeder eine andere Position in der Band innehat. Trotzdem war es ein
        interessanter Gig. Bei Furia gibt es viele melodische Passagen, die
        nicht gerade zum headbängen einladen, so dass es ganz passend war, die
        Band als erstes spielen zu lassen. Besonders hat mir die
        Schlagzeug-Einlage gefallen: der Drummer spielte etwas, was wie ein
        Drumsolo begann, mit Betonung auf den tiefen Tönen, und nach einer
        Weile gesellte sich die Gitarre dazu und man duettierte quasi. 
 Amystery aus Bayern waren die erste Band des Tages, die sich Mühe mit der Bühnendeko gaben. Ohne Fackeln ging da nichts. Visuell also sehr mysteriös, gab es musikalisch BM der alten Schule. Leider war das Mikro des Frontmannes zwischendurch (sicher durch Wackelkontakt) immer mal off, so dass er nicht mehr zu hören war, was dem ganzen einen Dämpfer gab, und sicher machten die Monitorboxen auch Probleme, denn die Band spielte nicht so ganz akkurat, obwohl sie es theoretisch schon kann, wie man bei anderer Gelegenheit ja schon bewiesen hatte. Außerdem gab es reichlich Ansagen an die Tontechnik, die wohl aber größtenteils ignoriert wurden. Amystery, die ja auch gerade ein neues Album veröffentlicht haben (siehe Reviews-Rubrik) spielten folgende Songs: Otherside, Crushed And Burnt, Unholy Breed, Voices From The Crypts, Hypocritical Christianity und Nailed. Sie bekamen trotz des schlechten Sounds viel Applaus. Also entweder war das einfach der Heimvorteil, weil einige sie schon kannten, oder die Besucher erkannten ebenfalls, dass der schlechte Sound dem Können der Band irgendwie einen Strich durch die Rechnung machte. 
 Vardlokkur
        aus Dänemark sorgten beinahe für eine weitere Verzögerung, weil sie
        echt lange zum Umbauen der Bühne brauchten. Dann konnte es losgehen und
        mit nur 3 Mann traten sie den Beweis an, dass auch die Dänen Black
        Metal spielen können. Der Sänger spielte gleichzeitig Gitarre und
        hatte das beste blutige CorpsePaint des Tages. Auch der Bassist war ein
        Tier auf der Bühne. Als er nach dem 1. Song „Gravfærd“ mit seiner tiefdunklen Stimme via Mikro dem Ton-Tech
        mit ernstem, bedrohlichem Unterton die Anweisung gab, dass er mehr Bass
        in den Monitoren hören will, hätte sich wahrscheinlich jeder normale
        Mensch gefürchtet. Doch der Jungspund mit dem Traumjob war wohl schon
        anderweitig beschäftigt, zumindest konnte er der Band keine
        zufriedenstellenden Ergebnisse liefern.  
 Eine der
        beeindruckendsten Bands des Abends, was rein die musikalischen Fähigkeiten
        betrifft, waren Infinity aus den Niederlanden. Der Schlagzeuger
        war gleichzeitig der Sänger der Band. Noch nie habe ich jemanden eine
        solche Schwerstarbeit auf der Bühne leisten sehen. Hammerhartes
        Drumming, und dabei astreines Growling gleichzeitig. Schon allein wegen
        der Atmung war das ja wohl unbegreiflich, wie er das schaffen konnte.
        Natürlich hatte dies zur Folge, dass nach jedem Song an die 20 oder 30
        Sekunden Stille herrschte, damit der Schlagzeuger/Sänger erst’mal
        Luft holen und kurz durchatmen konnte. Unglaublich! Es standen noch 2
        Gitarristen auf der Bühne, von denen einer ab-und zu Backgroundgesang
        beisteuerte. Allerdings hatte der Ausnahmeschlagzeuger die weitaus schönere
        Stimme, tief und mit hohem Wiedererkennungswert, so dass ihm die anderen
        wohl oder übel den Gesang nicht abnehmen können/werden. Die beiden
        Gitarristen bewegten sich kaum, von Action auf der Bühne kann also
        keine Rede sein, aber da sowieso jeder nur ungläubig auf den
        Schlagzeuger starrte, war dies eh egal. Ich könnte fast auch wetten,
        dass diejenigen, die keinen freien Blick auf die Schießbude hatten,
        sich wunderten, wo das Growling herkommt, und vielleicht dachten, es
        kommt von Band. Aber nein, alles echt! Der Sänger hatte das Mikro
        direkt vor’m Mund, es sah aus wie eine Art Headset, und ich wunderte
        mich, dass es nicht abrutschte bei dem gleichzeitigen, schweißtreibenden
        Knochenjob an den Trommeln.  Holmgang,
        die nun ihre Stage-Time hatten, besteht ja aus fast den selben Musikern
        wie Vardlokkur. Natürlich sind die fein raus, haben eine
        Black-Metal-Band und mit Holmgang auch noch eine Band, die einen satten
        Pagan-Touch hat. Somit können sie jeden Geschmack bedienen.  Wie bereits im ersten Teil des Berichts angedeutet, war der
        Club beim Auftritt von Urgehal am vollsten. Man hatte das Gefühl,
        dass jetzt wirklich alle Anwesenden vor der Bühne waren. Vorne direkt
        vor der Bühne war es zum ersten Mal so richtig gekracht voll, so dass
        auch zum Fotografieren kaum noch ein Durchkommen war. Also, die Norweger
        von Urgehal schienen zweifelsfrei die Lieblinge der Fans zu sein.
        Enzifer wurde schon bejubelt, als er nur auf die Bühne kam, um
        schon’mal die Gitarre zurechtzustellen. Neben mir meinte einer: „Trondr
        Nefas ist ja mal wieder hackedicht! Aber das ist das geile an den
        Norwegern, die hauen sich die Birne weg und spielen trotzdem noch
        geil“. So kann man es natürlich auch sehen... Und wieder verliessen etliche Fans vor der letzten Band die Halle. Naja, wer’s braucht. Ich hätte mir auf gar keinen Fall den ersten Gig von Ragnarok mit dem neuen Sänger entgehen lassen, soviel steht fest. Dieser, HansFyrste, hielt sich an beiden Festivaltagen übrigens fast die gesamte Zeit im Club auf und schaute sich die Bands an und hielt mit jedem, der ihn erkannte, interessiert ein Schwätzchen. So harmlos, wie er dabei sicherlich gewirkt hat, war er auf der Bühne dann natürlich nicht mehr. Im Gegenteil. Er kam auf die Bühne und wirkte absolut professionell. Wie ihr im Ragnarok-Interview hier im Webzine nachlesen könnt, ist er ja vorher einfach ein Fan der Band Ragnarok gewesen, kann sich also mit deren Songs 100 % identifizieren. Seine Stimme ist viel tiefer als die von Høst, insofern sollte es interessant werden, wie er die Songs rüberbringt. Auch Gitarrist und Bassist sind neu in der Band, spielten allerdings ihr Set ohne große Überraschungen runter und mussten sich wahrscheinlich darauf konzentrieren, denn für besondere Action auf der Bühne waren diese beiden nicht zu haben. Doch HansFyrste machte dies alles wieder wett, er machte Action für zwei.  Nach dem Intro legte er mit „In
        Nomine Satanas” los und jeder war gespannt auf seine stimmliche
        Leistung. Durch die viel tiefere Stimmlage klingen die Songs nun nicht
        mehr so schrill-keifend wie bei Høst
        manchmal, sondern solider, reifer und runder, aber trotzdem nicht
        weniger aggressiv. „Certain
        Death”, “Bless Thee for granting me pain”, “Pagan Land”,
        “Recreation of the angel”, “The Beast of madness”… es ging
        wirklich Schlag auf Schlag. HansFyrste
        ist auf der Bühne sehr agil und athletisch, er ist ein geborener
        Frontmann. Einer jener, die nicht still stehen können. Meiner Meinung
        nach können Ragnarok mit ihm nun wieder voll durchstarten. Er leistete
        sich keinerlei Patzer. Klar, es ist erst'mal ungewohnt, die Songs mit
        einer anderen Stimme hören zu müssen, aber wer es nicht so ganz
        kratzig-markerschütternd mag, wird mit seiner Stimme sicher etwas
        anfangen können. Auch Schlagzeuger Jontho hat im übrigen nichts von
        seiner Leidenschaft auf der Bühne verloren in den letzten Jahren. Grimm
        wie eh und je bearbeitete er das Schlagzeug mit unglaublicher Präzision. Ich
        will kein langes Resümee schreiben. Jeder weiß selbst, was
        schiefgelaufen ist. Der Veranstalter hat wirklich nicht damit gerechnet,
        dass die Besucher einen solchen Terror machen würden, weil ihnen kein
        Zeltplatz direkt vor der Tür zur Verfügung stand. Er will sich aber
        trotz aller Kritik nicht unterkriegen lassen und den Black Metal mit
        Live-Präsenz am Leben erhalten. Die Chancen für ein zweites SOD im nächsten
        Jahr stehen also gut, sofern eine passende Location gefunden wird. Die
        Maske von Urgehal's Enzifer sorgte backstage für viel Spass bei  Hier die Links zu den Fotos aller Bands: Amystery 
 
 | 
zurück zu den Festivalberichten >>>