Samstag, 21. August 2004

 Leider kamen wir mal wieder nicht ohne fremde Hilfe (d.h. trampen) nach Abtsgmünd, da dort in der Gegend einfach keine Busse fahren (außer frühs 8 Uhr mal einer). Da uns aber erst so gegen 13 Uhr nach mehrstündigem Daumen-Hochhalten jemand mitnahm (nein, ein Taxi konnten wir uns NICHT leisten!), haben wir die ersten 4 Bands verpasst, was mich persönlich sehr wurmt, da ich „Equilibrium“ SEHR gerne gesehen hätte (nachdem ich sehr viel über die Band gehört habe... sowohl viel Positives, als auch Negatives von eventuellen Neidern... deshalb hätte ich mir über die Live-Qulitäten der Band gerne selbst ein Bild gemacht). Doch als kleine Entschädigung schenkte mir die Band bei einer Signing session ihr schönstes Lächeln!

 

Live begann der Tag für mich also mit „Dead Soul Tribe“ aus Österreich, die so eine Art progressiven Rock darboten. Einige Leute in der Menge meinten etwas von „ganz schlechter Soulfly-Kopie“, aber fairerweise muß man sagen, dass sie eh einen schweren Stand hatten, weil sich das Wetter dazu entschieden hatte, es wie aus Kübeln regnen zu lassen. Nur die ganz gnadenlos Harten blieben auch an diesem Tag noch vor der Bühne zum Headbangen. So bedienten „Deadsoul Tribe“ ihre Zuhörer mit Tracks wie „Spiders and flies“, „Some things you can`t return” oder “Angels in vertigo”.

 

Um 13:50 Uhr fuhren „Hatesphere“ aus Dänemark da auf der Pain Stage schon härtere Geschütze auf und boten ganz akuraten Thrash dar. Danach machten „Mnemic“ (ebenfalls aus der dänischen Fraktion) die Gegend unsicher mit Songs wie „Liquid“, „Ghost“, „Deathbox“ oder „Blood stained“, nachdem Sänger Michael die Fans gleich zu Beginn mit einem fröhlichen „Prooooost“ begrüßt hatte.

 

Eine spaßige Abwechslung (auch was die Stage Appearance und das Outfit betraf) gab es ab 15:05 Uhr mit „Honigdieb“, die lustige Weisen sangen, die da Texte enthielten wie „Fick dich ins Knie, Madam, mich kriegst du nie“. Das nenne ich wirklich mal eine Abwechslung ... und das Foto sagt, glaube ich, schon alles.

 

Ernster wurde es 15:45 Uhr wieder auf der Main Stage mit „Disillusion“, die sich musikalische Unterstützung von der Band „Dark Suns“ mitbrachten, was im Klartext bedeutete, dass sich 8 Musiker auf der Bühne tummelten und selbst die große Main Stage damit gut gefüllt war. Ich war relativ verblüfft, denn da wurde richtig gute Musik geboten (einer der Herren konnte noch richtig fantastisch old-school akustische Gitarre spielen), und das, obwohl diese Musikrichtung sonst nicht so mein Ding ist (irgendwo zwischen melodischem Gothic Rock und progressivem Thrash... wirklich schwer zu definieren), auf jeden Fall klang es hervorragend, vielleicht nicht zuletzt wegen der Hingabe zur Musik und der präzisen Spielweise. Ein Song, der mir in Erinnerung blieb, hieß wohl „The sleep of restless hours“. Auch war für uns Damen ordentlich was für`s Auge dabei... die, die den Auftritt gesehen haben, wissen eventuell, welche der Herren ich gemeint haben könnte. ;-)

Danach schlugen „Cataract“ aus der Schweiz wieder die härtere Gangart ein mit Brechern wie „Killing tool“, „Nothing`s left“ und „Skies grow black“. Zwar ist diese Art des eigentlich sehr trockenen Metalcore’s sonst nicht so mein Fall (einfach zu eintöniges Geprügel), aber zusammen mit dem bösen Getue auf der Bühne kam es ziemlich grimm rüber.

 

17:20 Uhr war es wieder Zeit für etwas mittelalterlich angehauchte, aber doch treibende Musik a la „Subway to Sally“ und dergleichen, und zwar mit der Band „Schandmaul“ aus Bayern, die optisch schon mal einen sehr guten Eindruck hinterließ (die männlichen Besucher erinnern sich sicherlich), und auch musikalisch überzeugen konnten, denn da waren wiedermal Musiker am Werk, die ihr Handwerk gelernt haben. Und gegen Geige & Co. auf der Bühne hat ja kein Medievil-Fan etwas... so auch hier nicht... im Gegenteil, man könnte sagen, das Volk tanzte. So klangen Weisen wie „Das Seemannsgrab“, „Walpurgisnacht“ oder „Teufelsweib“ über die Gefilde und verbreiteten Stimmung.

 

18:10 Uhr Pain Stage! Endlich!! “ENSIFERUM” aus Finnland ließen es mal wieder krachen, was das Zeug hält! Da tönten die Schlachthymnen über das Festivalgelände, dass es nur so eine Art hatte! Bevor ich die Songs einzeln aufzähle, ist hier einfach mal die originale Setliste für euch (die signierte Version direkt aus den Händen der Band):

 

Da gab es auch kein Halten in der Fanmenge mehr! Da wurde mitgegrölt und crowdgesurft, was das Zeug hält! Und trotz der Finntroll-Fahne in der 1.Reihe (die eventuell etwas fehl am Platze war... oder na ja, obwohl, die Bands sind ja bekanntermaßen befreundet, also was soll`s! Wieso nicht mal die Fahne einer artverwandten Band hissen!?) war die Stimmung einfach unübertroffen. Sieht so aus, dass „Ensiferum“ in Deutschland wirklich verehrt werden!

 

 

Auf der Main Stage boten hernach „Brainstorm“ aus Schwaben eine Stunde lang soliden Powermetal vom Feinsten dar, und zwar mit Tracks wie „Blind suffering“, „Shiva`s tears“ und „Hollow hideaway“. Frontmann Andy sprang sogar von der Bühne und mischte sich unter die Fans in den ersten Reihen. Die Security Mannschaft war wohl etwas entsetzt, aber natürlich ging alles gut... schließlich haben wir es hier mit zivilisierten Metal Fans und nicht mit hysterischen Teenagern zu tun! ;-)

 

Psychopunch“ aus Schweden hatten`s daraufhin in strömendem Regen mal wieder nicht sehr einfach, die Stimmung aufrecht zu erhalten, obwohl ich einige Fans in der Menge erspähte, die auf diese Art des (man könnte fast sagen) Rock’n’roll’s ziemlich abfuhren (die Masse der Zuschauer hielt sich allerding wegen des Regens ziemlich zurück). So gab die Combo Stücke wie „Hard to belong“ und „All over now“ zum besten.

 

Mit „U.D.O.“ kann ich leider nicht dienen, denn es standen wieder einige Autogrammstunden auf dem Plan (für genaue Zeiten kann ich natürlich wieder nicht garantieren).

So zum Beispiel die Signing Session von „Primordial“, wovon es hier wieder eine Kostprobe gibt:

 

Und 21:55 Uhr war es dann auch an der Zeit für den Auftritt von “PRIMORDIAL” auf der Pain Stage (in strömendem Regen)! Und was soll ich sagen!? Es war das absolute Highlight dieses Festivaltages! Was bei „Primordial“ auf der Bühne abgeht, ist einfach unbeschreiblich! So viel Hingabe wie bei Sänger Alan habe ich selten bei irgend einem Entertainer auf der Bühne gesehen! Da werden politische Botschaften förmlich ins Mikro geschrien und um die Aussage zu untermauern, lässt Alan sich hin-und wieder auch schon mal auf die Knie fallen und hebt die Arme in die Luft, als wölle er zum Himmel hinaufschreien. Diese Auftritte von Primordial sind einfach etwas, was mit Worten nicht zu beschreiben ist, das muß man einfach selbst erlebt haben, um auch nur annähernd eine Vorstellung davon zu bekommen. Und Alan ist der einzige, dem man die ganze leidenschaftliche Gestik voll und ganz abnimmt.... das ist nicht gespielt, da stecken noch ganz ursprüngliche Emotionen dahinter.

 

Des weiteren war Alan der einzige, der sich die Mühe gemacht hat, so kurz nach Quorthon`s Tod ein Wort der Ehre über Bathory zu verlieren mit einer Art Gedenken an ihn (zusammen mit uns im Publikum)! Dafür gebührt ihm mein voller Dank! Denn ich als großer Bathory Fan sehe es mit Bedauern, wie schnell die Menschen ihn vergessen zu haben scheinen!

 Ob ich über Danzig (der von 22:45 bis 00:05 Uhr auf der Main Stage gespielt hat) ein Wort verlieren möchte, weiß ich gar nicht so genau. Nicht genug, dass es wie bei einem Inferno regnete (es war ungelogen wie unter der Dusche... die Fans vor den Bühnen waren trotz diversen Versuchen, sich in Form von übergstülpten Tüten etc. vor dem Erguss zu schützen, bis auf die Knochen durchnässt, und zwischenzeitlich war es auch relativ kalt) und dass es des weiteren sowieso stockfinster war durch das Untergangs-Wetter, so setzte Herr Danzig noch einen drauf, indem er keinem einzigen Fotografen erlaubte, Fotos zu machen (ob aus finanziellen Gründen oder aus Gründen der Eitelkeit kann ich nicht sagen). Womit die Stimmung unter uns Fotografen natürlich am Boden war und wir uns lieber gemütlich ins Zelt setzten bei einem Kaffee und Danzig nur von Ferne lauschten (ich muß schon sagen, so modern klingt das in meinen Ohren nicht mehr... eben die ganzen alten Schinken, durchmischt mit ein paar neuen Tracks... da waren z.B. „Mother“ und „Dirty Black Summer“... mich wundert es, dass die junge Generation noch auf Danzig`s Rock’n’Roll abfährt). Naja... aber wie überall gab es auch hier einen „Streikbrecher“ (den Namen des Herrn werde ich natürlich nicht nennen), der trotzdem heimlich Danzig-Fotos machte und an so ziemlich alle Print Magazine des Landes weitergegeben hat (und so hat Mr. Glenn Danzig doch seine Promotion bekommen, obwohl er ja keine gewünscht hatte). Egal.

 Übrigens: im Backstage Bereich tat ein gewisser Herr „furchteinflößende“ Dinge (nämlich sich selbst zu piercen bzw. nur mal zu demonstrieren, dass er dies schmerzfrei aushalten kann). Seht selbst:

 

Wie gerne mal bei Festivals aller Art, sollten auch hier „FINNTROLL“ (aus Finnland, falls das irgendwer noch nicht weiß) auch hier wieder die finale Band sein... wahrscheinlich weil sie in Null-komma-nix die prächtigste Stimmung unter den Fans herbeizaubern können. Da wurde eine Stunde lang gewütet auf der Pain Stage, was die Instrumente hergaben. Mich wundert es immer wieder, wie die Fans in den vorderen Reihen das Moshen aus den nachfolgenden Reihen überleben... das grenzt ja fast an Krieg, was da in den vorderen Reihen abgeht. Nur ein einziges mal (2003, ebenfalls beim Summerbreeze) habe ich es gewagt, bei Finntroll in der 1.Reihe Mitte zu stehen. Nachdem ich mir dabei fast das Rückgrat gebrochen hatte, lasse ich es lieber bleiben. ;-)

 

Eine Überraschung wartete auch noch, nämlich als „ENSIFERUM“ plötzlich mit auf die Bühne stürmten und mit Finntroll zusammen den Song „Rivfader“ sangen, was einfach ziemlich genial war. Wilska meinte schon (böse Vorahnungen habend), dass er dies sicher bereuen würde, die Zeit für Ensiferum zu opfern, und genauso kam es auch. Als „Dank“ wurde punkt 1:00 Uhr nach Mitternacht (wegen Auflagen der Stadt usw., ihr wisst schon) der Ton abgestellt und es ging NICHTS mehr... und das, obwohl Finntroll eigentlich noch mitten in einem Song waren. Wilska fluchte ins Mikrophon (aber da dieses ja abgestellt war, hörte es keiner mehr laut) und so ging mit diesem makaberen „Scherz“ das Summerbreeze 2004 zu ende.

Trotz einiger Schwierigkeiten ist es doch immer wieder schön dort (vor allem wegen den Leuten dort, und wegen der guten Musik natürlich) und ich sage nur eins: Summerbreeze 2005, ich komme!! 

// Bericht von Twilightheart

 

Zurück zu den "Festivalreports" >>>