The sign of hell tour 2011

Auf Tour mit Gorgoroth, Vader & Valkyrja

(by Twilightheart)

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Bands - Gorgoroth und Vader - auf einer Tour zusammenpassen. Wenn man Valkyrja noch dazunimmt, dann hat man da zwei typische Black-Metal-Bands aus Skandinavien,  und dazwischen die Death-Veteranen von Vader... für meinen Geschmack passte es einfach nicht. Aber offensichtlich fanden andere Metaller dieses Line-Up interessant, denn die Tour war im Rückblick ein Erfolg. Es war mit 38 Konzerten (da sind die, die abgesagt wurden, schon abgezogen) eine echt verdammt lange Tour für Vader und Gorgoroth. Sie begann am 1. November 2011 und endete am 17. Dezember, wobei Valkyrja nur bis zum 4. Dezember dabei waren (die "Support acts" wechselten während der Tour).

Um einen Tourbericht für eine ausländische Metal-Zeitschrift darüber zu schreiben, ging ich 3 Tage und 3 Nächte lang mit auf Tour. Natürlich bekommt ihr als unsere Stammleser meine Eindrücke hier und jetzt auch zu lesen, sogar noch etwas detaillierter als der Bericht im Printmedium sein wird.

Lichtenfels, 26. November 2011

Die "Reise" begann beim "Christmas Metal Festival", welches am 25. und 26.11. in Lichtenfels stattfand (hierzu wird es einen extra Festival-Bericht geben). Valkyrja "durften" dort am Vormittag des 26.11. spielen (für die Band selbst war das etwas ärgerlich, zumal der Tourbus deshalb wirklich schnell fahren musste, um überhaupt pünktlich dort zu sein), aber meiner Meinung nach können sie froh sein, dass sie überhaupt dort auftreten durften, denn bei diesem Festival gaben sich wirklich die ultimativen Größen die Klinke in die Hand. Selbst Bands wie Sólstafir mussten bereits um die Mittagszeit spielen, denn die abendlichen Spielzeiten waren durch Bands wie Immortal, Venom, Hammerfall, Saxon, Lordi usw. besetzt. Valkyrja waren trotzdem ein Gewinn fürs Festival, denn sie lieferten eine irre Performance ab. Sicherlich hatten sie hier dann zwar nicht die Anzahl Zuschauer, die sie verdient hätten, aber sicherlich mal mehr als bei den vielen kleinen Club-Gigs im Laufe der Tour. Und ich meine mich zu erinnern, dass der Zuspruch des Publikums gar nicht so schlecht war.

Vader spielten laut ihrer eigenen Aussage bei diesem Festival den besten Gig der bisherigen Tour. Das nenne ich mal ein selbstbewusstes Statement. Aber gut, der Applaus gab ihnen wohl recht. Dabei dürfte es nicht leicht gewesen sein, direkt nach Primordial das Publikum weiterhin zu begeistern, denn Primordial waren so was von hammergeil, das kann ich kaum in Worte fassen. 

Ich selbst konnte mir nicht den gesamten Vader-Gig anschauen, denn ich musste erst mal meine Sachen aus meinem Hotelzimmer holen und in den Tourbus bringen. Man sollte in diesem Zusammenhang nicht den Fehler machen, Gorgoroth vorm Losgehen zu fragen, ob noch jemand irgend was aus der Stadt braucht, was ich bei der Gelegenheit gleich mitbringen soll. Prompt wurde mir nämlich eine Schraube von Infernus' Gitarre (die schwarze Jackson King V) in die Hand gedrückt, mit der die Saiten unten festgeschraubt werden, weil diese Schraube so abgenutzt war, dass sie nur noch ganz schlecht rein- und rauszudrehen ging. Nun, ich habe zwar keine Ahnung von Musikinstrumenten, aber dafür weiß ich, wen man fragen bzw. dabeihaben muss. ;-) Also habe ich mir Surtr geschnappt und wir haben das Ding besorgt (unweit meines Hotels gab es tatsächlich einen Musikladen). Das Erstaunen war groß, als ich die spezielle Schraube tatsächlich brachte (auch noch eine originale "Jackson"), denn der Gitarrentechniker der Tour ("Kuba" heißt er und kommt aus Polen) hatte es während der Tour schon vergeblich in verschiedenen Musikläden versucht. Und dann komm ich und bring das Ding mal eben auf Zuruf mit.... harr. Aber die Wahrheit ist: der Verkäufer hatte die Schraube auch nicht als Standart-Ersatzteil da. Sondern er hat sie dann einfach (nachdem er erfahren hatte, dass es Gorgoroth sind, die die Schraube brauchen) aus dieser schönen Jackson-Gitarre herausgeschraubt und mir mitgegeben:

Gorgoroth spielten um 17:40 Uhr direkt nach Vader. Solche frühen Zeiten sind die Norweger ja auch nicht wirklich gewohnt. Aber die Fans in der ersten Reihe waren ziemlich gut drauf und ließen ordentlich die Matten kreisen. Und obwohl ich das Gefühl hatte, Pests Person wirkt auf so einer großen Festivalbühne nicht richtig, waren Auftritt und Stimmung unter den Zuschauern ganz okay. Es kamen doch schon recht viele Leute in die Halle, extra um Gorgoroth zu sehen und hinterher hörte man etliche Besucher, wie sie über den Gig sprachen und ihn echt geil fanden.

Ein paar neue Live-Mitglieder wurden bei dieser Tour vorgestellt, so sah ich zum Beispiel zum ersten Mal Fabio als zweiten Live-Gitarristen mit auf der Bühne stehen. Er spielt normalerweise in Brasiliens Band "Ophiolatry". Vom bekannten Live-Line-Up waren "nur" noch Infernus (natürlich....), Pest und am Schlagzeug Vyl dabei.

Ansonsten schien die gesamte Mannschaft der Sign of hell - Tour eine gute Zeit auf dem Festival zu haben. Man konnte ordentlich duschen (was ansonsten auf Tour ein nicht immer vorhandener Luxus ist) und viele der Herren tankten nicht zu knapp Hochprozentiges. Außerdem fanden sich am Ende des Festivaltages, als Immortal und Venom spielten, fast alle von ihnen neben der Bühne ein, um die Gigs zu sehen.

Der Tourbus sollte laut Plan 6 Uhr am kommenden Morgen losfahren zur nächsten Station der Tour (Prag) und so fand ich mich pünktlich ein. Alle Mitglieder von Gorgoroth, Vader und Valkyrja + Crew und Gäste fuhren in ein und demselben Bus. Da hatte ich im Prinzip Glück, denn genau an diesem Tag verließ ein norwegischer Reporter (und Freund von Gorgoroth) den Bus, um zurück nach hause zu fahren, so dass wieder eine Schlafkabine frei war. Ansonsten war der Bus nämlich gerammelt voll. Lustigerweise schien an diesem Abend niemandem aufzufallen, dass jemand Neues "an Bord" war, vielleicht war man dazu einfach zu besoffen, ich weiß es nicht. Im Prinzip wussten nur Gorgoroth und Tourmanager Darek Bescheid, für den Rest kam das als böse Überraschung. Tourmanager Darek (einer der wenigen, die nichts getrunken hatten) hatte mich bereits eingewiesen, mir meine Schlafkoje gezeigt, mir den Tourpass gegeben und mir erklärt, was im Bus erlaubt ist und was nicht (rauchen zum Beispiel war nicht erlaubt). 

Ich verkrümelte mich dann auch bald in meine Schlafkoje, die sich im oberen Stockwerk des Busses befand. Schließlich war auch ich ziemlich fertig, ich hatte ja seit dem vergangenem Morgen durchgearbeitet (auch beim Festival täglich bis zu 13 Bands zu fotografieren kann in Arbeit ausarten, glaubt es oder nicht...). Ich war (da ich ja die Koje des norwegischen Reporters übernommen hatte) auf der Seite des Busses untergebracht, wo die Skandinavier schliefen. Man ging eine sehr enge Treppe in den oberen Stock des Busses hoch und wenn man dort links abbog, landete man im Vader-"Camp" und wenn man rechts abbog, kam man ins "Camp" der skandinavischen BM'ler. So pennten also über mir und zu meinen Füßen Gorgoroth und an meinem Kopfende sowie gegenüber des winzigen Ganges Valkyrja. Und spätestens als ich mich also in die winzige Schlafkoje legte (in der man sich wie in einem Sarg fühlte, weil sie lediglich gefühlte 30 cm hoch und breit war... in echt werden's wohl 60 gewesen sein...) fragte ich mich das erste Mal "Wieso tue ich das eigentlich?". Ich meine, unbequemer geht es einfach nicht. Aber gut, es war meine Entscheidung gewesen, nun musste ich natürlich auch alles mitmachen. Sonderwünsche, Luxus und Co. gab es im Bus nicht.

Ach ja... noch was: als ich in der Nacht versucht hatte, da oben in der engen Schlafkabine einzuschlafen (was nicht so einfach ist, wenn der Bus über holprige Straßen fährt und immer mal wieder plötzlich bremst usw.) kam mir der Verdacht, dass der einzige Weg, da nachts friedlich einzuschlafen, vielleicht wirklich der ist, sich vorher einen gewissen Alkoholpegel zuzulegen. Ich behielt das mal als Notlösung für den nächsten Abend im Hinterkopf. Man macht sich ja auch unweigerlich Gedanken darüber, was passiert, wenn der Bus einen Unfall hat und in Brand gerät. Bei der einen engen "Wendeltreppe", die nach unten führt, ist nämlich klar, dass man da im Unfall- bzw. Brandfall kaum eine Chance hat, lebend rauszukommen. Aber die Skandinavier trösteten mich damit, dass gleich ZWEI Busfahrer mit auf Tour sind, die sich gegenseitig abwechseln bzw. wachhalten können. Massive-music.pl , die die Tour durchführten, sind wohl bekannt dafür, da guten Service und eine gewisse Sicherheit zu bieten.

Auch erinnere ich mich an eine Diskussion, die nachts im Bus noch geführt wurde, nachdem beim Festival alle den Auftritt von Immortal angeschaut hatten. Man spekulierte, warum kein weiterer Gitarrist (zumindest live) angeheuert wird. Und man kam zu dem einstimmigen Ergebnis, dass es nicht geht, weil dann nicht mehr genügend Platz auf der Bühne für Abbaths Krebsgang wäre. ;-) 

Sound-Ingenieur Oscar:

Am nächsten Morgen fiel dann doch auf, dass ich da bin und nun musste ich natürlich erklären, wo ich so "plötzlich" herkomme. Zumindest für Vader kam das komplett überraschend, denen hatte wohl niemand Bescheid gesagt. Aber Profi wie sie sind, gab es keine Probleme. Und es stellte sich heraus, dass im nüchternen Zustand die meisten Band- und Crewmitglieder einen ganz vernünftigen Eindruck machen. Manch einer, dem ich erzählte, was er letzte Nacht im Suff so gesagt oder getan hat, musste dann über sich selbst lachen. 

Vaders neuer Schlagzeuger James:

 

Prag, 27. November 2011

Bei der Ankunft in Prag hatte der riesige Tourbus Probleme, durch die engen Straßen und Gassen zu kommen. Die beiden Fahrer versuchten verschiedene Wege, um zum Club zu kommen. Und so kam es, dass wir alle eine kleine, ungeplante Stadtrundfahrt durch Prag machten, genau durch den schönsten Teil mit den vielen schönen Brücken und alten Gebäuden. Jeder, der schon wach war, hing am Fenster und schaute fasziniert hinaus.

Plötzlich hielt der Bus und Tontechniker Oscar verkündete selbstbewusst, dass wir am Club angekommen sind, er würde die Location wiedererkennen, er wäre früher schon mal hier gewesen. Daraufhin verließ eine nicht-genannt-werden-wollende Person den Bus und sorgte für den ersten Zwischenfall. Oscar hatte sich nämlich geirrt und die Fahrer hatten nur kurz über den besten Weg beratschlagt. Der Bus fuhr also genauso plötzlich wieder weiter. Eben jene Person war aber noch draußen. Die Fahrer hatten davon nichts mitbekommen. Mann über Bord!!! Nach einer gefühlten Ewigkeit fragte jemand: "Sollten wir dem Busfahrer vielleicht mitteilen, dass jemand den Bus verlassen hatte?". Jaaaaa, sollten wir wohl! ;-) Es war aber zu spät, der Bus war schon zu weit gefahren und konnte in den engen Straßen nicht wenden. Die ersten Lacher und Scherze wurden verschossen (zumal besagte Person sehr gut gekleidet war an dem Tag), so nach dem Motto: "Der sieht heute so gut aus, irgend welche Frauen werden ihm schon helfen, den Weg zum Club zu finden" oder "Vielleicht wird er ja in einer dunklen Gasse ausgeraubt, wenn er so nobel gekleidet ist". Nun ja, Person x war dann zum Glück so schlau gewesen, auf seinem Tourpass den Namen des Clubs abzulesen und einfach ein Taxi dahin zu nehmen. :-). 

Der Tourbus in der Abenddämmerung Prags:

Nachdem der Bus dann tatsächlich vorm richtigen Venue, dem "Rock Café", parkte, bekam ich mit, dass eine weitere Band der Tour folgte, nämlich Eufobia, eine Death-Metal-Band aus Sofia/ Bulgarien (diese zusätzlichen Support-Acts wechselten mehrmals während der Tour). Sie mussten dem Tourbus in ihrem eigenen Auto hinterherfahren (bzw. sich wahlweise selbst den Weg zum nächsten Ort/Land suchen). DAS nenne ich mal echten Stress! Wann haben die Jungs je geschlafen? Denn dann vor Ort mussten sie auch noch jeden Tag zusammen mit Valkyrja das gesamte Equipment ein- und ausladen, im Club aufbauen usw. Aber gut, sie wussten bestimmt, was auf sie zukommt und dass sie quasi die Arschkarte gezogen haben. Oftmals half Vaders Schlagzeuger James freiwillig beim Ein- und Ausladen, er nahm das als Ersatz fürs Fitnesstraining.

Eufobia, Valkyrja und die Roadies beim Aufbau in Prag:

Der Club in Prag ist mitten in der Stadt und hat einen riesigen, wunderschönen Backstage-Bereich (sowie auch für die Besucher herrliche, großzügig geschnittene Räume, wo man sitzen und was trinken kann, sogar mit Internet an manchen Plätzen). In Deutschland und Österreich habe ich noch nie so gemütliche, schöne Lokale für Metal-Fans gesehen. Der Clubbesitzer war dann auf Nachfrage so nett, mir eine weitere Dusche aufzuschließen (die eigentlich privat und nicht für Bands & Co. ist). Aber in den "Gemeinschaftsduschen" der Bands wollte ich nun wirklich nicht... stören... nennen wir es mal so. Welche Wohltat, eine Dusche zu haben nach der Nacht im "Sarg"! Überhaupt war es erstaunlich, wie sehr man schon nach so kurzer Zeit die kleinen Dinge des alltäglichen Lebens wieder schätzen lernt, z.B. ein ordentliches Waschbecken zu haben, wo man auch normal Zähne putzen kann (dergleichen darf man nämlich im Bus nicht, weil der Abwassertank sonst zu schnell voll wird).

Ich schaute dann zu, wie sich die Support-Bands abrackerten beim Bühnenaufbau (wobei es mir schwerfällt, Valkyrja als Support-Band zu bezeichnen, die sind auf der Bühne der Wahnsinn... eigentlich sollte es nicht lange dauern, bis sie zu den Headlinern einer zukünftigen Tour gehören). Neben Eufobia und Valkyrja waren auch Kuba (Gitarrentechniker) und Wacek (Schlagzeugtechniker, ebenfalls aus Polen stammend) mit von der Partie. Die beiden letztgenannten waren für alle Instrumente der Headlinerbands verantwortlich, machten Sound- und Linechecks und nach Aussage ihrer Chefs (d.h. sowohl Vader als auch Gorgoroth) machten sie ihre Jobs fantastisch.

So sieht der wichtigste "tägliche Aushang" im Bus aus:

Auch Tourmanager Darek war immer eifrig zugange. Wenn er nicht mit den lokalen Promotern beschäftigt war (Abrechnungen usw.), verkaufte er Merchandise. Ihn sah man wirklich nie sitzen und einen trinken, er war konstant immer nur am arbeiten.

Tourmanager Darek am Verkaufstresen:

Aus irgend einem Grund spielte die vorgesehene zusätzliche Support-Band an diesem Tag doch nicht, so dass Eufobia um 19:45 Uhr als erste die Bühne betraten, um Songs ihrer beiden Alben aus 2010 und 2011 zum besten zu geben. Ihre Death-Thrash-Attacke manifestierte sich in folgender Setliste: “Justine”, “Hater”, “Liquid of creation”, “Cruel child”, “Graveyard”, “Frog”, “Cyber pervert”, “Lust” und “Maligna”. Das Publikum im Club war so heiß drauf, Live-Bands zu sehen, sie begrüßten Eufobia, als wären sie eine Größe der Szene. Bereits jetzt drängten sich die Fans vor der Bühne. Eufobia genossen den Zuspruch (war wohl in anderen Städten eher nicht so prickelnd) und gaben selbstredend ihr Bestes.

Die Schweden von Valkyrja waren als nächstes dran. Und direkt mit ihrem Aufmarsch auf der Bühne flippten die Zuschauer komplett aus. Keine Ahnung, warum ein osteuropäisches Publikum so ausrasten kann, wie man es aus Österreich oder Deutschland nicht kennt. Schon beim Intro grölten die Fans sich die Seele aus dem Leib. Sie verehrten Valkyrja, wie ich es nie erwartet hätte. Diese Euphorie hat mich echt umgehauen.  Valkyrja eröffneten also ihr BM-Set, welches aus Songs der beiden Alben "The invocation of demise” und “Contamination” bestand, und die Fans grölten einfach mit. Die meisten verstanden kaum Englisch, aber das hielt niemanden davon ab, einfach die Texte dem Klang nach mitzusingen. Manche machten auch einfach Geräusche wie "rararaaaa" im Takt der Musik, Hauptsache man konnte irgendwie mitgrölen. Es war insofern kein Wunder, dass die Band sich von soviel Energie anstecken ließ. Sie wurden ebenfalls richtig wild auf der Bühne. “Oceans to dust”, “Frostland”, “Catharsis” und “The vigil” wurden zuerst gespielt. Hunderte von Besuchern drängten immer mehr zur Bühne hin, vorne war schon Sauna-Feeling angesagt. Man konnte die Songs durch das ständige Geschreie der Fanmasse kaum hindurchhören, aber wenn ich mich richtig erinnere, waren da noch “Ambience of the dead”, “Welcoming worms”, “The womb of disease” und (oh ja) “Twilight revelation”. Das Underground-Gefühl bei diesem Gig war wirklich unvergleichlich... die tschechischen Fans haben's wirklich voll drauf. 

Während Valkyrja noch im Schweiße ihres Angesichts die Bühne rockten, bereiteten sich Vader backstage auf ihren Gig vor. Okay, "vorbereiten" sieht für Bandchef Peter so aus, dass er einfach sitzt und relaxt. Mit seiner jahrzehntelangen Live-Erfahrung braucht er wirklich keine Vorbereitung mehr. Und auch Lampenfieber gibt es bei ihm nicht mehr. James hingegen, der neue Schlagzeuger, trommelte sich schon ein wenig warm in seiner Ecke (nur mit Drumsticks, ohne Drums). Bei den Blastbeats, die Vaders in ihren Songs bringen müssen, natürlich kein Wunder, dass James Stewart sich da besser vorm Auftritt  warmmacht.

Peter relaxt:

James wärmt sich auf:

Kurz vor Vaders Auftritt gab es noch einen kleinen Zwischenfall: ein irrer Fan sprang auf die Bühne, als Kuba noch Linecheck machte, und ging ihm direkt an die Gurgel. Er schrie immer wieder "Wo ist meine Jacke?" und wurde immer aggressiver. Es war klar, dass der Typ einfach nur Ärger provozieren wollte. Allerdings war Kuba stärker....

Gegen 21:30 Uhr starteten Vader ihren triumphalen Siegeszug. Peter betrat die Bretter, die die Welt bedeuten, "Welcome to the Morbid Reich" rufend, was natürlich der Titel ihres 2011er Albums ist. Da dachte ich gerade (den Reaktionen beim Valkyrja-Gig nach zu urteilen), dass das Publikum mehr auf BM steht, und schon wurde ich eines besseren belehrt, als Vader zum Rundumschlag ausholten. Die Fanmenge flippte komplett aus. Den ganzen Gig über schrien die Fans und man sah nur noch Hände und kreisende Matten. Vader selbst blieben total cool, die sind das so was von gewohnt, dass ihre Fans total austicken...

Ein Prager Fan:

Die Polen begannen ihr Set mit (man kann es erahnen) “Return to the Morbid Reich”, gefolgt von “Sothis”, “Devilizer”, “Never say my name” und “Come and see my sacrifice”. Sie spielten tight und vollkommen professionell, da hörte man nie auch nur die kleinste Ungereimtheit. Aber klar, Peter hat ja auch die Elite um sich geschart. Da ist zum Beispiel Marek, der in Polen mit seiner Band Esqarial große Erfolge einfährt (in Vader "heißt" er allerdings "Spider"). Marek war auch derjenige, der am meisten mit den Fans interagierte. Er "flirtete" durch Mimik und Gestik konstant mit dem Publikum. Hal und James machten ihren Job natürlich auch großartig. 

Zusätzlich zu den oben genannten Tracks gab es noch folgende Songs live auf die Mütze: “Black velvet and skulls of steel”, “Wings” (welches natürlich immer ein Highlight jedes Gigs ist), “Carnal”, “I am who feasts upon your soul”, “The wrath”, “Decapitated soints”, “Kingdom”, “Silent empire”, “Cold demons”, “God is dead” und “This is the war” als eine der Zugaben. Auch nach den Zugaben schrien die Fans immer weiter nach zusätzlichen Songs. Vader kamen letztendlich noch mal auf die Bühne, einfach nur, um allen in den ersten Reihen die Hände zu schütteln, einfach weil die Stimmung so atemberaubend war. Dieser Gig konnte also als voller Erfolg verbucht werden, und mehr kann man dazu dann auch nicht sagen.

Die Fanmenge war also unglaublich gut drauf an diesem Tag, das stand fest. Aber trotzdem war offensichtlich noch eine Steigerung möglich, wie sich gleich herausstellen sollte. Als nämlich Gorgoroth die Bühne betraten, brach echt die Hölle los.

Die Norweger starteten ihren Mördertrip kurz nach 23 Uhr. Zuerst verschwanden sie im künstlichen Bühnennebel, aber die Fans rasteten trotzdem aus, auch wenn sie die Anwesenheit der Band vorerst nur erahnen konnten. Der Nebel lichtete sich und man sah Vyl, der am Schlagzeug Platz genommen hatte. Die anderen nahmen gerade ihre Instrumente. Und los ging's direkt mit “Bergtrollets hevn”.  “Aneuthanasia” folgte umgehend und ich wusste nicht, wo ich zuerst hinschauen soll: auf die unglaubliche Band, oder auf die unglaublichen Fans. Es war wie eine nicht versiegen wollende Energiequelle. Die Fans elektrisierten die Band, und umgekehrt. "Prayer" folgte und ich merkte, dass ich (bzw. wohl alle in der Frontreihe) Pests Stimme nicht aus den Lautsprechern hörte, sondern direkt aus seinem Mund, schließlich war sein Gesicht quasi direkt vor uns... So liebe ich die Auftritte von Gorgoroth: Pest direkt vorm oder gar im Fan-Pulk, auf Tuchfühlung mit der "Meute"! Irgendwann nach dem Gig hat mir Sound-Ingenieur Orcar gesagt, der Klang in der Halle wäre schlecht gewesen. Aber ich würde sagen: das war dem Publikum so was von scheißegal! Erstens mal übertönten die sowieso mit ihrem ununterbrochenem Geschreie fast die Musik und zweitens  war der Sound das letzte, was die interessierte. Die wollten einfach eine geile Zeit mit "ihrer" Band haben und ordentlich einen draufmachen, und zwar in ganz anderen Maßstäben als in zentraleuropäischen Ländern.

“Katharinas bortgang”, “Revelation of doom” und “Forces of Satan storms” wurden als nächstes gespielt und die Songs gingen oftmals direkt ineinander über, so dass man streckenweise das Gefühl hatte, es ist alles ein einziger, ellenlanger Song. “The rite of infernal invocation”, “Ødeleggelse og undergang” und “Satan-Prometheus” dienten als Anheitzer für “Destrøyer” und “Incipit Satan”, die zu den Höhepunkten der Show zählten. Pest wuchs über sich hinaus und war ein furioser, blutiger, kleiner Teufel auf der Bühne. Die Fans waren total in seinem Bann.  “Krig”, “Profetens åpenbaring“ (mit etwas zuviel Hall auf dem Mikro) und “Unchain my heart” läuteten dann schon das Ende des Gigs ein, der einfach viel zu schnell vorüber war. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließen Gorgoroth die Bühne (was aber typisch für sie ist, das hat absolut nichts damit zu tun, ob die Fans großartig drauf waren oder nicht). Trotz allem schrien die Tschechen natürlich noch lange nach Zugaben. 

Fabio, der bei der Tour an der Gitarre aushalf:

So, danach brauchte ich erst mal eine Pause und musste langsam wieder runterkommen. Diese kleinen Club-Gigs (wobei hier der Club zwar eng war, so dass man vorne dieses anheimelnde Untergrund-Gefühl hatte, während nach hinten hin doch aber etliche Hunderte Fans standen) sind doch irgendwie viel intensiver als Festivalauftritte. Und das total wahnsinnige Prager Publikum hat's echt voll gebracht. Diesen Gig werde ich so schnell nicht vergessen. 

Zurück im Bus war es etwas leerer als sonst. Vader hatten den Bus verlassen, um in Prag zu bleiben (denn der Folgetag war ein freier Tag), während die skandinavischen Bands inklusive Crew noch in der selben Nacht nach Wien weiterfuhren, um dort ihren freien Tag zu verbringen. Bei Vader stand in Prag noch eine private Geburtstagsfeier auf dem Plan, sowie Sightseeing am nächsten Tag und natürlich ganz viel Luxus und Gemütlichkeit im angemieteten Hotelzimmer (ich sag nur: bequemes Bett und Duschen!).  
Ich blieb natürlich im Bus bei den Skandinaviern. Ich war ja offiziell Gast von Gorgoroth, da wäre es sicher blöd gekommen, bei Vader zu bleiben (wobei die Vorstellung, eine Nacht lang ein Hotelzimmer zu haben statt im "Sarg" zu pennen, schon verlockend war...).

Einmal dürft ihr raten: was machen zwei skandinavische Black-Metal-Bands nachts allein im Tourbus, wenn die Polen weg sind und sämtliche Alkoholvorräte dagelassen haben!? Genau! Sie trinken alles aus und haben ganz viel Spaß dabei. Man sollte vielleicht noch dazusagen, dass auch die Crew-Mitglieder im Bus "gelassen" wurden. Die beiden Polen Wacek und Kuba traten also mit stolz geschwellter Brust zum inoffiziellen Trink-Wettbewerb gegen die Norweger und Schweden an. Nach ganz vielen derben Späßen und Gelächter hatten die Polen den Wettkampf verloren. Der zierliche Wacek kam kaum noch die Treppen hoch, während man bei gewissen norwegischen Bandmitgliedern auch nach vielen Gläsern oder gar Flaschen noch nicht mal ansatzweise das Gefühl hatte, dass sie vielleicht gleich umkippen. Jetzt hatte ich mir so gedacht, ich trinke nichts (vielleicht höchsten dann kurz vorm schlafengehen) und schaue mir spaßenshalber einfach an, wie einer nach dem anderen betrunken umfällt. Doch da hab ich wohl falsch gedacht. Die norwegischen Lebern haben wahrscheinlich das erste Glas Alkohol schon abgebaut, wenn das zweite getrunken wird, ich weiß es nicht. Aber gut, frühs 4 Uhr waren dann alle breit außer Vyl (=eindeutiger Sieger!), Infernus und ich. Ich hielt noch bis 6 Uhr durch (dieses Mal mit Alkohol) und bekam eine Gorgoroth-Story aus der Vergangenheit nach der anderen aufgetischt. Ich habe zwei Stunden lang durchgelacht. Wer jemals mit Vyl und Infernus feiern gehen sollte, sollte auf's "Schlimmste" gefasst sein, dieses Duo ist eine ganz "böse" Kombi. :-)

In dieser Nacht hatte ich dann tatsächlich zum ersten Mal das Gefühl, in der Schlafkoje ist es doch irgendwie gemütlich und schlief sogar bis zum kommenden Nachmittag durch. 

Wien, 28. November 2011

Ich wachte auf, als der Bus schon vorm "Szene"-Club in Wien parkte. Der Club war geschlossen und so suchten sich die Businsassen jeder eine Beschäftigung für den freien Tag. Entweder Sehenswürdigkeiten anschauen, einkaufen oder irgendwelche Pubs besuchen. Allerdings waren viele relativ schnell zurück und man fand sie dann im Bus vor den Laptops bei Videospielen oder sonstigem Zeitvertreib. 

Fabio im Tourbus:

17 Uhr führte Vyl alle, die anwesend waren, in ein Lokal, welches ganz in der Nähe war. Da war er wohl bei der letzten Tour mit Keep of Kalessin schon gewesen und angeblich gibt es dort die besten Bratkartoffeln der Welt, was dem Kellner später auch gesagt wurde. Der Kellner schaute verdutzt, als 10 "grimme Gestalten" vor der Tür standen. Aber eben solche waren ja schon mal da gewesen, ohne das Lokal zu zerlegen, insofern war es wohl dann kein Problem. Nachdem wir alle die Bratkartoffeln testen "mussten", warfen beim Bezahlen alle ihre kleinen Münzen als Trinkgeld auf den Tisch. Der Kellner musste dann also mehrere Hände voll Kleingeld wegtragen. Aber er schien frohen Mutes...

Der Abend endete erneut mit viel Flüssigem, wobei viele kürzer traten, da am nächsten Tag wieder Konzerttag sein würde. In dieser Nacht lag der Fokus eher auf lustigen Filmchen auf YouTube (auch in Norwegen gibt es Sendungen a la "Das Supertalent" o.a., bei dem sich reihenweise Leute blamieren, so dass es stundenlang was zu lachen gab im Tourbus, selbst Infernus konnte den einen oder anderen Link zu einem lustigen Video beisteuern). Nachdem die Batterien keine Bilder mehr zuließen auf den Laptops, wurde nur noch Musik gehört und reihum durfte jeder Musikwünsche äußern. Es wurde wieder ein sehr unterhaltsamer Abend. Allerdings wurden auch ernste Themen diskutiert, zum Beispiel wie man (als Bandmitglied) mit Stagedivern umgehen soll, die auf die Bühne klettern und einem dann "im Weg rumstehen". Oder aber, noch viel ernster, warum einige Printmedien die richtigen Namen von verstorbenen Künstlern veröffentlicht haben, obwohl jene Künstler das ausdrücklich nicht wollten, wie beispielsweise der kürzlich verstorbene "B" von Lifelover, den die Jungs von Valkyrja persönlich kannten, da er mit einigen von ihnen in deren Zweitband Ondskapt gespielt hatte. 

Wien, 29. November 2011

Vader kamen an diesem Tag zurück aus Prag. Sie waren energiegeladen, frisch geduscht und überhaut gut drauf. Sie waren sofort verfügbar für alles, was so anlag... Autogramme schreiben, den Crew-Mitgliedern bei ihren Videospielen helfen und was nicht alles....;-)

Peter gibt Wacek Tipps für sein Videospiel:

Ich schaffte es wieder, mir eine "eigene" Dusche zu besorgen (in der selben Straße gab es ein Sonnenstudio... einmal freundlich gefragt und schon ging was... die hatten sogar einen Fön für mich). Im Club zu duschen wäre der Albtraum schlechthin gewesen, denn es gab dort nur eine einzige Dusche und die befand sich im Backstage-Raum von Gorgoroth. Das hieß, ALLE, die irgendwie mal duschen wollten, mussten an Gorgoroth vorbei, inklusive der lokalen Vorbands, die aber (soweit ich das mitgekriegt habe) darauf verzichteten. Da der Bus auch gerade an diesem Abend ganz früh losfahren sollte (1 Uhr nachts) hieß das, dass Valkyrja nach ihrem Gig genau eine Stunde Zeit hatten, zu duschen, bevor Gorgoroth von der Bühne kommen sollten. Also war der Stress vorprogrammiert. Noch dazu mussten sich Valkyrja einen mini-kleinen Umkleideraum mit 3 Vorbands teilen. Und in diesem Zimmerchen stank es so unglaublich übel... alle Bedingungen waren also denkbar schlecht. Beinahe verwunderte es, dass Valkyrja zumindest ein Spiegel zur Verfügung stand, so dass sie ihr Corpsepaint aufmalen konnten.

Valkyrja beim Fertigstellen des Corpsepaint:

Ich packte schon mal meine Sachen, denn direkt nach dem Gig sollte es per Bahn zurück nach hause gehen. Bei dieser Gelegenheit "erwischte" ich Pest im Bus beim lesen eines guten Buches (historische Recherche). Es stellte sich heraus, dass er immer die Zeit kurz vor den Gigs dafür nutzt, denn da sei er im Normalfall alleine im Bus.

Im Club spielte währenddessen die erste lokale Supportband namens "Deathtale". Sie taten mir echt leid, denn sie spielten vor drei Fans, die vor der Bühne standen (natürlich schauten von hinten oder durch die Seitentüren immer mal noch andere Leute rein, aber direkt vor der Bühne war echt tote Hose). Ich glaube, die Band hat es bereut, sich auf diesen Anheitzerjob eingelassen zu haben. 

Die nächste Band hieß Exanimalis, eine Newcomer-Death-Metal-Band aus Österreich. Sie haben gerade ihre EP “Within the walls” veröffentlicht. Sie konnten mehr Leute anlocken als die erste Band, nicht zuletzt durch ihre attraktive Front-Röhre Eva, die in tiefer Stimmlage ordentlich growlen kann. Ansonsten, was Songwriting, Gitarrenarbeit usw. angeht, muss noch viel getan werden. Aber rein visuell und rein stimmlich war die Band eine hervorragende Abwechslung. 

Eufobia spielten als nächstes, und ca. 50 Besucher waren zu diesem Zeitpunkt im Club, schätze ich. Ich denke, die Jungs mussten ihre Enttäuschung verbergen, zogen ihren Gig aber trotzdem voll durch. Die Zuschauer waren auch recht lahm, zumindest im Vergleich zum Publikum in Prag zwei Tage zuvor. Ich hatte schon echt Angst, dass es bei den 50 Zuschauern bleiben würden, denn Opeth und noch ein anderer Metal-Live-Act spielten genau am selben Tag in Wien. Und vor allem Opeth ziehen natürlich viele Fans ab, ist ja klar. 

Valkyrja hatten auch schon einen Blick auf die Anwesenden geworfen und das konnte die Frustration nicht gerade mindern. Zusammen mit dem Stress durch die widrigen Umstände im Backstage-Bereich waren also alle Voraussetzungen gegeben, dass die Schweden mit viel Wut im Bauch auf die Bühne kommen würden, was sie dann auch taten. Doch siehe da, kaum standen die Black-Metaller auf den Brettern, kamen mehrere hundert Fans hereingeströmt. Keine Ahnung, wo die plötzlich alle herkamen (vor den Türen des Clubs war eher wenig Platz). Aber gut. Dass nun doch noch so viel Publikum da war, dass es für ein gutes Gefühl reichte, war natürlich umso besser. Und obwohl die Stimmung unter den Fans eher mäßig war, spielten Valkyrja ihren Gig, als wäre dies die letzte Chance auf Erden für sie, live aufzutreten. Man hatte vorm Gig noch mal die Setliste geändert. Energisch preschten sie mit "Catharsis" voraus. “Frostland”, “The vigil”, “Oceans to dust” und “A cursed seed in the world” folgten und die neue Songreihenfolge hatte tatsächlich ihren Reiz. 
Valkyrja haben auf ihrem 2005er Demo einen Dissection-Coversong (damals noch offiziell vom Meister persönlich genehmigt), und fast finde ich es ein bisschen schade, dass sie ihn nicht live spielen. Dieser Band traue ich es zu, dass sie es live zum Erlebnis machen, ohne dass es unfreiwillig zur Parodie verkommt.
Nach
“The womb of disease” und “Twilight revelations” verließen sie die Bühne und bekamen viel mehr Applaus als sie erwartet hatten. Aber für Zugaben oder ähnliches war keine Zeit. Schnellstmöglich verließen sie die Bühne (ihr wisst ja: eine Dusche für alle Bands... und wenn am Bus-Zeitplan steht, dass der 1 Uhr abfährt, wird der genau 1 Uhr abfahren, nicht 1:05 Uhr oder 1:10 Uhr!).

Vader brauchten ihre Setliste nicht ändern. So wie sie war, war sie wohl sehr gut. Und es hat mich auf Neue erstaunt, wie leicht es Vader immer wieder fiel, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Sie kamen, sahen und siegten. Und zwar in jeder Stadt und mit einer Selbstverständlichkeit, dass es einem die Sprache verschlägt. Muss ich erwähnen, dass sie perfekt gespielt haben und sich keinerlei Fehler erlaubt haben, nicht mal den kleinsten? So endete auch dieser Auftritt mit dem gewohnten Erfolgserlebnis für die Polen.

Das Finale! Ein letztes Mal konnte ich mich der infernalischen Ausgeburt eines Gorgoroth-Gigs hingeben. Leider hatte der gesamte Gig einen großen Makel. Die Band verschwand nämlich sozusagen in schmutzigem, stinkendem, undurchsichtigem Kunstnebel. Mit Qualitätsnebel mag das ja funktionieren, dass man einen tollen Showeffekt zaubern kann, wenn das Bühnenlicht dann den Nebel anstrahlt. Aber mit dieser dunkelgrauen Brühe funktionierte das nicht. Man sah die Band einfach nicht. Vielleicht hin und wieder Umrisse, oder wenn sie ganz nah an den Bühnenrand kamen. Es war also ein bisschen wie "Album auf CD anhören, während man eine graue Masse anstarrt, in der Hoffung, dass Gorgoroth gleich aus dieser hervortreten". Na ja, gezwungenermaßen versuchte ich also, mich auf die Musik zu konzentrieren. Die Band war ja nach so vielen Gigs perfekt aufeinander abgestimmt, ein Song jagte den nächsten und es war eine Freude zu sehen (bzw. in diesem Falle hören) wie geradlinig und professionell sie das Ding reißen können, selbst wenn sie in diesem Bühnennebel  oftmals ihre eigenen Finger nicht auf den Instrumenten gesehen haben. Später in der Bahn erzählten auch andere Besucher vom Gig und behielten es in lustiger Erinnerung, dass sie zum Beispiel keinen Schlagzeuger auf der Bühne gesehen haben hinter der grauen Wand. Aber vom Sound her muss es bis auf Kleinigkeiten wohl sehr gut angekommen sein beim Publikum. Denn sogar hier in Wien rief man nach Zugaben. Die Band war zwar kaum zu sehen gewesen, aber ihre satanische Aura hatte man weithin gespürt. 

Wie gesagt musste ich nach dem Gig sofort los, um die letzte Bahn zu erwischen. Ich konnte mich also nicht von allen verabschieden, aber die wichtigsten Leute wussten ja Bescheid (allen voran natürlich Tourmanager Darek). Auf gewisse Weise war ich froh, nach hause zu können. Denn was den Bands noch so bevorstand, klang nicht nach endlosem Spaß (für den Gig am kommenden Tag in der Slowakei stand z.B. auf den Zeitplan, dass der Bus nicht vorm Club halten kann, das Be- und Entladen sollte also mit lokalen Shuttles erfolgen). Auch wurden ja dann im Laufe der Tour Gigs abgesagt, weil die lokalen Promoter Mist gebaut hatten. 
Und man soll ja auch aufhören, wenn's am schönsten ist. Gesagt, getan. Ich bekam dann trotzdem noch "online" immer die neusten "Nachrichten" von der Tour zugemailt, als ich wieder zuhause war. Zum Beispiel, dass die Bands den Tag an einer Tanke verbracht haben, während der Tourmanager versuchte, den lokalen Promoter herbeizutelefonieren in einer der Städte, wo alles schiefging. Oder dass in Griechenland um ein Vielfaches mehr Merch und T-Shirts verkauft wurden als in jedem anderen Land. Da spotteten die Skandinavier schon, die Deutschen sollten doch besser ihr Geld von den Griechen zurückverlangen... das lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen!

Mal absehen von finanziellen Aspekten denke ich, es zahlt sich für jede Band immer aus, wenn sie eine lange Tour durch viele Clubs in ganz Europa macht. Für die absolute Fanbasis zu spielen, kann nicht falsch sein. Und spätestens wenn ich mir die Fans aus Prag in Erinnerung rufe, weiß ich, dass diese Tour es sowieso wert war. Und ich habe es genossen, dass ich dabei sein durfte, wenn auch nur für drei Tage. Aber diese drei waren spannender als manch anderer gesamter Monat. 

Hier noch ein paar Impressionen:

Marek schreibt Autogramme für einen Fan:

Der "Szene"-Club in Wien hat seinen eigenen Hund, Susa:

Susa ist eine Attraktion für Crew und Besucher:

Wien gegen Abend:

Kuba checkt das Mikro für Gorgoroth und erntet Applaus für sein tiefes Gegrunze:

 

So klein sieht der Club aus Sicht des Schlagzeugers aus:

Wacek checkt das Schlagzeug für Gorgoroth:

 

 

 

 

 

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