“Up from the ground” Festival – Gemünden/ Main – 26. und 27. August 2005

Bericht: Wiebke + Twilightheart

Wiebke: Nachdem es auf den Festivals an den letzten drei Wochenenden doch mehr oder weniger Wetterchaos gegeben hatte, hoffte ich inständig, dass es doch wenigstens diesmal ein bisschen mehr Sonnenschein geben würde. Dennoch gönnte ich mir den Luxus eines Zimmers in einer Pension, da ich nach der Schlammschlacht auf dem Summerbreeze einfach keine Lust mehr zum Zelten hatte.

Schon auf dem Campingplatz konnte man allerhand Kreationen gutgelaunter Fans bestaunen:

Da die Autofahrt dann doch etwas länger gedauert hatte als gedacht, kam ich am Freitag erst auf das Festivalgelände, das wirklich wunderschön gelegen ist, als Fearer ihren Auftritt schon begonnen hatten. Und obwohl das brachiale Todesbleigebräu wuchtig daher kam, und der Sound ganz annehmbar war, wollte der Funke doch noch nicht so überspringen. Das mag zum Teil auch daran gelegen haben, dass die Bühnenshow bis auf vereinzeltes Moshen sehr unspektakulär war.

   

Der Aspekt der Bühnenpräsenz gestaltete sich bei den Franken Delirium Tremens schon ganz anders. Die zum Teil Kutte tragenden Instrumentalisten bewegten sich zwar auch nicht übermäßig viel, schienen die Bühne aber mehr auszufüllen. Den Rest übernahm der durchtrainierte Sänger,  der jeden Zentimeter Platz ausnutzte und sich in eine Pose nach der anderen schmiss. Musikalisch kamen hier die Old School Thrash Metal Fans voll auf ihre Kosten.

  

Die aus Rowdy Rocket und Rowdy Bad Bone (äußerst geniale Pseudonyme!) bestehende Gitarrenfraktion duellierten sich mit stecknadelscharfen Riffs, während Bassist Rowdy Roll unbewegt seine Saiten zupfte. Und nach einigen Songs stellte ich fest, dass Rowdy Mütze Piper immer noch keinen Knoten in der Zunge hatte. Denn es hatte den Anschein, als wollte er einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit seinen Vocals aufstellen. Und traten die Jungs mal ein bisschen auf die Bremse, bekam der mitreißende Groove sogar noch einen melodischen Touch, was mir als Nichtkenner eine bisschen Abwechslung verschaffte.

    

Nachdem ich Delirium Tremens zur Genüge abgelichtet hatte, schlich ich am Security-Mann vorbei, in den eigentlich nur für Bands vorbehaltenen Bereich direkt hinter der Bühne, da sich Dark Fortress noch kurz vor ihrem Auftritt für eine Art Foto-Shooting bereit erklärt hatten. Eigentlich  hatte das Twilightheart abgeklärt und wollte sie auch fotografieren. Nur leider saß sie in einer Regionalbahn irgendwo auf dem Weg ins Frankenländle fest und somit lag es nun an mir. Da ich mit so etwas noch überhaupt keiner Erfahrung hatte – von wegen Belichtung, Positionierung usw. – möge man bitte noch keine Glanzleistung erwarten. Aber seht selbst.

Dark Fortress unterbrachen ihren Studioaufenthalt und sprangen relativ kurzfristig für die Norweger Koldbrann ein. Trotz unermüdlichem Sonnenscheins gelang es ihnen schon mit den ersten Takten eine düster-bedrohliche Stimmung zu erzeugen, die bei jedem Fan ein wohliges Kribbeln auf dem Rücken erzeugt haben dürfte. Mit starren Mienen wurde ihre technisch anspruchsvolle Unterart des Black Metal zelebriert, und es hatte den Anschein, dass Sänger Azathoth die Fans mit seinen Blicken erstarren lassen wollte.

 

Bei der Intensität der Musik war es absolut zweitrangig, dass nur sehr wenig verbale Kommunikation mit dem Publikum stattfand. Highlight war für mich persönlich der Titelsong des Albums „Stab wounds“, außerdem wurde noch ein neuer Song vorgestellt, der auch sehr gut aufgenommen wurde. So war es nicht verwunderlich, dass nach dem letzten Song nach „mehr“ geschrien wurde.  (Wiebke)

Twilightheart: Wie Wiebke bereits andeutete, saß ich (Twi.) gerade im Zug, als Dark Fortress spielten, denn dieses besch... A... von Chef (oder besser: Fehlbesetzung von Chef) hatte mir keinen Urlaub genehmigt an jenem Freitag (auch mit einer der letzten ausschlaggebenden Gründe, warum ich mir im darauffolgenden Herbst einen neuen Job gesucht habe... wenn man nicht mal einen besonderen Tag im Jahr freibekommt, weil man echt was Wichtiges vorhat (und jetzt keine Widerrede! Dark Fortress spielen zu sehen, gehört zu den wichtigen Dingen im Leben... harr), dann ist das ja wohl alles nix wert). Aber die superliebe Wiebke hat mich quasi per Handy zugeschaltet zum Dark Fortress Gig. Ich saß also im Zug und hörte via Handy die ganze Zeit mit. Verdammt schlechte Qualität... so durch den Hörer... aber immerhin ein Trost, wenn man nicht leibhaftig dabeisein kann. Somit kann ich euch also auch die Setliste noch mitteilen: Iconoclasm Omega, Self mutilation, Catawomb, Stab wounds, Pilgrim of the nightly spheres.
Als ich später dann endlich mal auf dem Festivalgelände ankam, war es auch gerade der Moment, als Dark Fortress gerade wieder los mussten, den Heimweg antreten. Ein kurzes Hallo an V.Santura... und schon war der „Dark Fortress-Festival-Sommer“ (haha) für mich vorbei (und auf anderen Sommerfestivals haben sie ja leider nicht gespielt dieses Mal... echt ein Verlust für jedes dieser Festivals!).

   

Das erste, was ich übrigens zu hören bekam, als ich das Festivalgelände betrat, war ein Sprechchor von 5 bis 6 Leutchen im Backstagebereich: „Alles für den Dackel, alles für den Club! Unser Leben für den Hund!“ Jawoll! Die Stimmung war also schon mal gut. Trotzdem hatte ich echt keine Lust, mir Bands wie „End of green“ (würg) anzutun... dafür ist ja nun Wiebke da. Ich stieg dann erst später bei den Pagan- und Black-Metal Bands wieder richtig ein. (Twi.)

Wiebke: Danach wurde es wieder brachial, als My Darkest Hate aus Ludwigsburg loslegten. Da wurde sich in feinster oldschooliger Death Metal Manier durch das Programm geholzt, dass sich die Bühnenbalken bogen. Neben ordentlichen Grooves, waren aber auch Melodien in den Songs auszumachen, so dass ich mich zeitweise vom Stil her an Illdisposed erinnert fühlte, denn auch zwischen Sänger Chris und Bo Summer bestanden an manchen Stellen deutlich stimmliche Parrallelen. Das soll aber nicht heißen, dass der Frontmann ein Imitator oder der gleichen wäre! Sein Organ war nämlich im Rahmen des Stils verdammt variabel! Außerdem gab es noch einen brandneuen Song auf die Ohren, dessen Titel ich aber nicht verstanden habe, (Jungs, warum müsst ihr Ansagen immer grunzen?!) und danach wurde das Publikum in den sonnigen Nachmittag entlassen.

    

Danach war es Zeit für meine erste Autogrammstunde an diesem Wochenende. Vor Stand warteten auch schon einige Fans von Primordial – die übrigens eine Vertretung für den verhinderten Ciaran mitgebracht hatten – um sich Autogrammkarten,  CD-Booklets oder andere Dinge von den Iren signieren zu lassen. Hier ein paar Eindrücke:

   

Und auch bei der Autogrammstunde von Misery Index kamen alle Fans voll auf ihre Kosten.

End of Green hoben sich von den anderen Bands deutlich ab, dass sie wohl die „Softesten“ im ganzen Billing gewesen sein dürften. Nichtsdestotrotz spielten die energiegeladenen Goth Rocker  - wenn man mal vom Frontmann absah – freimütig auf. Die Songs bewegten sich irgendwo zwischen Type O Negative, was wohl auch am Bariton von Michelle Darkness lag, und The 69 Eyes mit Essenzen aus 70ies Rock und ein bisschen Metal. Ansagen wurden leider permanent genuschelt, außer irgendwas mit „des Heilands Hirnblutung“ vor dem vorletzten Song habe ich leider nichts verstanden.

  

Wie dem auch sei, anfangs herrschte vor der Bühne gähnende Leere, aber im Laufe des Sets fanden sich immer mehr Nasen vor der Bühne ein, die von einem jeden „Oh yeah“ nach jedem Lied anstecken ließen und ordentlich abrockten. Leider hatte den Jungs anscheinend niemand gesagt, wie lange ihre Spielzeit wirklich ist, denn sie gingen 10 Minuten zu früh von der Bühne und bekamen dann gesagt, dass sie noch ein bisschen spielen dürften. Die Band nahm es mit Humor und spielte noch einen schnellen Rocker.

       

Okay, ich gebe es zu, als nächstes herrschte bei mir ein bisschen der hormonelle Ausnahmezustand, mit dem Twilightheart mich hinterher auch noch eine Weile aufzog. Und das alles, weil The Duskfall mit Kai einen ganz nett anzuschauenden Frontmann haben. Aber der ist nicht nur hübsch, er ist auch gut, denn das bewies er in  den folgenden 40 Minuten. Am Anfang des Sets gab es gleich „Source“ und „Poison the Waters“ auf die Ohren. Zwei Songs, die Härte und Melodie gekonnt vereinten und ein großes Haarschüttelpotential besaßen. Zwischen den Stücken gab es –  für Skandinavier ein bisschen untypisch – viele Ansagen. Groß auffordern musste er das Publikum allerdings nicht, die Fans waren mit Leidenschaft am Stimmung machen.

  

Die Band sorgte für den richtigen Drive, Leadgitarrist Mikael Sandorf erhielt viel Applaus für seine verdammt schnellen Gitarrensoli, während der am Bühnenrand von einer zur anderen Seite tigernde, wild Grimassen ziehende und gestikulierende Fronter die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog. Das ging so weit, dass bei „Destroyer“ auch schon mal ein großes, umgedrehtes Kreuz in den Himmel gemalt wurde. Aber das dürfte niemanden gestört haben. ;-) Zum Ende hin wurde dann noch „Guidance“ gespielt.
Eigentlich brauche ich nicht zu erwähnen, dass danach stürmisch Zugaben gefordert wurden, denen man aufgrund des Zeitplans leider nicht nachkommen konnte. Schade, denn das war ein moderner (Göteborg) Schweden Sound, bei dem einen die Melodien nicht nach zwei Minuten aus den Ohren herauskommen! (Wiebke)

    

Twilightheart: Um 19:15 Uhr war es Zeit für eine meiner liebsten Live-Bands: Primordial! Die Band, die, sollte sie jemals Götter erwähnen, höchstens die alten Götter des irischen Glaubens meinen, ist einfach ein absoluter Augen- und Ohrenschmaus, sollte man sie loslassen. Der Frontmann Alan Nemtheanga ist nicht nur unglaublich charismatisch und vollkommen in seine Musik vertieft, er ist auch eins meiner liebsten Foto-Objekte, denn er wechselt wirklich konstant die Mimik und Gestik. Wenn man jede Sekunde vom Gig ein Foto machen würde, wäre doch jedes Foto anders. So viel Energie, wie Alan auf der Bühne an den Tag legt (bzw. an die Nacht), sucht wirklich noch ihresgleichen. Das erste, was er in`s Mikro sagte, war übrigens: „We are a band, that still makes music from the heart. And we don`t compromise!“. Und genauso so kommt es auch rüber, die totale Hingabe! Wenn es eine Songzeile lyrisch erfordert, dass man sich auf die Knie wirft, um die Tragik des Textes zu unterstreichen > Alan tut es! Dann beim 2. Track des Gigs, „The gathering wilderness“ (meinem absoluten Lieblingssong der Band) war ich dann völlig in meinem Element! Sowas Geiles...oh mann! Bei Textzeilen wie „Do you know me!? Do you!?“ tat er des öfteren mal so, als wenn er sich die Kehle durchschneidet. Dieser Song ist echt das Größte: „and faith is not welcome here...“
Natürlich wurde auch „The coffin ships“ gespielt... diesen Track lieben die meisten Fans abartig. Und nachdem Alan zwischendurch immer mal seine Kehle mit frischem Bier geölt hatte, rief er uns ein „Are you with us my friends?“ zu. Naja, aber auch die dummen Bemerkungen blieben nicht aus. Als Alan meinte: „We have one more song“ rief einer in der Menge „Scheisse!“... doch Alan konterte in gebrochenem Deutsch mit „Das ist Scheisse, was!?“

Wie schön, dass man uns Fotografierlinge bei dieser Band noch nicht nach dem 3. Song aus dem Fotograben vertrieb (das war dann erst bei den grossen Headlinern wie „Hypocrisy“ so), so konnte ich die Band den ganzen Gig lang aus nächster Nähe genießen. Und Genuß ist hier genau das richtige Wort. Da auch Caro (Fotografin von photopit.com) ein riesen Fan von Primordial ist, war es am Ende so, dass wir die ganze Zeit über im Fotograben blieben (die Band hatte dies ausdrücklich erlaubt) und das Fotos-Schiessen total vergaßen und den Fotograben dafür missbrauchten, um bei den Songs von Primordial so richtig abzugehen.
Ihr müsst euch (falls ihr es noch nicht getan habt) Primordial unbedingt einmal live ansehen, die sind echt dermaßen der Hammerschlag! Hier noch die Setliste: The golden spiral, The gathering wilderness, Autumns Ablaze, Sons of..., The coffin ships, Gods to the godless, To enter pagan…

       

Und dann ging es weiter mit  der wahrscheinlich bekanntester Black Metal Band unserer Nachbarn: Belphegor!
Da war sie... die Rache des Montezuma, der Vorschlaghammer der Österreicher. Diese Band hat es ja gebracht, sich selbst mal in irgendwelchen anderen Bandforen vorzustellen (z.B. im Naglfar-Forum), so nach dem Motto: „Wir sind Belphegor... hört mal rein in unsere Musik!“... dabei kennen sie doch schon alle hier.... na ja, zumindest im Naglfar-Forum wusste jeder, wer Belphegor sind.
Besondere Vorkommnisse, was die Action auf der Bühne betrifft, gab es zwar nicht (aber wahrscheinlich würde einem nach einer hyperaktiven Band wie Primordial absolut JEDE andere Band wie der Fels in der Brandung vorkommen), aber dafür boten sie musikalisch das volle Brett: roh, menschenverachtend (christenverachtend?) und kompromisslos. Mit Sicherheit waren die zahlreichen Österreicher im Publikum total stolz auf „ihre“ Band. Und das mit Recht...

              

Könnt ihr euch noch an „Rage against the machine“ erinnern, die es ab der ersten Sekunde eines Gigs geschafft hatten, alle anwesenden in der Halle zum Springen zu bringen? Ektomorf und Disbelief sind die einzigen Bands, die das auch in der selben Geschwindigkeit schaffen und eine wahnsinns-wilde Fanbasis mitbringen... so wie hier Ektomorf beim UFTG. Da war sofort der Teufel los. Die Band haut echt rein. Wer in seinem Leben mal so RICHTIG Sport machen will, sollte zum Ektomorf-Gig gehen und einfach mitspringen.

Und außerdem ist die Band ja für´s Bedanken bekannt. So gab es auch diesmal nach fast jedem Track ein herzliches „Thank you very very much“ oder „thank you really fucking much“ vom Sänger an die Fans. Oder auch Nachfragen an die Fans wie „Are you guys okay?“ oder der betrübliche Schlusssatz: „This is our last show this summer and I wanna thank you...“, woraufhin eine schier endlos lange Liste von Mitarbeiter folgte, denen der Sänger dankte für ihre Arbeit auf der Tour... ich glaube, es wurde wirklich jeder einzelne namentlich genannt. Aber die Krönung war das (an die Fans gerichtet): „And thanks to the most important persons... that`s YOU… we love ya!” Nach so viel Liebe und Dank brauchte ich aber auch erstmal wieder `ne Pause. Ektomorf loves you... soviel steht fest. (Twi.)

               

Wiebke: Hm, ich wage mal eine These aufzustellen: Immer wenn Pete seinen Kuhfell-Cowboyhut trägt, scheint der Auftritt etwas in die Hose zu gehen. Jedenfalls habe ich sie vorher schon ein paar Mal viel, viel besser gesehen als an diesem Abend, und da trug er keine Kopfbedeckung. Aber vielleicht hatten Ensiferum auch nur einen schlechten Tag, soll ja auch mal vorkommen.

Aber der Reihe nach. Irgendwie schienen mir die Jungs und das Mädel schon am Anfang etwas lustlos, als ob sie einfach „nur“ ihren Job erledigten. „Tale of revenge“ heizte die Stimmung dennoch ordentlich an. Weiter ging´s mit „Little Dreamer“ und „Slayer of light“, bei denen das Keyboard leider ziemlich unterging. Der Sound war während des ganzen Auftritts verdammt mies, so dass die leicht schiefen Backgroundgesänge der Instrumentalisten ein wenig kaschiert wurden. Irgendwann kam dann von Pete die Frage: “Do you want to hear a song called 'Token of time'?“, was von Seiten des Publikums mit einem frenetisch gebrüllten „YEEESSSSS“ beantwortet wurde. Diesmal wurde der Song aber bestimmt dreimal schneller als gewohnt gespielt, was mich doch ein bisschen irritierte. Ansonsten schien das aber kaum jemandem aufzufallen.
Danach gab es noch „Windrider“ und „Battle Song“ zu hören, die auch äußerst wohlwollend aufgenommen wurden. Alles in allem war es für die meisten aber ein annehmbarer Auftritt, wenn auch mit Abzügen in der B-Note. Beim nächsten Mal dann bitte wieder ein kleines bisschen enthusiastischer.

       

Zeit für den Headliner. An Napalm Death war es, die letzten Energiereserven des Publikums zu mobilisieren. Und das gelang ihnen spielend! Barnie fegte wie ein wild gewordener Handfeger zähnefletschend über die Bühne, um seine Botschaften ins Publikum zu rotzen. Unterdessen hatte seine Hintermannschaft die Aufgabe, ihre Instrumente bestmöglich zu quälen und alles in Schutt und Asche zu legen, was ihnen auch vortrefflich gelang.

      

Neben Ausflügen durch die älteren Werke wurde sehr viel aus dem Album „The code is red – long live the code“ gespielt. Dabei fehlten Barnies kernige Ansagen natürlich nicht. Wenn man für jedes „Nazipunks fuck off“ zehn Cent bekommen hätte, hätte es wahrscheinlich für ein paar Bier gereicht. 

      

Mir persönlich sind die Grind Attacken der Briten ein bisschen zu schnell und „unrhythmisch“, aber da eine große Menge Fans vor der Bühne waren, kochte die Stimmung gewaltig. Und auch einige Musiker (auf den Fotos Kai von The Duskfall) ließen es sich nicht nehmen, fröhlich im Graben herum zu toben, so dass es zeitweise ein ganz schönes Gewühl aus Fotographen, Security, gelandeten Crowdsurfern und anderen Leuten gab, was aber alle sehr locker nahmen.

    

Danach ging es dann durch die Wiesen zurück zur Pension. Da ich mit einer Freundin unterwegs war, und wir uns zudem noch ein paar Dosen Bier geschnorrt hatten, wurde es ein sehr lustiger Heimweg, der zum Glück nicht im Main endete…

Samstag

Dem gestrigen Vollrausch war es leider zuzuschreiben, dass ich es am Samstag erst zu Path of Golconda vor die Bühne schaffte – Schande über mein Haupt. ;-) Der Fünfer aus Oberhausen präsentierte sich zu so früher zu Stunde schon erstaunlich lebhaft und bestach mit wuchtigem Death Metal mit etwas Black und Thrash Einschlag. Damit es nicht eintönig wurde, wurden hier und da ein paar Melodien eingebaut, die das Ganze erheblich auflockerten. Dennoch war dies keine leichtverdauliche Kost.

   

Sänger Manuel variierte zwischen Grunzen, Kreischen und Krächzen wir es ihm gefiel, und entlockte seinem Inneren sogar ein paar  cleane Passagen. Und wahrscheinlich ging es nicht nur mir so, dass der Herr vom Stageacting her einen irgendwie verdammt an Sentenced´s Ville erinnerte.

    

Eine Nummer brutaler wurde es bei Disinfekt. Das Credo der Band lautete amerikanisch angehauchter Death Metal schnellerer Geschwindigkeit und bloß keine Gefangenen machen. Und hey, irgendwie kam einem der Sänger doch bekannt vor. Genau, Chris von My Darkest Hate half an den Vocals aus, da Disinfekt auf der Suche nach einem passenden Frontmann wären. Bewerbungen für den Posten wären äußerst erwünscht.

   

Man bewies Humor in den Ansagen, in dem man sich selbst als Schweden bezeichnete und „Brave new world“ mit der Bemerkung ankündigte, dass man ausdrücklich NICHT Iron Maiden covern würde. Zwischendurch wurde auch ein bisschen Französisch gesprochen, ehe es mit „Menschenfeind“ noch mal ein Hochgeschwindigkeitsbrett nach typischem Disinfekt-Muster auf die Ohren gab.

    

Und wie man sieht, gab es währenddessen auch zufriedene, posierende Fans.

Hamburger Jungs (naja – eigentlich ja Elmshorner) sind gar nicht spröde, zumindest wenn sie bei Dark Age spielen. Das sympathische Quintett um Eike Freese nutzte seine Spielzeit exzellent, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Das gelang ihnen spielend mit tollen Gitarrenriffs, eingängigen Melodien und eine guten Gesangsleistung. Denn Eike kann nicht nur growlen sondern auch singen!

   

Leider litt der Auftritt unter unausgewogenem Sound, bei dem das Schlagzeug viel zu dominant abgemischt war und die Gitarren teilweise untergingen. Das tat der guten Stimmung aber zum Glück keinen Abbruch, so dass sich Dark Age ganz klar zu den Gewinnern zählen dürfen, da auch die neuen, sehr groovigen Songs gut ankamen und besonders „Suicide Crew“ extrem zum Moshen einlud. Da war klar, dass man die Jungs nicht so einfach von der Bühne lassen durfte. Und auch der Stagemanager hatte ein Einsehen, so dass man den Rufen nachkommen und noch einen schnellen Song als Zugabe spielen durfte.

    

Niedlich war auch die Werbeaktion in eigener Sache: Eike will ein T-Shirt in die Menge werfen, hat aber nicht genug Schmiss hinter dem Wurf, so dass das gute Stück im Bühnengraben landet. Er grinst, bezeichnet sich als Mädchen, schnallt sich die Gitarren ab, springt in den Graben und wirft noch mal. Diesmal verfehlt er das Ziel nicht und hechtet mit einem Satz zurück auf die Bühne. Mensch, ist der sportlich! (Wiebke)

   

Twilightheart: Und nun zur Quizfrage des Jahres (wer eine plausible Antwort darauf geben kann, gewinnt eine CD): warum spielen eigentlich Hatesphere und Heaven shall burn auf absoluten jedem Festival direkt hintereinander? Reisen die irgendwie zusammen an oder was?

Nun ja, auf jeden Fall haben Hatesphere aber richtig abgeräumt... der Sänger hat wirklich absolut die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Entweder durch munteres auf-die-Bühne-speicheln oder durch T-Shirt-hochziehen und Bierbauch-zeigen... oder natürlich durch heftigstes Gegröhle in`s Mikro. Aber eigentlich doch mehr durch`n Haufen Spass auf der Bühne und massenhaft Kommentare. Los ging`s mit: „My English sucks,but my German sucks even more. Is there anyone who speaks Danish in the audience?”, woraufhin etliche etwas riefen, was sich wie Dänisch anhörte. Und der Hatesphere-Sänger nuckelte in regelmäßigen Abständen an der Jägermeister- Flasche. Naja gut, für die Skandinavier ist das ja wie Zuckerwasser... so`n Jägermeisterle hat ja noch keinen richtigen Effekt. Außerdem hatten Hatesphere das Wetter auf ihrer Seite. Fantastischer Sonnenschein... und das heizte die Stimmung wahrscheinlich noch zusätzlich an. Aus Spaß hielt der Sänger dem Bassisten immer mal wieder das Mikro vor den Mund. Der Bassist wusste aber natürlich überhaupt nichts mit dem Spaß anzufangen und sang folglich auch nichts hinein.

Der Sänger sprang auch in regelmäßigen Abständen in den Graben zu den Fans hinunter und sonnte sich quasi in all den Umarmungen all der Girls und Boys. Dann rollte er sich wieder auf die Bühne hoch, um kurz darauf gleich wieder zu den Fans runterzujumpen.
Aber das Lustigste war doch, als die Band einen Fan auf die Bühne holten, der schon die ganze Zeit unten im Publikum Luftgitarre gespielt hatte. Nun sollte er dies gleich oben auf der Bühne machen, und zwar mit einer echten aufblasbaren Gummigitarre, was er auch mit großer Begeisterung tat, während die Band um ihn herumrockte. Dieser Kerl sorgte für echt viele Lacher, weil er einen ganzen Song lang total ernst und gewissenhaft auf der Gummigitarre spielte, so als gehöre er zur Band dazu.

Hatesphere ließen es sich auch nicht nehmen, Werbung für ihr neues Album zu machen, was am 26. September erscheinen sollte, bevor der Sänger direkt NOCHMAL in die Fanmenge runtersprang, um ein bestimmtes Girl glücklich zu machen, indem er sie laaange umarmte. 

Es folgte der zum Scheitern verurteilte Versuch, Hatesphere-Aufkleber in die Menge zu werfen. Die landeten fast alle im Fotograben. Ich war so nett, sie nach dem Gig aufzuheben und an die Fans in der 1. Reihe zu geben.
Wie auch immer, Hatesphere sorgten mit all ihren kleinen Gags und Eskapaden mit Sicherheit für den witzigsten Auftritt des Festivals.

          

Dann kamen Heaven Shall Burn und ich musste mit Verwunderung feststellen, dass der Sänger der Band (vielleicht auch die ganze Band?) aus Thüringen zu stammen schien (wie meinereiner), denn die Ansprachen, die er zwischendurch hielt, hielt er in 1A thüringischem Dialekt. Dann musste ich leider auch schon weg, denn ich hatte einen „Termin“ für eine kleine Fotosession mit Steffen von „Black Horizons“. Aber hier trotzdem noch ein Foto von Heaven Shall Burn für euch (mehr Fotos von den Bands findet ihr in den "Festival Photos"):

Auch von Mnemic (einer weiteren Band aus Dänemark) habe ich nur zwischendurch schnell ein paar Fotos für euch gemacht. Aber vom Party San 04 wußte ich noch, dass die Band relativ gut gewesen sein muss. Und auch hier auf dem Up from the ground kamen mir nach dem Gig der Band lauter schweissnass-gebängte Fans entgegen. Also gehe ich davon aus, dass Mnemic auch hier wieder ordentlich abgeräumt haben.

        

Twilightheart: Nun folgten „Rotting Christ“, und es sollte das erste Mal sein, dass ich diese Band live sehe. Steffen und ich brachen extra wegen ihnen die Fotosession ab. Doch leider wurden wir beide enttäuscht. Bei diesem Bandnamen( und nach allem, was man so über sie gehört hatte, was sie wohl schon durchgemacht haben wegen ihrem Bandnamen) hatte ich irgendwie Metal erwartet, der viel viel aggressiver oder zumindest blashemischer ist. Doch irgendwie wurden diese Erwartungen nicht erfüllt. Zwar lieferte die Band einen soliden Gig ab, aber ich habe wirklich schon bessere Bands gesehen im Leben. Vielleicht ist es wirklich nur der spezielle Bandname, der den Griechen so viel Publicity verschafft hat. Versteht mich nicht falsch, die Band hat durchaus ihre Berechtigung, haufenweise Fans und ihre Musik ist echt okay... ich hatte mir dem Namen nach eben nur was anderes vorgestellt, nämlich richtig fiesen blasphemischen Black Metal... und diese falsch gesteckte Erwartung wird eben nicht erfüllt.

Wie ihr wisst, sind die Jungs in dieser Band nur zu dritt. Wenn Bands wie Krisiun, die auch nur zu dritt sind, auftreten, machen die trotzdem richtig was her, aber bei Rotting Christ wirkte die Bühne einfach leer. Auch war die Gitarre des Sängers wohl nicht richtig gestimmt, sie klang etwas eigenartig. Auch die Bass-Linien waren eher einfach gehalten und nichts außergewöhnliches. Vielleicht haben auch das Tageslicht und das fehlende Corpse-Paint ein übriges getan, dass die Band sehr „ungefährlich“ rüberkam. Desweiteres passierte auch gar nichts spektakuläres auf der Bühne, keine Gestik, nichts. Es wurden eben nur die Songs der Setliste runtergespielt, unter anderem „Sign of evil existance“. Jetzt mögen einige von euch meinen, es kommt ja nur auf die Musik an... aber da muss ich widersprechen, denn dann kann ich mir auch eine CD kaufen und damit zu hause bleiben. Wenn eine Band auf einem Festival spielt, sollte sie schon etwas Initiative zeigen... den Fans zeigen, dass es geil ist, live vor ihnen zu spielen... mit ihnen interagieren (die aufgeschlossenen Bands wie Hatesphere eben durch die Späßchen auf der Bühne, und die Black Metal Bands dann eben durch grimme Mimik oder anderes... aber so GAR KEINE Gefühlsregung zu zeigen, finde ich für ein Festival unangemessen). Da auch die Reaktionen im Publikum sehr verhalten waren, gehe ich mal davon aus, dass ich nicht die einzige war, die was anderes erwartet hatte. Trotzdem hat die Band in gewissem Sinne meine Sympathie, weil sie all die Jahre durchgehalten haben und jeder Anfeindung wegen ihres Bandnamens standgehalten haben.

                        

Misery Index waren die erste Band, bei der die Fotografen nach 3 Songs aus dem Graben raus mussten. Insofern hatte ich auch keine Lust, dort zu bleiben, sondern hörte mir lieber von weitem die Songs an, die in der Tat wirklich brachial daher kamen. Geprügel a la carte! Und soweit ich das noch mitbekommen habe, haben sich die Festivalbesucher bei dieser Band auch ordentlich die Rübe weggebängt. Hier aber noch die Fotos für euch:

            

Mich lockte es stattdessen zur Autogrammstunde von Unleashed, die so richtig gut drauf waren und auch sonst richtig viel Kontakt zu ihren Fans haben,... ihr müsst mal in deren Forum nachlesen. Das ist wie eine große Familie dort, und die Bandmitglieder mitten drin. Und auch hier bei der Autogrammstunde hatten sie richtig viel Spaß. Und sie waren so nett, nur für Sheol Magazine noch mal ausgiebig zu posieren. Hier ein kleiner Einblick:

Und dann war`s auch schon an der Zeit für den Auftritt von Unleashed! Einer der ersten Songs, an die ich mich erinnere, war „To Asgard we fly“. Und die Menge war sofort von null auf hundert. Es war eine Wahnsinns-Stimmung während des Gigs. Die Band war auch eine von jenen, die echt mit den Fans kommunizieren. Eine der vielen Ansprachen war zum Beispiel: „I think at the signing session I promised a couple of guys to play a song for them... a song about victory… Death Metal Victory!” Und somit wurde das Death Metal Victory Inferno auf die Besucher losgelassen, die dazu abgingen wie Schmidt`s Katze. Und so wurde bei fast ausnahmslos jedem Song mitgegrölt, was die Stimmen hergaben, bis dieser echt arschgeile Gig mit „Hell`s unleashed“ sein mehr als würdiges Ende fand. (Twi.)

       

Wiebke: Leider muss auch das tollste Festival mal ein Ende finden, aber wie schön ist es, wenn man es mit einem Auftritt von Hypocrisy beschließen kann, das kann man nur nachvollziehen, wenn man dabei war! Aus irgendwelchen Gründen gab es etliche Verzögerungen, so dass sich die Fans schon mal mit „Peter, Peter“- Sprechchören warmschrien, während die Musiker ihre Instrumente stimmten und am Schlagzeug herum gebastelt wurde, ehe es dann irgendwann endlich mit „Fractured Millenium“ losging (und ich fluchend im Fotograben stand, weil es einer meiner Lieblingssongs ist und ich nicht moshen konnte).

Freunde:

Es herrschte ab der ersten Note eine Riesenstimmung, und die Menge lag dem Meister zu Füßen. Anders kann man es nicht ausdrücken. Peter sagte was, die Fans taten es. Wenn er gewollte hätte, wären wahrscheinlich alle wie Kaninchen durch die Gegend gehüpft…soviel zum Thema „Fankult und Oberguru“.
Und natürlich ist/ war klar, dass in den eineinhalb Stunden Spielzeit nicht alle Hits gespielt werden konnte, die man gerne gehört hätte. Aber die Setlist konnte sich durchaus sehen lassen. Es gab „Fire in the sky“, „Inferior devoties“ und „Apocalypse“ zu hören. Und während „Adjusting the sun“ wurde die Bühne komplett zugenebelt, so dass die Musiker nur noch schemenhaft zu erkennen waren, was großartig zur Musik passte. Natürlich durften auch „The Final Chapter“ und „Roswell 47“ nicht fehlen, wobei bei letzterem ordentlich mitgegrunzt wurde. Als letzte Zugabe wurde dann noch „Eraser“ gespielt, was ein krönender Abschluss war, auch wenn mir Fans der älteren Sachen da vielleicht nicht zustimmen mögen.

         

Und somit ging ein schönes und entspanntes Festival zu Ende. Außer der strategisch ungünstigen Platzierung der Dixi-Klos direkt am Eingangsbereich gibt es eigentlich nicht viel zu bemängeln. Die Getränke- und Essenspreise (über das Angebot kann man ja eh immer streiten) waren fair, und auch das Bonsystem war kein Schwachpunkt, da sich die Schlange vor der Umtauschkasse stets in Grenzen hielt. Die Händlermeile war übersichtlich, und das Gelände in Punkto Gemütlichkeit nicht zu schlagen. Und der Award für die romantischste Festival-Umgebung (mit Fluss und Natur) geht ja sowieso an dieses Festival. (Wiebke)

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