Wacken Open Air 2010

05. - 07. August 2010

Mit: Alice Cooper, Mötley Crüe, Iron Maiden, Amorphis, Die Apokalyptischen Reiter, Endstille, Arch Enemy, Tarja Turunen, Slayer, 1349, Equilibrium, Kampfar, Ihsahn, Overkill, W.A.S.P., Cannibal Corpse, Edguy, Immortal, Soulfly, Orphaned Land, Il Nino, Voivod & Fear Factory

(Bericht: Twilightheart)

Bereits 2005, nachdem ich das letzte Mal in Wacken war, hatte ich mir fest vorgenommen, da nie wieder hinzufahren. Nicht unbedingt wegen der enormen Schlammmassen, durch die man sich damals kämpfen durfte, sondern einfach wegen den unglaublichen Menschenmassen. Das ist wohl nicht jedermanns Sache, sich durch die Menge zu wühlen, die zu großen Teilen aus „Mainstream“- Musikfans besteht (damals spielten z.B. „Oomph“ und ich hatte das Gefühl, jeder Zehnte, der mir entgegenkommt, trägt ein Shirt der Band). 

Ein Bayer in Wacken... Sati hat sich gleich zwei Mädels angelacht ;-)

Doch in 2010 lockte ein Foto-Auftrag von Kampfar, dem ich dann doch nicht widerstehen konnte: die Band die ganze Zeit als Crew-Mitglied zu begleiten und für ein kommendes Projekt alles, was vor, während und nach der Show passiert bildlich festzuhalten. Die Band organisierte alles (inklusive Sondergenehmigung, Hotel usw.), ich brauchte nur noch anreisen. Ich dachte mir, ich mache einfach mal „Urlaub“ und genieße die eine oder andere Band, ohne unter Druck zu stehen, etwas schreiben zu müssen. Schließlich hatte ich keine normale Presseakkreditierung, so dass ich tatsächlich nicht verpflichtet bin, zu berichten. Ich finde es nur im Nachhinein etwas schade, dann doch gar nichts vom Erlebten festzuhalten. Insofern hier mein kleiner Erinnerungsbericht, der bitte als persönlicher Erlebnisbericht für unsere Stammleserschaft und nicht als Band-Bericht im herkömmlichen Sinne anzusehen ist. Wer Show-Beschreibungen aller Haupt-Acts sucht, sollte bei den anderen Webzines nachlesen. In meinem Bericht kommen lediglich die o.g. Bands vor. Auch habe ich nur von denen gute Fotos gemacht, die für mich persönlich interessant waren. Die Erinnerungsfotos von allen anderen Bands bestehen aus von ganz Weitem herangezoomten Fotos oder direkt nur von der Leinwand abfotografierten Schnappschüssen. Sorry.

Spaßvögel überall:

Den Mittwoch schenkte ich mir, aber für den Donnerstag, an dem Alice Cooper, Mötley Crüe und Iron Maiden spielen sollten, nahm ich mir dann doch vor, einigermaßen zeitnah dort zu sein. Doch zuerst mal musste ich in das Hotel, in dem Kampfar (und somit auch ich) untergebracht waren, einchecken. Dann hieß es, schnellsten zum Festivalgelände zu kommen. Das Schöne am Artist-Pass ist natürlich, dass man die Wacken- Shuttle- Vans benutzen darf. Bei Ihsahn (Ex-Emperor) war noch Platz im Shuttle, und so nahm man mich da kurzerhand mit. Und es stellte sich heraus, dass Ihsahn ein Mensch mit unglaublich guten Manieren ist. Mit manchen Menschen wechselt man nur kurz ein paar Worte und fühlt sofort, dass sie außergewöhnlich sind, so auch hier. Ich war jedenfalls sehr fasziniert von seiner Art.

Leider waren wir doch etwas spät dran. Von Alice Cooper sah ich nämlich nur noch das Ende der Show. Wobei Ende nicht das richtige Wort ist. Zwar waren nur noch 10 Minuten zu spielen, trotzdem blieb wohl Zeit, dass Mr. Cooper noch mal das Outfit wechselte. Bei meiner Ankunft trug er jedenfalls einen silber glitzernden Anzug mit allerlei Schnickschnack und Funkel. SO hatte ich ihn mir in Erinnerung an das Video zu „Poison“ natürlich NICHT vorgestellt. Hätte ich nicht gewusst, wer da auf der Bühne steht, hätte ich mich gefragt, wer der Clown da vorne ist. Nun ja, vom bunten Fummel mal abgesehen, war er zumindest recht agil auf der Bühne, vom Unterhaltungsfaktor her also ganz weit vorne. Er warf auch allerhand in die Fanmenge, am Ende des Gigs wurden sogar schwarze Riesen-Luftballons aufs Publikum losgelassen. Unter anderem sang er „School’s out“, „Feed my Frankenstein“ und "Nurse Rozetta“. War ganz interessant, das mal live zu erleben, aber die Illusion vom coolen Rocker ist trotzdem geplatzt.

Es ging direkt weiter mit Mötley Crüe. Auch so eine Band, die man eigentlich nur aus Presse und TV kennt, aber wohl im Leben nicht in die Versuchung käme, ein Ticket für ein Konzert von denen zu kaufen. Aber wenn sie eh schon in Wacken spielen, nimmt man so eine Band natürlich auch mit. Dachten sich offensichtlich auch alle anderen Besucher, denn der Platz war schon richtig voll. Tommy Lee, der hinterm Schlagzeug versteckt war, sah man natürlich nur über Leinwand, und ich fragte mich unweigerlich, ob er auch so interessant wäre, wenn er nicht durch seine Frauengeschichten ständig in den Medien gewesen wäre. Aber Sänger Vince Neil kam schon relativ oft und gerne vor an den Rand der riesen Bühne und suchte den Kontakt zum Publikum. Auch stimmlich brachte er eine solide Leistung. Die restlichen Herren an den Saiten mimten die Rockstars und übertrafen sich im „cool posen“ während der Soli immer wieder selbst. Man kann sagen, die Grundstimmung war schon die, dass man sich freute, sagen zu können, man hat Mötley Crüe mal live gesehen und sie waren wirklich rotzig und lieferten Qualität ab, aber dass es einen nun vollends  umgehauen hätte, so war es auch wieder nicht. 

     

Blieben noch Iron Maiden, die natürlich DER Headliner schlechthin waren. Schon vor Beginn des Auftritts waren die Maiden-Maiden-Rufe weit über das Gelände zu hören und die Stimmung unter den Fans war gewaltig. Ohne viel Tamtam kamen die Urgesteine auf die Bühne (dieses Mal nur der kleine Eddie als Deko) und legten sofort los, hatten auch die Massen sofort auf ihrer Seite. Ich gebe zu, außer den alten „Greatest Hits“ keine neueren Alben von Maiden zu besitzen. Insofern erkannte ich dann auch nur Gassenhauer wie „Fear of the dark“, „Number of the beast“ und „Hallowed be thy name“, die regelmäßig jeweils bei den ersten Takten dazu führten, dass die Zuschauer in Begeisterungsstürme ausbrachen. Vom Showeffekt her gab es ansonsten dieses Mal nichts Außergewöhnliches. Witzig war, dass auf den Leinwänden die Bewegung von Bruce Dickinsons Mund immer dem tatsächlich zu hörenden Laut zeitlich ein wenig hinterher hing. Geht doch nichts über erste Reihe und ohne Leinwand wirklich die Band zu sehen/hören! Aber hier bei Maiden gab es natürlich kein Durchkommen mehr in die vorderen Reihen. Die Die-hard-Fans hatten bereits Stunden vorher die ersten Reihen belegt und insofern diesen Platz auch verdient. Nach hinten standen weitere geschätzte 70.000 Leute. Als Erfolg konnte die Band den Auftritt also lässig verbuchen, gemessen an der Stimmung im Publikum.

Nach diesen drei Größen zog es mich an diesem Tag natürlich nicht mehr zu den weniger bekannten Bands auf den Nebenbühnen. 

Nach gemütlichem Frühstück mit Dolk ging es am Freitag schon zeitig zum Festivalgelände. Amorphis war die erste Band, die ich dort zu sehen bekam. Das Hauptfeld war bereits halb gefüllt (was allerdings auch schon immer an die 30.000 bis 40.000 Zuschauer bedeutet, ist also wirklich kein negatives Zeichen, wenn das Feld nicht voll gefüllt war). Zusammen mit dem strahlenden Sonnenschein und der doch eher melodisch-gediegenen Musik kam überall friedliche Sommerstimmung auf. Die Band war in Hochform, alles klang erhaben und perfekt.  Frontmann Tomi ließ seine rauchige, aber dennoch angenehme Stimme spielen und eroberte spielend sämtliche Frauenherzen im Sturm, na ja gut, sicher auch manch Männerherz.

Am Rand des Geländes gab es verschiedene Lounges, in denen man nach Erklimmen einiger Stufen bequem sitzen (und wenn man nicht unbedingt einen der großen Bildschirme sehen wollte auch liegen) konnte.  Schnell fand ich da meinen Lieblingsplatz. Orphaned Land, die angeblich beste Band Israels, hörte ich mir also von dort an, schön in der Sonne liegend und relaxend. Natürlich ist die Musik auf gewisse Weise interessant, wird doch Metal mit einheimischen, oftmals orientalisch anmutenden Elementen gemischt. Auch war das Ganze sehr melodisch und nicht so schwer verdaulich. Nur stimmlich sagte es mir nicht wirklich zu, die Stimme des Frontmanns ist mir zu kratzig/unsauber. Auch ging sie eh unter in dem „Kessel Buntes“ der Musik. Auf Dauer würde mir diese Art Musik auf die Nerven gehen. Jedoch hier fürs Wacken-Festival war es eine gelungene Abwechslung zu all den Powermetalklängen vorher und all den harten Klängen, die noch folgen sollten. 

Il Niño machten gegen 14:15 Uhr die True Metal Stage unsicher. Man hörte nur noch Gemörtel und brachialen Gitarrensound. Starkes Stück! Ihrem Namen alle Ehre machend fegten sie wie ein Orkan über die Bühne. Kein Wunder, dass direkt vorher vom Veranstalter eine Ansage von der Bühne runter gemacht wurde, dass man bitte keine „Wall of death“ und keinen „Circle pit“ (Wacken-Unworte des Jahres!) machen soll (aus Sicherheitsgründen). Während des Auftritts von Il Niño hielten sich die Fans auch tatsächlich (noch...) daran. 

Im Pressezelt spielte derweil eine Newcomer-Band, die sich den Labels und der Presse vorstellen wollte. Das Publikum bestand also aus ca. 30 mehr oder weniger interessierten Pressevertretern. Dumm nur, dass ich den Bandnamen nicht verstanden habe (und auch nicht allzu motiviert war, ihn mir zu besorgen). 
Vor allem der Sänger der Band war echt voll 80ies. Geboten wurde Rock’n’roll mit einem Hauch Thrash und Powermetal. Musikalisch nichts Außergewöhnliches, aber zumindest zog der Frontmann eine Powershow ab, die ihresgleichen sucht. Er ließ den (angestrebten) Rockstar raushängen und sprang herum, bis die Bretter im Presszelt wackelten. Einer der Songs hieß wohl „Sick“. Es gab überwiegend punkige Texte a la „Fuck money“. Doch am beeindruckendsten für die männlichen Pressevertreter war mit Sicherheit die Bassistin, die nicht mit Reizen geizte und auch ordentlich einen drauf machte, um ihren Bandfronter beim Posen zu unterstützen.

Irgendwie landete ich gegen 15:30 Uhr beim Rundgang übers Gelände bei der Party Stage, zu diesem Zeitpunkt nicht wissend, wer da gerade spielt. Ich hatte eigentlich zu den Apokalyptischen Reitern auf der Black Stage gewollt, aber es war aus der Richtung, aus der ich kam, kein Durchkommen mehr. Zeitgleich spielte also diese andere Band auf der Party Stage. Begeisterte, extra aus Russland angereiste Fans erzählten mir dann, dass es sich um Voivod handelt. Allzu viel Andrang hatten sie vor der Bühne zwar nicht (was natürlich kein Wunder ist, wenn die Reiter zeitgleich nebenan spielen), aber an Spielfreude waren sie kaum zu übertreffen. Sie schienen so unglaublich viel Spaß auf der Bühne zu haben; posen, Zunge rausstrecken, springen, mit den Fans „flirten“, viel lachen... sie boten das ganze Programm an Animation. Und wehe, es gab ein Gitarrensolo. Dann gingen die Gitarristen darin auf, als wäre es die größte Freude auf Erden, dieses zu spielen. Es war einfach nett, zu sehen, dass eine Band so viel Freude auf der Bühne hat.

An einem gewissen Punkt des Geländes hörte man dann doppelt, von links die Reiter, von rechts Voivod. Immer wieder „lustig“, dieser doppelte Sound in Wacken! Dass Die Apokalyptischen Reiter für das ultimative Unterhaltungsprogramm sorgten, brauch man sicher nicht erwähnen. Wie bereits angedeutet war es vor deren Bühne gepackt voll, und man hörte die Fans lauthals mitsingen. Aus sicherer Entfernung sah ich irgendwann Bälle überm Publikum und hörte ein frisches „Wollt ihr singen? Könnt ihr singen? Wir machen euch unsterblich!“ und schon wurde das nächste Mitsing-Stück angestimmt. Gegen Ende, beim Seemann z.B., konnte man dann auch noch mitspringen und klatschen, wenn man wollte. Wie von den Reitern also nicht anders zu erwarten, war es ein Leichtes für sie gewesen, beim Wacken-Publikum für ordentlich Stimmung zu sorgen.

Interessant wurde es bei Endstille. Zu Beginn wurde (wenn mich nicht alles täuscht) „Endstille (Feindfahrt)“, gespielt. War relativ cool, denn gerade dieses Stück finde ich persönlich besonders geil. Die Band marschierte also stolzen Hauptes auf und die schweren Beats sorgten für ordentlich Rumms. "Endstilles Reich" folgte und sogar viele der Sicherheitsleute drehten sich zur Bühne um und schauten eine Weile mit leuchtenden Augen zu. Der (inzwischen nicht mehr ganz) neue Sänger Zingultus stand zuerst in schwarzer Robe hinter einer Art Rednerpult und mimte den Alpha-Wolf. Später (nun in vormals weißem, jetzt blutigem Shirt) kam er auch zu den Fans vor, sprang sogar von der Bühne, um ganz vorne mit der ersten Reihe auf Tuchfühlung zu gehen. Stimmlich war er leider nicht so gut drauf. Keine Ahnung, ob er nur erkältet war o.a. (ich habe ihn vorher nie live gehört, habe also keine Vergleichsmöglichkeit), oder ob vielleicht hier auch nur Sound und Mikro nicht gut eingestellt waren. Nun ja, zumindest hat er die nötige böse-unnahbare Ausstrahlung, die natürlich hervorragend zur Band passt. 
Für einen zusätzlichen Show-Effekt sorgte Lugubrem, der ja zwischenzeitlich auch kurz bei Endstille gesungen hatte. Er kam kurz als Gastsänger auf die Bühne und vollführte sein Skurrilstück, sich genüsslich die Zunge aufzuschneiden. Alles in allem also Entertainment der ausgefalleneren Art zu geilstem Black-Metal-Sound. Viel Pyro gab es auch (obwohl es das meines Erachtens für die Coolness nicht gebraucht hätte). Lustig war noch, dass manchmal der viele Kunstnebel durch den Wind zur Bühne zurückgeweht wurde, so dass man von der Band wirklich gar nichts mehr sah. Kurzzeitig war noch Björn von der Death-Metal-Band "KILT" mit auf der Bühne and gab zu "Unburied in the sun" einen kurzen Gastauftritt.  Gegen Ende des Gigs gab es dann noch die ganzen „Hits“ wie „Bastard“, „Dominanz“ und „Navigator“. 
Da die Musik Endstilles ja von haus aus richtig reinhaut, hat es mich nicht verwundert, dass auch „normale“ Besucher staunend stehen blieben, um sich das Ganze aus sicherer Entfernung eine Weile anzusehen/-hören. Zumindest waren Endstille der krasseste Kontrast zu den vielen Friede-Freude-Eierkuchen-Bands, die am selben Tag spielten. 

Um 20:30 gab es mal wieder eine der typischen Wacken-Fehlkalkulationen. Tarja Turunen und Arch Enemy spielten zeitgleich! Dass viele (insbesondere die männlichen Fans) sich vielleicht gerne beide Größen unter den Powerfrauen angesehen hätten, scheint an den Organisatoren ja völlig vorbeizugehen. Wie soll man sich da entscheiden? Nun ja, da vor der Hauptbühne eh alles dicht war, konnte ich mir Arch Enemy eh nur von weitem auf den Leinwänden ansehen. Das auch nur kurz. Aber es reichte, um einen Eindruck davon zu gewinnen, warum viele so auf Arch Enemy abfahren. Frontfrau Angela ist dermaßen wild und energiegeladen, dass den Fans nur blieb, sich atemlos der Raserei hinzugeben.

Tarja spielte derweil auf der Party Stage. Wie gesagt waren vor der Hauptbühne sicherlich dreimal so viele Leute zugange, aber auch Tarja konnte eine beachtliche Zahl treuer Anhänger vor der Bühne versammeln, die auch voller Emotionen waren und vom ersten Song an mitgingen. Tarja, wie immer elfengleich, trug stimmgewaltig und stilvoll die Stücke ihrer Solo-Alben vor, auch ein ganz neues Stück. Doch auch einige alte Nightwish-Stücke (z.B. „Sleeping sun“) waren im Set. Tröstlich, dass die neuen Nightwish wenigstens ein paar ihrer alten Songs für Tarjas Shows freigegeben haben, so dass die Fans von ihr bzw. den alten Nightwish auch dieser Tage noch in den Genuss dieser Lieder kommen, und zwar live mit Tarjas begnadeter und einmaliger Stimme. Gegen Ende des traumhaften Gigs, bei dem Tarja viel mit dem Publikum interagierte, gab es noch „I walk alone“ und unter sehr viel Applaus verließ sie die Bühne.

Dann, wieder zeitgleich, spielten Slayer und 1349. Dass ich Slayer nur via Leinwand sehen werde, war mir eh klar. Sie knüppelten, was das Zeug hielt und die Masse kannte kein Halten mehr. Von überall her strömten die Fans, ich glaube, auch der letzte, der bisher vielleicht noch auf dem Zeltplatz  gegrillt hat, wollte zumindest Slayer sehen. Als ich nach einer Weile versuchte, mich zu 1349 durchzukämpfen, war es so voll, dass man es nicht fassen konnte. Es stand dann auch in der täglichen Wacken-Tageszeitung, warum das so war: obwohl das Festival nach 75.000 verkauften Tickets den Hahn zugedreht hatte, waren viele Tausende Leute zusätzlich anwesend, denn es waren haufenweise gefälschte Tickets im Umlauf. In der Wacken-Zeitung stand dann auch, dass die Fans mit den falschen Tickets aus Kulanz trotzdem alle reingelassen wurden. Weißte Bescheid....

Es wurden dann Barrieren inmitten der Fans aufgestellt, die als Wellenbrecher dienen sollten, wahrscheinlich um den Druck von den Fans vorne zu nehmen. Allerdings hatte es den gegenteiligen Effekt, nämlich dass die Fans hinter den Absperrungen sich „stauten“ und ziemlich gequetscht wurden. Dabei wäre vorne (neben der „Slayer-Bühne“ vor der Bühne daneben noch Platz gewesen, man hätte die Leute nur irgendwie da hin dirigieren müssen). Habt ihr von der Love-Parade nichts gelernt, Leute? Das neue Sicherheitskonzept führte nun gerade zu erhöhter Gefahr, da die Fans, die weit draußen standen und trotz Einlassstop Slayer sehen wollten, mit aller Macht nach vorne drängten und somit die Fans an den Wellenbrechern immer weiter „zusammenschoben“. Es wundert mich, dass niemand verletzt wurde (obwohl, wer weiß... der Krankenwagen fuhr ja öfter). Jedenfalls gibt es für Wacken nur eine Lösung für solche Probleme: die Einlasskontrollen verfünffachen, so dass die Fans auf der ganzen Breite des Geländes rein und rauskommen und sich dadurch schneller und breiter "streuen"! Das mal meine bescheidene Meinung am Rande.
Wahrscheinlich hatte man das Problem aber vor Ort dann doch noch erkannt, denn nach dem Slayer-Gig war von den zusätzlichen Gittern nichts mehr zu sehen. Besser war das...

Nachdem ich mich irgendwie zu 1349 durchgekämpft hatte, genoss ich noch ein wenig deren Gig. Visuell Neues gab es zwar nicht, aber der Black Metal der Norweger war in gewohnter Weise grimmig und kalt und dürfte einigen Exemplaren des Wackenschen Mainstream-Publikums ein unverständliches Kopfschütteln abgenötigt haben. Nun ja, bei 1349 weiß man wenigstens vorher, was einen erwartet, nämlich einfach roher, rasender BM, den man nur lieben oder hassen kann. Dazwischen gibt’s nichts. 

Nun hatte ich doch direkt die Zeit verpennt und merkte viel zu spät, dass Equilibrium bereits seit einiger Zeit auf der „Wackinger Stage“ spielten. Leider hatte ich keine Ahnung, wo diese verdammte Bühne ist (2005 gab’s die da definitv noch nicht) und machte mich auf den Weg. Dummerweise kam ich nicht auf die Idee, dass ich mit meinem Artist-Pass hintenrum hätte gehen können, wo keine Besucher sind. Stattdessen kämpfte ich mir meinen Weg direkt durch die Fanmassen. Und der Weg zog sich wirklich ewig hin. Und als ich schon dachte, jetzt bin ich da, standen auf der Bühne nicht Equi, sondern da wurden gerade irgend welche Animationskünstler mit ihrer Show fertig und ich sah in weiter Ferne noch eine andere Bühne, zu der ich sicher noch mal mindestens 10 Minuten brauchen würde. Als ich ankam, war der Gig laut Plan fast vorbei. Es waren nur noch 10 Minuten Spielzeit übrig. Und der Fotograben war natürlich längst dicht. Doch dank zweier glücklicher Umstände kam ich doch noch in den Genuss, die Band noch 20 Minuten zu sehen: erstens überzogen Equi gnadenlos (was nicht schlimm war, weil es noch nicht mal Mitternacht war und nach Ihnen keine weitere Band auf dieser Bühne spielte), und zweitens konnte ich mit dem Artist-Pass auf die Bühne. Aber auch schöne Rücken können entzücken, und so sah ich mir Equilibrium eben mal von hinten an. 

Bzw. war es vielmehr so, dass ich fassungslos auf die Fanmenge schaute. Die Bühne und das Gelände waren viel zu klein für eine Band dieser Größenordnung, weit über das eigentliche Gelände hinaus drängten sich Unmassen von Fans. Der Atem der schwitzenden Körper bildete in der inzwischen erkalteten Luft richtige Dunstschwaden. Und alle flippten komplett aus. Spätestens jetzt würde ich mich zu der Bemerkung hinreißen lassen, dass Equi den Sängerwechsel durchgestanden haben und die Massen ausrasten wie eh und je. Welche Songs sie spielten, ist bei mir jetzt zwar nicht mehr hängen geblieben (aber die ganzen Nummern a la „Met“ und „Blut im Auge“ werden wohl sicher dabei gewesen sein).
Nachdem die riesen Party dann doch ihr Ende gefunden hatte, sprang die Band zu den Fans runter und ich sah nur noch, wie Robse sofort von weiblichen Armen rangezerrt und heftig geknuddelt wurde. Er hatte keine Chance, sich gegen all die Zuneigung zu wehren (wobei er das sicher auch gerne mitmacht, schließlich lebt er mit Equilibrium seinen Traum). Auch noch hinter der Bühne mussten die Bandmitglieder weiter Autogramme geben und Hände schütteln, denn da standen Fans hinter den Absperrungen, die nicht vorne vor der Bühne gewesen waren, weil das Gelände hoffnungslos überfüllt war, und deshalb hinter der Bühne gewartet und von dort aus zugehört hatten. Auf jeden Fall war es krass, was da abging. Würde gerne wissen, wer auf die Idee kam, auf der kleinen Bühne solche Bands wie Equi oder Týr (bei denen es wohl genauso zugegangen sein muss) spielen zu lassen...

Danach führte mich mein Weg zum ersten Mal zur W.E.T. Stage (die sicher so heißt, weil man in dem Zelt so schön schwitzt, wenn es heiß ist), denn Ihsahn wollte ich nun natürlich nicht verpassen. Die Musik, die er macht, seit er auf Solopfaden wandelt, hat natürlich mit Emperor & Co. nichts mehr gemein. Nichtsdestotrotz kann ich seinen drei Solo-Alben viel abgewinnen. Aus dem Chaos von experimentellem Allerlei erhebt sich irgendwann eine wunderschöne Melodie, in die man versinken kann. 
Live war die Musik bei diesem Gig sehr keyboardlastig, soll heißen, auf CD mischen sich die Keyboardklänge gut unter, aber live war eben dieses Instrument etwas zu dominant (der Mann an den Tasten war im übrigen ein Energiebündel der besonderen Art, er schien mit seinem Instrument regelrecht verschmolzen zu sein und schien orgiastische Zustände zu durchleben), so dass noch mehr Augenmerk auf den melodischen Passagen der Musik lag. Ihsahn selbst sang sich die Seele aus dem Leib. DAS ist Hingabe und das Durchleben der eigenen Musik! Wunderbar! Es klang zwar nicht alles perfekt, aber das lag wohl (wie Ihsahn später erzählte) daran, dass der Soundmann mehr von der Musik auf der Hauptbühne hörte als von Ihsahns. Zwar gab es kein Gedränge im Zelt (einer anspruchsvollen Musik wie dieser kann sich natürlich nicht jeder öffnen), aber eine kleine Schar (z.T. von weit her angereisten) Fans kostete den Gig in vollen Zügen aus. Manch einer stand mit verklärtem Blick vor der Bühne, manch anderer ließ sich nicht nur zu Applaus, sondern direkt zu schreiendem Jubel nach den Songs hinreißen. Für mich jedenfalls der interessanteste Gig des Tages und ein würdiger Ausklang des Abends.

Am Samstag war es dann soweit. Auftrittstag Kampfar! Alle waren gespannt, ob zu so früher Stunde (der Gig war für 14:30 Uhr angesetzt) überhaupt schon Fans da sein würden. Direkt angekommen, musste die Band auch unverzüglich eine Autogrammstunde geben. Diese ging eher ruhig zu. Da nicht allzu viele Fans da waren, hatte die Band Zeit, mit jedem einzelnen Fotos zu machen oder ein Schwätzchen zu halten. Manche Fans brachten regelrechte Kunstwerke zum signieren mit (eigene Gemälde, Zeichnungen oder Fotos von Kampfar). Der ein oder andere kam auch zwei oder dreimal vorbei, was bei der Band zu Spaßbemerkungen führte wie „Die denken bestimmt: Oh, arme Band! Kaum einer da! Da müssen wir uns noch mal anstellen“. 

Nebenan gaben "Crucified Barbara" oder (um es mal mit den Worten eines anwesenden WOA-Mitarbeiters zu sagen) "vier echt scharfe Weiber" eine Autogrammstunde. Der Zuspruch bei ihnen war nicht allzu hoch, allerdings war die Zeit natürlich auch eine unpassende und am Plan stand es, glaube ich, auch nicht explizit. Aber dadurch hatten sie wenigstens genügend Zeit, für alle anwesenden Fotografen ausgiebig zu posen.

Nachdem Kampfar noch Verschiedenes fürs WOA-Team unterschrieben hatten (wie z.B. die Gitarren, die später für einen guten Zweck versteigert wurden), war es auch schon an der Zeit, sich für den Auftritt vorzubereiten. Ich muss schon sagen, es war unglaublich interessant, bei all dem dabei zu sein. Ich hatte schon Angst, wenn man so eng mit einer Band zusammen „hängt“, dass man da Seiten kennenlernt, die einem unangenehm sind (was bei mir dann oft den Effekt hat, dass ich mit dieser Band nichts mehr zu tun haben will), aber bei Kampfar war diese Befürchtung völlig unbegründet. Alle vier sind richtig ehrenwerte Menschen und fantastische Persönlichkeiten. Auch sehr herzlich und humorvoll. Einfach Menschen nach meinem Geschmack. Die ganzen Fotos, die ich im Laufe des Festivals von der Band gemacht habe, sind natürlich vorerst nur für deren Augen bestimmt. Aber eins haben sie schon mal freigegeben. Hier seht ihr Dolk bei seinem „Ritual“, vor der Show sein Nietenarmband mit Draht zu durchziehen, mit dem es dann befestigt wird:

Nachdem auf der Bühne alles hergerichtet war, ging es auch schon los. Die Musiker enterten zu „Vantro“ die Bühne, während Dolk noch an der Seite stand. Sekunden vor seinem Einsatz „erstürmte“ dann auch er die Bühne und legte sich mächtig ins Zeug. „Inferno“ und „Dødens Vee“ wurden gleich hinterhergejagt. Dolk musste seiner Befürchtung Luft machen und fragte das Publikum, ob bei dem Wetter überhaupt jemand in der Stimmung für Black Metal ist. Die Reaktion konnte ihm seine Skepsis nehmen. Wie man es von ihm gewohnt ist, gab er alles. Es spielt im Prinzip keine Rolle, ob die anderen Musiker der Band überhaupt präsent sind, Dolk zieht sowieso alle Blicke auf sich, wenn er wie von der Tarantel gestochen über die Bühne jagt. Noch dazu war er bei diesem Gig auch stimmlich in Höchstform, so dass er die Energie der Songs einfach perfekt übertragen konnte. „“Norse“, „Bukkeferd“ und „Troll, død og trolldom“ klangen als nächstes über das Feld vor der Party Stage, auf dem sich trotz der frühen Stunden schon einige Tausend Leute versammelt hatten. 

Immer wieder gern höre ich den klar gesungenen Anfang von „Hymne“, der zwar hier nicht ganz so intensiv ausfiel wie sonst, aber nachfolgendes Gekreische beim Song selbst machte dies wieder wett. Auch ließ Dolk es sich nicht nehmen, ins Mikro zu rülpsen (und das Versehen dann noch wie Absicht aussehen zu lassen ;-)). Aber eine gewisse Lebensfreude entspricht ja seinem Charakter, insofern sei ihm der Fauxpas verziehen.
„Vettekult“ war dann beinahe schon der letzte Song des einstündigen Sets (Wahnsinn, wie schnell immer die Zeit vergeht, gefühlt dauerte der Gig gerade mal 10 Minuten). Es fehlte natürlich noch „Ravenheart“. Vorher wurde ein riesen Banner mit den Umrissen eines Raben vorm Kampfar-Backdrop hochgezogen. Des weiteren gab es viel Pyro als Show-Effekt. Sowas haben Kampfar für meinen Geschmack ja überhaupt nicht nötig. Pur sind sie am besten. Aber gut, wenn schon mal Wacken, dann
mit Knalleffekt, ... schaden kann's ja nicht!  „Ravenheart“, einer der mitreißendsten Songs der Band, bildete also den krönenden Abschluss des Gigs und da auch die Resonanz des Publikums nicht zu verachten war, waren, glaube ich, alle zufrieden. 

Nachdem die „Nachwehen“ des Gigs im Umkleidecontainer auch noch fotografisch festgehalten waren, verabschiedete ich mich allerdings erst mal, um noch ein bisschen was von Overkill zu sehen. Ich erinnere mich, bereits als Teenager den Bandnamen auf die Federmappe geschrieben zu haben (zusammen mit den anderen üblichen Verdächtigen der wilden 80er). Und da mein letzter Overkill-Gig viele viele Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) her ist, war es an der Zeit, die Band endlich mal wieder live zu sehen (allein des Kultfaktors wegen). Bobby Blitz IST zwar älter geworden, aber ich war überrascht, wie vital und jung er doch noch rüberkam, zumindest was die Sportlichkeit und den Elan während des Auftritts betrifft. Wenn man bedenkt, was der Mann, auch gesundheitlich, alles hinter sich hat, dann kann man nur den Hut vor ihm ziehen. Er gestikulierte bei jeder Zeile auslandend und hatte keine Hemmungen, alle Emotionen der Songs zu visualisieren. Auf den Knien am Mikoständer hängend oder mit den Händen vorm Gesicht, der Meister aller Klassen lebte seine Songs in jeder Sekunde. Astreine Show!

W.A.S.P., die 18:15 Uhr auf der True Metal Stage spielten, waren der Überhammer. Blackie Lawless war so was von gut drauf, dass ich einfach nur staunend vor der Bühne stand. Stimmlich genial, wie eh und je, und voller Elan rockte der die Bühne und zeigte den Zuschauern mal, was auch betagte Herren noch reißen können. Da ging er auch hin und wieder in die Knie oder gestikulierte effektvoll, sofern es nur der Show diente. Seine Bandkollegen kamen trotz hingebungsvollem Spiel nicht annähernd an seine Bühnenpräsenz ran. Im ersten Teil des Gigs wurden ausnahmslos die schnellen und mitreißenden Stücke gespielt, während sich im zweiten Teil auch einige der langsamen Songs vom „The Crimson Idol“-Album einschlichen, die für Gänsehaut-Stimmung und große Gefühle sorgten. Der Sound war manchmal etwas dumpf, aber Blackies stimmliche Leistung konnte dies aufwiegen, genau wie die messerscharfen Gitarrensoli. Der Platz vor der Bühne war gut gefüllt. Es war gut zu sehen, dass es doch noch so viele W.A.S.P.-Fans gibt, die auch jede Zeile mitsangen. Nach der letzten Tour behaupteten böse Zungen ja, das allgemeine Interesse an der Band wäre verebbt. Alles in allem war dieser Gig einer meiner persönlichen Highlights von Wacken, zumal man W.A.S.P. ja nun auch nicht alle Tage live zu sehen bekommt. 

Direkt nachdem W.A.S.P. fertig waren, machten Cannibal Corpse die Black Stage unsicher. Natürlich war kein Durchkommen nach vorne mehr möglich, also hieß es: von weitem anschauen! Als ich dann von oben aus der sicheren Lounge heraus sah, was da unten anging, war ich allerdings froh, da jetzt nicht im Pulk zu sein. Obwohl selbst in den Umkleidekabinen der Künstler Warnzettel hingen, dass bloß niemand zu Circle Pits und dergleichen aufrufen soll, machte der Stiernacken mit eindeutigen Handbewegungen klar, dass er eine Wall of death haben möchte, und zwar WAS FÜR EINE!! Wenn der Meister das will, wird die Aufforderung natürlich gerne angenommen und die Staubwolke der rempelnden Fans aus der Mitte des Geländes war weithin zu sehen. 

Und überhaupt, es gab kein Halten mehr, während des ganzen Gigs nicht. Fans und Band lieferten sich ein Duell im headbangen (was der wuchtigste aller Frontmänner auch mit zusätzlichen Bemerkungen anheizte, wie etwa, dass es gerne alle versuchen können, aber mit ihm könne eh keiner mithalten). Cannibal Corpse lehrten also allen das Fürchten, indem sie einen Nackenbrecher nach dem anderen durch die Boxen jagten, und das Grunzen übertönte lässig die Bands, die zeitgleich auf den anderen Bühnen spielten. Gewaltig!

Im Anschluss gab es auf der Hauptbühne wieder die Vollbedienung für Power-Metaller. Edguy schmetterten ihre Hymnen in die Landschaft und versuchten dabei natürlich möglichst unterhaltsam zu sein. Allerdings war die Stimme von Tobias Sammet nicht ganz in Schuss. Hr. Sammet musste jedenfalls ganz schön hart arbeiten, um die Töne lang und klingend rauszubringen. „Tears of a mandrake“ und „Vain glory opera“ habe ich gerade noch erkannt, mehr leider nicht. Aber man konnte überall selige Gesichter sehen. Es waren auch alle sofort mit Freude dabei, als diverse Spielchen gestartet wurden (ihr wisst schon: „Jetzt singt nur die linke Seite den Refrain mit“... „Und jetzt nur die rechte“ usw.) Mit der Wahl von Edguy hatte man dem Durchschnitts- Wacken- Besucher also offensichtlich einen großen Gefallen getan. 

Jetzt war ich eigentlich an dem Punkt, an dem es mir reichte und ich einfach nicht mehr konnte. Aber Immortal spielten ja noch. Die wollte ich dann doch noch „mitnehmen“. Und was soll ich sagen: es war wie immer der totale Kult. Wann immer Abbath eine Kamera des Filmteams direkt vorm Gesicht hatte, begann er erst recht, Grimassen zu ziehen. Diese sind ja nun von haus aus so witzig, dass man einfach schmunzeln muss. Der Unterhaltungsfaktor war also mal wieder sehr hoch. Beide Herren an der Front (der Schlagzeuger hatte sich ja hinter seinem Trigger-Monstrum verschanzt) schienen gut drauf zu sein. Auch wurden sie nicht komplett zugenebelt (wie sie es sonst ja gerne haben), so dass man auch wirklich viel von der Band zu sehen bekam (und die lustige Mimik wurde ja sowieso immer groß auf den Filmleinwänden gezeigt). Etwas Pyro rundete sie Show ab (Feuerspucken gab’s diesmal nicht), und was Spieltechnik und musikalische Qualität angeht, waren sie sowieso über jeden Zweifel erhaben. Leider war der Zuspruch des Publikums dann wohl doch nicht so, wie die Band es sich erträumt hatte, denn sie kamen nicht mehr für die Zugaben auf die Bühne zurück, obwohl noch Zeit gewesen wäre. Schade.

Nun wollte ich aber wirklich gehen, aber da ich noch an der Bühne vorbei musste, auf der gerade Soulfly spielten, schaute ich da noch kurz via Leinwand zu. Erstaunlicherweise hat es die Band immer noch drauf, die Massen in 6 Sekunden von Null auf Hundert zu bringen. Es wurde gesprungen, als gäbe es kein Morgen. „Back to the primitive“ war auf jeden Fall dabei, „Bumba“ und „Roots bloody roots“.  Bei „Eye for an eye“ fing Fronter Max doch tatsächlich mittendrin an, „Oleee ole ole oleeee...“ zu singen ... und alle machten mit. Na ja. Von mir aus. Wenn’s denn Spaß macht! 

An der Party Stage kam ich freilich auch noch mal vorbei. Schon halb schlafend sah ich also noch, wie Fear Factory zur Zerstörung angesetzt hatten, nachdem sie sich nach langer Werbepause (jaaa, in Wacken gibt’s Werbung auf den Leinwänden zwischen den Gigs...  soweit sind wir schon!) gebührend ankündigen ließen, indem drei mal groß „FEAR“ auf den Leinwänden aufleuchtete und der Frontmann seine Band vorstellte, bevor das Gemörtel losging und Fear Factory gekonnt klarstellten, was spielerisches Können ist. Vom Growling her kam es mir etwas dünn vor (was allerdings daran gelegen haben könnte, dass einem nach Cannibal Corpse jede andere Band einfach nur noch „niedlich“ vorkommt). Mit dem Sound von Fear Factory im Ohr ging’s dann aber wirklich zurück zum Shuttle und zum Hotel. U.D.O., Candlemass und Tiamat (sowie „The devil’s blood“ auf der W.E.T.-Stage) hätten zwar auch noch angestanden, aber was zuviel ist, ist zuviel.

Dieser Dame wurde Werbung auf den Körper gemalt. 

Abschließend kann ich sagen, dass ich es entgegen meiner Erwartung nicht bereut habe, hingefahren zu sein, was aber eher an der Anwesenheit einzelner Personen/ Bands lag (und der Artist-Pass hat es natürlich auch angenehmer gemacht, Dank an Kampfar für die Einladung und an ICS für die ganzen Sondergenehmigungen). Wacken selbst ist mir ansonsten einfach zu groß und zu überlaufen (ganz besonders dieses Jahr mit den gefälschten Tickets). Während des Festivals wurden sogar Vermutungen laut, dass alles in allem, also inklusive der Leute auf den Campingplätzen, Festival-Crew usw. 125.000 Leute anwesend waren, als Slayer spielten. Wirklich schätzen oder zählen kann man das natürlich nicht. 
Ich hoffe, dass ich nun wirklich NICHT mehr hin muss in den nächsten Jahren. Es macht auf mich einfach zu sehr den Eindruck der Massenabfertigung. Dass man da auch ganz gewaltig viel Geld lassen kann, wenn man will (oder muss) dürfte auch klar sein. Kommerz wird dort ganz groß geschrieben (geht allerdings bei dieser Größenordnung vielleicht auch nicht anders). Durch das schöne Wetter dieses Jahr (was natürlich die traurige Kehrseite hatte, dass zeitgleich der Osten im Hochwasser versank) hatte ich eine Art Woodstock-Feeling, vielleicht auch mit dem ansonsten eher unbekannten Gefühl von Urlaub gleichzusetzen. Das machte es zusätzlich erträglich. Aber ein kleines Festival in gemütlicher Atmosphäre mit einigen speziellen Bands ist doch gleich was anderes und ein solches würde ich jederzeit vorziehen. Nix für ungut. 

Mit dem Bild des Mannes, der mich beim WOA 2010 am meisten beeindruckt hat, möchte ich den Bericht schließen.

Ihsahn:

 

(mehr Fotos von einigen Bands in den "festival photos"!!)

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