Cannibal Corpse, Prostitute Disfigurement, Aeon
26.04.2006 Hannover "Musikzentrum"

(Bericht + Fotos: Wiebke)

Verwirrung. Die machte sich auf meinem Gesicht breit, nachdem ich drei verschiedene Informationen bezüglich des Beginns dieses Konzerts bekommen hatte. Also fahre ich einfach auf gut Glück los und lande um viertel vor acht am Musikzentrum, wo auf dem Parkplatz schon ein reges Treiben herrscht. Aus einigen aufgeklappten Kofferräumen dröhnt Death Metal, und zahlreiche leere Bierflaschen rollen durch die Gegend. Alles im Lot also. Vor dem Eingang treffe ich ein paar Bekannte, und nach einem kurzen Plausch begebe ich mich in die Halle, wo es Punkt acht losgeht.

Aeon hauen mich persönlich absolut nicht aus den Socken, da sie mir einfach zu eintönig sind. Es gibt keine großen Variationen im Tempo, alles bewegt sich auf gleich bleibendem, schnellen Niveau, und der Frontmann Tommy Dahlström kreischt die meiste Zeit nur unterbrochen von ein bisschen Grunzen. Zwischenzeitlich steuern Bassist und Gitarrist noch ein paar Backingvocals bei.

 

Fairerweise muss ich aber sagen, dass die Kerle mit ganzen Herzen dabei und technisch voll auf der Höhe sind. Außerdem haben sie eine treue Fangemeinde, die in der ersten Reihe ordentlich Stimmung macht. Die Jungs schütteln sich zu jedem Song amtlich die Rübe ab und grölen lauthals zwischen den Songs ihre Sympathiebekundungen. Die Ansagen beschränken sich auf „Thank You“ und den Titel des nächsten Songs, so das die 30 Minuten Spielzeit optimal ausgenutzt werden und die Fans das volle Brutal Death Metal Brett bekommen.

     

Setlist: Soulburner – Doorknocker – Biblewhore – With Blood They Pay – Forever Nailed – Bleeding The False – Hell Unleashed – Return Of Apalluon 

Prostitute Disfigurement gefallen mir da schon besser, obwohl auch sie nicht die Innovativsten sind. Ihre Version des Death Metal ist größtenteils etwas langsamer und sehr groovebetont. Nichtsdestotrotz holzen sie bei einigen Stücken – zum Beispiel „Freaking On The Mutilated“ ganz schön durch die Gegend. Aber auch Gitarrensoli fehlen nicht, die der Gitarrist mit einem Gesichtsausdruck spielt, als ob er in eine ganz andere Welt versunken wäre. 

                

Aber auch der Sänger der niederländischen Combo gibt alles. Und der Kerl kann wirklich verdammt tief grunzen! Das ist eine wahre Freude. Und somit wird ein Gebräu auf die Leute losgelassen, das seine Wirkung nicht verfehlt. Die Fans in den ersten zwei Reihen lassen ihre Haare kreisen, und dahinter bildet sich ein Pit, aus dem ständig Leute herausgeschleudert werden, so dass man wirklich aufpassen muss, dass man keinen Tritt oder ähnliches abbekommt. Außerdem entern die ersten Stagediver-Kandidaten die Bühne, die erst kurz neben den Musikern moshen, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen und dann in die Menge springen. Mein Augenmerk richtet sich derweil auf den Bassisten, der wahrlich unendlich langen Haare hat. Die hängen ständig vor den Saiten und verfangen sich auch mal darin, so dass er sich in jeder Pause zwischen den Songs entwirren muss.

                

Setlist: Body To Ravage – Insides To Expose – Postmortal Devirginized – Left In Grisly Fashion – Disembowled – Bluedrum Torso – The Corpse Garden – Victims Of The Absurd – She´s Not Coming Home Tonight – Bloodlust Redemption – Freaking On The Mutilated

Mittlerweile hat die Temperatur tropische Ausmaße angenommen, und der Schweiß rinnt einem in Bächen von der Stirn und versickert in der Kleidung. Nebensache. Die Herren Musiker stapfen jedenfalls äußerst motiviert auf die Bühne und beginnen mit „The Time To Kill Is Now“ vom neuen Album „Kill“. Und da zeigt sich auch gleich, dass heute Abend keine Gefangenen gemacht werden, denn dieser Song geht wirklich auf´s Heftigste ab. Jetzt zeigt sich auch, dass hier eine Menge beinharter Cannibal Corpse- Fans am Start sind, denn man sieht vom Balkon aus verdammt viele die Haare schütteln, und auch der Moshpit ist sehr imposant. Der Wildeste von allen ist aber Mr. Corpsegrinder himself! Wenn er nicht gerade in den übelsten Tonlagen grunzt, wirft der Herr seinen Propeller an, dass man wirklich Angst haben muss, dass ihm der Kopf wegfliegt.

   

„Fucked With A Knife“ wird frenetisch bejubelt, ehe es mit „Covered With Sores/Born In Casket“ zwei alte Stücke im Doppelpack auf die Ohren gibt. Ein Höhepunkt des Sets ist auf jeden Fall „Make Them Suffer“. Das Stück ist super zum Headbangen geeignet und verdammt eingängig, wenn man es denn so bezeichnen kann, auch der „Refrain“ (eben der Titel) ist wunderbar mitzugrölen. Einen Fan hält es da auch nicht mehr auf dem Boden: Er lässt sich von seinem Kumpel auf die Schultern nehmen und entblößt seine nicht vorhandene Oberweite, was von seinem anderen Kumpel nur mit „das ist eine Liebesbekundung unter Männern“ kommentiert wird. Wieder was dazu gelernt. :-)   

          

Mittlerweile ist es noch wärmer geworden, was den Musikern schon ein wenig zu schaffen macht. Allerdings wird auch etwas Abhilfe geschaffen, indem man Ventilatoren auf der Bühne aufstellt. Ob das einen großen Effekt hat, wage ich allerdings zu bezweifeln. So wird die Stageacting noch ein bisschen weiter reduziert, so dass man sich auf gelegentliches Headbangen beschränkt. Das ist aber sowieso sekundär, da der Soundwall, den der Fünfer produziert, einfach massiv ist. Für „Pit Of Zombies“ wünscht sich George einen „special pit“ und zwar eben einen aus Zombies. Einen Pit bekommt er, aber einen ziemlich lebendigen, das freut ihn aber auch, denn es gibt die Daumen nach oben. Als Vorletztes wird dann auch endlich das ab der Mitte lautstark geforderte „Hammer Smashed Face“ gespielt, und nach dem letzten fordert man noch eine Zugabe. Aber da gehen auch schon die Lichter an, und nur Alex Webster weilt noch auf der Bühne und schüttelt unermüdlich eine Hand nach der anderen.

 

Mein Fazit des Abends ist, dass es verdammt heiß war, und das ein Konzert von Cannibal Corpse ein Erlebnis ist. Diese Band hat sich von den Stöcken, die man ihr zwischen die Füße schmiss, nicht vom Weg abbringen lassen. Und auch wenn die Songs meiner Meinung nach alle nach relativ ähnlichem Muster gestrickt sind, wird es doch nicht langweilig.

Setlist: The Time To Kill Is Now – Disfigured – Death Walking Terror – Fucked With A Knife – Covered With Sores/ Born In Casket – The Wretched Spawn – I Will Kill You – Decency Defied – Unleashing The Bloodthirsty – Make Them Suffer – Murder Worship – Dormant Bodies Bursting – Pit Of Zombies – Five Nails Through The Neck – Devoured By Vermin – Hammer Smashed Face/ Stripped, Raped, And Strangled

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