Cantus Lunaris - Besuch im Studio

von Twilightheart

Was kommt dabei heraus, wenn sich erstklassige, leidenschaftliche Musiker, die eine Vision haben, zusammentun? Cantus Lunaris... Wer ist dieser bunt zusammengewürfelte Haufen großartiger Sänger/innen und Musiker aus aller Herren Länder, welche die Tradition von Musik, die ans Herz geht, sei es Celtic, Renaissance, Barock, Mittelalter, Folk oder einfach natürlich, liebes-, und lebensbejahend und naturverbunden, auf großartige Weise auf- und weiterleben lassen? Noch kennen diese Band nicht allzu viele Menschen, aber da sich Qualität immer durchsetzt, wird dies nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Da das Web noch nicht zu viel preisgibt von der bezaubernden Truppe, nutzte Sheol kurzerhand die Möglichkeit, die Band bei verschiedenen Studiobesuchen (bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album „Fabula Antiqua“, welches im Mai 2013 erscheinen soll) einfach ein wenig auszufragen.

Nun, wie begann die Geschichte von Cantus Lunaris? Gaby Koss plaudert aus dem Nähkästchen, als wir sie im April 2013 in den Dreamsound-Studios in München treffen. Alles begann mit der Tradition von Weihnachtskonzerten, die von Gaby Koss (Ex-Haggard, Equilibrium, Nota Profana,...) veranstaltet wurden, zu welchen hochklassige Musiker aus aller Welt eingeladen wurden. Gerne erinnert sich Gaby Koss ans Jahr 2011 zurück, in welchen der schon öfter aufgekeimte Gedanke, doch ein festes Ensemble zu bilden, konkrete Formen annahm und Sie einfach beschloss, die Musiker zu fragen, mit denen sie eh menschlich und musikalisch harmonierte, ob sie denn dabei wären. So wurden die Anwesenden gefragt, z.B. Linda Antonetti aus Italien (Ex-Haggard, Death Army), Tommaso Corvaja (Death Army), Samuel Jaime Santana (ein großartiger Countertenor aus Spanien), sowie Elisa Nicotra (Harfe), die bei jenem Weihnachtskonzert das erste Mal dabei war. Sie alle wollten gerne mitmachen. Zuerst musste man sich natürlich wieder trennen. Doch man plante per E-Mail weiter und Gaby Koss schickte Vorschläge für den Bandnamen rum. Am Ende einigten sich alle auf Cantus Lunaris („Gesänge des Mondes“... frei übersetzt). Ida Elena, eine fantastische Sängerin aus Italien, gesellte sich nun auch noch hinzu. Sie und Gaby Koss kannten sich bereits von einer anderen geplanten Zusammenarbeit. Mit ihrer einmaligen Stimme und ihrer frischen Art wurde sie sofort als Bereicherung für Cantus Lunaris erkannt und mit offenen Armen aufgenommen. Dies brachte gleich noch einen weiteren Vorteil mit sich, denn Ida ist eng mit Albert Dannenmann (Ex-Blackmore’s Night) befreundet. Als Gaby es dann auf gut Glück „wagte“, ihn anzurufen, um zu fragen, ob er sich einen Gastauftritt mit der Band vorstellen könnte, sagte jener nicht nur gleich zu, sondern bekundete sofort großes Interesse, fester Bestandteil dieser besonderen Formation zu werden. Als Meister an allen möglichen Mittelalter-, Folk- und Renaissance- Instrumenten wie Drehleier, Okarina, verschiedene Flöten aus allen Zeiten und Ländern, diverse Pfeifen, Krumm- und Gemshörner, verschiedene Dudelsackarten und vielen mehr, kann er natürlich auf professionelle Art die entsprechende Würze in die Musik bringen. Der Einsatz all dieser Instrumente, wie man sich vielleicht vorstellen kann, verleiht der Band einen unglaublich natürlichen Charme (andere Bands des Genres müssen auf Synthesizer-„Konserven“-Klänge zurückgreifen, während Cantus Lunaris mit Albert jemanden haben, der all diese Instrumente perfekt spielen kann und zudem auf einen jahrzehntelangen Live-Erfahrungsschatz zurückgreifen kann). Aber auch zum Gesang kann Albert zusätzlich beisteuern, wenn auch nicht mit ausgebildeter klassischer Stimme wie die meisten anderen Vokalisten in der Band.

Damit natürlich noch lange nicht genug! Sebastian Kister (Symbolic) am Akustik-Bass war anfangs Bandmitglied, verließ die Band leider aufgrund einer geplanten Auswanderung; doch nun, zurück in Deutschland, ist er wieder festes Bandmitglied. Außerdem gehört zur Urbesetzung noch Daizy Heinberg (Alto) aus Frankreich und hinzu kam noch Arthur Vladinovski aus Lettland, welcher derzeit in Salzburg studiert und nun Gitarre und Laute bedient. Des Weiteren sind da Carlos Mosquera (Nota Profana) aus Venezuela an den Percussions (er ist Mitglied des berühmten "Simon Bolivar Youth Orchestra of Venezuela") sowie zahlreiche, wechselnde Gastmusiker (wie z.B. Ana Paola, auch Mitglied des Simon Bolivar Youth Orchestras und von Nota Profana, oder Katarzyna Lipert aus Polen, die durch Auftritte im polnischen Fernsehen bekannt wurde und mit der Geige auf der CD vertreten ist). Zum Aufzählen sind es insgesamt fast zu viele sind, aber bei Interesse kann es auf www.cantuslunaris.com nachgelesen werden.

Wohin nun mit soviel Potential und so viel geballter Kraft an Spiel- und Singfreude!? Nun, Cantus Lunaris nehmen (nachdem sie bereits ein Live-Album veröffentlicht haben) nun zwei Studioalben direkt hintereinander auf. Auf den ersten beiden Alben erwarten uns zuerst arrangierte Folk-, Barock-, Renaissance- und Mittelalter-Stücke. „Fabula Antiqua“ wird als erste CD mehr die Celtic-Note bedienen, der Nachfolger wird mehr die Renaissance-Barock-Medieval-Schiene fahren. Für September sind dann bereits auch Aufnahmen für ein drittes Album geplant, für welches die Band bereits auch eigene Stücke geschrieben hat. Zum einen befindet sich mit Ida Elena eine verdammt gute Komponistin in der Band, aber auch professionelle Komponisten haben der Band bereits Stücke angeboten, die z.T. auch Rock- oder Metal-Elemente enthalten. Dies vermischt mit Mittelalter- und Barock-Elementen... uh, das bleibt spannend. So der Plan. Aber wie viel Veränderung und Experimentierfreude die zukünftigen Alben tatsächlich bringen werden, das wird natürlich dann erst die Zukunft zeigen. Wer weiß schon, wie viele gute Ideen in der Zwischenzeit vielleicht noch aufkommen werden!? Einig ist man sich aber dahingehend, dass alle das Projekt zu 100 % ernstnehmen und es so professionell wie möglich realisieren möchte. Die Band hat also viel vor und will die musikalische Energie in jedem Fall rauslassen, nicht nur bei den Studioaufnahmen, sondern natürlich vor allem auch bei Live-Auftritten, wo und wann es nur geht. So wird die Band dieses Jahr z.B. auch gleich auf dem Wave-Gothic-Treffen auftreten. Denn das Ganze muss schließlich auch finanziert werden, dessen sind sich die Musiker bewusst. Dies bringt die heutige Wirtschaft leider so mit sich. Vor allem, wenn einem Steine in den Weg gelegt werden, wie beispielsweise von der GEMA, über deren Machenschaften Albert Dannenmann nichts Gutes zu berichten hat und (bei den angekündigten horrenden Preissteigerungen der GEMA, die für die Zukunft angekündigt sind) die gesamte Live-Musikszene in Gefahr sieht.

Wie probt eine Band mit so vielen Mitgliedern eigentlich vor einem Auftritt oder für die Aufnahmen im Studio? Nun, bei Cantus Lunaris verlangt es die Entfernung der Musiker leider, dass jeder für sich selbst probt. Natürlich trifft man sich einige Tage vor Auftritten, wenn möglich, um dann auch zusammen noch proben zu können. Da kann es schon mal vorkommen, dass möglichst viele Bandmitglieder bei Gaby Koss untergebracht sind und sie dann das ganze Haus voller Musiker hat. Ganz viel unbezahlter, wenngleich positiver Stress, aber auch eine unbezahlbar gute Zeit! Die Band hat sogar einen eigenen kleinen Bandbus, mit dem sie zu den Auftritten fährt. Bei soviel Nähe muss die Chemie der Bandmitglieder untereinander natürlich stimmen. Bei Cantus Lunaris trifft dies zu. Im übrigen war die unverbrauchte, offene Art der jungen Musiker auch einer der Hauptgründe, warum ein „alter Hase im Geschäft“ wie Albert Dannenmann Teil der Band sein wollte, wenngleich er mit Sicherheit auch bei bekannteren Bands jederzeit einen Platz finden würde. Die Lust, Power und Kreativität der jungen Leute, die wie ein Jungbrunnen für ihn sind, inspirieren ihn einfach auf die richtige Art, nachdem er auch die Kehrseite in seiner Band-Vergangenheit kennengelernt hat. Aber die wahre, echte Spielfreude ist ihm das Wichtigste... dieses Gefühl, dass die Leidenschaft und das Herz in der Band das Wichtigste sind. Lebensfrohe, internationale Musiker, die die Musik nicht nur als Mittel zum großen Abkassieren sehen, sondern noch Spaß haben an dem, was sie tun. Wo Melodie und Emotion beim Musizieren noch wichtiger sind als der absolut perfekte, massentaugliche Klang.

Apropos Massen. Wie steht es eigentlich mit der Nachfrage des Publikums nach Mittelalter- oder Folkmusik mit all ihren Ablegern? Albert weiß, dass die Nachfrage steigt und weiß dies damit zu begründen, dass die Menschen sich in unserer heutigen, hochtechnisierten Welt einfach nach Ursprünglichkeit sehnen. Nach puren, althergebrachten Klängen, die noch ans Herz gehen. Die Ruhe, Liebe und Naturverbundenheit vermitteln. Man sehnt sich, auch in der Musik, nach dem Echten und dem Handgemachten.

Im übrigen, um auf die Internationalität der Band zurückzukommen: es gibt einen Song, den die Band live in 5 Sprachen singen kann, je nachdem, wo man auftritt. Auch auf dem neuen Album wird in verschiedenen Sprachen gesungen: Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch, alles ist dabei. Man legt Wert auf Gleichberechtigung. Das heißt, nicht nur die klassisch ausgebildeten Sänger bekommen auf „Fabula Antiqua“ Gesangsparts, sondern jeder bekommt ein kleines Solo, auch die nicht ausgebildeten Sänger. Jeder soll Spaß haben, kreativ sein und sich mit seiner eigenen, persönlichen Note oder Idee einbringen und verewigt werden. Albert berichtet, dass es Mittelalter-Songs gibt, die seit Hunderten von Jahren immer wieder ein bisschen verändert wurden, weil jeder Musiker/Sänger seine eigene Sing- und Musizierweise eingebracht hat. Alles was um die Haupt-Melodielinie herumliegt, ist frei zum verändern und improvisieren. Und genauso sollen es die Mitglieder von Cantus Lunaris bei dem aufgenommenen Liedgut tun. In einfachem Nachsingen der alten Songs sehen Albert und die Band keinen Sinn. Die Musik muss fließen und die Musiker müssen alle Freiheiten haben, hieraus mit ihrem Gefühl ihre eigene Version zu machen, die die Seele des Songs freilegt, um das Publikum damit berühren zu können.

Gabys Meinung hierzu ist ähnlich. Sie sagt: "An altem Liedgut hat man sich oft versucht, vor allem im deutschen klassischen Bereich versuchte man oft, es originalgetreu wiederzugeben. Originalität ist dort das Steckenpferd, aber ist das wirklich der Sinn der Musik? Früher gab es nicht so viele ausgebildete und technisch versierte Musiker und wenig ausgebildete Sänger, aber musikalische Menschen mit Freude an der Musik, die gewiss nicht überlegt haben, ob sie originalgetreu wiedergeben, sondern eigene Ideen und Improvisationen mit Ihrer Spielfreude in das alte Liedgut eingebracht haben. Cantus Lunaris wollte diese Einstellung aufgreifen und mit ausgebildeten, studierten Musikern, sowie auch sehr guten "Learning by doing"- Musikern arbeiten und wollte sich nicht anpassen und in die schon lange Kette der absolut seriösen Ensembles einreihen, auch wenn die Ausbildung und weitere Soloprojekte der einzelnen Musiker in der Klassikbranche vorhanden sind. Cantus Lunaris versucht, selbst kreativ mit neuen Ideen die Songs darzubringen und zu bereichern, was natürlich Geschmacksache ist, vor allem für "seriöse" Klassiker, aber über die Jahrhunderte gab es ja einerseits auch Veränderungen in der Musik und andererseits haben Komponisten voneinander kopiert oder die Werke des anderen verändert, sei es durch Musizierfreude, Improvisation oder Eingebung."

Für alle unter euch, die nun neugierig geworden sind, gibt es hier noch ein paar Fotos von den Studioaufnahmen im März und April 2013. Alle weitern Infos zur Band, zu Auftritten oder zur Veröffentlichung von „Fabula Antiqua“ könnt ihr dann auf www.cantuslunaris.com nachlesen.

 

Erster Besuch: in den Helion-Studios in München.

 

Albert Dannenmann spielt sich warm für die kommenden Aufnahmen:

 

 

Seine mitgebrachten Musikinstrumente vermittelt den Eindruck, es wären 20 Musiker zu erwarten statt einer. ;-)

 

Man ist tierlieb in den Helion-Studios, der "Nachwuchs" streunt zuweilen neugierig durch die Räume:

 

An der Wand des Studios hängt eine echte, traditionelle Vuvuzela:

 

Leider sind die Aufnahmen von Elisa bereits beendet, sie muss direkt zu Beginn
 unseres Besuchs nach hause zurück. Hier noch ein Abschiedsfoto mit Gaby:

 

Gaby bei Gesangsaufnahmen:

 

Albert Dannenmann bei den Aufnahmen zu einer Flötenspur:

 

 

Zweiter Besuch: Ankunft in den Dreamsound-Studios München.

 

Ida Elena bei den Aufnahmen:

 

Gemeinsam hört man die Aufnahmen nochmals an:

 

Zwischendurch bedient Gaby auch schon mal selbst das Mischpult:

 

Schnell wird noch mal ein Text neu ausgedruckt und zusammen durchgegangen:

 

Mit einer Tasse Tee macht sich Tommaso bereit für die Gesangsaufnahmen:

 

Tommaso bei den Aufnahmen zu "Scarborough fair":

 

Linda bei den Aufnahmen an der Querflöte:

 

Abschiedsfoto mit Aufnahmeleiter Daniel:

 

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