Cryptopsy,
Grave, Dew-Scented, Aborted, Vesania, Hurtlocker
München, 20. Februar 2006
(Bericht: Twilightheart)
Dies sollte mal wieder ein langer Abend werden im "Metropolis" in München (übrigens > für die Münchner: das Metropolis hat eine neue Webseite: www.metropolis-munich.de ). Und dies noch dazu an einem Montag mit richtig miesem Wetter. Diese Kombination ist immer irgendwie eigenartig... einerseits spielen so viele Bands auf einmal, dass der Abend fast überladen ist, ... andererseits ist es Montag, wo eh noch niemand ganz wirklich Lust hat, abends noch einmal loszuziehen. Also eigentlich ein wenig Verschwendung. Aber na ja, die, die gekommen waren, bekamen einiges geboten.
Den
Anfang machten aber erst einmal die Death-Thrasher von „Hurtlocker“,
eine Band, die in allen möglichen Magazinen sehr gute Kritiken bekommen hat.
Man könnte fast meinen, deren Label hätte die Mags für bessere Kritiken
bezahlt, so eindeutig und gleichlautend waren die Meinungen. Meiner Meinung nach
sticht die Musik allerdings nicht so sonderlich hervor, es gibt natürlich
schlechtere Bands, aber auch viel bessere. Vielleicht ist es auch gar nicht so
gut, wenn eine Band schon vorab in allen Magazinen so gute Kritiken bekommt,
denn dann haben die Metal-Fans keine Chance, sich selbst ein unbelastetes Urteil
zu bilden, denn dann steckt man die Erwartungen ziemlich hoch... und dann geht´s
einem wie mir, als ich die Band dann live sah: es war zwar ein guter Gig, aber
eben nicht das erwartete Donnerwetter der besten Newcomerband (und als was sie
nicht noch alles bezeichnet wurden). Die Münchner reagierten entsprechend (bzw.
vielleicht war auch nur der Montag schuld und die Müdigkeit steckte vielen noch
in den Knochen), denn es tat sich mal wieder das Münchner „Grosse-Hallen“-Phänomen
auf: es war gähnend leer vor der Bühne. Hurtlocker spielten quasi vor einer
halbleeren Halle, und hinten im Dunkeln standen die ganzen Besucher und schauten
von weitem zu. Für mich war es zwar prima, denn ich konnte ungestört Fotos
machen ... na ja, aber ihr wisst ja: für die Bands ist es sicherlich
frustrierend. Nach ca. 3 Songs erbarmte sich aber dann doch ein Besucher, kam
direkt vor die Bühne und hatte seinen Spaß (oder vielleicht sah er auch nur
seine Chance, einmal im Leben völlig ungestört vor der Bühne zu bängen und
das Gefühl zu haben, die Band spielt nur für ihn allein).
Hurtlocker selbst gaben sich auch Mühe, manch andere Band hätte einfach nach
10 Minuten aufgehört zu spielen, wenn von den Metalheads keine Reaktion kommt,
aber Hurtlocker haben die ganze Setliste durchgezogen. Hut ab! Aber aus den
Ansagen, die zwischendurch vom Sänger kamen, hörte man schon einen gewissen
Sarkasmus heraus. Doch es blieb dabei, das Münchner Publikum ließ sich nicht
zu mehr Hingabe hinreißen, lieber schonte man sich für die Nackenbrecher, die
da später noch kommen sollten.
Dann
wurde es Zeit für grimme Minen und Corpsepaint. "Vesania" aus
Polen enterten die Bühne. Manch einem wird das ein- oder andere Gesicht in der
Band bekannt vorgekommen sein. Mir natürlich auch. Und obwohl ich die Band
nicht kannte bis dato, war ich mir nach ein paar Minuten sicher, dass der Sänger
von Vesania auch in Behemoth spielt. Und ich hatte recht. Später stellte sich
noch heraus (was mir nicht aufgefallen war), dass der Schlagzeuger der von Vader
ist. In Polen ist die Band also sicherlich der Renner. Aber in Deutschland müssen
sie natürlich erst einmal beweisen, was sie können. Und so ereilte diese
(meiner Meinung nach) gnadenlos geile Band das selbe Schicksal wie die Vorgänger:
sie spielten auf einer Bühne, vor der es gnadenlos leer war. Nur aus dem
Hintergrund wurden sie mit Argusaugen begutachtet von den inzwischen ca. 200
anwesenden Gästen. So konnte ich auch hier wieder in Ruhe Fotos machen (könnte
mir vorstellen, wenn die das nächste mal hier touren, wird das schon nicht mehr
so einfach werden). Und meine Ohren bekamen exzellenten Black Metal zu hören.
Und die Augen die typischen eiskalten Gesichtsausdrücke polnischer Metaller zu
sehen. Im übrigen, wer dachte, es wird melodisch, weil die Band ein Keyboard
mit auf der Bühne hatte, wurde enttäuscht. Dies war nur in einigen Breaks zu hören,
und nur zur dämonischen Untermalung der Satan- huldigenden Lyrics, nicht etwa,
um sentimental zu werden. Die Musik war ein einziges hammerhartes Brett. Ein
wenig eine Mischung aus 1349 und Behemoth. Und der Sänger „Orion“ hat eine
echt genial tiefe Stimme, genauso wie ich es mag. Also, wenn Behemoth mal nicht
touren, könnten die Festivalveranstalter meiner Meinung nach stattdessen ruhig
auf Vesania zurückgreifen.
Oh, beinahe hätte ich es vergessen: der eine Fan, der schon bei Hurtlocker der
einzige vor der Bühne war, kam auch hier nach einer Weile nach vorne und tat
seine „Pflicht“. Falls Du dies hier zufällig liest: Lob! ;-)
Und
schon stand die nächste Band auf dem Abfahrplan des Abends: "Aborted".
Die spielen relativ wilden Death und haben richtig Action gebracht auf der Bühne.
Die Band hat übrigens eine Frau am Bass, die auch echt cool rüberkam. Obwohl
sie ziemlich jung aussieht, merkt man ihrem Auftreten relativ viel
Live-Erfahrung an. Noch dazu war der Bass so eingestellt, wie ich es mag: sehr
tief und „trümmernd“. Klang also echt verschärft ... und die Dame konnte während
des Spielens auch headbängen (manch andere Bassistinnen tun sich den Stress
lieber nicht an). Ob es an der Anwesenheit einer Metal-Braut auf der Bühne lag
oder doch nur an der Musik, kann ich natürlich nicht sagen, aber plötzlich war
es doch voll vorne vor der Bühne! Na bitte, geht doch! Braucht es vielleicht
mehr Frauen im Metal?! Schon allein dafür, dass die Kerle auch mal was zu
schauen haben!? Wir Weibsbilder haben ja immer genügend gutaussehende Männer
auf der Bühne stehen, die wir „begutachten“ können, aber die männlichen
Metalfans sind da zugegebenermaßen schon ganz schön benachteiligt! ;-)
Und vielleicht bekamen die Kerle dann auch gar nichts mehr mit, weil sie was zu
schauen hatten, denn die Ansagen des Gitarristen zwischendurch wurden gnadenlos
ignoriert. Als er was von „Ihr wartet doch sicher auf Dew-Scented und Grave“
in`s Mikro röhrte, reagierte gerade mal EINER und brüllte „Yeah“. Nun
gut... vielleicht lag´s auch einfach nur an der undeutlichen Aussprache des
Gitarreros. Was ich auch nicht gut hören könnte, war die Gitarre des anderen
Gitarristen auf der (aus Fan-Sicht) linken Seite der Bühne. Man sah, dass er
ab- und zu ein paar ziemlich knifflige Riffs spielte, aber man konnte sie nicht
wirklich gut hören, da seine Gitarre viel zu leise eingestellt war. Aber alles
in allem war es ein sehenswerter Gig. Gerne mal wieder!
Dann
endlich mal wieder "Dew-Scented"! Diese Band ist ja einfach die
geborene Live-Band. Deren Alben höre ich nur ganz selten, aber wenn sie live
spielen, geht´s immer richtig ab, es lohnt sich also bei dieser Band immer, mal
vorbeizuschauen, wenn sie in der Nähe sind. Der Gitarrist spielte sich übrigens
mit „Still got the blues“ von Gary Moore warm... und die geübten Münchner
Blues-Ohren (haha) erkannten dies sofort und einige stimmten direkt mit ein.
Wenn dadurch das Eis noch nicht gebrochen war, dann aber zumindest nach dieser
„Szene“: Leif (der Sänger) rief gleich vor Beginn des Gigs: „Warum seid
ihr so ruhig!?“ Und ein Fan grölte: „Oktoberfest“. Darauf Leif: „Schau
mal auf die Uhr!“ Danach ließ er die Menge einmal auf Kommando grölen und
meinte dann: „Die erkältetste Band der Welt bedankt sich“. DAS nenne ich
dann auch wirklich Sportsgeist... den ganzen Gig trotz Mordserkältung knallhart
durchziehen! Respekt! Uwe am Schlagzeug schien übrigens seinen eigenen Fanclub
dabeizuhaben, denn schon während des Soundchecks waren Rufe nach ihm
lautgeworden.
Dew-Scented
spielten natürlich ihre ganzen Knaller wie „Soul Poison“, „One by one“
oder „Cities of the dead“. Leif war am Ende des Gigs wirklich so was von
heiser... und auch der Bassist war total k.o., er musste immer mal wieder seine
Hand ausschütteln zwischendurch. Aber es hat sich gelohnt, denn die Menge ist
richtig gut abgegangen, es gab einen tierischen Moshpit. Und der größte
Dew-Scented Fan Deutschlands war auch anwesend... der war von sonst woher
angereist und hatte natürlich so RICHTIG Spaß da vorne in der 1. Reihe. Alles
was an Gestik möglich ist, hat er beim „Durchleben“ der Songs zutage gefördert.
An dieser Stelle Grüße an Dich, falls Du dies liest. :-)
Auch
"Grave", die als nächstes kamen, konnten den Moshpit gut
halten. Da es die Band schon etliche Jährchen gibt, haben sie sicher auch eine
solide Fanbasis. Nur am Anfang war es etwas ruhiger, doch nachdem der Sänger
dann was von „Fans are fucking still“ gefaselt hatte, wurde es wieder
besser.
Ich finde ja, die Bühne sieht immer relativ leer aus, da die Grave-Jungs nur zu
dritt sind. Viel Raum für´s Interagieren mit den Fans bleibt dem Sänger dann
ja wirklich nicht, wenn er nebenbei noch die ganzen verzwickten Gitarrenriffs
spielen muss. Aber dafür war der Sound echt gut und sie haben ihr bestes
gegeben. Trotzdem war der Sänger wohl nicht so ganz zufrieden mit sich selbst,
denn er bezeichnete sich selbst als „Shit“ im Vergleich zu Cryptopsy. Außerdem
waren Grave dann auch tatsächlich schnell wieder weg ... eigentlich waren noch
2 Songs angekündigt gewesen, aber davon haben sie nur einen gespielt und sind
dann von der Bühne gestiefelt. Schade. Aber zumindest hat „Into the grave“
nicht gefehlt. Nach diesem Song hatte ja der eine Fan in der Menge schon die
ganze Zeit geschrien. Und so bekam er seinen Willen. Und wir anderen auch, denn
„Into the grave“ ist natürlich einfach Pflicht! Bevor die Band endgültig
verschwand, kamen sie aber noch mal kurz zurück und schüttelten fleißig Hände.
Die Münchner scheinen ja da drauf zu stehen: mit den Künstlern anstoßen, Hände
schütteln, ihnen die Plektren und Drumsticks abluchsen... ;-) Und nachdem auch
Grave um einige Plektren ärmer waren, gab`s keine Ausflüchte mehr.... das
Inferno nahte...
Ich
muß ja jetzt mal gestehen, dass ich weder eine CD von "Cryptopsy" habe,
noch jemals einen Live Gig von ihnen gesehen habe. Ich wusste also überhaupt
nicht, was mich erwartete. Ich wusste lediglich, dass es die Band schon seit
Jahrzehnten gibt, denn die geistern schon seit meiner Metal-Jugend durch die
Magazine. Ich erwartete also gemeinerweise eine alte, eventuell ausgelutschte
Band, die ihre besten Zeiten hinter sich hat. Aber ich wurde eines Besseren
belehrt!
Was
sich da vor meinen Augen auftat, war unbeschreiblich. Diese Band haut so dermaßen
rein (obwohl natürlich die Mitglieder, die noch Originalbesetzung sind, tatsächlich
schon ihre besten Jahre hinter sich haben). Jedenfalls haben Cryptopsy so
unglaublich viel Energie versprüht, es war sagenhaft. Wildeste Mimik und headbängen
ohne Ende. Die Band in ihrer Gesamtheit hat mich wirklich an ein wildes Tier
erinnert. Der Sänger war dermaßen in Rage, er verkrampfte manchmal total seine
Finger vor lauter Gestik. Es sah beängstigend aus. Diese Band hat diesen Gig
wirklich gespielt, als wäre es deren allerletzte Chance auf Erden, jemals live
zu spielen. Total
genial! Hammer-Band! Ach ja... und man hat,
glaube ich, von weitem nichts weiter als Haare gesehen. Denn nicht nur der Sänger
hatte eine herrliche Matte, die wirklich mindestens 2 x 2 m Platz beanspruchte
beim Headbängen. Und im übrigen ist diese Band eine jener Death-Bands, bei
denen man keine Lyrics raushört, weil man echt nur Gegrunze hört. Von der
ersten bis zur letzten Minute gab der Vokalist mit seinen tiefen Growls also
wirklich alles. Einfach geil. Unbedingt mal live anschauen! Ein Genuß!
Nun ja, was ich natürlich nicht wusste (was man mir erst nach Ende des Gigs erzählte),
war die Tatsache, dass er wohl bei jedem Gig irgend`nem Weib in der Menge einen
bestimmten Song um die Ohren haut. Und so fing er auch in München an: „Now I
need a victim“... und da ich dummerweise gerade die einzige Frau in der 1.
Reihe war, war sein Kopf plötzlich genau vor mir und er grölte mir in`s
Gesicht: „For the next 4 minutes your name is Abigor“.
Leider
habe ich den Gag in dem Moment nicht verstanden. Ich dachte, der ist vielleicht
irgendwie sauer, dass ich während des Gigs fotografiert habe oder so. Naja, im
Nachhinein ist es mir natürlich peinlich, dass ich nicht drauf angesprungen bin
und mich quasi nicht angesprochen gefühlt habe. Nächstes mal vielleicht... :-(
Nun
ja, aber auch die anderen Fans in der ersten Reihe, die sich nicht mit „Abigor“
betiteln lassen mussten, kamen nicht zu kurz, denn er lief während des Gigs
auch mal ausgiebig lange an der ersten Reihe lang und schüttelte absolut jedem
die Hand. Nachdem alle Songwünsche der Fans erfüllt waren,
einschließlich „The Pestilence That Walketh In Darkness“, war alles
auch schon wieder vorbei. Leider. Aber wie wir inzwischen wissen, spielen
Cryptopsy dieses Jahr bei einigen Festivals in Deutschland! Ich sage nur eins:
unbedingt anschauen, falls ihr eh bei einem dieser Festivals seid! Cryptopsy
sind es mit Sicherheit wert!
Die
Jungs von Hurtlocker versuchten übrigens noch während des Abends, mich auf
sehr nette und charmante Weise davon zu überzeugen, dass ich was Nettes über
sie schreiben soll. Zu diesem Zweck teilte der Sänger sein Höllenbier mit mir
(okay, eigentlich stand „Hell-Bier“ drauf...) und wies nachdrücklich darauf
hin, dass er sehr gut aussieht und das ja schon allein Grund genug ist, was
Nettes zu schreiben... Natürlich alles im Spaß.
Ein wenig Spass gab`s nach dem Gig auch noch mit den Jungs von Dew-Scented und
Grave, die auf ihre ureigene Art für die Kamera „posierten“. ;-) Und mit
diesen denkwürdigen Fotos verabschiede ich mich nun endgültig aus diesem
Bericht! Cheers!
(mehr Fotos von allen Bands in "concert photos"!!)