Dark Funeral, Naglfar, Endstille, Amoral – Musikzentrum Hannover – 01.März 2006
(Bericht von Wiebke)
Als ich mich ins Musikzentrum/ Hannover aufmache, herrscht
ordentliches Schneegestöber, was irgendwie gut zu diesem Line Up passt. Vor dem
Eingang warten auch schon ein paar Nasen auf den Einlass, der ein halbe Stunde
später – als auf dem Ticket aufgedruckt – beginnt. Drinnen ist es herrlich
warm, so dass die angefrorenen Füße schnell wieder auftauen. Es ist noch Zeit
für einen kleinen Plausch mit ein paar Freunden, und dann geht es auch schon
los.
Zu Anfang sind die Reaktionen auf Amoral noch verhalten, da die wohl kaum einer kennt. Aber die Finnen
lassen sich nicht einschüchtern und spielen einfach drauf los, da sie ja eh
nichts zu verlieren haben. Nach dem zweiten Song trauen sich auch ein paar Leute
näher an die Bühne heran und beginnen zu rocken. Das scheint Sänger Niko zu
freuen, wie er postwendend in der nächsten Ansage kundtut.
Der Modern Death Metal der Jungspunde klingt aber auch herzerfrischend und man sieht den Musikern an, dass sie verdammt viel Spaß haben. So wird sich in Eishockeymanier mal ein leichter Body Check verpasst oder das Mikro bei einem Gitarrensolo etwas umfunktioniert, um dem Solisten zu zeigen, dass er ganz schön Eier hat.
Stimmlich erinnert mich Niko ein bisschen an Kai Jaakola von The Duskfall, und auch der Sound weist Parallelen auf. Nichtsdestotrotz können Amoral auch ihre eigene Note einbringen, so dass sie nach der knappen halben Stunde mehr als nur Höflichkeitsapplaus einheimsen können.
Setlist: Showdown – Distract – Decrowning – Drug Or Choice – Denial 101 – The Bleeder
Sehr viele sind heute wegen der zweiten Band gekommen, denn die Dichte an Endstille-Shirts nimmt nun vor der Bühne drastisch zu. Es herrscht schon ein ziemliches Gedrängel, und dabei ist es noch nicht mal 21 Uhr als die Kieler Sprotten zum Intro, dass mich irgendwie an einen Soundtrack aus einem U-Boot-Kriegsfilm erinnert, die Bühne betreten. Iblis begrüßt das Publikum traditionell mit irrem Grinsen und in Gene Simmons-Manier rausgestreckter Zunge, ehe das ebenfalls eine halbe Stunde dauernde Inferno mit „Dominanz“ eingeleitet wird.
Die Fans moshen, was die Haare hergeben, und kreischen den Text lauthals mit. Und wenn Iblis sich dem Bühnenrand nähert, was zugegebener Maßen ziemlich oft vorkommt, strecken sich ihm jede Menge Hände entgegen, die das „Hörnchen“ machen, was schon einen imposanten Anblick abgibt.
Auch auf der Bühne sind die Rollen ziemlich klar verteilt. Iblis ist der Entertainer, der die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht, gefolgt von Bassist Cruor, der sich auch ziemlich nah an den Bühnenrand heranwagt, während Gitarrist L. Wachtfels wirklich wie ein Fels auf seinem Platz steht und seine Parts spielt. Und wer dem Schlagzeuger eine Weile zuschaut, stellt fest, dass der auch noch Zeit für ein wildes Grimassenspiel hat. Der Sound ist vor allem laut, aber dennoch relativ gut, so dass man eigentlich alle Instrumente heraushören kann. Gerade bei Black Metal Konzerten ist es ja oft so, dass der Bass untergeht.
Endstille wissen eine krasse Atmosphäre zu erzeugen. Und so ist es kein Wunder, dass nach dem letzten Song nicht nur Beifall aufbrandet sondern auch laut nach mehr geschrieen wird. Eine Zugabe gibt es zwar nicht, aber Iblis lässt sich breitschlagen und gibt noch von der Bühne herunter ein paar Autogramme.
Setlist: Intro – Dominanz – I Bless You God – Biblist Burner – Frühlingserwachen – Bastard – Navigator
Die nun folgende Umbaupause dauert etwas länger, da erst das Schlagzeug, das sich die Vorbands teilten, abgebaut werden muss. So entsteht auf der Bühne nun auch viel mehr Bewegungsfreiheit für die Co-Headliner. Die Fans nutzen die Zeit, um einen Abstecher zum Bierstand zu machen, so dass sich die ersten Reihen vorübergehend leeren. Das ändert sich aber schlagartig, als die Musiker von Naglfar nacheinander auf die Bühne kommen und mit „Blades“ loslegen.
Kris trägt zu Beginn wieder seinen Ledermantel und gibt ab dem ersten Takt Vollgas, während es die Gitarristen Marcus und Andreas und der Bassist neben ihm ein bisschen ruhiger angehen lassen. Gleich an dritter Stelle liefern sie mit „As the Twilight Gave Birth To The Night“ ein „Schmankerl“ ab, das sie seit 9 Jahren nicht mehr live gespielt haben. Dieser Song wird begeistert von denjenigen, etwas älteren Fans aufgenommen, die den Weg Naglfar’s von Anfang an verfolgen und besonders die alten Sachen verehren. Die moshen sich gerade bei diesem Song die Köpfe ab, während die etwas jüngeren bei den Songs neueren Datums wieder voll einsteigen.
Die Ansage zu „I Am Vengeance“ wird lauthals mitgebrüllt, aber Kristoffer findet den ersten Versuch zu leise, deswegen nimmt die Lautstärke beim zweiten Mal noch deutlich zu. Leider verirrt sich gerade bei diesem Song eine anscheinend betrunkene Dame genau auf den Platz vor dem Sänger und hat nichts Besseres zu tun, als ihm an den Beinen herum zu grabbeln. Dann kommt sie aber auch noch auf die verdammt blöde Idee, plötzlich heftig am Mikro-Ständer zu zerren, so dass der Sänger kurz das Gleichgewicht verliert und beinah stürzt. Dabei verpasst er auch seinen Einsatz, kann das aber zum Glück gut kompensieren, so dass es wahrscheinlich nur die Musiker im Publikum und die Die-Hard-Fans, die den Song in und auswendig kennen, bemerkt haben dürften. Allerdings merkt man ihm deutlich an, dass er verdammt ärgerlich ist, denn er ist ein Vollblutmusiker, der den Fans einen guten Auftritt liefern will.
Bei den noch folgenden Songs gibt es aber zum Glück keine weiteren derartigen Belästigungen, so dass es einfach nur ein Genuss ist. Die Stimmung befindet sich auf dem Höhepunkt. Wobei nicht nur die Musiker auf der Bühne Unmengen an Energie freisetzen, sondern auch das Publikum den Raum davor in einen Hexenkessel verwandelt.
Diese Band vereint Härte, Kälte, geniale Rhythmen und Melodien, und Kristoffer hat sich zu einem erstklassigen Frontmann gemausert, auch wenn er vielleicht nicht ganz so heftig kreischt wie sein Vorgänger. Dementsprechend geht es im Publikum weiterhin ordentlich zur Sache, und jeder Song wird bejubelt. Leider spielen auch Naglfar nicht länger als 45 Minuten und bleiben dem Publikum die lautstark geforderte Zugabe schuldig.
Setlist: Intro – Blades – Spoken Words Of Venom – As Twilight Gave Birth To The Night – I Am Vengeance – Perpetual Horrors – Wrath Of The Fallen – Horncrowned Majesty – A Swarm Of Plagues
Bei Dark Funeral betrete ich wiederum Neuland, da ich mit deren Musik gänzlich unvertraut bin und sie auch noch nie live gesehen habe. Auf der Bühne stehen nun riesige, rote Stoffaufsteller mit aufgedruckten Pentagrammen und umgedrehten Kreuzen, was doch schon ziemlich beeindruckend wirkt. Und die Corpse Paint tragenden Musiker kommen bis auf den Bassisten allesamt mit ledernen Brustpanzern bekleidet auf die Bühne, so viel zum Thema schwarzmetallischer Einheitsdress. ;-)
Während des Gigs macht Emperor Magnus Caligula nicht viele Worte, der nächste Song wird angesagt, danach sich für die positiven Resonanzen bedankt, und damit ist es gut. Lediglich vor „Vobiscum Satanas“ – dem Dark Funeral Song schlechthin – wird er etwas ausführlicher. Das Publikum dankt es ihm mit einem einstimmig gebrüllten „Vobiscum Satanas“. Musikalisch kann man aber nicht meckern, höchstens über den Sound, der streckenweise wirklich unterirdisch klingt.
Mir persönlich gefallen die ruhigen Parts – die in zwei, drei Songs eingestreut sind – besonders, da sie gut zur Geltung kommen, Atmosphäre erzeugen und teilweise auch richtig rock´n´rollig sind. Die Fans dagegen gehen bei den Hochgeschwindigkeitssongs richtig ab. Und kaum beugt sich einer der Musiker über den Bühnenrand ins Publikum, strecken sich auch ihm zahlreiche Hände, die das Evil-Zeichen formen, entgegen.
Setlist: Intro – Diabolus Interium – Ravenna Strigoi Mortii – The Arrival Of Satan´s Empire – Open The Gates – Vobiscum Satanas – 666 Voices Inside – Slava Satan – Attera Totus Sanctus – Bloodfrozen – Godhate – Hail Murder II Atrum Regina – My Dark Desires – An Apprentice Of Satan