Dissection / Watain / Dark Fortress

München,  4. + 5. Dezember 2004

Nachdem ich Dissection schon in Stockholm im Oktober 04 gesehen hatte (beim 1. Konzert nach der Reunion der Band) konnte ich nicht widerstehen. Ich musste sie mir einfach noch einmal ansehen, als sie hier in München im „Titanic City“ spielten am 4. und 5. Dezember. Leider war der Gig am Samstag (4.12.) so was von komplett ausverkauft (was einerseits natürlich gut ist, denn nur deshalb wurde das Zusatzkonzert für Sonntag angesetzt), aber ich wusste, dass ich trotzdem irgendwie reinkommen muss, sonst gehe ich ein. ;-) Ich habe dem Veranstalter mehrmals gemailt, aber es führte natürlich kein Weg rein, noch an eine Karte zu kommen.

Also benötigte ich einen Plan B. Es war natürlich volles Risiko für mich, am Samstag trotzdem hinzugehen. Dass KEINER der Fans sein Ticket vorm Gig noch verkaufen würde, war klar. Dafür haben wir alle zu lange auf die Rückkehr von Dissection gewartet. Ich schnappte mir also in weiser Voraussicht ein paar Fotos von Dark Fortress (vom Summerbreeze) und Dissection (Stockholm-Konzert), nur für den Fall, dass mir jemand über den Weg laufen sollte, dem ich sie in die Hand drücken kann. Am Club angekommen, rannte ich am Eingang direkt Jon Nödtveidt in die Arme, was natürlich mein Glück war, denn ich hatte ihn ja kürzlich in Stockholm bereits getroffen und nun konnte ich noch mal mit ihm reden (diesmal richtig) und ihm meine Dissection- Fotos in die Hand drücken. Er schaute jedes einzelne lange an und sah wohl in meinen Fotos ein Potential, was ich selbst nicht sah. Allerdings steht er laut eigener Aussage auch auf Fotos, die etwas verzerrt sind, vielleicht leicht verschwommen, aber dafür die Atmosphäre beim Gig gut widerspiegeln. Ich erzählte ihm dann, dass der Gig ausverkauft ist und ich nicht mehr rein darf. Aber Jon ist natürlich voll und ganz Gentleman (kein bisschen hochnäsig oder so, sondern einfach nur respektvoll und aufmerksam), und so hat er direkt veranlasst, dass mein Name noch mit auf die Gästeliste kommt (für beide Tgae) und ich die Soundchecks mit ansehen darf. Ich weiß echt nicht, wie ich ihm dafür danken kann. (Leider kann ich nicht mit guten Fotos aufwarten, denn ich hatte nur meine kleine uralte analoge Kamera dabei, da ich die Canon EOS 300 V gerade verkauft hatte, um mir später eine digitale zuzulegen.)

Im Club konnte ich zusehen, wie “Lech”, der Soundtechniker, Jon`s Gitarre in präziser Feinarbeit stimmte...  er brauchte fast eine Stunde dazu, aber danach klang auch alles 100% perfekt. Niemand außer ihm (und Jon natürlich) hat die Erlaubnis, Jons Gitarre anzufassen.

Aber dann war es auch schon Zeit für den Gig. Zuerst enterten „Dark Fortress“ die Bühne. „Support act“ kann man sie ja nicht mehr nennen, da sie (zumindest hier in Deutschland und besonders hier in ihrer bayrischen Heimat) bekannter sind als die zweite Band „Watain“ zum Beispiel. „Lokalhelden“ der BM Szene quasi! Und so war es natürlich ein Leichtes für Dark Fortress, die Menge in Stimmung zu bringen. Da wurde von Anfang an gemosht und gebängt, was das Zeug hielt. Es bedurfte wirklich keiner extra Aufforderung, um die Fans zu Action zu bewegen! Die BM Fans hier lieben Dark Fortress einfach. Hier ist mal eine Kopie der Setliste... so sieht das aus, wenn die Band die Songtitel abkürzt (Details spare ich mit, jeder DF Fan weiß eh, was mit den Abkürzungen gemeint ist).

 

Nachdem Dark Fortress triumphiert hatten, waren “Watain” aus Schweden an der Reihe. „Watain“ heißt übersetzt „kotzen“... und genau das taten die Herren vor ihrem Auftritt auch, denn das Blut, was sie sich zur BM-gerechten „Zierde“ ins Gesicht geschmiert hatten, stank widerlich. In Deutschland kennt man „Watain“ ja nun noch nicht unbedingt so gut, aber in Schweden weiß man deren kompromisslose Musik schon zu schätzen. Die knüppeln quasi die Scheiße aus euch raus mit ihrem Metal.

 

Aber wahrscheinlich waren die Zuschauer nach Dark Fortress zu ausgelaugt (oder wollten schon mal Kräfte für Dissection sammeln), denn so richtig begeisterte Reaktionen waren nicht festzustellen unter den Konzertbesuchern. Es war eher ein gelangweiltes Rumgestehe, obwohl der ein-oder andere Fan natürlich trotzdem jeden Ton zum Headbangen nutzte.

 

Und tatsächlich stoppte die Band mitten im 3. Song ihren Auftritt und verließ wutentbrannt die Bühne (einige Techniker etc. gingen hinterher, aber es konnte sie niemand zur Rückkehr bewegen). Offiziell hieß es natürlich, der Sound wäre total beschissen gewesen (und vielleicht war dies zu einem Großteil auch so), aber ich hatte in dem Moment eher das Gefühl, die waren eh super schlecht drauf, weil die Menge einfach nicht mitmachte und abging. Na ja... soll vorkommen! Echte Vollblutmusiker sollten allerdings meiner Meinung nach trotz aller Widrigkeiten weiterspielen bei den Gigs (kenne Musiker, die sich auf der Bühne am Pyro stark die Hand verbrannt haben und trotzdem weitergesungen haben). 

Also war es eher als erwartet Zeit für Dissections Auftritt. Die wenigen, die noch draußen standen, kamen spätestens jetzt herein und es war so unglaublich voll... das könnt ihr euch nicht vorstellen. Man stand auf jeder verfügbaren Stufe, auf jedem Tisch, jedem Hocker und es war quasi unmöglich, mal eben durch die Menge zu laufen. Man hätte sich durchprügeln müssen. Aber es WOLLTE natürlich auch keiner gehen.
Wie ihr euch vorstellen könnt, wurde Jon reichlich umjubelt, als er die Bühne betrat! Sieht so aus, dass die Fans ihn vermisst haben. Und somit war die Stimmung gleich von Anfang an hervorragend. Die Fans haben die Band abgefeiert ohne Ende (okay, 2 oder 3 betrunkene Kerle fingen vor der Bühne fast eine Schlägerei an und Set Teitan musste drohend dazwischengehen, aber zum Glück ist die Situation letztendlich doch nicht eskaliert, obwohl man schon merkte, dass es Set total angekotzt hat... er hat noch `ne Weile vor sich hingeflucht und wohl auch in Richtung der Prügelknaben gespuckt... na ja, ein Dissection-Gig ist halt kein Kindergeburtstag).

 

Da Watain ja nicht ihre gesamte Spielzeit genutzt haben, war mehr Zeit für Dissection übrig, die natürlich versuchten zu retten, was geht. Sie haben absolut alle Songs gespielt, die ich von ihnen kenne, inklusive Cover- Versionen, Instrumentals usw. Ich möchte sogar behaupten, sie haben Songs doppelt gespielt. Man hatte einfach das Gefühl, Jon versucht, die Peinlichkeit von Watains Konzertabbruch wieder wett zu machen. Er gönnte sich auch absolut keine Pause. Ich kann mich nicht erinnern, dass er auch nur einen einzigen Schluck Wasser zwischendurch getrunken hat, und das, obwohl es unglaublich heiß in dem Club war. Ihm rann der Schweiß aus allen Poren (seinen Musikern natürlich auch). Ich erinnere mich sogar an einen Moment, wo Set Teitan etwas trinken wollte, aber die Flasche direkt wieder fallen lassen musste, weil Jon den nächsten Song anspielte und Set natürlich mithalten musste. Der Gig war wirklich brutal, ich habe vorher noch nie irgend welche Musiker so hart arbeiten sehen. Dissection haben an diesem Abend wirklich ALLES gegeben, was nur irgend wie ging. 

 

Natürlich hat die Menge so ihre Favoriten. Da wurde schon beim Intro von “Where dead angels lie” heftigst abgefeiert. Und auch Songs wie “The Somberlain” kamen natürlich besonders gut an. Nach anfänglichem Zögern war die Stimmung dann sogar auch beim neuen Song „Maha Kali“ nicht schlecht (nachdem „Maha Kali“ zuvor in der Presse ja förmlich in der Luft zerrissen worden war). Live kommt der Track viel besser rüber als auf CD, das steht mal fest.

 

Ich persönlich war wirklich sehr zufrieden beim Verlassen des Clubs nach Konzertende. Von Dissection live kann ich einfach nicht genug bekommen... und natürlich war es ein geniales Gefühl zu wissen, dass ich sie ja gleich am nächsten Tag noch mal sehen würde.

Natürlich machte ich mich am Sonntag rechtzeitig auf den Weg in den Club. Es war fantastisch, die Band beim soundchecken zu erleben. Auch konnte ich Jon danach beim Gespräch die letzte Kopie der CD in die Hand drücken, die der Ex-Schreiber und Gründer vom „Sheol“ Magazin mal selbst produziert hatte (wo ein paar Newcomer-Bands aus der BM Szene vorgestellt werden). Damit konnte ich Jon noch mal für die Gästeliste danken.

Nachdem Dark Fortress ihr Heimspiel wieder souverän gemeistert und gewonnen hatten, nutzten Watain diesmal ihre gesamte Spielzeit, um die Miesere vom Vortag etwas wett zu machen. Und diesmal haben sie die Menge wie ein Gewitter überrollt und tatsächlich überzeugt.

 

Danach gaben auch Dissection noch einmal ihr Bestes, auch wenn es zeitweilig massive Tonprobleme gegeben hatte (und Jon mit bösen Blicken versuchte, die Tontechniker zum Handeln zu zwingen). Aber die Band ist einfach eine irre gute Live-Band, ich hatte einfach eine gute Zeit dort. Und da der Club diesmal nicht ganz so brechend voll war, hatten die Fans auch mehr Platz für das Training der Nackenmuskeln! ;- )

 

Nachdem ich alle Dissection Songs also noch mal mit allen meinen Sinnen genossen hatte (zumal ich wusste, dass ich sie nun sooo schnell nicht wieder live sehen würde), machte ich mich vollkommen zufrieden auf den Heimweg. Und wisst ihr was!? Wenn es einen Tag später noch ein drittes Konzert gegeben hätte, wäre ich glatt noch mal hingegangen! :-)

 

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