Festung Open Air - Bitterfeld 3. + 4. Juni 2006

(Bericht: Wiebke)

Die Fahrt nach Bitterfeld ist ohne Zwischenfälle verlaufen, das Hotel auch schnell gefunden, und da noch ziemlich viel Zeit ist, beschließen meine beiden Kumpels und ich, zu Fuß zum Festivalgelände zu gehen. Da wir uns natürlich für den längsten Weg entschieden haben, werden aus den 3 km mal eben locker 7 km, was natürlich viel länger dauert als geplant. Schlussendlich kommen wir aber doch am Ziel an, wo es am Einlass superschnell und unkompliziert vonstatten geht und das Festival für mich endlich starten kann.

Obwohl es wohl mit etwas Verspätung losgegangen ist, bekomme ich von „Noctunal“ leider nur noch die letzten fünf Minuten mit, von daher ist die erste Band an diesem Samstag „BESTIAL MOCKERY“. Mir gänzlich unbekannt, entpuppen sich die Schweden jedoch gleich als absolute Granate. Die Songs reißen nicht nur mich sofort mit. Vor der Bühne ist schon eine Menge los, da werden fleißig die Haare geschüttelt, und ein nicht unerheblicher Teil der Fans ist auch extrem textsicher. Vor „Chainsaw Kill“ wirft Frontmann Master Motorsåg mal schnell die Kettensäge an und fegt damit über die Bühne, während die Band schon mal weiterspielt. Schnell noch die Kehle mit ein paar Schluck Bier geölt,  um sich dann munter weiter durch die Songs zu keifen. Mittendrin fällt er allerdings auf einmal um, fragt sich nur, ob er das Gigmotto „10 years of idiomancy“ etwas zu ernst genommen hat, oder ob da nicht doch ein anderer Teufel im Spiel war? Bassist Devilpig tobt ebenfalls über die Bretter und entledigt sich ziemlich schnell seines T-Shirts, dabei ist es wirklich nicht heiß. Höhepunkt des Sets ist der Coversong „Sodomy and Lust“, weil den Track so gut wie alle kennen, und diese Thrash- Granate ziemlich originalnah dargeboten wird. Nach „Final Attack“ ist dann leider schon Schluss, die Dreiviertelstunde ist viel zu schnell vergangen, denn die Jungs haben amtlich gerockt, so dass das Haareschütteln richtig Spaß gemacht hat.

 

Setlist: Tyrant – Bloodstained – Domesticator – Chainsaw Kill – Necroslut – Sepulchral – Goats Feast – Slaughter Mass – Metal Fucking Death – Sodomy And Lust – Sledgehammer – Final Attack

Huh, was ist denn nun los? Warum steht der wilde Mensch mit der auffälligen Frisur, der mich eben noch bei Bestial Mockery angepogt hat, denn nun da auf der Bühne? Nun gut, er entpuppt sich als Joel Grind und ist somit Frontmann von „Toxic Holocaust“, die nun ihr bestes geben, um dem Publikum ordentlich einzuheizen. Joel fegt wie ein geölter Blitz zwischen Mikrophon und Bühnenrand hin und her und wirkt teilweise mehr wie ein Punkrocker. Er kreischt seine Texte mit wahrer Inbrunst ins Mikro, während seinen Mitstreitern eher eine Statistenrolle zukommt: Sie sorgen für den richtigen Groove der Thrash Metal Stücke, fallen ansonsten aber nicht weiter auf.

            

In der Umbaupause leert sich der Platz vor der Bühne merklich. Die meisten Leute scheinen sehr durstig zu sein und suchen erst mal den Bierstand auf. Das ändert sich auch nicht großartig, als die Black- Metaller „Nebular Mystic“ ihren Auftritt beginnen. Das könnte daran liegen, dass alle Songs nach einem ähnlichen Muster aufgebaut sind, was nach einer Weile ziemlich eintönig wird. Die meisten Songs beginnen relativ schleppend und melodisch, ehe das Tempo im Verlauf gesteigert wird und der Gesang einsetzt. An Stageacting passiert auch nicht viel, bis auf gelegentliches Headbanging der Gitarristen und ein paar sparsame Ansagen an das Publikum.  

     

So langsam wird es etwas dunkler, okay der Himmel ist die ganze Zeit bewölkt und zeitweise nieselt es auch ein bisschen, aber mittlerweile kommen die Scheinwerfer und der Nebel richtig zur Geltung. Dieser Gegensatz zwischen Tageslicht und künstlichem Licht unterstützt die Atmosphäre, die „Helrunar“ während ihres nun folgenden Auftritts erzeugen können, gewaltig. 
Schon bei „Frostnacht“, dem Titeltrack des neuen Albums, werden die Fäuste in den Himmel gestreckt. Der Songs ist mit dem Wechsel zwischen rasenden und ruhigen Passagen äußerst abwechslungsreich und bietet sich zudem zum Moshen geradezu an. Danach begrüßt Skald Draugir die Fans, die sofort an seinen Lippen hängen, und sofort geht es weiter. Als er „Älter als das Kreuz“ ankündigt, bricht ein kleiner Jubelsturm aus. Und so geht es auch im Folgenden weiter. Den Münsteranern gelingt es hervorragend, ihre auf CD doch sehr langen Stücke, live umzusetzen, und die Ausdruckskraft der Songs ist gewaltig, was wiederum auch an Skald Draugir liegt, der die Stimmung über seine Mimik und Gestik nach außen transportiert.

Setlist: Frostnacht – Ich bin die Leere – Älter als das Kreuz – Hauch wird Sturm – Raune mit der Tiefe – Seelenwinter – Dreifach Dorn – Das heilige Feuer

             

Ehe die Labelkollegen „Secrets Of The Moon“ ihren Auftritt beginnen, stellen sie ein paar Holzklötze auf, die dann angezündet werden. Immer wenn eine leichte Windböe aufkommt, qualm und räuchert es anfangs ordentlich, aber nach einer Weile verbreiten die Dinger doch angenehme Wärme. Das kommt mir sehr gelegen, denn irgendwie scheint es im Laufe des Abends ein paar Grad kälter geworden zu sein. Wie war das mit Juni?! 

Dann nehmen die Musiker Aufstellung und legen mit „The Ultimate Embers And Ash“ los. Der Sound ist diesmal sehr gut, so dass die Feinheiten der Songs gut herauszuhören sind. Im weiteren Verlauf bekomme ich „Praise The Kaos“, „Cosmogenesis“(wenn mich meine Ohren nicht täuschen) und „Bleak Star“ zu hören. Auf der Bühne passiert bewegungsmäßig so gut wie gar nichts, außer ein paar Songansagen wird auch nicht geredet. Da wird sich ganz auf die Wirkung der komplexen Black Metal Stücke verlassen. Weiterhin werden zwei neue Songs vorgestellt, die ihren Weg auf das nächste Album finden werden. Als letzter Song wird mein persönlicher Favorit „Miasma“ mit den coolen Schlagzeugrhythmen gespielt, bei dem ich meinen Nebenmann ein bisschen mit meinen Haaren verprügele. Mir persönlich hat es gefallen, aber hinterher mehren sich doch einige Stimmen beinharter „Secrets Of The Moon“- Fans, die  von der musikalischen Darbietung ziemlich enttäuscht sind.

                   

K.K. Warslut scheint einen extrem guten Tag zu haben, denn er betritt gut gelaunt die Bühne, und die Laune bleibt auch den kompletten Gig über bestehen. „Deströyer 666“ fahren sofort ein massives Brett auf, das den Raum vor der Bühne in einen wahren Hexenkessel verwandelt. Überall sieht man moshende und feiernde Metalheads, die zu den Black/ Thrash Granaten amtlich abgehen. Kein Wunder bei diesen Gitarrenwällen, die einfach nur brutal und massiv sind. Auf der Setlist stehen Songs wie „An Endless Stream Of Bombers“, „Eternal Glory Of War“, „From Genesis To Genocide“, „Australian And Antichrist“, „Satan´s Hammer”, „Satanic Speed Metal“, „I Am The Wargod” und “Black City”, letzteres widmet K.K. einigen Freunden. Außerdem wird auch noch wild durch den Metalgarten gecovert: Possessed „Satan´s Curse“, Bathory „Call From The Grave“ und Venom „Live Like An Angel – Die Like A Devil“.

                             

Tag eins nähert sich langsam dem Ende, und ehe die Headliner „Urgehal“ beginnen“, kommen zwei Feuerspucker auf die Bühne, nehmen am Bühnenrand Aufstellung und schicken so einige Feuerfontainen in den Nachthimmel. In der Zwischenzeit positionieren sich die Musiker, um nach dem Intro eine Stunde lang Verwüstung zu zelebrieren.

Obwohl ich im Vorfeld noch nie was von „Urgehal“ gehört hatte, beeindruckt mich diese Band sofort. Bis auf den Bassisten stehen sie fast unbeweglich auf der Bühne und verbreiten eine frostige Stimmung, was natürlich perfekt zu Black Metal passt. Rasende Passagen treffen auf schleppende, Kreischen wechselt sich mit Krechzgesang ab. Vom kommenden Album wird ein neues Stück namens „Goatkraft Torment“ vorgestellt, das sich gut in den Kontext einfügt. Mit Ansagen wird gespart, aber zwischendrin entpuppt sich der Frontmann als ziemlich ironischer Geselle, der ein paar ihm zu lauten Schreihälsen im Publikum bissige Antworten entgegenschleudert. Die Songs von „Urgehal“ sind teilweise von roher Einfachheit, überzeugen aber durch eine dynamische Rhythmik, so dass in den ersten Reihen ordentlich die Matten kreisen gelassen werden. Als letztes Lied wird „The Eternal Eclipse“ gespielt, das man durchaus als eingängig bezeichnen kann und die beste Publikumsresonanz erhält.

              

Danach ist für mich Schicht im Schacht, weil ich  der Kälte und Müdigkeit Tribut zollen muss. Und deswegen findet der Auftritt von RAM ohne mich statt. Auf dem Weg zur Straße bekomme ich aber noch ein paar Klänge mit. Da der Old School Heavy Metal nicht mein Fall ist, muss ich mich auch nicht ärgern, dass ich viel verpasst hätte.

Nach einem ausgedehnten Frühstück heißt es am Sonntagmorgen zunächst noch mal faulenzen, denn die erste Band wird erst gegen 16 Uhr spielen. Diesmal sind wir auch schlauer und nehmen gleich ein Taxi, denn es hat keiner Lust, den Weg noch mal zu Fuß zurückzulegen. Auf dem Gelände angekommen, wird dann zunächst der Grillstand geentert, da man ja schon seit mindestens drei Stunden nichts mehr gegessen hat. ;-) Die Band ist auch noch mit Aufbauen beschäftigt, so dass sich alles ein bisschen verzögert und ich mir erstmal ein Bier genehmige. Außerdem macht es riesigen Spaß, die Leute zu beobachten, von denen schon einige leicht einen im Tee haben. Da kommen dann schon so Sachen bei raus wie „wir rennen mit zwei Mann den Riesen da um und wundern uns, wenn es klappt“.

Ein Glück, dass „Mental Horror“ ziemlich schnell ihr Set beginnen. Die Truppe aus Brasilien ist der perfekte Wecker. Die Songs treffen nämlich genau auf die Zwölf! Brutaler Death Metal ohne Kompromisse mit herrlich tiefen Grunzvocals. Da geht – im übertragenen Sinne – doch gleich die Sonne auf. Sie entfachen ein wahres Inferno, so massiv dröhnen die Gitarren aus den Boxen, und hinterlassen einen äußerst positiven Eindruck, auch wenn vor der Bühne noch wenig los ist.

                               

Der Weckruf der vorherigen Band scheint gefruchtet zu haben, denn „Pagan Rites“ ziehen deutlich mehr Leute an. Allerdings sind die auch noch nicht voll wach, denn der Fanchor hört sich bei einigen Songs noch ziemlich schwachbrüstig an. Ist aber nicht so wild, denn zum Glück steht ja ein Frontmann auf der Bühne. Und der geht in seinen Liedern richtig auf, verbiegt sich und schmeißt sich auf die Bühnenbretter, wenn es die Dramatik des Songs erfordert. Gleichzeitig animiert er die Fans immer wieder zum Moshen und Mitsingen und variiert zwischen Thrash Metal üblichen Vocals, Kreischen und klarem Gesang. Seine Mitstreiter schaffen es trotz wilder Headbangaction Songs wie „Return of the Beast 666“ oder „Back From The Grave“ äußerst präzise darzubieten. Mir persönlich gefällt „Lost In Devastation“ sehr gut, weil es einen tollen Rhythmus hat.

   

Als nächstes entert eine weitere schwedische Band die Bühne. „Suicidal Winds“ springen kurzerhand für „Infernal War“ ein, die ihren Gig relativ kurzfristig gecancelt haben. In den folgenden 45 Minuten gehen vor allem befreundete Musiker von Bestial Mockery ab, die sich allem Anschein nach auch schon gut betankt haben. Aber auch ansonsten wird ordentlich im Pit gemosht. Auf der Bühne haben die Herren augenscheinlich aber auch viel Spaß, denn zwischenzeitlich wird ebenfalls ordentlich Bier konsumiert und öfters gegrinst. 

Das Spielen vergisst man zum Glück aber nicht und so gibt es einen aggressiven Bastard aus Death und Thrash Metal verfeinert mit einigen kniffligen Gitarrensoli zu hören. Mit „Sign Of Evil“ zocken sie noch eine Coverversion, und mit dem ziemlich schnellen „Demonical Prayer“ wird noch ein Song von der neuen Split-CD präsentiert. Skål!

       

Anfangs könnte man meinen, da stehen Motörhead auf der Bühne: 3 Mann, der Frontmann in Lemmy- Pose beim Singen mit dem extrem überstreckten Hals. Da die Herren aber viel jünger und unverbrauchter aussehen, kann das schon mal nicht sein. Zudem hört sich die Musik auch ganz anders an. Von daher habe ich es hier doch mit „Audiopain“ zu tun.  Das Trio aus Norwegen spielt astreinen, schnellen Thrash Metal, was mir persönlich auf die Dauer ein bisschen zu langweilig wird. Aber immer wenn sie die Geschwindigkeit ein wenig herunterfahren, kommen sehr coole Melodien zu Tage, die sich wirklich in den Gehörgang fressen.

     

Warhammer“ spielen ihren ersten Gig seit fünf Jahren, und der Frontmann wünscht sich auch sogleich vom Publikum, dass es ein Denkwürdiger werden soll. Die Voraussetzungen sind gut, denn der Platz vor der Bühne ist gut gefüllt mit Metal- Fans, die richtig gut drauf sind und auch sofort mitgehen. Das gleiche gilt für die Vier auf der Bühne, denn die gehen beherzt zu Werke. Der Bassist schwingt seine Matte oder zieht Grimassen, der Gitarrist zockt konzentriert seine Läufe, und der Frontmann unterstützt seine Texte mit bewegender Mimik. 

Am Anfang kommen vor allem langsamere Stücke zum Zuge, von denen „Hell Is Open“ ein absoluter Ohrwurm ist. Überall sieht man Propeller aus Haaren, wenn nicht gerade mitbrüllender Weise Fäuste in den Himmel geboxt werden. Dieser Song wummert wirklich ordentlich! Damit nicht eingeschlafen wird, gibt es auch schnellere Tracks zu hören. Ich hab zwar keine Ahnung, wie ich diese Musik beschreiben soll, denn es sind klassische Metalelemente, Doom und was nicht alles zu finden, der Gesang ist zudem zwischen Schreien und klarem Singen angesiedelt. Auf jeden Fall gefällt es, und die Jungs erhalten lautstarke Sympathiebekundungen.

                   

Sathanas“ haben es eigentlich gar nicht nötig, das Publikum mit den ganzen Goodies wie T-Shirts und Aufklebern zu „bestechen“, die sie nach und nach in das Publikum werfen, denn die Fans sind auch so mit ganzem Herzen dabei. Kein Wunder bei dieser geilen Mixtur Death Metal mit ein paar Thrash- Anleihen, ein bisschen klassischem Metal und ein paar Kreischvocals. Fette Riffs und ein treibender Bass animieren zum kräftigen Haareschütteln. Zwischendurch gibt es ein paar kernige Ansagen, aber auch ein paar Sympathiebekundungen an das Publikum, das sichtlichen Spaß hat und besonders heftig bei „Under A Black Spell“ abgeht. Am Ende wird lautstark eine Zugabe gefordert, dem die drei Amis gerne nachkommen. Daumen hoch für einen klasse Auftritt!

Sathanas: Setlist: Entering – Blood Sacrifice – Demonized – Palace Of Belial – Nocturnal Hell – Lead Us Satanas – Warlords Of Death – Under A Black Spell – Unleash The Wolves – Sathanas – Jaws Of Satan – Realm Of Carnage

                  

Spätestens jetzt trifft der Untertitel des Festung Open Air “Hell´s Metal“ voll ins Schwarze. Denn  Desaster“ spielen nicht nur selbigen, nein – die Hölle bricht auch vor der Bühne los. Von hinten drücken unermüdlich Leute nach vorne, und vorne bildet sich ein großer Pit, in dem heftig gebangt und mitgegrölt wird. Frontmann Sataniac steht derweil in seiner typischen Pose – ein Bein auf der Monitorbox, weit nach vorne gebeugt, und feuert die Fans noch weiter an. 

 

Stagediver entern die Bühne, und wenn sie nicht schnell genug sind, hilft einer der für die Sicherheit zuständigen United Metal Maniacs- Jungs ein bisschen nach, so dass die Fans auf der Bühne nicht überhand nehmen. Der Bitte, dass man bei „Teutonic Steel“ die besondere Unterstützung der Fans bräuchte, kommen selbige natürlich gerne nach.  Der Chor klingt wirklich fett. Gitarrenhexer Infernal wirbelt wie immer über die Bühne, grinst wie ein Honigkuchenpferd oder streckt die Zunge raus, was den Sympathiewert weiter ansteigen lässt. Er dürfte wohl die meisten Hände an diesem Wochenende abgeklatscht haben…Mit “Divine Blasphemies“ kann die Stimmung mühelos aufrechterhalten werden, die beim letzten Song „Metalized Blood“ noch einmal einen Höhepunkt erreicht. Danach wird vehement noch mehr gefordert, so dass Desaster um eine Zugabe nicht herumkommen und Sataniac zu der Frage „was, seid ihn immer noch nicht müde?“ veranlasst. Dieser Track wird den Hellbangers gewidmet, von denen einer stellenweise mit dem Frontmann im Duett krakeelt. Einmal mehr ein gelungener Auftritt der Koblenzer Thrash Black Metal Recken, die sich zu Recht als heimlicher Headliner an diesem Tag betiteln dürfen!

   

Decayed“ können die gute Stimmung halten, auch wenn sich im Publikum Ermüdungserscheinungen bemerkbar machen, denn es geht doch etwas ruhiger zu. Dafür legen die Portugiesen, die aus einem Repertoire von über 100 Songs und Coverversionen schöpfen können, eine energiegeladene Show hin. 

 

Ihr Black Metal knallt wirklich ohne Ende, aber mich zieht es dennoch in das Zelt hinter die Bühne, weil es da ein bisschen windgeschützt ist und ich mittlerweile trotz Kleidung nach dem Zwiebelsystem ohne Ende friere. Dort bleibt ein bisschen Zeit, mich mit einigen Musikern von Urgehal und deren mitgereisten Freunden zu unterhalten. Und nun bin ich über die norwegischen Fußballgewohnheiten vollends im Bilde…und natürlich ist es spannend, was Bands so herumstehen lassen. ;-)

Langsam aber sicher nähert sich das Festival unweigerlich dem Ende, und wer könnte so einen Abend besser beschließen als "Primordial"?! Nach einem kurzen Soundcheck geht das Quintett auch gleich mit „The Golden Spiral“ in die Vollen. Der garstig angemalte Frontmann Alan Nemtheanga hetzt von einer Seite der Bühne zur anderen und katapultiert seine Texte förmlich ins Mikrophon. Die Saitenfraktion dagegen benötigt etwas Zeit, um sich warm zu spielen und steht ein Stück vom Bühnenrand entfernt. Das kann aber auch eine Sicherheitsmaßnahme sein, denn später müssen sie den einen oder anderen Bodycheck einstecken, wenn Alan angedonnert kommt, der in seinem Bewegungsdrang nicht zu stoppen ist. Auch wenn sich die Reihen merklich gerichtet haben, herrscht sofort eine unglaublich intensive Atmosphäre, die auch beim folgenden, endgenialen „The Gathering Wilderness“ fortbesteht. Da wird mitgesungen und mitgelitten. 

In den Spielpausen plaudert Alan mit den Fans, genehmigt sich einen kräftigen Schluck aus dem gut gefüllten Whisky-Cola-Becher, bringt Fans zur Raison, die allzu ordinär herumbrüllen, zerwuschelt Haare oder klatscht Hände ab. Weiter geht´s dann unter anderem mit „Autumn´s Ablaze“, „The Coffin Ships“ – bei dem die Ankündigung von Jubel durchbrochen wird, was Alan gar nicht gefällt – und „The Song Of The Tomb“. Gegen Ende des regulären Sets – die Whisky-Cola hat da wahrscheinlich einen nicht unwesentlichen Anteil dran – übersieht Alan die Monitorbox hinter sich, stolpert und schlägt rückwärts, ohne sich abstützen können, auf die Bühne. Helvete, hoffentlich hat er sich nichts getan, denn man sieht ihm den Schreck doch ganz schön an, ehe er sich aufrappelt, verschmitzt grinst, eine Entschuldigung brummelt und weiter singt, als wäre nichts geschehen. 

 

Als letzten Song gibt es „Gods To The Godless“ zu hören. Dieser Song besticht durch Melodie, Härte, Schwere und einen todernsten Text gleichzeitig, außerdem lädt er  - wie eigentlich alle Songs der Iren – zum gepflegten Haareschütteln ein, was nicht nur die Band und die Fans, sondern auch zahlreiche Musiker anderer Bands gemeinsam tun. Obwohl sich Alan in den cleanen Passagen einige Schwächen erlaubte, war  es dennoch wieder ein Erlebnis. Manche mögen sein Stageacting für extrem übertrieben halten, für mich ist es Ausdruck der Identität und Leidenschaft, mit der er seine Musik lebt. Und natürlich darf so ein Gig noch nicht vorbei sein, deswegen ertönen auch sofort Forderungen nach einer Zugabe. Mittlerweile ist der Zeitplan auch schon wieder um über eine Stunde nach hinten verschoben. Die Polizei hat wohl auch schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, weil sich Anwohner beschwert hätten. Dennoch dürfen Primordial noch einmal für eine Zugabe zurück auf die Bühne, was die Fans natürlich besonders freut. Danach ist dann aber wirklich Schluss, und die Bühnencrew beginnt mit dem Abbau.

Auch wenn das Wetter nicht so schön wie gehofft gewesen ist, der Besuch in Friedersdorf hat sich auf jeden Fall gelohnt! Das Festung Open Air ist ein überschaubares, entspanntes Festival, das von Fans für Fans gemacht wird. Das fängt mit der netten Begrüßung am Eingang an und hört damit auf, dass der Cheforganisator - wenn Not am Mann ist - auch mal selbst am Biertresen steht. Außerdem besteht eine sehr große Nähe zwischen Bands und Besuchern, da viele Musiker beide Tage über bleiben und das Festival ebenfalls genießen. Die Securityaufgaben werden, soweit ich das überblickt habe, von den United Metal Maniacs (der ausrichtende Verein) selbst übernommen, die umsichtig aber konsequent und sofort eingreifen, wenn sich zwei Hitzköpfe zu nahe kommen. Denn leider hat es auch ein paar Pappnasen gegeben, die andere provozieren mussten und auch ein paar, die nur auf so etwas gewartet haben, um zuhauen zu dürfen, was aufgrund des kleinen Geländes natürlich sofort auffiel. Das sind aber zum Glück Ausnahmen gewesen, ansonsten hat eine freundliche Atmosphäre geherrscht. 
Die Preise für Getränke sind im Vergleich zu anderen Festivals sehr günstig und bezahlt wird mit einer Getränkemarke, die man am Eingang im Wert von fünf oder zehn Euro erwerben kann. Das ist meiner Meinung nach eine gute Idee, denn es erspart einem die Suche nach Kleingeld und verkürzt die Wartzeit. Und auch über die Essenspreise kann man nicht meckern, 3 Euro für ein Steak im Brötchen sind absolut okay, nur über die Angebotsauswahl lässt sich wie immer streiten.
Über den Sound kann man an diesem Wochenende auch nicht meckern, da der Soundmann für alle Bands ein annehmbares Ergebnis zaubert. Lediglich die Nichteinhaltung des Zeitplans ist ein kleines Manko. An beiden Tagen ist eine etwa eineinhalbstündige Verspätung eingefahren worden, was besonders am Sonntag dazu geführt hat, dass sich bei Primordial die Reihen doch ziemlich gelichtet haben, da wohl viele zu dem Zeitpunkt schon die Heimreise angetreten haben. Dennoch haben die United Metal Maniacs alles richtig gemacht: Abwechslungsreiche Bands, ein gemütliches Gelände und eine angenehme Atmosphäre geben einem das Gefühl wirklich willkommen zu sein! Und mit der Antwort des Finnen, der bei Desaster neben mir stand, möchte ich meinen Bericht schließen, der mir auf die Frage, warum er gerade hierher gekommen ist, antwortete: „It´s just a great thing“. 

(mehr Fotos von den Headliner- Bands in den "festival photos"!!)

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