Blood Edition, Ars Irae, Misery's Crown, Waldwind

31. Oktober 2009

(Bericht: Twilightheart)

Am 31. Oktober 2009 fand in Puchheim bei München unter dem Motto „Death vs. Pagan“ ein Konzertabend mit 4 Underground-Bands statt. Und zwar Untergrund im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich mit Bands, von denen ich noch nie im Leben was gehört hatte. Das JUZ lag auch direkt am Bahnhof, war also bequem zu erreichen (und im übrigen auch von der Location her gemütlich). Da sich sogar auch an die 60 zahlenden Gäste dahin verirrten, stand einem gediegenen Abend ja eigentlich nichts mehr im Weg.

Den Anfang machte die Band „Waldwind“, die es noch nicht allzu lange gibt und die auch erst eine Demo-CD veröffentlicht hat (in einer Auflage von 60 Stück, davon 50 handnummeriert, und die letzten 7 vorhandenen Kopien davon wurden an eben diesem Abend verkauft, glaube ich).  Obwohl die Band mit ihrem „von der Natur entworfenen Black Metal“, wie es manch einer nennt, wohl die am schwersten verdauliche (da undefinierbar und unkategorisierbar) Musikrichtung darbot, war es aber auch einer der interessanteren Gig, da man sich auf ungewohntes Terrain begab, was ja immer Sinne und Neugier schärft. Schon allein der Einsatz eines Didgeridoos (eines traditionellen Instruments der Aborigines) zu Beginn gab dem ganzen ein besonderes Flair. Dann ging es weiter mit mal schnellen und mal langsamen & besinnlichen Passagen, durchzogen von anfangs befremdlichen Geräuschen und Tönen, die auf ihre Weise alle eine Reise durch die Natur und eine Hommage an eben diese darstellen, wenn ich richtig liege. Sich einfach mal treiben und überraschen lassen war angesagt. Nemrag, der zuerst das Didgeridoo gespielt hatte, nahm im Verlauf des Gigs auch öfter mal die Posaune zur Hand bzw. an den Mund, bzw. wenn es der Kontext des Songs verlangte, auch zeitweise nur einfache Klangstöcke. Dazu gab es passionierten Gesang von Neurg, der genauso abwechslungsreich wie die Musik war, und da das Ganze trotzdem auch Metal ist, kamen natürlich auch E-Gitarren, Bass und Schlagzeug zum Einsatz (letzteres mit weiblicher Besetzung übrigens, was ja nicht alltäglich ist... spontan fallen mir bei Bands mit Schlagzeugerinnen aus der näheren Umgebung nur noch Perishing Mankind aus Österreich ein). 
Zwar gibt es die Mischung von Metal mit Posaune nun auch schon länger (Sear Bliss ...), aber mit dem, was Waldwind da noch alles reinmischen und wozu sie es dann verarbeiten, das grenzt schon fast an eine Kunstart, die manch einem vielleicht schon zu ungewöhnlich ist. Die Zeit wird zeigen, wo es hinführt. Was das Engagement der Band auf der Bühne betrifft, so gab es an diesem Abend nichts zu meckern. Soweit es die kleine Bühne des JUZ hergab, versuchten alle Musiker, einigermaßen Einsatz zu bringen, allen voran Sänger Neurg, der sich auch schon’mal auf die Knie warf, wenn ihm danach war. 
Obwohl die Band wie gesagt noch nicht lange unter diesem Bandnamen aktiv ist, hat sich trotzdem schon das Besetzungskarussell gedreht, und zwar genau an diesem Abend. Der alte Bassist gab seinen Ausstand und bei einem Song gegen Gig-Ende wurde der zum damaligen Zeitpunkt noch „vielleicht neue“, inzwischen der „tatsächlich neue“ Bassist vorgestellt (Kar von der Münchner Band „Nebelkrähe“) und durfte sein Können unter Beweis stellen (mit seinem bundlosen Bass, der den ein oder anderen Musiker sicher etwas neidisch machen könnte).
Das „Ende vom Lied“ war reichlich Beifall der Anwesenden und zufriedene Gesichter bei den Bandmitgliedern.

Doch danach war Schluss mit sanften Klängen hier und da. „Misery’s Crown“ (deren zwei Gitarristen beim Linecheck schon für Spaß gesorgt hatten, indem sie Jingles aus der Werbung nachspielten) enterten die Bühne und lieferten erst’mal ein ordentliches Death-Thrash-Brett ab. Deren Sänger Simon, der vorher eigentlich so eher als netter und geselliger Typ rüberkam, mutierte von der einen zur anderen Sekunde zum brachial growlenden Fronter, der mit viel Schneid die Anwesenden zum headbängen bewegen konnte. Einer der beiden Gitarristen war ein kleiner Virtuose (einer jener, von denen man in Zukunft noch Einiges erwarten kann), aber Sänger Simon blieb trotzdem der Blickfang, denn mit seinem engagierten Auftreten auf der Bühne zog er die Aufmerksamkeit auf sich. Seine Ansprachen zwischen den Songs brachten den ein oder anderen zum schmunzeln, allerdings wurde es manchen auch zuviel. „Simon, halt’s Maul und sing!“ aus dem Publikum war die Konsequenz des ganzen. Simon fügte sich und jagte noch einen Reißer hinterher. 
Tatsächlich schaffte es auch eine langsame Ballade in’s Set, die fast besser ankam als die schnellen Tracks. 
Manch einem wird während des Gigs aufgefallen sein, dass ein Bassist fehlte. Auch das wurde geklärt und die Band verkündete stolz, demnächst einen Bassisten zu haben, nämlich „Basti“, der auch schon im Publikum stand und zuschaute (für den laufenden Gig soll es mit dem Proben aber zu kurzfristig gewesen sein). 
Misery’s Crown waren die erste und (wenn ich mich nicht täusche) einzige Band, die eine richtige Zugabe geben mussten (sprich, die Band war schon am einpacken, aber die Anwesenden riefen solange weiter, bis die Band eben noch’mal die Bühne enterten und mit „Crown of Misery“ ihr letztes Stück zum Besten gab.

Aus irgend einem Grund wurde es nun leerer im Club. Aber wer zu dieser Zeit schon gegangen war, war selber Schuld, denn „Ars Irae“ aus Rosenheim legten den besten Gig hin, den ich je von dieser Band gesehen habe. Schon vor dem Gig beim Anstöpseln der Gitarren legte einer ihrer Gitarristen ein kurzes Solo hin, was den anderen erst’mal zeigte, wo der Hammer hängt. 
Voller Inbrunst growlte sich sodann Frontmann Michi durch das Set, was wohl viele neue Songs beinhaltete, die alle ganz brutal reinhauen. Einsatz... growlen &  kreischen...  Fäuste in der Luft... es passte einfach. Nur zum Ende hin wurde es etwas altbackener. Trotzdem hielten die ganz Harten in der ersten Reihe durch und moshten was das Zeug hielt. Mich wundert es ja immer, dass die Band nicht so viele Leute zieht, wo die Musik doch im Ansatz in Richtung Helheim geht. Obwohl...  beim letzten Helheim-Gig in München waren 20 Leute, wenn überhaupt... insofern ist es wahrscheinlich doch kein Wunder, dass Qualität (leider) nicht immer siegt. 

„Blood Edition“ aus Tirol sorgten für das Finale des Abends. Ich wünschte, die Jungs hätten nicht so ewig an ihren Instrumenten rumgefriemelt sondern (trotz dann vielleicht minimalen Soundeinbußen) zeitnah zu spielen begonnen, denn durch den langen Soundcheck verloren sie viele Zuschauer. Je länger es dauerte, umso mehr verließen den Club und kamen nicht wieder. Klar, eine eher unbekannte Band, die sich dann auch noch Zeit nimmt wie die „Großen“, das macht nicht jeder mit. 
Die, die trotzdem geblieben waren, bekamen zum Abschluss ein richtig fieses Death-Metal-Gebolze um die Ohren geschossen. Der Sänger der Band (einer von zweien) konnte grunzen und tief röhren, dass einem ganz anders wurde. Witzig war auch, dass er dabei gar nicht anders konnte, als total grimm zu schauen. Bei jedem Ton schwoll die Halsschlagader etwas mehr an, aber das Ergebnis konnte sich hören lassen. Nur zu dritt (Schlagzeug, und die beiden Sänger an Bass und Gitarre) machten sie also ganz schön was her. Wer auf brutalen Hau-drauf-Death steht, kommt bei dieser Band voll auf seine Kosten. Und obwohl wie gesagt der Club nun schon halb leer war, zog die Band (die übrigens alle Waffen auf ihre Shirts gedruckt hatten, was wohl die Lyrics der Songs widerspiegelt) voll durch und so klang der Abend mit übelstem Gegrunze aus. 

Insgesamt war es ein kleines aber ansehnliches Event mit der ein oder anderen Überraschung. Warum solche Gigs in so abgelegenen „Einöden“ stattfinden müssen, wird mir aber trotzdem ein Rätsel bleiben. Aber gut, so kommt man eben „rum“. Und interessant war es wie gesagt allemal.

 

 

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