Darkened
Nocturn Slaughtercult, Infaust,
Hibernihilum, Asphagor
München, 27. Feb. 2010
(Bericht: Twilightheart)
Nachdem das „Dark Ashen hereafter“, wie sich dieses Event nennt, letztes Jahr in Dachau stattfand, wo sich von den üblichen Münchner Black-Metallern kaum Leute hinfanden (und somit kaum jemand den wirklich geilen Kraden-Gig gesehen hat), sondern vermehrt „Einheimische“ da waren, die mit der Musik offensichtlich nicht allzu viel anfangen konnten, wurde dieses Jahr das Münchner „Titanic City“ als Location ausgewählt, was zur Folge hatte, dass es viele Besucher dort hin zog (nicht zuletzt weil mit Infaust und Darkened Nocturn Slaughtercult hochkarätige Headliner am Start waren) und der Club mit geschätzten 200 Besuchern voll bis zum Anschlag war. Besucher: Die österreichische Band Asphagor, von der ich vorher noch nichts gehört hatte, eröffnete das Event. Es gibt bisher nur ein Demo der Band (aus 2007), aber die relativ jungen Musiker hatten natürlich neue Songs im Gepäck. Und siehe da, Asphagor spielen echt wuchtigen Black Metal, abwechslungsreich, mit vielen tragenden, dunkelmelodischen Elementen, die sofort ins Ohr gehen. Was neben den fesselnden Songs zuerst auffiel war die Leidenschaft, mit der die Musiker am Werke waren. Schlagzeuger Sargoth glänzte durch ungeheuer virtuoses Drumming. Er schien eins zu werden mit seinem Instrument und man konnte nur staunen mit wie viel Hingabe und vollem Körpereinsatz er am zaubern war. Das Nichts – so nennt sich der Frontmann der Band, der ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterließ. Mal in sich gekehrt, mal vollkommen aus sich rausgehend sang oder schrie er die Lyrics heraus und sorgte damit für eine ganz besondere emotional-schwarze Atmosphäre. Der Rest der Musiker war eher aufs spielen konzentriert, aber Sänger und Drummer haben echt was gerissen. Die Band spielt wohl auf dem ein oder anderen großen Sommerfestival dieses Jahr. Meine Empfehlung für die, die dort sind: verpasst deren Gig nicht! Hibernihilum wollten als nächstes ihren Black/Thrash zum besten geben. Sie hatten ja quasi den Veranstalter-Bonus auf ihrer Seite, ordentlicher Applaus war ihnen also von Haus aus garantiert. Der Sänger der Band stellte sich dann zu Beginn auch gleich als derjenige vor, der die anderen Bands eingeladen hat, was ihm satte Dankesbekundungen einbrachte. Dann ging’s los mit ihrem Hau-Drauf-BM/Thrash. Der Frontmann konnte posen wie seinerzeit Gaahl, man merkte, dass ihm die Bühne viel bedeutet. Leider war mir die Musik trotzdem zu thrashig und ich empfand alles als etwas stumpf. Die Gitarren waren zu dominant und unsauber. Auch sonst war nicht alles stimmig, der Fehlerteufel schlich sich zu oft ein. Aber es reichte zumindest, um den meisten Anwesenden eine gute Zeit zu bescheren, man konnte natürlich hervorragend headbangen zu der Musik, was viele dann auch ausgiebig taten. Grimmige Kälte verbreitete sich, als Infaust aus Thüringen (nicht zu verwechseln mit Infaust aus Hannover) die Bühne betraten. Kerle wie Baumstämme... und deren Frontmann "Psycho" möchte man auch nicht alleine im Dunkeln begegnen. Gleich mit dem ersten Song war auch klar, wo der Hammer hängt und was Black-Metal-Qualität aus Thüringen ist. Mit roher Brutalität trümmerten die Mannen ihr Set runter und brachten ihre Fans zum headbängen. Mit gutem Sound konnten die Musiker routiniert ihr Ding durchziehen und Psycho konnte die deutschsprachigen Songs angemessen präsentieren. Den guten Eindruck, den sie mit ihrem Album“ Blutbad & Melancholie“ (siehe „Reviews“ hier im Mag) hinterlassen hatten, konnten sie live tatsächlich bestätigen. Psycho quälte seine Stimmbänder ordentlich, um brachiales Growling zu bieten. In Kombination mit seiner ureigenen Mimik hatte das zur Folge, dass die Fans, die noch skeptisch waren oder denen die Musik nicht abwechslungsreich genug war, zumindest gebannt zur Bühne schauten und die Augen nicht abwenden konnten. Abschließend kann man sagen, dass selbst die Besucher, die Infaust sonst nicht gerade zu ihren Favoriten zählen, hier zumindest einen Auftritt geboten bekamen, der durch Atmosphäre und musikalisch hohes Level trotzdem keine Zeitverschwendung war. So, dann war Schluss mit Lustig! Während die Bühne für Darkened Nocturn Slaughtercult umgebaut wurde, bahnte sich eine kleine Bande von Schlägertypen ihren Weg nach vorne (durch die dicht an dicht gedrängte Menge, in der man sich kaum noch einen Zentimeter bewegen konnte) und vergriff sich an Kleineren und Schwächeren, die einfach mal mit Gewalt nach hinten katapultiert wurden. Die kleine Amazone neben mir und ich schmiedeten schon mal Pläne, wie wir uns wehren, wenn die Typen bei uns in der 1. Reihe angekommen sind, aber das letzte bisschen Ehre, sich nicht an Frauen zu vergreifen, hatten die Kerle dann wohl doch noch. Trotz des Platzes in der 1. Reihe war fotografieren bei diesem Gig Krieg, denn die Menge schien absolut hungrig auf DNS zu sein, es brach ein kleines Inferno los, als die Band zum Intro auf die Bühne kam. „In the distance, in the night, shadows engange the light. Winds waft their spirits vibrancy. Lay down and cloth the world into eternal glory of darkness.”… mit diesen Lyrics breitete sich der Song “Saldorian spell“ über die Fanaten des Titanic City aus. Es dauerte auch keine 5 Minuten bis wir alle einen ordentlichen Schwall Blut aus den Mündern der Antichristen abbekommen hatten. „Beneath the moon scars above” und das ansteckende “Follow the calls for battle” folgten. Frontfrau Onielar spie Gift und Galle und es kam mir so vor, als wäre sie mehr Furie als je zuvor. Da reicht allein ihre Mimik und die Art, wie sie ihre blasphemischen Songkreationen herausschleudert, die rituellen Gesten wären gar nicht nötig gewesen, um die Stimmung satanischer zu machen, aber natürlich gehören eben diese Riten dazu. Die Musiker spielten akkurat und engagiert, und der Sound war gut; in dem kleinen Club hört man ja sowieso immer alles, das Mikro braucht es da eigentlich gar nicht, das Kreischen von Onielar hätte man sicher auch ohne gehört. „Bearer of blackest might”, “Tempestous sermonizers of forthcoming death” sowie “Das (unübertroffene) All-Eine” brachten die blutige Fan-Meute noch mehr zum ausrasten. Nachdem man uns „The descent to the last circle” und “Kataklysmic bretherens“ um die Ohren geschleudert hatte, fand der Gig mit den drei Schlachtfest-Songs „Slaughtercult“, „Ars moriendi“ und „Nocturnal march“ sein würdiges Ende. Die Veranstalter des DAH haben mit dieser Band sicher eine Top-Wahl getroffen. Da das Titanic City beinahe aus allen Nähten geplatzt ist, muss für nächstes Jahr sicher eine noch größere Location her (sofern die Auswahl der Headliner wieder genügend Leute ziehen kann). Aber es bleibt die Freude, dass diese Veranstaltung sich offensichtlich (spätestens seit diesem Jahr) etablieren konnte. Lob an die Veranstalter für die Intention!
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