DAS
nenne ich mal eine Überraschung. Man geht zu einem Gig, wo die Bands
festzustehen scheinen, doch plötzlich steht ohne vorherige Ankündigung
eine altbekannte Münchner Band auf der Bühne, nämlich die melodic
Black Metaller von Sycronomica. Naja, gut, dachte ich, sind eben
zusätzlicher Supportact. Aber nein, Enthroned haben die Tour gerade am
Vorabend überraschenderweise verlassen, wie sich herausstellte.
Angeblich kamen sie mit diversen Umständen während der Tour nicht
klar. Somit dürften Sycronomica auch erst am Konzerttag (oder frühestens
am Vorabend) von ihrem Glück erfahren haben, dass sie als Opener an
diesem Abend einspringen können, wenn sie wollen. Wie gut, dass die
Band in regelmäßigen Abständen live spielt, so dass die Jungs alle
Songs im Schlaf beherrschen. Somit können sie eben auch spontan ohne
vorher großartig Proben zu benötigen, live auftreten. Dies taten sie
nun hier auch mit wirklich viel Schwung. Es blieb freilich keine Zeit,
noch einen Jägi zu besorgen. Wahrscheinlich beflügelte es die Band,
bei so einer bekannten Band im Vorprogramm zu spielen (das
„Backstage“ war auch relativ gut gefüllt), denn alle schienen echt
gut drauf zu sein. Gitarrist und Bassist veranstalteten seltsame
Spielchen... sich gegenseitig in den Po kneifen und so was. Gut, dass
das die Headliner nicht gesehen haben... ;-)
Die Band spielte an diesem Abend natürlich vor allem die Songs, die sie
aus dem FF können, für Experimente blieb bei quasi nicht vorhandener
Vorbereitungszeit keine Zeit. Somit war die Setliste folgende: Beyond
the gate of light, Creations of mine, Für die Ewigkeit, Von Anfang und
Ende, To the rivers end und Paths. Die Münchner Fans, die Sycronomica
bereits kannten, spendeten „ihrer“ Band selbstverständlich
ordentlich Applaus, und so kann man sagen, dass es alles in allem ein
ordentlicher und stimmungsintensiver Gig war.
Tyrant
gehören zu den Bands, die ich noch nie live gesehen habe. Der erste
Eindruck, als deren Sänger direkt mit Bierflasche in der Hand auf die Bühne
kam, war dann auch erstmal negativ. Doch den Eindruck konnte die Band während
des Gigs revidieren, denn sie erinnern von der Musik her tatsächlich an
Motörhead, nur etwas thrashiger und weniger eingängig. Und auch diese
Band hatte ihre Fans „dabei“, ein Fan hinter mir konnte alle Texte
mitgrölen. Es bildete sich auch gleich ein kleiner, aber heftiger
Moshpit, durch den erstmal einige Besucher nach hinten gekegelt wurden.
Nachdem der Sänger seine Band als „aus Schweden“ vorgestellt hatte,
rödelte die Band also ihre Songs runter und hielten die
Rock’n’Roll-Stimmung aufrecht. Da störte es auch kaum, dass in
regelmäßigen Abständen am Schlagzeug rumgefriemelt wurde, weil sich
ein Teil öfter mal löste.
Immer wieder wurde den Fans zugeprostet und es wanderte auch ein Bier
von der Bühne an einen besonders hingebungsvollen Fan.
Der Sound in der Halle war gut, und die ultraschnellen Gitarrenriffs von
Tyrant taten ein übriges zur Stimmung, so dass der Sänger sich sogar
animiert fühlte, ein paar „Hey hey“ Sprechchöre anzustarten. Alles
in allem hinterließ die Band bei den Fans (zumindest bei denen in den
ersten Reihen) einen enormen Eindruck.
Nun
wurde das erste Schlagzeug von der Bühne geräumt und es wurde etliches
umgebaut für The Force Gorgoroth. Außerdem
wurden Fackeln aufgestellt. Das Publikum in den ersten Reihen änderte
sich zum Teil drastisch. Die feierwütigen Mosher waren weg und es kamen
(neben vermehrt weiblichen Fans natürlich) die ruhigeren Besucher in
Black-Metal-Shirts nach vorne, vorwiegend jüngere Leute.
Ich hatte vor Gigbeginn lange überlegt, ob ich überhaupt hingehen
soll. Denn ich persönlich finde es einen Verrat der Sonderklasse, dass
King es gewagt hat, Bandgründer Infernus rauszuschmeißen. (Achtung,
dies gibt nicht unbedingt die Meinung der anderen Sheol-Fotografinnen
wieder, sondern in erster Linie meine!) Doch selbst Infernus hat mir auf
Nachfrage geschrieben, ich soll hingehen, wenn ich schon auf der Gästeliste
stehe, er würde es mir nicht übel nehmen. Und so war ich also doch da,
um meinen mit Sicherheit letzten Gig von einer Band zu sehen, in der
King mitspielt. Ich konnte das alles nämlich nicht hundertprozentig
genießen, nur wegen seines Anblicks. Zu schade, wenn man bedenkt, dass
King die Band bereits einmal verlassen hatte und Infernus ihn hat zurückkommen
lassen.
Und natürlich war der Gig diesmal nicht das selbe wie früher, denn
Infernus grimme Erscheinung fehlte auf der Bühne einfach.
Trotzdem muss man zugeben, dass die Band ein gewaltiges Charisma hat.
Bei ihrem Erscheinen auf der Bühne stockte wahrscheinlich nicht nur mir
der Atem. Vor allem Gaahl hat eine Aura, der man sich einfach nicht
entziehen kann, selbst wenn man will. Und auch Gitarrist Teloch hat
diesen absolut garstigen Blick und eine unbeschreibliche satanische
Ausstrahlung.
Zuerst,
nachdem es schon massig „Satan, Satan“ Rufe aus dem Publikum gegeben
hatte, kam allerdings der berühmte Nick Barker auf die Bühne und kroch
hinter sein Schlagzeug. Ein paar „Kinder“ hinter mir hatten natürlich
keinen besseren Kommentar auf Lager als „Mann, ist der fett.“
Kinder, der Mann hat das Schlagzeugspielen revolutioniert! Nur zu eurer
Info!
Der neue Gitarrist Sykelig erschien als zweites und man hätte ihn fast mit
Gaahl verwechseln können von weitem. Als dann noch Teloch, der übrigens
früher schon immer mal bei 1349 oder Gorgoroth eingesprungen war und
somit die Gorgoroth-Songs nicht neu lernen musste, und Gaahl und King
mit wirklich faszinierendem Corpse-Paint auf der Bühne erschienen
waren, eröffnete die Band mit „Procreating Satan“. Mit donnernder
Wucht schmetterte Gaahl die Lyrics in die gefesselten Gesichter und man
hatte das Gefühl, dass er vor Wut fast explodiert. Natürlich tat er
auch das, was viele von ihm gewohnt sind: er starrte einigen Fans in die
Augen, bis diese entweder wegschauten oder vor Verzückung wie
versteinert zurückstarrten. Auch schien Gaahl, der in rotem Licht ja
wie der Leibhaftige aussieht, es gar nicht zu spüren, wenn er mal
ausversehen seine Hand oder seinen Arm direkt über einer der Fackeln
hielt... es war öfters so, dass er die Hand nicht gleich wegzog,
wodurch man erst recht das Gefühl hatte, der Mann wäre übernatürlich.
Der Sound war weiterhin gut, und das Drumming von Nick war natürlich
sowieso über alle Zweifel erhaben.
Ich hatte zwar ab-und zu das Gefühl, dass manche Teile von Songs verändert
wurden und auf der Gitarre nicht so gespielt wurden wie früher (zu
knifflig Infernus’ Parts in der kurzen zeit zu lernen!?), aber
insgesamt kamen vor allem die bekannteren Songs wie „Carving a giant“,
„Incipit Satan“ oder „Possessed by Satan“ brachial rüber und
die Besucher schienen begeistert. Auch mein Favourit vom neuen Album
wurde gespielt: „Sign of an open eye“. Wie bereits gesagt machte die
Band einen wütenden Eindruck, vielleicht hatten sie auch einfach
schlechte Laune, denn es gab keine Zugaben mehr (während vorher in
anderen Städten der Tour noch welche gegeben wurden) , stattdessen
wurde nach weniger als einer Stunde der Vorhang im „Backstage“
zugezogen und der Gig fand sein abruptes Ende.
Man darf gespannt sein, wie es mit Gorgoroth weitergeht. Ich möchte
fast wetten, dass Infernus' musikalische Rache nicht allzu lange auf sich
warten lassen wird.
>
Mehr Fotos vom Sycronomica Gig gibt's HIER < Fotos
von den anderen Bands gibt's in den "Concert photos"! |