Nasum, Black Breath

28. September 2012 - München

(Bericht: Surtr)

Abschied von einer Legende. Unter diesem Banner steht die allerletzte Tournee von Nasum. Nach dem tragischen Tod von von Mieszko Talarczyk im Jahre 2004, der die Band zur Auflösung führte, entschlossen sich die Schweden noch ein letztes Mal auf Tournee zu gehen: Keijo Niinimaa von Rotten Sound übernimmt für dieses „Grind Finale“ die schwierige Aufgabe, Talarczyk am Mikrofon gerecht zu werden. 

Als die Tour in München gastiert, wird es eng. Im wahrsten doppeldeutigen Sinne des Wortes, denn zum einen ist der Austragungsort der kleine "Backstage" Club, der anfangs zwar noch spärlich besiedelt ist, aber im Laufe des Auftritts der Opener-Band "Black Breath" rasch aus den Nähten platzt, obwohl heute sogar die Tribüne für das Publikum zugänglich ist. Zum anderen, da das eines der allerletzten Konzerte auf der Abschiedstournee sein wird.

Black Breath, die ihre tödliche Mixtur aus Schweden-Death und Crust auf die Meute loslassen, wissen um die Macht ihres Materials und legen gleich mit dem epischen Auftakt „Endless Corpse“ los. Obwohl die Gruppe aus Seattle kommt, spricht der HM2-Boss-Pedal-Sound für sich, ebenso wie die zahllosen Anlehnungen an uralte Monumente aus Stockholm. Die schwedische Schlagseite der Band findet sich in fast jedem Takt und weiß dadurch das anwesende Publikum zu überzeugen. Allerfeinstenst tötet dabei „Black Sin (Spit on the Cross)“, welches die komplette Energie, die es besitzt so roh und unverblümt von der Bühne ins Publikum pulvert. Nasums Gitarrist Jon Lindqvist lässt es sich nicht nehmen Sänger Neil McAdams das Publikum zu entreißen und „Spit on the Cross“ selbst zu brüllen. Weitere Knaller sind Songs wie „I am Beyond“, das rasende „Mother Abyss“, der absolute Kracher „Home of the Grave“ (schwedischer geht es nicht mehr) sowie der Opener des neuen Albums „Feast of the Damned“.

Das schöne an diesem Auftritt ist, dass die Energie und der Druck ständig am Limit tanzen. Der kratzige raubürstige Sound tut sein übrigens und schafft die notwendige Atmosphäre. Sänger McAdams schafft mit seinem crustigen Organ auch wirklich die langen Schreie, bei denen man sich auf der Platte schon gefragt hat, wie viele Anläufe es im Studio dazu wohl gegeben haben muss, ohne Mühe. Zum Abschluss gibt es dann den epischen Überhammer „Wewhocannotbenamed“ und dieser setzt diesem fulminanten Opener Act die Krone auf! Großartig!

Das Bewusstsein, dass nach diesem Konzert (zumindest in München) alles vorbei sein wird, verleiht der Umbaupause vor Nasum eine denkwürdige Atmosphäre. Nasum lassen sich nicht lumpen und packen alles aus, was von ihnen erwartet wird und knüppeln von der ersten Note nach Sirenengeheul und dem Intro von „Blind World“ mit dem kultigen „What we really need now is a perfect Nasum!“ an, den Zungenschnalzer „Mass Hypnosis“ ins Volk. Die Menge tobt. Der berstende Backstage Club, der auch auf den Tribünen nahtlos gefüllt ist, kocht. Die Situation soll sich nicht ändern, denn Nasum legen das phänomenale „Scoop“ gleich hinter her. 

Den Anfang des Sets bestimmen dann noch Hitgaranten wie „Corrosion“ und „Masked Face“. Die Band ist tight, der Sound dank eigenem Mischpult und Mischer brachial gut, wenn auch nicht ganz klar. Aber wer braucht das schon bei Grindcore? Wer erwartet, dass Sänger Niinimaa in Angriff genommen wird, liegt falsch, denn wie erwartet kann er es zwar nicht ganz mit Talarczyk aufnehmen. Aber das stört niemand. Es geht allen Anwesenden um das Andenken Talarczyks und das ist auch gut so. Was hier vollzogen wird ist ein Tribut an den verstorbenen Sänger und  Niinimaa schlägt sich durchaus passabel an Nummern wie „Time to Act“ oder „Particles“. Seine Ansagen sind kompetent und weisen dem Publikum den richtigen Weg diesen Abend unvergesslich zu machen.

Urban Skytt und Jesper Liveröd sind zwar statisch, bangen sich dafür aber die Seele aus dem Leib. Jon Lindqvist dafür bricht voll aus sich heraus und wandert im Publikum, das die angrenzende Treppe des Clubs besetzt, umher und gibt sich der Menge und der Musik hin. Weitere Highlights sind die Helvete-Knüller „I Hate People“ und „The Final Sleep“, sowie der Rausschmeißer „Inhale/Exhale“ und „The Black Swarm“. Als Outro gibt es dann das traurig stimmende „The End“ von The Doors. Und damit ist klar: Das war's! Endgültig!

Der Ansturm auf das Merchandise ist erwartungsgemäß riesig und der Club leert sich nur langsam, denn die Atmosphäre, die nach dieser totalen Zerstörung herrscht ist beeindruckend.

Großartiger Abend. Was für ein Abschied. Würdig um Marek Talarczyk und Nasum nun der ewigen Ruhe preiszugeben. R.I.P.!!!

 

 

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