Agalloch, November's Doom, Saturnus, Thurisaz

Metropool, Hengelo (NL) - 19. Nov. 2006

(Bericht: Wiebke)

Dank einer Verschiebung im Stundenplan kann ich nun doch ein Konzert der �Metal Zone Doom Fest�-Tour besuchen. Und da in Hengelo vier Bands auftreten w�rden und der Fahraufwand der gleiche ist wie nach Berlin, hat mich die Abenteuerlust erfasst. Also Sachen gepackt, InterCity bestiegen und auf ins Tulpenland, das sich bei meiner Ankunft von seiner tristen Seite pr�sentiert. Es regnet und st�rmt, als ich mich vom Bahnhof aus auf den Weg zum Metropool mache. Der Weg dorthin ist sogar ausgeschildert und dauert zu Fu� nicht ganz 15 Minuten durch die Fu�g�ngerzone, die wie ausgestorben ist, obwohl es sehr viele Caf�s in der Umgebung gibt. Ein paar Leute warten schon im Vorraum und nachdem die Crew ein paar technische Probleme beseitigt hat, geht der Einlass auch schnell und unkompliziert von statten.

Der Saal entpuppt sich als ziemlich klein mit Bar und einer ger�umigen B�hne. Nach und nach f�llt er sich, und p�nktlich um 19.15 Uhr betreten Thurisaz aus Belgien die Bretter (bitte nicht mit den Turisas-Jungs aus Finnland verwechseln!!). Die ziemlich jung aussehenden Musiker agieren sofort mit vollem Einsatz und pr�sentieren sich sehr eingespielt. Dabei legen sie viel Wert auf musikalische Abwechslung: Geschwindigkeitsspielereien, melodi�s-filigrane Gitarrensoli, epische Keyboardteppiche. Von Zeit zu Zeit wird auch einfach nur geholzt, wobei im sprichw�rtlichlichen Sinne nichts stehen bleibt. Kurz gesagt, man fr�nt einer Mischung aus Balk und Death Metal, die aber sehr frisch interpretiert wird. 

Auch auf den Gesang legen die f�nf viel Wert. Die Grunts von Peter stehen im angenehmen Kontrast zu Mattias� Kreischen. Peter singt zudem auch in vielen Passagen clean und erinnert mich dabei in Stimmfarbe und Rhythmik sehr an Vintersorg. Unterst�tzt wird er dabei wiederum von Keyboarder Kobe, der die zweite Stimme beisteuert. Die Songs � ausnahmslos von der Eigenproduktion �Scent Of A Dream� und der neuen, 2007 erscheinenden CD �Circardian Rhythm� � kommen beim Publikum sehr gut an, dass flei�ig Beifall klatscht. Ein paar wagen es auch schon, flei�ig die Haare zu sch�tteln. Insgesamt ein toller Auftakt des Abends von einer Band, von der man in Zukunft sicher noch einiges h�ren wird.

Setlist: When Images Are Fading � Circardian Rhythm � Scent Of A Dream � Drowning � Point Of No Return

                  

Als n�chstes entern die Musiker von Saturnus die B�hne, Frontmann Thomas legt einen gro�en Block mit Texten vor sich ab, da er immer so aufgeregt ist, dass er sich auf der B�hne nicht an die Texte erinnern kann, wie er mit einem verlegenen L�cheln erkl�rt, w�hrend die anderen einen letzten Instrumentencheck durchf�hren. Die D�nen beginnen mit �Pretend� vom aktuellen Album �Veronica Decides To Die�. Der Song beginnt doch recht lebhaft mit einem Riff, das einen Bewegungsdrang ausl�st, so sieht man sofort die ersten im Takt mitwippen. Die f�r Thomas charakteristischen Shouts kommen exakt, und auch die gesprochenen Passagen h�ren sich klasse an, so dass sie schon eine Menge Applaus gleich am Anfang verbuchen k�nnen. Thomas steigert den Sympathiewert noch weiter mit seinen Ansagen und flirtet zwischendurch regelrecht mit dem Publikum. �I Long� beginnt mit einem ruhigen Piano-Intro, in das dann die anderen Instrumente mit einsetzen. Das Tempo ist jetzt gedrosselt, so dass die Schwerm�tigkeit gut zur Geltung kommt. Die tiefen, grollenden Vocals unterstreichen diesen Aspekt noch weiter. Gekonnt werden Stimmungsb�gen erzeugt, so dass die gut 11 Minuten L�nge des St�ckes bei weitem nicht als so lang erscheinen. 

                                   

Dann ert�nt ein quietschender Gitarrensound, und ich k�nnte schreien vor Freude, denn mit �Empty Handed� folgt mein absolutes Lieblingslied von Saturnus! Die Keyboardsounds klingen ein bisschen psychedelisch-wabernd, und Gitarren im knallhart durchgezogenen 4/4-Takt, das l�dt zum Headbangen ein. Schlagzeuger Nicolaj treibt seine Vorderleute unerm�dlich an, so dass sich nun auch Bassist Lennart grimassierend und kopfsch�ttelnd nach vorne an den B�hnenrand wagt. Die Leute in der ersten Reihe nehmen die Einladung an und gehen mit der Musik ordentlich mit. Nach diesem Gef�hlsausbruch ist der Fall bei �Rain Wash Me� umso tiefer. 

Das Tempo ist schleppend, und die Melodie des Songs verbreitet eine nagende Traurigkeit, die in einem ziemlich heftigen Kontrast mit der allgemeinen Stimmung steht. Zu guter Letzt streifen die sechs dann doch noch das Deb�t �Paradise Belongs To You� und geben �Christ Goodbye� zum Besten. Hier sind wieder die Gitarristen gefragt: w�hrend Peter doch eher den ruhigen Pol darstellt, geht Tais voll aus sich heraus. Er mosht und verbiegt seinen K�rper, dass das einem schon beim Zusehen weh tut. Danach ist die Spielzeit leider abgelaufen, und Saturnus verabschieden sich mit nach oben gestreckten Daumen vom Publikum, das sich im Gegenzug mit viel Beifall und einigen Zugaberufen bei den D�nen bedankt.

Setlist: Pretend � Starres � I Long � Empty Handed � Rain Wash Me � Christ Goodbye

                       

Kein Wunder, dass nach dieser Darbietung die Messlatte f�r Agalloch hoch liegt. Die Amerikaner haben vor Beginn zudem noch mit einigen Startschwierigkeiten zu k�mpfen, da der Verst�rker von Gitarrist John nicht so recht zu funktionieren scheint. Das Problem kann jedoch behoben werden, John stellt seine Band vor und k�ndigt den ersten Song an. Agalloch beginnen mit �Of Stone, Wind And Pillor�, einem alten Song. Schon dabei zeigt sich die musikalische Qualit�t. F�r die Jungs aus Portland ist es ein leichtes, die Atmosph�re und Intensit�t live zu erzeugen.

Danach widmet man sich den beiden aktuellen Alben �The Mantle� und �Ashes Against The Grain�. �Falling Snow� wird anwesenden Freunden gewidmet. Das St�ck beginnt ruhig und erinnert irgendwie von der Stimmung her an einen Winterspaziergang. Die harschen, zum Teil gekr�chzten Vocals sorgen f�r eine wohlige G�nsehaut. John verf�gt �ber eine enorme Ausstrahlung, wie er � teils in sich versunken mit geschlossenen Augen � in seinen Songs aufgeht, so dass man ihm unweigerlich an den Lippen h�ngt. Zu �Odal� holt er ein Ebow-Ger�t heraus, so dass die Gitarrensaiten magnetisch in Schwingung gebracht werden. Vertr�umte Parts werden von einem kraftstrotzenden Teil durchbrochen, man Zeit die Augen zu schlie�en und zu dieser wundersch�nen Musik die Gedanken fliegen zu lassen. 

        

Kaum ist der letzte Ton des Songs verklungen, da �ffnet sich die B�hnentour, man h�rt jemanden etwas sagen, und auf einmal poltert eine Horde Musiker auf die B�hne. �R�delsf�hrer� ist ein Typ mit Sonnenbrille, der in einem roten Eisschnellaufdress steckt und einen Pizzakarton mit Kerzen in der Hand h�lt. Er fragt, ob hier jemand �Chris� hei�t. Der Schlagzeuger von Agalloch meldet sich zu Wort, und dann kl�rt sich auch des R�tsels L�sung: Er hat heute Geburtstag. Die Musiker dr�cken ihm den Kuchen (k�nnte aber auch eine Pizza sein, so genau kann ich das nicht erkennen) in die Hand und lassen ihn hochleben, was er sichtlich genie�t. 

                     

Das Publikum stimmt �Happy Birthday� an, was sich reichlich schief anh�rt, aber keinen st�rt. Nachdem Chris einen kr�ftigen Schluck aus der Bierflasche genommen und sich breit grinsend bedankt hat, kehren Agalloch zu ihrer Setlist zur�ck, der n�chste Song hei�t �In The Shadow Of Our Pale Campanion�. �Bloodbirds�, das langsam, vituos und mit einer fast schon qu�lenden Intensit�t dargeboten wird, rundet einen gelungenen Auftritt ab, der einzig und allein ein paar kleine Schw�chen im klaren Gesang aufwies. Ansonsten kann ich nur hoffen, dass die Amerikaner ihre Livepr�senz hier in Europa noch weiter ausbauen werden.

Auf der B�hne werden schnell zwei Leinw�nde mit dem November�s Doom-Logo aufgestellt, dann wird auch schon das Intro gestartet, und die Musiker beginnen sehr schwungvoll f�r eine Doom-Band. �The Pale Haunt Department� beginnt mit einem Schlagzeugintro zu dem dann die Gitarren einsetzen. Dann st�rmt auch Frontmann Paul nach vorne und grunzt los. Und der Mann hat wirklich ein kraftvolles Organ! In einigen Passagen wird er von Gitarrist Larry unterst�tzt. Im Publikum, das sich wieder zahlreich vor der B�hne eingefunden hat, fliegen zahlreiche M�hne, die von ihnen Besitzern unter ordentlichem Energieaufwand in Luft bef�rdert werden. Das scheint Paul zu freuen, denn er bedankt sich sehr ausf�hrlich und erkl�rt, dass die Band das erste Mal in Europa unterwegs ist und sich den �Arsch aufspielen� wird. 

                                    

Man merkt der Band aber dennoch an, dass sie schon l�nger zusammen spielt, denn sie erlauben sich keine H�nger oder offensichtliche Fehler. Au�erdem pr�sentieren sie sich trotz der schwerm�tigen Songs nicht als Trauerkl��e und haben richtig Spa� auf der B�hne. Die Gitarristen headbangen, der Bassist zeigt sich �u�erst agil, der Frontmann wirft sich in pathetische Posen. Die Band stellt neben altem Material auch einige Songs ihre neuen, 2007 erscheinenden Album �The Novella Reservoir� vor. Davon bleibt mir besonders �Drown The Inland Mere� im Ged�chtnis, das ziemlich schnell beginnt und dessen Riffing ziemlich thrashig ist. Die Zwischenparts gefallen durch den cleanen Gesang, der Abwechslung in den Song bringt.

  

Zum letzten Song entert Thomas von Saturnus noch einmal die B�hne, um ein paar Textpassagen mit Paul im Duett zum Besten zu geben. Dabei posieren die Frontm�nner um die Wette und lassen sich grinsend Arm in Arm fotografieren, was ein sehr putziges Bild abgibt, denn Thomas versinkt f�rmlich in Pauls Griff. Danach verlassen die Musiker von November�s Doom unter gro�em Applaus die B�hne, aber irgendwie verpassen es die Zuschauer nach einer Zugabe zu verlangen.  Die Musik geht auch sofort an, so dass die meisten Zuschauer, unter anderem auch ich, etwas irritiert den Saal verlassen.

Setlis: The Pale Haunt Departure � Not The Strong � Rain � Farn � Autumn Reflection � The Day I Return � Drown The Inland Mere � Within My Flesh � Lost In A Day � Dark World Burden � In The Absence Of Grace �  �Emperor

                       

Alles in allem hat sich der weite Weg absolut gelohnt. Das Personal im Metropool ist sehr freundlich, und auch die Stimmung im Publikum klasse. Zugegeben, die Art der Musik lud jetzt nicht unbedingt zum krassen Abgehen ein, aber es herrschte trotzdem kein Gedr�ngel, so dass man wirklich viel Freiraum zum Mitgehen hatte. 

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