Amon Amarth, Wintersun, Týr
Kaufbeuren - 18. November 2006
(Bericht: Twilightheart)
Wehe dem, der für
diesen Gig keine Mitfahrgelegenheit hatte! Denn die All-Kart-Halle in
Kaufbeuren, in der diesmal Amon Amarth aufspielen sollten, ist wirklich nur per
Auto bequem zu erreichen. Wer vom Bahnhof hinlaufen möchte, ist so gut wie
verloren (und muss mit Sicherheit die Nacht in der Kälte verbringen, bevor am nächsten
Morgen VIELLEICHT irgendwann mal wieder ein Zug kommt).
Wie gut, dass ich Claudia habe, die mich schön bis vor die Halle gefahren hat.
:-)
Ich denke mal, dass vielleicht das ganze Münchner Umland bei diesem Gig war,
sicher auch alle aus der Rosenheimer Gegend, denn gleich beim Einlass war klar,
dass die Halle, die sicherlich so an die 1500 Leute fassen kann, gut gefüllt
sein würde. Da ich nicht gut schätzen kann, will ich mich aber nach oben hin
nicht festlegen... aber es waren mindestens an die 800 bis 900 Leute da,
eventuell mehr. Hat mich echt gewundert, denn ich hätte wirklich nicht gedacht,
dass sich so viele den Weg in diese abgelegene Gegend machen. Doch Amon Amarth
erfreuen sich eben doch noch immer der selben Beliebtheit wie eh und je.
Nachdem Claudia und ich unser Wintersun-Interview hinter uns gebracht hatten,
erkämpfte sich Claudia ihren Stammplatz in der ersten Reihe und ich machte es
mir im Fotograben bequem.
Los ging es mit einer Band, über die ich persönlich mich sehr gefreut habe, denn ich habe sie noch nie live gesehen. Týr von den Färöer-Inseln. Diese Band mischt melodischen Metal mit sehr folkigen Stücken aus ihrer Heimat. Das fand ich wirklich mal eine echt gescheite Idee, diese Band mit auf Tour zu nehmen, damit die Mehrzahl der Konzertbesucher wirklich einmal eine Band geboten bekommen, die vorher noch kaum jemand hier live gesehen hat.
Und genau wie
ich war wohl die Mehrzahl der Gäste positiv überrascht. Nicht nur wegen der
stolzen Erscheinung der Musiker (in Kettenhemden), sondern auch von dieser
eigenständigen Art des Metals. Sofort kamen alle von den Bierständen näher
zur Bühne, als Týr zu spielen begannen. Obwohl es am Anfang einige
Anlaufschwierigkeiten gegeben hatte (es schien fast so, als traue sich die Band
nicht, richtig aus sich heraus zu gehen, denn sie bewegten sich kaum und mussten
sich erst mal „warmsingen“, wie einige schiefe Töne vermuten liessen), so
wurden sie aber mit jedem Song stärker und nach und nach wurde es richtig
actiongeladen auf der Bühe. „Schiefe Töne“ ist vielleicht zu übertrieben.
Vielmehr war es so, dass Sänger Heri zwar sicher akkurat sang, aber die Stimme
in den hohen Lagen eben nicht mehr so angenehm klang wie in den tieferen,
sondern eher gepresst. Doch dafür hatte er die Unterstützung seiner beiden
Klampfer, die in vielen Refrains mitsangen und herrliche, angenehme Singstimmen
haben. Vielleicht kann sich der fantasievolle Leser vorstellen, wie gut es
geklungen haben könnte, wenn 3 nordische Herren gleichzeitig mit clean vocals
singen, und dann noch dreistimmig.
Die folkigen, melodischen Stücke wirkten total ansteckend. Man konnte zwar
nicht wirklich dazu headbängen (obwohl es einige freilich trotzdem taten... ein
gewisser Grundtakt hierzu lässt sich ja immer finden), aber viele wiegten sich
im Takt oder klatschten mit. Man könnte es als kollektives Versinken in färöerischer
Folklore bezeichnen. Erstaunlich war auch das Altersspektrum der Besucher. Natürlich
waren viele jüngere da, aber ich habe auch viele bis hin zu ca. 50 Jahren im
Publikum gesehen. Doch irgendwie schön, wenn eine gewisse Bandkonstellation mal
alle Metal-Generationen zusammenführen kann.
Im übrigen überraschten uns Týr mitten im Gig mit ihrer Version von „The
wild rover“ (ein irisches Volkslied.... manche Schnarchnasen kennen davon
freilich nur die deutsche Version „An der Nordseeküste“ von „Klaus und
Klaus“ .... baaaah). Nachdem sie damit das Haus gerockt hatten, folgte „Hail
to the hammer“ und einige Songs vom „Ragnarök“-Album. Der Sound in der
Halle war übrigens 1A. Sicher einer der Vorteile für die Gigs dort. Aber ich
persönlich finde das Ambiente in der Halle trotzdem nicht toll, denn man steht
auf Straßen-Asphalt (die Halle wurde quasi über den vorher vorhandenen
Asphaltplatz gebaut)... wehe dem Stagediver, der da draufknallt, weil er nicht
aufgefangen wird!
Leider war nach einer halben Stunde bereits alles vorbei. Ich hätte wirklich 2
Stunden lang zuhören können. Die zahlreichen Zugabe-Rufe wurden nicht erhört
(oder durften wegen dem Zeitplan nicht erhört werden).
Nun waren die
melodisch-epischen Death-Metaller von Wintersun an der Reihe. Und nun kam
richtig Leben in die Bude. Entweder die Amon Amarth- Fans sind in der Mehrzahl
auch Wintersun-Fans, oder die Wintersun-Fans haben tatsächlich für eine Stunde
die Amon-Fans aus den ersten Reihen verbannt, denn es herrschte
Heimspiel-Atmosphäre. Nachdem Wintersun theatralisch mit „Schatten-Posing im
Dunkel der Bühne“ erschienen war, ging es sofort voll ab... man hatte das Gefühl,
dass etliche hundert Leute alle Refrains mitgrölten, und es wurde fröhlich
gemosht. Die Band selbst zeigte viel mehr Action als bei deren letztem Gig in München
dieses Frühjahr, sogar Sänger Jari, der ja aufgrund des gleichzeitigen
Gitarre-spielens nicht so viel Bewegungsfreiheit hat, war viel besser drauf als
sonst und zeigte mächtig Einsatz... versuchte oftmals beim Spielen zu headbängen
und sang in den clean parts mit voller, satter Stimme... sehr episch. Vielleicht
lag es auch tatsächlich daran, dass so viele Besucher da waren und das Publikum
von Anfang an so gut drauf war. Jeder Track wurde bejubelt als wäre er das
non-plus-ultra. Der Sound war wie gesagt sehr gut, nur die Lightshow war
teilweise super-langweilig (monoton abwechselnd rotes oder blaues Licht), aber
gut, das macht ja keinen Gig aus. Für mich zumindest nicht. Von mir aus könnten
alle Bands bei weissen Hallenlicht performen, wäre mir auch egal, solange die
Band eine geile ist.
Beim 4. Song gab es dann doch überraschenderweise ein paar kleine Quietscher
zwischendurch... Übersteuerung der Verstärker. Nachdem diese behoben waren,
wurde „Battle against time“ als „a bit faster“ angekündigt und die
vorderen Reihen jubelten alles nieder, um gleich darauf beim Battle-Refrain
wieder mitzusingen, während alle Musiker auf der Bühne sich noch mal richtig
in’s Zeug legten.
Und schon hieß es nach einer halben Stunde wieder „We wanna thank Týr, Amon Amarth und especially YOU“ von Jari und direkt danach „This is the last song“. So kurze Spielzeiten sind dann irgendwie doch verdammt schade, vor allem wenn so viele Leute so gut drauf sind und die ganze Nacht weitergefeiert hätten. Ein letzes Mal wirbelten die Finnen also über die Bühne, bevor Jari mit „See ya“ und Kusshändchen den Gig beendete.
So, nun habe ich nicht mitbekommen, ob die Fans in den ersten Reihen einmal komplett gewechselt haben, oder ob nun nur alle aus irgend welchen Taschen ihre 1-Meter-langen Trinkhörner rausgeholt haben ;-) ... eher letzteres, denn auch Claudia und Mo (aus unserem Forum) waren noch am selben Platz. Aber ein Spass war es irgendwie schon, als urplötzlich jeder zweite ein Trinkhorn in der Hand hielt. :-)
Und als Amon Amarth dann endlich auf die Bühne kamen, um ihren Death-Metal (bzw. wir Deutschen nennen es jetzt unkorrekterweise einfach mal wieder Viking-Metal) auf uns niederzuhämmern, gab’s kein Halten mehr. Als es nach dem Intro mit „Valhall awaits me“ und „Runes to my memory“ losging, sah man nur noch Fäuste durch die Luft sausen, Fans ausrasten, natürlich Trinkhorn-Posing ohne Ende, und endlich auch die ersten Crowdsurfer, so dass die Security nun bis Ende des Gigs ordentlich mit anpacken musste.
Johan und seine Mannen beschossen uns als nächstes mit „Death in fire“, „Fate of norns“ und „1000 years of oppression“, bevor er das Publikum in höchsten Tönen lobte. Er begrüßte uns auf deutsch mit „Hallo Kaufbeuren“, liess verlauten, wie geil es ist, hier zu sein, und bezeichnete die die-hard-Fans in den ersten Reihen als „Vikings“. Ausserdem machte er sich einen Spass daraus, die ganze Halle die Songtitel der Nackenbrecher immer wieder in Sprechchören wiederholen zu lassen, bevor er sie uns dann um die Ohren trümmerte... „With Oden on our side“, „Asator“ und „An ancient sign of coming storm“, wobei er vor “Asator” wie folgt ankündigte: “Son of Oden, thunder God, master of war, Asator”. Überhaupt bandelt Johan wohl gerne mit dem Publikum an und liess sich zu etlichen Gesten hinreissen, wie anerkennendes Fäuste-ballen in Richtung der besonders mutigen Crowdsurfer. Auch zeigte er sich überwältigt vom spontanen Volkslied-Gesang der Bayern "Ein Prosit der Gemütlichkeit". Und letztendlich holte er seine eigene kleine Kamera und machte Fotos von der Fanmenge. Dies tat er für’s Tour-Diary in jeder Stadt der Tour und man kann die Fotos auf der offiziellen Amon Amarth Webseite bewundern.
Und so nahm der
Abend seinen Lauf und uns wurden noch weitere 8 Songs injeziert, unter anderem
„Cry of the black birds“, „The last with pagan blood“, „Once sealed in
blood“ und „Pursuit of vikings“, wobei absolut JEDER Track kräftigt
umjubelt wurde, bevor auch dieser Gig sein Ende fand und die Besucher gutgelaunt
die Halle verliessen. Der Vorteil der All-Kart-Halle ist, dass man von jedem
Parkplatz aus gut wieder wegfahren kann, es gibt keine drastischen Wartezeiten.
Nur die Getränkepreise waren mir mit 3,50 EUR für eine 0,33 l Cola-Flasche
entschieden zu teuer (es hiess zwar, 1 EUR Pfand, aber jeder weiss, dass man im
Geschäft nur 15 Cent für Flaschen
jener Firma an Pfand wiederkriegt).
Nun könnte man denken, die Leute müssen doch irgendwann mal genug haben von
Amon Amarth.... nun tourt die Band wieder weiter in den kommenden Monaten. Aber
da täusche ich mich wohl. Wo auch immer ich jemals hinkam, waren die Leute verrückt
nach Amon. Und ich vermute stark, es bleibt auch so.
Gönnen wir es der Band... und ihren Fans!
(mehr Fotos vom Gig von allen Bands in den "concert photos" !!!)
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