Autumn, Atargatis

München, 10. Sept. 2009, "Backstage Club"

(Bericht: Twilightheart)

Es war der Abend der Power-Frontfrauen-Bands im Backstage-Club in München. Atargatis und Autumn gaben sich die Klinke in die Hand (ohne weitere Vorband). Leider war der Zeitpunkt unpassend, denn es fand ein weiterer Metal-Gig in München an diesem Abend statt, und einen Tag später sollte das Pagan-Fest sein (was sicher die Kohle so mancher junger Fans komplett aufgebraucht hat). Somit fanden sich am Ende vielleicht an die 30 Zuschauer im Club ein, sodass man davon ausgehen darf, dass auch Autumn nie wieder nach München kommen werden.

Atargatis werden allerdings beim Helion-Festival am 24.10. noch’mal mit von der Partie sein. Da ich von dieser Gothic-Metal-Band vorher noch nie gehört habe, war es interessant, sich vorab schon’mal ein Bild machen zu können. 
Als Frontelfe Stephanie auf die Bühne kam, hatte sie allein durch ihre Erscheinung die Herzen der anwesenden männlichen Zuschauer erobert. Dumm war nur, dass mir das nichts bringt. Der Sound war grottenschlecht und von den Vocals hat man kaum was gehört. Ich hörte also eigentlich nur ein hohes Fiepen; da ich die Songs vorher auch nicht kannte, konnte ich nicht’mal einer imaginären Melodielinie folgen, was das Ganze erleichtert hätte.... ab und zu (wenn sich Vibrato hinzugesellte) waren die Töne mal länger, so dass man sich dann doch mal genussvoll auf dem ein oder anderen Gesangspart tragen lassen konnte. Die restlichen Musiker spielten sich die Finger wund und machten das Beste aus dem Gig. Allein durch die gute Laune der Musiker und das engagierte und extrovertierte Auftreten der Frontfrau schaffte es die Band, den Fans trotzdem eine gute Zeit zu bescheren und sich langen Applaus zu erkämpfen. Ich will trotzdem hoffen, dass der Sound beim Helion-Festival viel besser sein wird, sodass man von der Musik dann vielleicht auch wirklich mal was hört und versteht.
Die charmante Stephanie, die übrigens barfuss auf der Bühne stand, stellte die Band als „aus Regensburg“ vor, erzählte, dass sie tags zuvor in Frankfurt gespielt haben, und dass sie froh sind, wieder zuhause zu sein. Auch der Bassist, der hin und wieder stimmliche Unterstützung gab, wurde in den Pausen zwischen den Songs gesprächig und gab einige spontane Kalauer zum besten. Der „Cheers“-Zuruf eines Fans wurde mit Crematory-tiefem Gegrunze mit „Cheers of time“ kommentiert. 
Später bedankte sich die Band bei den anwesenden Seref und René von den Helion-Studios, da diese einen Song beigesteuert hatten, der dann natürlich gleich gespielt wurde. Nach erneut viel Applaus und Zugaberufen wurden mit dem Kommentar: „Na gut, ihr habt es nicht anders verdient“ der letzte Song des Abends angestimmt.

Nun war der Weg bzw. die Bühne frei für Autumn, die Symphonic-Metal-Band aus den Niederlanden, deren neue Frontfrau Marjan nach dem Weggang der früheren Sängerin Nienke in 2008 ein schweres Erbe antreten musste. Doch was soll man sagen... Marjan ist sicher das Beste, was der Band passieren konnte. Vielleicht kennt jemand „The Gathering“... stimmlich hat Marjan mindestens das selbe drauf. Ihre Stimme ist so facettenreich, dass sie wirklich beinahe alles singen kann. Außerdem hat ihre Stimme einen gewissen Charakter. Sie ist in hohen Tonlagen nicht einfach nur klar, sondern hat trotzdem noch eine leicht ausgefallen, eigene Note. Alles, was sie singt, klingt sehr voll und klingend. Von traurigen Passagen, über rockige Melodien bis hin zu hohem, voluminösem epischem Gesang scheint ihr alles spielend leicht zu fallen. Außerdem strotzt diese Frau nur so vor Selbstbewusstsein. Sie betritt die Bühne und ist einfach omnipräsent. Sie spielt mit dem Publikum und schafft es nebenbei noch, ihre Musiker durch ihre Blicke zu motivieren (der Keyboarder war übrigens ein Aushilfsmusiker, der eingesprungen ist, aber auch er hat ordentlich Stimmung auf der Bühne gemacht). 
Marjan’s Mimik ist sowieso erwähnenswert. Kaum jemand hat so viele ausgeprägte, verschiedene Gesichtsausdrücke... mal schelmisch, mal leidend, mal mitreißend und gutgelaunt, mal flirtend, mal extrem ernsthaft. Sehr unterhaltsam. Und in Verbindung mit der guten Musik und der überragenden Gesangsleistung hatte man an diesem Abend die Vollbedienung schlechthin. Mir war schon lange mal wieder danach gewesen, live einfach mal verdammt guten Frauengesang zu hören (ohne, dass die Stimme bei schwierigen Passagen wackelt oder sonst wie schwächelt)  und einfach genießen zu können. Marjan und Autumn haben mir den Genuss verschafft. Diese Band werde ich mir bei jeder Gelegenheit gerne wieder ansehen/anhören. Hier noch ein paar der Songs, die sie gespielt haben (ohne Gewähr): Skydancer, Closest friends conspire, Forget to remember, Satellites, Forget to remember, und etliche mehr. 
So verließen auch Autumn nach sehr viel Applaus und langen Zugabe-Rufen (die natürlich bedient wurden) die Bühne.

Da nur diese beiden Bands gespielt haben, war der Konzertabend natürlich relativ schnell zuende. Aber da die Qualität gestimmt hat, hat sich das Kommen definitiv gelohnt. 

 

Fotos von den Bands findet ihr in den "Concert photos"!

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