Es war
der Abend der Power-Frontfrauen-Bands im Backstage-Club in München.
Atargatis und Autumn gaben sich die Klinke in die Hand (ohne weitere
Vorband). Leider war der Zeitpunkt unpassend, denn es fand ein weiterer
Metal-Gig in München an diesem Abend statt, und einen Tag später
sollte das Pagan-Fest sein (was sicher die Kohle so mancher junger Fans
komplett aufgebraucht hat). Somit fanden sich am Ende vielleicht an die
30 Zuschauer im Club ein, sodass man davon ausgehen darf, dass auch
Autumn nie wieder nach München kommen werden.
Atargatis
werden allerdings beim Helion-Festival am 24.10. noch’mal mit von der
Partie sein. Da ich von dieser Gothic-Metal-Band vorher noch nie gehört
habe, war es interessant, sich vorab schon’mal ein Bild machen zu können.
Als Frontelfe Stephanie auf die Bühne kam, hatte sie allein durch ihre
Erscheinung die Herzen der anwesenden männlichen Zuschauer erobert.
Dumm war nur, dass mir das nichts bringt. Der Sound war grottenschlecht
und von den Vocals hat man kaum was gehört. Ich hörte also eigentlich
nur ein hohes Fiepen; da ich die Songs vorher auch nicht kannte, konnte
ich nicht’mal einer imaginären Melodielinie folgen, was das Ganze
erleichtert hätte.... ab und zu (wenn sich Vibrato hinzugesellte) waren
die Töne mal länger, so dass man sich dann doch mal genussvoll auf dem
ein oder anderen Gesangspart tragen lassen konnte. Die restlichen
Musiker spielten sich die Finger wund und machten das Beste aus dem Gig.
Allein durch die gute Laune der Musiker und das engagierte und
extrovertierte Auftreten der Frontfrau schaffte es die Band, den Fans
trotzdem eine gute Zeit zu bescheren und sich langen Applaus zu erkämpfen.
Ich will trotzdem hoffen, dass der Sound beim Helion-Festival viel
besser sein wird, sodass man von der Musik dann vielleicht auch wirklich
mal was hört und versteht.
Die charmante Stephanie, die übrigens barfuss auf der Bühne stand,
stellte die Band als „aus Regensburg“ vor, erzählte, dass sie tags
zuvor in Frankfurt gespielt haben, und dass sie froh sind, wieder
zuhause zu sein. Auch der Bassist, der hin und wieder stimmliche Unterstützung
gab, wurde in den Pausen zwischen den Songs gesprächig und gab einige
spontane Kalauer zum besten. Der „Cheers“-Zuruf eines Fans wurde mit
Crematory-tiefem Gegrunze mit „Cheers of time“ kommentiert.
Später bedankte sich die Band bei den anwesenden Seref und René von
den Helion-Studios, da diese einen Song beigesteuert hatten, der dann
natürlich gleich gespielt wurde. Nach erneut viel Applaus und
Zugaberufen wurden mit dem Kommentar: „Na gut, ihr habt es nicht
anders verdient“ der letzte Song des Abends angestimmt.
Nun war
der Weg bzw. die Bühne frei für Autumn, die Symphonic-Metal-Band aus
den Niederlanden, deren neue Frontfrau Marjan nach dem Weggang der früheren
Sängerin Nienke in 2008 ein schweres Erbe antreten musste. Doch was
soll man sagen... Marjan ist sicher das Beste, was der Band passieren
konnte. Vielleicht kennt jemand „The Gathering“... stimmlich hat
Marjan mindestens das selbe drauf. Ihre Stimme ist so facettenreich,
dass sie wirklich beinahe alles singen kann. Außerdem hat ihre Stimme
einen gewissen Charakter. Sie ist in hohen Tonlagen nicht einfach nur
klar, sondern hat trotzdem noch eine leicht ausgefallen, eigene Note.
Alles, was sie singt, klingt sehr voll und klingend. Von traurigen
Passagen, über rockige Melodien bis hin zu hohem, voluminösem epischem
Gesang scheint ihr alles spielend leicht zu fallen. Außerdem strotzt
diese Frau nur so vor Selbstbewusstsein. Sie betritt die Bühne und ist
einfach omnipräsent. Sie spielt mit dem Publikum und schafft es
nebenbei noch, ihre Musiker durch ihre Blicke zu motivieren (der
Keyboarder war übrigens ein Aushilfsmusiker, der eingesprungen ist,
aber auch er hat ordentlich Stimmung auf der Bühne gemacht).
Marjan’s Mimik ist sowieso erwähnenswert. Kaum jemand hat so viele
ausgeprägte, verschiedene Gesichtsausdrücke... mal schelmisch, mal
leidend, mal mitreißend und gutgelaunt, mal flirtend, mal extrem
ernsthaft. Sehr unterhaltsam. Und in Verbindung mit der guten Musik und
der überragenden Gesangsleistung hatte man an diesem Abend die
Vollbedienung schlechthin. Mir war schon lange mal wieder danach
gewesen, live einfach mal verdammt guten Frauengesang zu hören (ohne,
dass die Stimme bei schwierigen Passagen wackelt oder sonst wie schwächelt)
und einfach genießen zu können. Marjan und Autumn haben mir den
Genuss verschafft. Diese Band werde ich mir bei jeder Gelegenheit gerne
wieder ansehen/anhören. Hier noch ein paar der Songs, die sie gespielt
haben (ohne Gewähr): Skydancer, Closest friends conspire, Forget to
remember, Satellites, Forget to remember, und etliche mehr.
So verließen auch Autumn nach sehr viel Applaus und langen Zugabe-Rufen
(die natürlich bedient wurden) die Bühne.
Da nur
diese beiden Bands gespielt haben, war der Konzertabend natürlich
relativ schnell zuende. Aber da die Qualität gestimmt hat, hat sich das
Kommen definitiv gelohnt.