Bavarian Battle 2011

Rosenheim, 15. Januar 2011

(Bericht: Twilightheart)

Am 15.Januar 2011 fand in Rosenheim erneut das winterliche „Bavarian Battle“- Kleinfestival statt. Der Zeitpunkt war günstig gewählt, bekam man in dieser Zeit doch kaum BM-Acts in Bayern zu sehen. Mit Dark Fortress, die sich in letzter Zeit ja etwas rar gemacht haben, hat sich das Bavarian Battle noch dazu einen klasse Headliner ins Boot geholt. Somit verwunderte es mich bei meiner Ankunft gegen 18 Uhr eigentlich kaum, dass sich eine unglaubliche lange Fanschlange vorm Lokschuppen gebildet hatte, obwohl der Einlass längst begonnen hatte. Wie schon im letzten Jahr hatte man Probleme, alle, die gekommen waren, in dem kleinen Club unterzubringen. Die Bandauswahl war einfach zu gut. Man war bereits dazu übergegangen, vorerst nur die Besucher reinzulassen, die Karten hatten oder reserviert hatten. Ob alle anderen auch noch reingekommen sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich hoffe es jetzt einfach mal. Sollte man Leute heimgeschickt haben, so bleibt fürs nächste Jahr sicher nur die Wahl einer größeren Location, auch wenn dann wohl leider der Super-Ticket-Preis von 12 EUR nicht mehr zu halten ist.

Fan außer Rand und Band:

Thorngoth sollten den schwarzen Reigen eröffnen. Der Veranstalter kündigte die Band gleich höchstpersönlich am Mikro auf der Bühne an (im übrigen eine spezielle Eigenart des BB... dieser Brauch ist ja ansonsten nahezu ausgestorben). Thorngoth kamen total relaxt auf die Bühne und zogen mit beinahe schon spielerischer Leichtigkeit ihr Set durch. Könnte man auch als Lustlosigkeit auslegen. Aber zumindest ihr Sänger, der mimisch immer ein Highlight ist, bot eine stimmlich hervorragende Leistung, auch wenn die tieferen Growlparts manchmal etwas leise durch die Boxen kamen. Dafür wummerten Bass und Bassdrum umso wuchtiger. Auch insgesamt machte die Klangqualität des Equipments dem Hörgenuss keinen allzu großen Strich durch die Rechnung. Gespielt wurden die Songs vom letzten Album „Leere“. 
Beinahe hätte man meinen können, diese Band wäre viel zu schade, um „nur“ den Opener zu machen. Aber da alle anderen Bands auch nicht übel sind, musste es ja einen treffen. Hier beim Bavarian Battle war der Eröffnungsjob auch kein undankbarer, denn der kleine Club war bereits gut gefüllt, es lag also an Band und Fans selbst, die Chance zu nutzen. Wenn auch nicht ganz gelungen, war es dennoch ein vollwertiger Gig für meinen persönlichen Geschmack, denn vor allem der Frontmann reißt es immer wieder raus. Selbst wenn er einen schlechten Tag hat, kann er durch sein naturgegebenes Können beim Growling jederzeit eine grundlegende schwarzmetallische Stimmung erzeugen. 

Odem Arcarum, die leider wie die meisten Bands nur ca. 40 Minuten Spielzeit hatten, sorgten gleich im Anschluss mit ihren anspruchsvollen Stücken für den nächsten Thrill. Viele knifflige und melodische Elemente machten ihre Musik interessant. Leider hatten sie anfangs sehr mit dem Sound zu kämpfen. Man merkte, dass sie sich selbst manchmal nicht richtig in dem Monitorboxen hörten. Die Fans verziehen es ihnen und hörten andächtig zu. Vor allem der Sänger/Gitarrist schien in die Materie vertieft, soweit man das durch den vielen Kunstnebel erkennen konnte, und so konnte die Band nach einem intensiven Gig entsprechenden Applaus von vielen (wenn auch nicht allen) einheimsen. 

Zu Thulcandra möchte ich wiedergeben, was ein Bekannter dazu zu sagen hatte. Jener meint, dass er sie mit "dieser fast schon ekelhaft offen zu Schau getragenen Kopie von Dissection als fast widerlich gut“ empfindet.
Nun, ich hatte die Band ja das erste Mal live auf dem Helion-Festival gehört, wo der Sound richtig mies war, die Ähnlichkeiten zu Dissection (bzw. überhaupt irgend was Nachvollziehbares) also nur mit viel Fantasie zu hören waren. Konnte also nur besser werden. So war es dann zum Glück auch (wenngleich die Band wieder, wie schon auf dem Helion, zugenebelt war, als würde ihnen irgend was daran liegen, sich im Zweifelsfall im Kunstnebel verstecken zu können). Mit viel Spielfreude im Bauch kamen die Jungs auf die Bühne und legten mit „Night Eternal“ und „Fallen Angels Dominion“ los. Die Ähnlichkeit zu den Dissection-Songs (denen man jeweils immer genau anhört, welcher Originaltitel als „Inspiration“ zugrunde lag) ist natürlich frappierend und man möchte wirklich immer zwischen „absolute Frechheit, sich so was zu trauen“ und „schön, dass das Vermächtnis von Dissection damit ein klein wenig am Leben gehalten wird“ schwanken. Was man der Band allerdings zugute halten muss, ist, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen, allen voran Frontmann Steffen, der die Stücke (und auch die Originale) wahrscheinlich rückwärts im Schlaf spielen kann. 

Es folgten „Frozen Kingdom“ und „Everlasting Fire”. Zu dumm, dass Steffen irgendwann mitten im Gig durch einen „Unfall“ seine eigene Gitarre verstimmt hatte, so dass sich einem an bestimmten Stellen (die eigentlich hätten durch den klaren, dominanten Gitarrensound leben sollen) jedes Mal die Zehennägel umkrempelten, wenn es so falsch bzw. verstimmt klang. Nach dem Gig wollte natürlich erklärt sein, warum man nicht schnell in einer 2-minütigen Pause o.a. die Instrumente nachgestimmt hat. Steffen hatte dazu zu sagen, dass er das bei seiner anderen Band „Obscura“ mit Sicherheit gemacht hätte, weil dies die „ernste“ Band sei. Thulcandra hingegen dienen der reinen Spielfreude: rauf auf die Bühne und schreddern, was das Zeug hält. Insofern hat man eben einfach durchgezogen, trotz aller Widrigkeiten. „Spirit of the Night” und “The Somberlain” (hier wurde leider im wichtigsten Teil ein falscher Text gesprochen...)  waren die letzten Songs des ansonsten durchaus gelungenen Gigs, vor allem stimmlich hat Steffen voll überzeugt. Der satte Applaus hinterher war dann sicherlich nicht nur für den Auftritt, sondern auch für die lockere Interaktion mit dem Publikum. Steffen hat sich mit seiner einnehmenden Art wahrscheinlich wieder einige neue Fans angelacht, die sich das reichlich oft angepriesene Debütalbum der Band dann hoffentlich auch am Merch-Stand gekauft haben. Man headbangte ausgiebig und die gute Stimmung bei Band und Fans war maßgebend für die folgenden Acts.

Vor Sear Bliss kam der Veranstalter wieder auf die Bühne. Wahrscheinlich um auch für die Folgejahre die Qualität der Bandauswahl zu sichern, fragte er nach, wer alles wegen Sear Bliss gekommen war (das gleiche dann aber auch für die anderen Headliner) bzw. wie viele aus Österreich gekommen sind, wie viele aus Deutschland, aus der Schweiz etc. Finde ich durchaus legitim. Warum nicht Marktforschung direkt von Angesicht zu Angesicht mit den Fans betreiben? 
Im übrigen gab es auch wieder eine Verlosung von Konzerttickets, an der jeder Käufer einer BB-Eintrittskarte teilnehmen konnte. Auf diese Verlosung wurde ebenfalls von der Bühne aus gesondert hingewiesen. 

Und dann konnten Sear Bliss aus Ungarn, wegen derer doch ein für mich unerwartet großer Teil des Publikums gekommen war, ihre Show starten. Mit ihrem Mix aus auch unüblichen Elementen und Instrumentierungen (Trompete...), sorgten sie bei vielen für leuchtende Augen. Das Konzept der Band scheint anzukommen, auch waren die Herren unglaublich ernsthaft bei der Sache. Sie knieten sich heftig rein und einige der anwesenden Fans schienen komplett fasziniert zu sein. Ein kleines Highlight war ein unerwartetes, spontanes Drum-Solo, welches eingelegt wurde, als ein anderer Musiker Probleme mit seinem Instrument hatte. Spielerisch waren Sear Bliss top und man muss ihren Auftritt als sehr gelungen bezeichnen. 

Zu Dark Fortress, die glücklicherweise eine viel längere Spielzeit hatten als die Vorgänger, bleibt eigentlich in  erster Linie nur eins zu sagen: Sie kamen, sahen und siegten. Nach dem Intro „Sycamore Trees” legten sie mit “The Valley” los, heizten sich sofort von null auf hundert rauf und man sah überall im Club nur noch Matten kreisen. Der qualitative Unterschied zu den Vorgängerbands war bezeichnend. Alles klang und floss wie selbstverständlich ineinander, und trotz der Wucht der Klangmassen war alles harmonisch und perfekt. Es war wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vor ein paar Jahren, als Dark Fortress öfter live unterwegs waren, war man ja relativ verwöhnt und nahm die 1A-Qualität natürlich als gegeben hin. Aber hier jetzt, im direkten Vergleich zu den anderen Bands (und durch die lange Zeit der Abstinenz von ihren Live-Gigs) wurde es einem direkt bewusst, was für ein (immer noch zu wenig beachtetes) Juwel die Band eigentlich ist. 

Da haben die Bayern sicher auch Glück, dass Dark Fortress ihre Wurzeln in Landshut haben. Wer weiß ob sie (kämen sie woanders her und hätten nicht aus der Vergangenheit die Verbindung zu Land und Leuten) überhaupt noch vor relativ kleinem Publikum auftreten würden (schließlich haben sie schon bei etlichen Events vor mehreren Tausenden gespielt). Dies im Sinn, blieb mir nur, den Gig so richtig zu genießen: den Sound, den Aufbau der Songs mit allen Details, das streckenweise fast perfekte Spiel, die Hingabe auf der Bühne, die stimmliche Präsenz des Frontmanns, die einem hätte Schauer über den Rücken jagen können, sowie die ganze Atmosphäre von schwarzmetallischer Besonderheit auf der Bühne. Es wurde sogar „Ghastly Indoctrination” gespielt, der vorher noch nie live gespielt wurde. “Self Mutilation”, “Osiris”, “Like A Somnambulist in Daylight's Fire”, “Ylem” und “The Silver Gate” folgten und es gab kaum Atempausen. Das Publikum zog mit, die Stimmung war am Kochen, die Nackenmuskeln wurden vehement trainiert. Morean brauchte nur einmal tief ins Mikro zu röhren, und schon war man wieder bereit, aus sich herauszugehen. 

„When 1000 Crypts Awake”, “Pilgrim of the Nightly Spheres” und (natürlich nur schwerlich wegzudenken) “CataWomb” folgten. Neben „Cohorror” gab es als Zugabe noch “Baphomet”, nach welchem die Fans schon rufenderweise verlangt hatten, wohlwissend, dass es beinahe schon zur Tradition avanciert ist, diesen Song gegen Ende des Gigs noch einmal richtig ausladend zu zelebrieren. Selbst oben auf dem Balkon gaben sich Musiker der anderen Bands die Ehre und headbangten berauscht. 

Alles in allem war es also ein Hochgenuss. Das kleine Bavarian Battle hat es mal wieder geschafft, seine Besucher zu begeistern. Am Schluss wurden dann auch noch die Gewinner der Verlosung aufgerufen, wenngleich auch einer davon nicht kam (oder nicht auf die Bühne wollte?), auch hatte man schon im Laufe des Festivals T-Shirts verschenkt. 

Genau wie im letzten Jahr hat beim 2011er BB eine ungemein relaxte Atmosphäre unter den Besuchern von Weit und Fern vorgeherrscht. Egal, wie wenig Platz es auf Flur (z.B. am Merchandise-Stand) und Brettern gab (Dark Fortress z.B. konnten sich kaum einen Meter von ihren Instrumenten fortbewegen), es ging trotzdem nicht zu Lasten der Stimmung und Hingabe. Quality Black Metal meets underground flair. Immer wieder gerne!

Die Verlosung:

 

Fotos aller Bands findet ihr in den "Festival photos".

 

 

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