Karfreitag!
Der perfekte Tag für Blasphemie! Nur wo? In Bayern und anderen Teilen
Deutschlands ist generelles Veranstaltungsverbot an diesem Tag,
zumindest für Konzerte aller Art. An Metal ist da gleich gar nicht zu
denken. Doch nicht umsonst ist Österreich direkt um die Ecke. Genau am
21. spielten dort Eminenz und Reign in Blood aus Deutschland und
Blodsrit aus Schweden. Da fiel es schwer, fernzubleiben. Es stürmte und
regnete zwar den ganzen Tag, dass man am liebsten im Warmen geblieben wäre,
aber was ein echter Black-Metaller ist, der ist dann doch lieber in den
frostigen Katakomben des „Cave“-Clubs in Salzburg (wer den Club
nicht kennt: es ist eine Art Höhle im Berg mit verzweigten Gängen aus
Mauersteinen, und selbst im heissesten Sommer ist es dort drin noch
kalt, und bei schlechtem Wetter ist es dort drin EISIG). Aber die
Location ist einfach kultig. Kaum ein Club passt vom rohen Ambiente her
besser zu BM-Gigs. Ausserdem ist der Sound außergewöhnlich, denn es
hallt von den Wänden zurück und selbst bei schlechtem Sound hat man
noch einen gewissen Effekt, der das ganze angenehmer macht.
Den
Abend eröffnete eine österreichische Lokalband namens „Nebelcult“.
Sie spielen Black Metal und sind so neu und "Underground",
dass man nicht’mal eine Webseite o.a. von ihnen findet. Es handelte
sich um vorwiegend jüngere Bandmitglieder, deren Frontmann allerdings
eine etwas reifere Ausstrahlung hatte und der viel Wert auf grimme Mimik
beim Singen legte. In den Songs wird vor allem Wert auf Schnelligkeit
gelegt, während die Basslinien und Gitarrenriffs eher einfach gehalten
sind. Dazu jagende Drums und natürlich Growling.
In der Mitte des Gigs wurde ein kleiner Blut-Ritus abgehalten. Das
Verhalten einiger Bands scheint Schule zu machen und die Nachahmung von
deren Ideen scheint fast schon zum guten Ton zu gehören. So goss sich
der Sänger der Band Blut in’s Gesicht und seinen Musikern auch
gleich.
Die Band konnte ihren Gig nicht ganz wie geplant zu Ende bringen. Da
alles relativ spät anfing, denke ich, man war bereits da unter
Zeitdruck. Man beriet sich also kurz und spielte am Ende noch schnell
ein kurzes, schnelles und eingängiges Stück.
Nun
wurde es um einige Kaliber gewaltiger. "Reign in Blood"
aus deutschen Landen betraten die Bühne und legten sofort mit Wucht und
Selbstbewusstsein los. Routiniert und ihre ganze Erfahrung nutzend
konnte die Band die anwesenden Metaller sofort für sich einnehmen. Während
beim Gig der ersten Band nur ein befreundeter Musiker in der ersten
Reihe headbängte, waren es bei Reign in Blood schon einige mehr. Leider
hatte man das Gefühl, dass der Sound jede viertel Stunde schlechter
wurde. Die Fans riefen der Band sogar zu, dass man z.B. die rechte
Gitarre nicht hört, und irgendwann war auch das Mikro für die Vocals
total ausgefallen. Aber dafür rissen die Songs der Band ordentlich mit.
Der Schlagzeuger machte übrigens optisch richtig was her. Mit
rasselnden Ketten am Outfit zog er durch seine Mimik eh schon die Blicke
auf sich, aber dann trommelte er ab-und zu auch noch im Stehen, so dass
er die gewünschte Beachtung auch bekam.
Den Musikern schienen übrigens auch die Monitore Probleme zu bereiten,
denn es gab etliche Missklänge, auch wenn die Musiker dies mit ihrer
Erfahrung bzw. irren Gitarrensoli zu überspielen versuchten. Gegen Ende
des Gigs kam dann auch so was wie ein Soundtechniker auf die Bühne und
schaute, wie es zu dem schlechten Sound kommt. Aber wahrscheinlich sah
er, dass nichts mehr zu retten war, denn er ging einfach wieder.
In der ersten Reihe standen übrigens (wie so oft in Salzburg) nur Münchner
Fans. Lauter bekannte Gesichter.
Wie
sich später herausstellte, hatten Blodsrit mit Eminenz die Spielzeiten
getauscht. Eigentlich sollten wohl Eminenz Headliner sein, da sie in
Deutschland bekannter sind. Aber ich bin natürlich auch einverstanden
damit, wenn die schwedischen Gäste den Headliner-Platz bekommen.
Also
kamen nun "Eminenz" auf die Bühne und merkten wohl
schon beim kurzen Antesten der Instrumente, dass hier soundtechnisch
Hopfen und Malz verloren sind.
Einer
der beiden Gitarristen versuchte vergeblich, noch etwas zu verbessern
und fummelte da eine ganze Weile an der Gitarre rum. Schließlich
reichte es dem Drummer und er brüllte: „Spiel !!!!“ und legte
selbst los. So begann die Band, die selbst nicht gern als Black-Metal-Band
bezeichnet wird, hymnisch mit „Sink in Oblivion“. Kraftvoll kam der
Song rüber, obwohl die Vocals erstmal ganz weg waren und auch später,
als man sie wieder hörte, total verkorkst waren, da das Mikro einen
Knacks weghatte und man das Growling nur noch als gekrächzten Geräuschebrei
hörte. Ganz schlimm. Mit gutem Bühnenequipment von seiten des Clubs hätte
es ein gigantischer Gig werden können, denn die Band hatte eine gewisse
Wut im Bauch und kam wirklich beeindruckend rüber, aber durch den
schlechten Sound hatte das ganze einen wirklich schrecklichen
Beigeschmack. Die Fans waren trotzdem in ihrem Element, man bängte, was
das Zeug hielt. Es folgten „Triumph of the nightforce“, „Return
of the four horsemen“ und „Praise the death“.
Ich
überlegte die ganze Zeit, woher mir der neue Drummer so bekannt
vorkommt. Was heißt neu, er ist auch schon seit 2 Jahren dabei, aber da
ich Eminenz seit dieser Zeit nicht live gesehen habe, habe ich die
Wechsel im Line-Up nicht mitbekommen. Als es mir wieder einfiel, woher
ich den Schlagzeuger kenne, war ich erstmal baff. Es ist Asmon von der
Band "Fabula", die diejenigen unter euch kennen müßten, die
sich ab-und zu auf Mittelalter-Events Sackpfeifenmusik anhören. Außerdem
spielt er in einer Band, die mir einst viel bedeutete (und die übrigens
nie live auftritt): Rimmersgard. Und nun bei Eminenz. Klasse! Als
Vollblut-Drummer wie er einer ist, kann er nur eine Bereicherung für
die Band sein.
Weiter ging es mit „Dark millenium“, „Infernal majesty“ und
passend zur Oster-Blasphemie „Jesus wept nevermore“. Sus an den
Keyboards machte ordentlich Stimmung und die Fans kamen ebenfalls
richtig in Fahrt. Einige konnten auch die Texte mitsingen. Leviathan am
Mikrofon brüllte wie ein Stier, obwohl wie gesagt, die Technik dem
ganzen einen Dämpfer aufsetzte. Der Tontechniker sprang ständig
irgendwo auf der Bühne rum und richtete hier und da mal etwas, aber
wirklich besser wurde nichts. Schade.
Es folgten noch „Exorial“ und eine Zugabe, und dann war auch dieser
Gig leider schon wieder vorüber.
Fast
genau so lange wie Eminenz gibt es die schwedischen
Black-Metal-Urgesteine von "Blodsrit", die nun die
Headliner-Position innehatten.
Das witzige war, dass alle, die sich vor dem Gig über Blodsrit
unterhielten und sie 2005 bei dem Gig in München gesehen hatten, sich
an sie erinnern konnten. Aber nicht unbedingt wegen der Musik, sondern
weil der Sänger damals sturzbetrunken gewesen war und im „Titanic
City“ von der Bühne gefallen war. Aber er war so „glücklich“
gefallen, dass er direkt wieder auf den Füßen gelandet war.
Nun, hier in Salzburg schien er nicht allzu betrunken zu sein, was dem
Gig sehr gut tat. Zwar war der 2005er Gig in München auch ein
besonderer Gig gewesen, einfach weil Naahz im Suff auf der Bühne so
unglaubliche Grimassen gezogen hatte, wie es die bösesten BMler nicht
hinbekommen, aber hier in Salzburg war es einfach musikalisch besser und
kam auch viel ernsthafter rüber, weil Naahz sich auf’s Singen
konzentrierte und auch nicht ständig das Gesicht verzog. Naja, ein
bisschen schwankte er schon, auch bezeichnete er seinen Whiskey als
„Drink of the day“ und laberte allerlei unnützes Zeug, wie z.B.
dass die Band direkt hiernach nach Schweden zurückkehrt, in die
geliebte Heimat. Keine Ahnung, ob das irgendwen interessiert hat. Aber
dafür kann dieser Mann growlen, dass einem Angst und Bange wird. Zwar
wurden auch hier nach jedem Song Monitore und Instrumente
nachkorrigiert, um dem schlechten Sound wenigstens etwas zu entgehen,
aber was das Growling von Naahz betrifft, so wäre das wohl auch ohne
Mikro brachial rübergekommen. Der Mann ist einfach ein Tier an den
Vocals.
Folgende Songs waren unter anderem auf jeden Fall auf der Setliste:
Hinterland, The rape of vestal purity, Jord, In melancholy..., Vid
livets slut, Praise suicide, Sverige, Into nothingness, The glorious
rise of the flames und I sorg, för syndens saknad.
Naahz versuchte sein Bestes, um mit dem Publikum zu kommunizieren, auch
wenn es dabei immer nur um Alkohol ging. Der Gitarrist, der mit einem
Fan anstoßen wollte, zerbrach dabei direkt seine Flasche. An Fannähe
fehlte es wirklich nicht. Ein Fan durfte bei einem Song sogar mit auf
die Bühne und hat dort mit der Band zusammen abgerockt.
Sogar einige ansonsten für BM untypische „Hey hey“-Rufe gab es, und
Naahz machte direkt mit. Aber trotz ein paar komischer Gesten war es
insgesamt eine runde Sache und ein
guter Gig und somit war Ostern auf BM-Art gerettet.
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