Commander,
Festering Saliva, Ad Vesperum,
Per Capita, Over your threshold
München, 4. April 2009
(Bericht: Twilightheart)
Am
4. April stieg in München ein Death-Metal-Abend, der von einem Musiker
der Münchner Band "Commander" veranstaltet wurde (und von
Mitgliedern des „Vereins zur Förderung des Heavy Metal in Bayern“
unterstützt wurde). Für nur 7,- EUR (bzw. 5,- für Vereinsmitglieder)
gab es fünf Bands auf die Ohren. Klar, an diesem Samstag gab es noch
andere Metal-Veranstaltungen in München und es spielten mehrere hochkarätige
Metal-Bands bzw. –Veteranen in den großen Hallen (allerdings wohl
bezügl. des Eintrittspreisniveaus erst ab 40,- EUR aufwärts), so dass
es beinahe erstaunlich ist, dass letztendlich doch an die 70 Leute im
Orangehouse waren, um dem Untergrund zu fröhnen. Als
ich im Club ankam, spielten „Over your threshold“ bereits,
eine Death/Thrash-Band aus München. An die 50 Leute waren bereits
anwesend, aber noch lauschten die meisten ihnen aus 3 Meter
„Sicherheitsabstand“ zur Bühne. An den „Explicit Death
Metal“-Shirts vieler Anwesender konnte man erkennen, dass wohl doch
die meisten wegen Festering Saliva gekommen waren. Von “Over your threshold” habe ich zwar nicht alles gesehen, da sie bereits spielten, als ich ankam, aber hier kann man wenigstens sagen, dass dies dadurch “zwangsweise” so war. Auf die nun folgende Band verzichtete ich nach 2 Songs ehrlichgesagt freiwillig. Ein paar Kerle mit Mützen, Jeans und kurzen Haaren kamen auf die Bühne, starteten entsetzlichen Krach mit rotzigem Growling dazu und liefen wie die amerikanischen Bands zur Musik einfach ziellos auf der Bühne herum. Die Stilrichtung nennt sich „Crustcore“, wie ich mir sagen ließ, und die Band heisst „Per Capita“. Als Abwechslung an einem Death-Abend sicher für viele eine willkommene Überraschung... aber ich konnte es nicht ertragen (sorry) und suchte erst’mal das Weite. Ad
Vesperum (ein weiterer Bandname, der mir vorher gar nichts sagte)
standen als nächstes auf dem Programm. Und siehe da, vor der Bühne war
es voll, als sie den Gig begannen. Sie hatten, wie es schien,
scharenweise Freunde vor der Bühne stehen, die auch ab dem ersten Track
abfeierten. Die recht junge Band spielt laut Flyer melodischen
Death-Metal, wobei ich das Wort „melodisch“ jetzt nur den Keyboard-
Untermalungen zuordnen würde, die die Keyboarderin zum besten gab,
alles andere war doch eher knallharter, headbang-tauglicher Death mit
BM-Einschlag. Vor allem das Growling war stark (tief und engagiert) und
das Riffing war ansteckend. Roland,
böseste Death-Frontsau der Münchner Umgebung, und seine Mannen
enterten nun die Bühne und sorgten für die nächste dreiviertel Stunde
für das Highlight des Abends. Mit „Realm of the forgotten” begannen
„Festering Saliva“ ihren kompromisslosen Gig. Da wurde getrümmert,
gesplattert, gemörtelt, geröhrt, gesägt, gemosht, gefrickelt und überhaupt....
Selten habe ich in letzter Zeit ein Band live gesehen, die so viel Spaß
auf der Bühne hatte. Zu diesem trugen natürlich auch die Fans bei, die
alle bester Stimmung waren und nicht nur sofort exzessiv mitgingen,
sondern auch mit der Band scherzten. Jonas mit seinem quietschbunten
Shirt musste sich natürlich (wie immer) als schwuler Drummer bezeichnen
lassen (was ihn freilich kalt lässt, weiß er doch, dass die Girls ihm
im „wahren Leben“ zu Füßen liegen) und der Herr Bassist (vom
Verein zur Förderung des Heavy Metal in Bayern) durfte sich immer mal
wieder ein nettgemeintes „Scheiß Bassist!“ anhören. Roland, der an
diesem Abend keine Hemmungen hatte (und damit meine ich nicht nur das
Rumgerülpse) tat ein übriges und machte sein Musiker auf jede
erdenkliche Weise an, sobald er einmal in Rage war. Die gute Stimmung
auf der Bühne zusammen mit dem tiefen, endgeilen Gegrunze von Roland
und dem perfekten Spiel der anderen Musiker machten den Gig einzigartig.
Der neue Gitarrist Danny (der Teil des lustigen „Bandmitglied wechsel
dich“-Spiels unter Münchner Musikern ist, spielte er doch schon in
Haggard, Commander und wer weiß wo noch) machte seine Sache verdammt
gut (zwar ist das Fehlen von Ex-Gitarrist Christoph bitter, aber der
Nachfolger macht ihm alle Ehre). Auch Jonas am Schlagzeug war mal wieder
ein kleiner Teufel und knüppelte und trommelte sich fehlerfrei durch
die Tempiwechsel und Mörder-Passagen der Songs.... und da das
Schlagzeug so schön mittig auf der Bühne stand, konnte man richtig schön
zuschauen und das Getrümmer genießen. Commander
hatten es hiernach anfangs beinahe schwer, mitzuhalten. Auch hatten
einige Besucher den Club schon verlassen (und Mainstream- Publikum
gesellte sich stattdessen hinzu). Aber auch Commander schafften es
letztendlich durch hingebungsvollen Einsatz, die Menge noch’mal
ordentlich zum moshen zu bringen. Bei bestem Sound spielten sie
hervorragend. Fotos: FESTERING SALIVA
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