Commander, Festering Saliva, Ad Vesperum, 
Per Capita, Over your threshold

München, 4. April 2009

(Bericht: Twilightheart)

Am 4. April stieg in München ein Death-Metal-Abend, der von einem Musiker der Münchner Band "Commander" veranstaltet wurde (und von Mitgliedern des „Vereins zur Förderung des Heavy Metal in Bayern“ unterstützt wurde). Für nur 7,- EUR (bzw. 5,- für Vereinsmitglieder) gab es fünf Bands auf die Ohren. Klar, an diesem Samstag gab es noch andere Metal-Veranstaltungen in München und es spielten mehrere hochkarätige Metal-Bands bzw. –Veteranen in den großen Hallen (allerdings wohl bezügl. des Eintrittspreisniveaus erst ab 40,- EUR aufwärts), so dass es beinahe erstaunlich ist, dass letztendlich doch an die 70 Leute im Orangehouse waren, um dem Untergrund zu fröhnen. 
Mir persönlich fiel die Entscheidung nicht schwer, denn Co-Headliner „Festering Saliva“ (die unter meinen Death-Favouriten recht weit oben rangieren) habe ich in 2007 das letzte Mal gesehen, es war also dringend mal wieder an der Zeit, zumal die Band sich leider permanent rar macht....

Als ich im Club ankam, spielten „Over your threshold“ bereits, eine Death/Thrash-Band aus München. An die 50 Leute waren bereits anwesend, aber noch lauschten die meisten ihnen aus 3 Meter „Sicherheitsabstand“ zur Bühne. An den „Explicit Death Metal“-Shirts vieler Anwesender konnte man erkennen, dass wohl doch die meisten wegen Festering Saliva gekommen waren.
Man hörte gleich, dass der Sound im Club an diesem Abend ziemlich gut war, insofern hatten es „Over your threshold“ leicht, souverän vorzulegen. Das Growling war ordentlich und der Frontmann bedankte sich dann auch, dass so viele „pünktlich“ gekommen sind, um sie zu sehen. Und obwohl seine Aufforderung, näher an die Bühne zu kommen, zuerst lange Zeit ungehört blieb, gab es zumindest nach jedem Song Applaus aus allen Richtungen. 

Von “Over your threshold” habe ich zwar nicht alles gesehen, da sie bereits spielten, als ich ankam, aber hier kann man wenigstens sagen, dass dies dadurch “zwangsweise” so war. Auf die nun folgende Band verzichtete ich nach 2 Songs ehrlichgesagt freiwillig. Ein paar Kerle mit Mützen, Jeans und kurzen Haaren kamen auf die Bühne, starteten entsetzlichen Krach mit rotzigem Growling dazu und liefen wie die amerikanischen Bands zur Musik einfach ziellos auf der Bühne herum. Die Stilrichtung nennt sich „Crustcore“, wie ich mir sagen ließ, und die Band heisst „Per Capita“. Als Abwechslung an einem Death-Abend sicher für viele eine willkommene Überraschung...  aber ich konnte es nicht ertragen (sorry) und suchte erst’mal das Weite.

Ad Vesperum (ein weiterer Bandname, der mir vorher gar nichts sagte) standen als nächstes auf dem Programm. Und siehe da, vor der Bühne war es voll, als sie den Gig begannen. Sie hatten, wie es schien, scharenweise Freunde vor der Bühne stehen, die auch ab dem ersten Track abfeierten. Die recht junge Band spielt laut Flyer melodischen Death-Metal, wobei ich das Wort „melodisch“ jetzt nur den Keyboard- Untermalungen zuordnen würde, die die Keyboarderin zum besten gab, alles andere war doch eher knallharter, headbang-tauglicher Death mit BM-Einschlag. Vor allem das Growling war stark (tief und engagiert) und das Riffing war ansteckend.
Trotz einiger Soundschwierigkeiten schaffte es die Band, allein durch ihr selbstbewusstes Auftreten die Stimmung oben zu halten. Sie mussten niemanden animieren oder zu mehr Action auffordern, das geschah alles wie von selbst. Das Mikro des Fronters war für meinen Geschmack zu leise, was schade war, da er wie bereits gesagt eine angenehm tiefe Röhre hat.
Gegen Ende des Gigs holte man sich für einen Song noch stimmliche Unterstützung mit auf die Bühne, so dass hier abwechselnd gekreischt (Gast) und gegrowlt (Sänger) werden konnte. 

Roland, böseste Death-Frontsau der Münchner Umgebung, und seine Mannen enterten nun die Bühne und sorgten für die nächste dreiviertel Stunde für das Highlight des Abends. Mit „Realm of the forgotten” begannen „Festering Saliva“ ihren kompromisslosen Gig. Da wurde getrümmert, gesplattert, gemörtelt, geröhrt, gesägt, gemosht, gefrickelt und überhaupt.... Selten habe ich in letzter Zeit ein Band live gesehen, die so viel Spaß auf der Bühne hatte. Zu diesem trugen natürlich auch die Fans bei, die alle bester Stimmung waren und nicht nur sofort exzessiv mitgingen, sondern auch mit der Band scherzten. Jonas mit seinem quietschbunten Shirt musste sich natürlich (wie immer) als schwuler Drummer bezeichnen lassen (was ihn freilich kalt lässt, weiß er doch, dass die Girls ihm im „wahren Leben“ zu Füßen liegen) und der Herr Bassist (vom Verein zur Förderung des Heavy Metal in Bayern) durfte sich immer mal wieder ein nettgemeintes „Scheiß Bassist!“ anhören. Roland, der an diesem Abend keine Hemmungen hatte (und damit meine ich nicht nur das Rumgerülpse) tat ein übriges und machte sein Musiker auf jede erdenkliche Weise an, sobald er einmal in Rage war. Die gute Stimmung auf der Bühne zusammen mit dem tiefen, endgeilen Gegrunze von Roland und dem perfekten Spiel der anderen Musiker machten den Gig einzigartig. Der neue Gitarrist Danny (der Teil des lustigen „Bandmitglied wechsel dich“-Spiels unter Münchner Musikern ist, spielte er doch schon in Haggard, Commander und wer weiß wo noch) machte seine Sache verdammt gut (zwar ist das Fehlen von Ex-Gitarrist Christoph bitter, aber der Nachfolger macht ihm alle Ehre). Auch Jonas am Schlagzeug war mal wieder ein kleiner Teufel und knüppelte und trommelte sich fehlerfrei durch die Tempiwechsel und Mörder-Passagen der Songs.... und da das Schlagzeug so schön mittig auf der Bühne stand, konnte man richtig schön zuschauen und das Getrümmer genießen.
Gespielt wurden noch der Military Song, Don’t stare (ein inzwischen nicht mehr ganz so neuer Song, der aber auf noch keinem Album erschienen ist), The Isle of nightmares, Drowning in a pond of fear, Heartwork (ein Carcass-Cover), Sworn (ein ebenfalls noch nicht erschienener Song von 2007) und Reasonless Hate. Zu mehr war leider keine Zeit. Zu schade! Von mir aus hätte der Gig 2 Stunden dauern können. Festering Saliva bzw. ihre Präzision und Leidenschaft auf der Bühne sind einfach nur Kult.

Commander hatten es hiernach anfangs beinahe schwer, mitzuhalten. Auch hatten einige Besucher den Club schon verlassen (und Mainstream- Publikum gesellte sich stattdessen hinzu). Aber auch Commander schafften es letztendlich durch hingebungsvollen Einsatz, die Menge noch’mal ordentlich zum moshen zu bringen. Bei bestem Sound spielten sie hervorragend.
Vor „Dead but alive“ bedankten sie sich bei allen anderen Bands des Abends (wobei „Festering Saliva“ als „Schwestern im Herzen“ tituliert wurden) und prosteten ihnen gemeinsam mit den Fans zu.
Auch Commander waren gut drauf und reagierten auf ihr Publikum. So kam es, dass sie am Ende des Gigs (nach den bereits eingeplanten Zugaben) für eine weitere Zugabe auf die Bühne zurückkamen und Sänger Nick sich wirklich wunderte, dass soviel Zuspruch im sonst so spröden München tatsächlich möglich ist. Nun ja, da sie in 2009 nur ausgewählte Gigs spielen wollen, gönne ich es ihnen, dass sie sich an diesem Abend mal richtig austoben konnten und die Fans das auch mit viel Applaus honoriert haben.
Alles in allem war’s ein cooler Abend! Mehr davon!

Fotos:

FESTERING SALIVA
COMMANDER
AD VESPERUM
OVER YOUR THRESHOLD

 

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