Typisch Münchner
Umgebung! Wie immer fanden zwei interessante Events am selben Tag statt.
Einmal eine pagan-lastige Veranstaltung in Rosenheim, und einmal Black
Metal in München. Da war es richtig schwer, sich zu entscheiden.
Letztendlich zogen mich verschiedene Umstände doch eher zu
Endstille.
Dank der Tatsache, dass das Event verspätet begann, habe ich sogar die
Vorband vollständig gesehen. Und diese war eine echte Überraschung! Da
stand doch tatsächlich der Veranstalter des „Apocalypse Festivals“
(Schrobenhausen) vor mir auf der Bühne. Aha, er hat also eine Black
Metal Band. "In conspectu mortis" nennt sich diese. Und
in diesem Moment kam es mir fast so vor, als würden alle anwesenden 150
Besucher die Band bereits kennen, denn die Band wurde ab dem ersten Takt
bejubelt. Später klärte sich dann auch, warum. Er ist auch noch
Vorstand der "Metal Maniacs Schrobenhausen" und hat
wahrscheinlich den gesamten Verein mitgebracht.
"In conspectu mortis" spielten
Black Metal vom Feinsten. Böser, fieser Kreisch-BM. Klar, da gibt es
vom Songwriting her natürlich ausgereifteres, aber allein der Gesang
hat mich schwer beeindruckt. Vokalist "Zorn" (oder in seiner
Funktion als Boss der Metal Maniacs auch einfach "Bernd") kann
beinahe so intensiv kreischen wie der Sänger von Morrigan, ich dachte
im ersten Moment wirklich, ich höre schlecht. Doch es war keine Sinnestäuschung,
er hatte es wirklich drauf. Leider gab es gleich nach dem ersten Song
„Start a war“ eine kurze Unterbrechung wegen Problemen mit der
Technik bzw. dem Equipment. Das scheint im „Backstage“-Club jedes
Mal zu passieren, wenn ich da bin. Kann mich nicht erinnern, dass da mal
ein Abend lang alles in Ordnung war. Meist war es das Schlagzeug, was
Probleme machte. Auch später während des Gigs gab es immer mal wieder
einen dauerhaften Pfeifton, der sich wohl einfach nicht abstellen ließ.
Doch keins der Probleme konnte beim Publikum ein Wässerchen trüben.
Die Band wurde wie wild gefeiert, abfotografiert, mit Zurufen (die
eindeutig von den Mitgliedern der „Metal Maniacs Schrobenhausen"
stammten) und Gesten angefeuert und am Ende wurden vehement Zugaben
gefordert. Insgesamt spielte die Band 6 Songs, davon hatten einige so
wohlklingende Titel wie „Wisdom for mankind“, „Recreate“ oder
„Between the buried“.
Ich habe jedenfalls Lust auf mehr bekommen und werde wohl mal in das
erste Album der Band reinhören, wenn es veröffentlicht wird.
Jetzt fällt es mir fast
schwer, abzuschätzen, welcher Band des Abends mehr Sympathien gehörten.
Denn auch Sycronomica gehörten die Herzen der Anwesenden ab dem
ersten Takt. Da macht man sich Sorgen, ob die Melodic-Black-Metaller
nicht zu oft in München spielen, aber irgendwie erlebt man es nie, dass
die Einheimischen die Band im Stich lassen. Und so herrschte auch an
diesem Abend eine unglaubliche Stimmung im Club. Nach dem Intro (In the
distance) gab die Band als erstes zwei deutschsprachige Songs zum
besten, „Von Anfang und Ende“ und „Für die Ewigkeit“. Auch bei
diesem Gig schlich sich dieser nervige Pfeifton ab- und zu mal ein, zum
Glück immer nur kurz. Aber im grossen und ganzen war der Sound besser
als bei der Vorband. Nach „Creations of mine“ wurden schon die
ersten Sprüche der „Metal Maniacs Schrobenhausen" laut, in die
die Band dann auch voll einstieg. Die Verbundenheit zum Publikum kann
Sycronomica wohl keiner mehr nehmen.
Nun gab es noch eine Überraschung, denn es wurde ein brandneuer Song
namens „The call“ vorgestellt, den Sänger Olli mit dem Worten „Now
listen to The Call“ ankündigte. Der Song ist typischer
Sycronomica-Stil, nur weitaus ausgereifter als manch alter Song der
Band. Man darf also auf ein neues Album gespannt sein, auch wenn es wohl
noch eine ganze Weile dauern wird, bis es fertig ist.
Ein wenig Wehmut schwang bei dem Gig wohl auch mit, denn einige Musiker
werden die Band ja verlassen, z.B. der Bassist. Rein was sein Können
und sein Stage-Acting betrifft, ist das schade, denn er ist wirklich ein
Tier auf der Bühne. Die Professionalität läuft ihm aus allen Poren
heraus. Dabei hatte ich mich gerade dran gewöhnt, dass er „der
Neue“ in der Band ist. Nun ja, das einzig Beständige ist die Veränderung,
traurig aber wahr.
Im Programm ging es
weiter mit „To the rivers end“ und „Beyond the gate of light“. Und
danach ging der Gig mit “Paths…” auch schon in grossen Schritten
dem Ende entgegen. Der frisch verheiratete und Vater-gewordene
Keyboarder liess sich vor lauter Begeisterung über’s Publikum zu
einem überschwänglichen „Das Münchner Publikum ist das Geilste“
hinreissen, was die Metal Maniacs natürlich gleich wieder zu ein paar
Schlachtrufen animierte.
Jetzt hätte ich beinahe
vergessen zu erwähnen, dass Sycronomica ja traditionsgemäß bei jedem
Gig eine Flasche Jägermeister rumgehen lassen. Ich, die ich in der
Vergangenheit ja nie was davon abbekommen habe, konzentrierte mich in
Gedanken bereits auf ganz was anderes, weil ich davon ausging, dass ich
traditionsgemäß die Flasche eh nicht in die Hände kriege. Doch dann
gab Olli die Flasche mir. Ich glaubte zuerst an eine Sinnestäuschung.
Dass ich DAS noch erlebe auf meine alten Tage! ;-) Wahrscheinlich hat
sich Olli gedacht „Bevor sie wieder schreibt, dass sie nichts
abbekommen hat, mache ich dem jetzt ein Ende“. Harr. Nein... ich danke
natürlich für die Ehre. Vielleicht sollte ich jetzt aufhören mit
Sycro-Gigs? Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn’s am schönsten
ist.
Doch zurück zum Gig! Ich kann
wirklich nicht sagen, ob die letzte Zugabe geplant war oder nicht. Es
sah wirklich so aus, als hätte die Band die Bühne endgültig verlassen
(Handtücher um die Schultern usw.), aber der Applaus war so gewaltig,
dass sie noch’mal zurückkamen. Der Drummer begann und trommelte im
Takt der Rufe der Fans. Nachdem wieder alle zurück waren, wurde noch
„Alt Lys Er
Svunnet Hen“ gespielt (ein Dimmu Borgir Cover).
Aber dann war wirklich Schluss.
Als die Crew begann,
grosse Plastikplanen über die Monitorboxen zu spannen, konnte ich mir
ein Schmunzeln schon nicht mehr verkneifen. Endstille wollten
also das volle Programm auffahren, mit Blut usw. Na ja, mir sollte es
recht sein. Es war ja überhaupt schon an-und-für-sich eine geile
Sache, dass Endstille mal wieder den langen Weg aus dem Norden
angetreten sind, um in München zu spielen.
Das konnte ja nur gut werden. Iblis war an diesem Tag super drauf.
Gutgelaunt unterhielt er sich schon vor dem Gig mit den Fans vor der
Halle.
Als die Band dann zu „Dominanz“ die Bühne erstürmte, zeigte sich,
dass die Plastikplanen nicht annähernd ausreichten, um den Bühnenboden
zu schützen. Schon allein beim headbängen schleudert Frontlöwe Iblis
ja schon massenhaft Blut in alle Richtungen. Und da die Gesichter in den
ersten Reihen noch so sauber aussahen, wurden diese gleich erst’mal
direkt mit Blut bespuckt, bis alle schön gesprenkelt waren. Über die
Musiker von Endstille muss man, glaube ich, keine Worte mehr verlieren.
Cruor und Lars mörteln fehlerfrei vor sich hin, wobei Cruor nebenbei
auch noch eine gewisse optische Bühnenpräsens zu bieten hat, was sein
Action-Level betrifft. Der Schlagzeuger ist eh aussen vor. Ich meine,
wer so einen Track wie „Dominanz“ trümmern kann, brauch sich von
niemandem irgend eine Kritik gefallen zu lassen. Und über Iblis
brauchen wir eh nicht reden. So charismatisch wie er sind wirklich nur
ganz wenige BM-Frontmänner aus Deutschland. Immer wieder staune ich,
wie weit der Mann seinen Mund aufkriegt. Und wie böse er schauen kann.
Und wie geil er growlen kann. Und überhaupt! Ist mir echt schnuppe,
dass Endstille von anderen als Kinderband bezeichnet werden. Ich bin
kein Kind mehr und finde sie trotzdem klasse.
In der Vergangenheit scheint sich Iblis irgendwie angewöhnt zu haben,
seinen Kopf quasi zwischen das Publikum zu stecken. Er brüllt den
einzelnen Fans in der ersten Reihe wirklich direkt in’s Gesicht und
scheut keinerlei Nähe zu den Fans. Es ist einfach faszinierend, ihm
zuzuschauen und –hören.
Im Laufe des Gigs wurden folgende Songs gespielt (auf die Reihenfolge möchte
ich mich allerdings nicht festlegen): I bless you... God, Frühlingserwachen,
The one I hate, Endstilles Reich, Ripping Angelflesh, Vorwärts!,
Worldabscess, Among our glorious existence und Biblist burner, wobei ich
mich über den letzten Song immer wieder freue, denn ich erinnere mich,
dass die Band den früher nie gespielt hat bei den Gigs, bei denen ich
in den letzten 5 Jahren war. Aber in letzter Zeit ist er bei jedem Gig
mit auf der Setliste. Geiler Song!
Die Zugaben waren die selben wie immer, „Bastard“ und
„Navigator“. Eigentlich wäre noch „Der Hetzer“ geplant gewesen,
und die Stimmung im Club war auch so gut, dass die Band dies sicherlich
noch gespielt hätte, aber wahrscheinlich mussten sie es aus Zeitgründen
weglassen. Denn es war zwar erst 22 Uhr, aber pünktlich um diese Zeit
wurde der Club für den Mainstream geöffnet und irgendwelche Hip- Hop-
Jugendlichen strömten herein.
Im Prinzip war es aber
angenehm, dass sich der Abend nicht so endlos in die Länge gezogen
hatte. Nur drei Bands, das ist genau passend. Dann kann man sich auf
jede ausreichend konzentrieren.
Und hier noch mehr Fotos von allem Bands: