Endstille, Sycronomica, In conspectu mortis

München, 31. Mai 2008

(Bericht: Twilightheart)

Typisch Münchner Umgebung! Wie immer fanden zwei interessante Events am selben Tag statt. Einmal eine pagan-lastige Veranstaltung in Rosenheim, und einmal Black Metal in München. Da war es richtig schwer, sich zu entscheiden. Letztendlich zogen mich verschiedene Umstände doch eher zu Endstille. 
Dank der Tatsache, dass das Event verspätet begann, habe ich sogar die Vorband vollständig gesehen. Und diese war eine echte Überraschung! Da stand doch tatsächlich der Veranstalter des „Apocalypse Festivals“ (Schrobenhausen) vor mir auf der Bühne. Aha, er hat also eine Black Metal Band. "In conspectu mortis" nennt sich diese. Und in diesem Moment kam es mir fast so vor, als würden alle anwesenden 150 Besucher die Band bereits kennen, denn die Band wurde ab dem ersten Takt bejubelt. Später klärte sich dann auch, warum. Er ist auch noch Vorstand der "Metal Maniacs Schrobenhausen" und hat wahrscheinlich den gesamten Verein mitgebracht. 
"In conspectu mortis" spielten Black Metal vom Feinsten. Böser, fieser Kreisch-BM. Klar, da gibt es vom Songwriting her natürlich ausgereifteres, aber allein der Gesang hat mich schwer beeindruckt. Vokalist "Zorn" (oder in seiner Funktion als Boss der Metal Maniacs auch einfach "Bernd") kann beinahe so intensiv kreischen wie der Sänger von Morrigan, ich dachte im ersten Moment wirklich, ich höre schlecht. Doch es war keine Sinnestäuschung, er hatte es wirklich drauf. Leider gab es gleich nach dem ersten Song „Start a war“ eine kurze Unterbrechung wegen Problemen mit der Technik bzw. dem Equipment. Das scheint im „Backstage“-Club jedes Mal zu passieren, wenn ich da bin. Kann mich nicht erinnern, dass da mal ein Abend lang alles in Ordnung war. Meist war es das Schlagzeug, was Probleme machte. Auch später während des Gigs gab es immer mal wieder einen dauerhaften Pfeifton, der sich wohl einfach nicht abstellen ließ. 
Doch keins der Probleme konnte beim Publikum ein Wässerchen trüben. Die Band wurde wie wild gefeiert, abfotografiert, mit Zurufen (die eindeutig von den Mitgliedern der „Metal Maniacs Schrobenhausen" stammten) und Gesten angefeuert und am Ende wurden vehement Zugaben gefordert. Insgesamt spielte die Band 6 Songs, davon hatten einige so wohlklingende Titel wie „Wisdom for mankind“, „Recreate“ oder „Between the buried“. 
Ich habe jedenfalls Lust auf mehr bekommen und werde wohl mal in das erste Album der Band reinhören, wenn es veröffentlicht wird.

Jetzt fällt es mir fast schwer, abzuschätzen, welcher Band des Abends mehr Sympathien gehörten. Denn auch Sycronomica gehörten die Herzen der Anwesenden ab dem ersten Takt. Da macht man sich Sorgen, ob die Melodic-Black-Metaller nicht zu oft in München spielen, aber irgendwie erlebt man es nie, dass die Einheimischen die Band im Stich lassen. Und so herrschte auch an diesem Abend eine unglaubliche Stimmung im Club. Nach dem Intro (In the distance) gab die Band als erstes zwei deutschsprachige Songs zum besten, „Von Anfang und Ende“ und „Für die Ewigkeit“. Auch bei diesem Gig schlich sich dieser nervige Pfeifton ab- und zu mal ein, zum Glück immer nur kurz. Aber im grossen und ganzen war der Sound besser als bei der Vorband. Nach „Creations of mine“ wurden schon die ersten Sprüche der „Metal Maniacs Schrobenhausen" laut, in die die Band dann auch voll einstieg. Die Verbundenheit zum Publikum kann Sycronomica wohl keiner mehr nehmen. 
Nun gab es noch eine Überraschung, denn es wurde ein brandneuer Song namens „The call“ vorgestellt, den Sänger Olli mit dem Worten „Now listen to The Call“ ankündigte. Der Song ist typischer Sycronomica-Stil, nur weitaus ausgereifter als manch alter Song der Band. Man darf also auf ein neues Album gespannt sein, auch wenn es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis es fertig ist. 
Ein wenig Wehmut schwang bei dem Gig wohl auch mit, denn einige Musiker werden die Band ja verlassen, z.B. der Bassist. Rein was sein Können und sein Stage-Acting betrifft, ist das schade, denn er ist wirklich ein Tier auf der Bühne. Die Professionalität läuft ihm aus allen Poren heraus. Dabei hatte ich mich gerade dran gewöhnt, dass er „der Neue“ in der Band ist. Nun ja, das einzig Beständige ist die Veränderung, traurig aber wahr. 
Im Programm ging es weiter mit „To the rivers end“ und „Beyond the gate of light“. Und danach ging der Gig mit “Paths…” auch schon in grossen Schritten dem Ende entgegen. Der frisch verheiratete und Vater-gewordene Keyboarder liess sich vor lauter Begeisterung über’s Publikum zu einem überschwänglichen „Das Münchner Publikum ist das Geilste“ hinreissen, was die Metal Maniacs natürlich gleich wieder zu ein paar Schlachtrufen animierte.
Jetzt hätte ich beinahe vergessen zu erwähnen, dass Sycronomica ja traditionsgemäß bei jedem Gig eine Flasche Jägermeister rumgehen lassen. Ich, die ich in der Vergangenheit ja nie was davon abbekommen habe, konzentrierte mich in Gedanken bereits auf ganz was anderes, weil ich davon ausging, dass ich traditionsgemäß die Flasche eh nicht in die Hände kriege. Doch dann gab Olli die Flasche mir. Ich glaubte zuerst an eine Sinnestäuschung. Dass ich DAS noch erlebe auf meine alten Tage! ;-) Wahrscheinlich hat sich Olli gedacht „Bevor sie wieder schreibt, dass sie nichts abbekommen hat, mache ich dem jetzt ein Ende“. Harr. Nein... ich danke natürlich für die Ehre. Vielleicht sollte ich jetzt aufhören mit Sycro-Gigs? Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn’s am schönsten ist.
Doch zurück zum Gig! Ich kann wirklich nicht sagen, ob die letzte Zugabe geplant war oder nicht. Es sah wirklich so aus, als hätte die Band die Bühne endgültig verlassen (Handtücher um die Schultern usw.), aber der Applaus war so gewaltig, dass sie noch’mal zurückkamen. Der Drummer begann und trommelte im Takt der Rufe der Fans. Nachdem wieder alle zurück waren, wurde noch „Alt Lys Er Svunnet Hen“ gespielt (ein Dimmu Borgir Cover). Aber dann war wirklich Schluss.

Als die Crew begann, grosse Plastikplanen über die Monitorboxen zu spannen, konnte ich mir ein Schmunzeln schon nicht mehr verkneifen. Endstille wollten also das volle Programm auffahren, mit Blut usw. Na ja, mir sollte es recht sein. Es war ja überhaupt schon an-und-für-sich eine geile Sache, dass Endstille mal wieder den langen Weg aus dem Norden angetreten sind, um in München zu spielen. 
Das konnte ja nur gut werden. Iblis war an diesem Tag super drauf. Gutgelaunt unterhielt er sich schon vor dem Gig mit den Fans vor der Halle. 
Als die Band dann zu „Dominanz“ die Bühne erstürmte, zeigte sich, dass die Plastikplanen nicht annähernd ausreichten, um den Bühnenboden zu schützen. Schon allein beim headbängen schleudert Frontlöwe Iblis ja schon massenhaft Blut in alle Richtungen. Und da die Gesichter in den ersten Reihen noch so sauber aussahen, wurden diese gleich erst’mal direkt mit Blut bespuckt, bis alle schön gesprenkelt waren. Über die Musiker von Endstille muss man, glaube ich, keine Worte mehr verlieren. Cruor und Lars mörteln fehlerfrei vor sich hin, wobei Cruor nebenbei auch noch eine gewisse optische Bühnenpräsens zu bieten hat, was sein Action-Level betrifft. Der Schlagzeuger ist eh aussen vor. Ich meine, wer so einen Track wie „Dominanz“ trümmern kann, brauch sich von niemandem irgend eine Kritik gefallen zu lassen. Und über Iblis brauchen wir eh nicht reden. So charismatisch wie er sind wirklich nur ganz wenige BM-Frontmänner aus Deutschland. Immer wieder staune ich, wie weit der Mann seinen Mund aufkriegt. Und wie böse er schauen kann. Und wie geil er growlen kann. Und überhaupt! Ist mir echt schnuppe, dass Endstille von anderen als Kinderband bezeichnet werden. Ich bin kein Kind mehr und finde sie trotzdem klasse. 
In der Vergangenheit scheint sich Iblis irgendwie angewöhnt zu haben, seinen Kopf quasi zwischen das Publikum zu stecken. Er brüllt den einzelnen Fans in der ersten Reihe wirklich direkt in’s Gesicht und scheut keinerlei Nähe zu den Fans. Es ist einfach faszinierend, ihm zuzuschauen und –hören. 
Im Laufe des Gigs wurden folgende Songs gespielt (auf die Reihenfolge möchte ich mich allerdings nicht festlegen): I bless you... God, Frühlingserwachen, The one I hate, Endstilles Reich, Ripping Angelflesh, Vorwärts!, Worldabscess, Among our glorious existence und Biblist burner, wobei ich mich über den letzten Song immer wieder freue, denn ich erinnere mich, dass die Band den früher nie gespielt hat bei den Gigs, bei denen ich in den letzten 5 Jahren war. Aber in letzter Zeit ist er bei jedem Gig mit auf der Setliste. Geiler Song! 
Die Zugaben waren die selben wie immer, „Bastard“ und „Navigator“. Eigentlich wäre noch „Der Hetzer“ geplant gewesen, und die Stimmung im Club war auch so gut, dass die Band dies sicherlich noch gespielt hätte, aber wahrscheinlich mussten sie es aus Zeitgründen weglassen. Denn es war zwar erst 22 Uhr, aber pünktlich um diese Zeit wurde der Club für den Mainstream geöffnet und irgendwelche Hip- Hop- Jugendlichen strömten herein. 

Im Prinzip war es aber angenehm, dass sich der Abend nicht so endlos in die Länge gezogen hatte. Nur drei Bands, das ist genau passend. Dann kann man sich auf jede ausreichend konzentrieren. 
Und hier noch mehr Fotos von allem Bands:

Endstille

Sycronomica

In conspectu mortis

 

 

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