Gorgoroth, Belphegor, Impiety

Augsburg, 30. Dezember 2010

(Bericht: Twilightheart)

Am 30. Dezember 2010 fand in der “Kantine Augsburg” der letzte Gig der 1-wöchigen “Blackfest over X-Mass”-Tour mit Belphegor, Gorgoroth und Impiety statt. Diese Location habe ich das letzte Mal besucht, als Endstille vor einigen Jahren dort auf einer viel zu kleinen Bühne spielten. Als ich hörte, dass Gorgoroth da spielen sollen, dachte ich schon, die Band wird komplett ausflippen, wenn sie die kleine Bühne sehen. Aber siehe da, die Kantine hat zwei Bühnen und der hiesige Tourtross „durfte“ die etwas größere Bühne bespielen, die viel mehr Flair hat; das ganze Ambiente des Clubs der 1. Etage ist viel passender für Metal-Gigs als der Raum mit der Minibühne im Obergeschoss. Oben spielte witzigerweise zeitgleich eine Band, die wohl irgend einen Jahrescontest gewonnen hat („Beste Band des Jahres“ oder so was in der Art), was bei einigen Besuchern anfangs zu Verwirrung führte. Witzigerweise waren die Backstage-Räume von den „Blackfest over X-Mass“-Bands oben, so dass die Bands die ganze Zeit die Mainstream-Musik dieser angeblich besten Band des Jahres hören mussten. Da ich natürlich Gorgoroth vor Gigbeginn oben besuchte, durfte ich mir dann auch die Kommentare der Band zu eben dieser Musik anhören. Ich gebe sie mal besser hier nicht wieder. ;-) 

Dass vorher noch drei andere Bands spielen sollten (Metalcore, Powermetal und Melodic Death oder so was in der Art) hatte ich zeitweise bereits wieder verdrängt. Ich konnte mich dann auch nicht dazu durchringen, mir diese Bands zu geben, und so beginnt mein Bericht mit Impiety, welche übrigens im Backstagebereich ihrem Unmut Ausdruck verliehen, dass es immer heißt, sie seinen aus Singapur. Sie sind aus Italien, lediglich ihr Sänger stammt ursprünglich aus Singapur. 

Hochmotiviert kamen Impiety also auf die Bühne und hatten sogar schon beachtliches Publikum, man könnte auch sagen, der Club war wirklich gut gefüllt (an diesem Abend und in dieser Location war dies ausnahmsweise angenehm, denn es war nicht nur draußen sondern auch im Club eiskalt und nur die Körper- und Atemwärme der Besucher sorgten für ein gewisses Temperatur-Plus). Zu Impiety sei gesagt, dass sie ein neues Album mit dem Titel „Worshippers of the seventh tyranny“ herausbringen werden, welches nur einen einzigen langen Track enthalten wird (ca. 40 Minuten lang), wenn ich das richtig verstanden habe. Glücklicherweise schaffte es dieser Track nicht auf die Setliste an diesem Abend. Stattdessen gaben Impiety Songs querbeet aus ihrem Repertoire zum besten, nämlich „Goatfather“, „Dominator“, „Escalate the pestilence“, „Reign the vulture“, „Christfuckingchrist“, „Lords of apocalypse“ und das Sarcofago-Cover „Black vomit“. Leider hatten sie eher schlechten Sound und auch ist ihr BM/Death/Thrash-Bastard nicht unbedingt die Krönung des Dunkelmetalls, insofern waren sie zwar für die Gig-Zeit unterhaltsam, mehr aber auch nicht. 

Belphegor waren wie erwartet die heimlichen Headliner, zumindest konnte man davon ausgehen, dass ein Großteil der Besucher wegen ihnen da waren. Und so kamen die Herren zum Intro „Bleeding Salvation“ auf die Bühne, um den Anwesenden zu zeigen, wo der Hammer hängt. Ihr Sound war glücklicherweise viel besser als der von Impiety. Helmuth zog in gewohnt präziser Weise den Gig durch, ohne sich Verspieler zu leisten. Zwar wirkte er irgendwie weniger aggressiv als sonst, aber nach einer schlauchenden Tour sei dies verziehen. Dafür waren seine Mitmusiker umso agiler und die Matten flogen beinahe ohne Unterlass (selbstverständlich auch in der Fanmenge). Nach „Seyn Todt in Schwartz“ und „Belphegor – Hell’s Ambassador“ folgte der einzige Song vom neuen Album „Blood Magick Necromance“, nämlich „Impaled upon the tongue of Sathan“.

Ansonsten könnte man sagen, dass im Schnitt von beinahe jedem Album ein Song gespielt wurde, die da waren: „Veneratio Diaboli – I am sin“, „Lucifer Incestus“, „Justine: Soaked in blood“ und das Intro zu „Bondage Goat Zombie“ bildete den Abschluss dieses 1A-Gigs, der die Reise allemal wert war.

Auch nach dem Gig waren sich Belphegor nicht zu fein, sich unter ihre Fans zu mischen bzw. einige davon zum feiern einzuladen, soweit das mit bescheidenen Mitteln möglich war. Nicht viele Musiker schaffen es, sich (vor allem nach so langer Zeit) einen so hohen Grad an Fannähe zu bewahren. 

Nun wurde es ein wenig leerer im Club. Was blieb, war der harte Kern der Blackmetaller, die den alten/neuen Gorgoroth etwas abgewinnen können. Zu „Aneuthanasia“ kam die Band auf die Bühne und dem ein oder anderen dürfte aufgefallen sein, dass der zweite Gitarrist fehlte. Dies kam im übrigen auch für die Band sehr überraschend. Und so hieß es, mit nur einer Gitarre das Beste draus zu machen. Zumindest war Bassist Frank wieder am Start, der bei der letzten Kurztour nicht dabei sein konnte. Mit der Minimalbesetzung von Schlagzeug, Gitarre und Bass wurde dann also eingeheizt. „Katharinas bortgang“ und „Revelation of doom“ waren die Warm-Up-Stücke. Aber spätestens bei „Forces of Satan storms“ taute auch Frontmann Pest etwas mehr auf und war in seinem Element. Es war auch irgendwie schön, dass die Fans so nah an der Bühne waren, das haben Gorgoroth sicherlich nicht so oft. Pest konnte jedenfalls sein Bein auf die Absperrung der 1. Fanreihe stellen, was dann immer den Effekt hatte, dass die Fans ihre Hände auf sein Knie legten, und er growlte dann in dieser Stellung weiter. Für kurze Momente waren Band und Fans also eine schöne Einheit. 

Zumindest die Fans in den vorderen Reihen machten richtig einen drauf und feierten die Band ab. Und das, obwohl die Herren sich vorher mal wieder richtig den Unmut vieler Anwesender zugezogen hatten mit dem absoluten Fotoverbot, was sie verhängt hatten (was lediglich für „persönlich bekannte“ der Band nicht galt). Ich hab mal den Grund für euch erfragt. Dieser ist folgender: manche Leute, die Gorgoroth fotografiert haben, wollen im Nachhinein plötzlich viel Geld von der Band, damit die Fotos veröffentlicht werden dürfen (und nicht mal die Band darf diese dann kostenlos verwenden). Und einer solchen Abzocke mit dem Namen der Band versucht man mit solchen Maßnahmen vorzubeugen. 
Die brachialen Stücke „The rite of infernal invocation“, „
Ødeleggelse og undergang”, “Blood stains the circle” und “Destroyer” sowie “Incipit Satan” folgten. Nach dem zu urteilen, was man von vorne so hören konnte, war der Sound relativ gut, ich persönlich fand, dass Pest an jenem Abend stimmlich besonders gut drauf war (vielleicht kam es auch einfach deutlicher rüber, weil mit nur einer statt zwei Gitarren einfach alles weniger überladen klang, ich weiß es nicht). Vor allem der klare Gesang im folgenden „Profetens åpenbaring“ gefiel mir wieder ausnehmend gut. Leider blieb dies dann auch der letzte Song des Abends. „Unchain my heart“ hätte noch auf der Setliste als Zugabe gestanden, aber trotz normalen Applauses gab es keine nennenswerten Zugabe-Rufe, also auch keine Zugabe. Mir persönlich gefällt das raue Auftreten der Band einfach, von mir  aus hätten sie noch eine Stunde dranhängen können. Aber egal, ob die anderen Anwesenden das genauso sahen oder nicht, Gorgoroth sind hart im Nehmen und nicht totzukriegen, insofern freue ich mich einfach schon mal auf die nächste Tour, die hoffentlich auch durch heimische Gefilde kommt. 

 

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