Menhir, Vardlokkur, Helritt
Bad Salzungen/ Deutschland, 26. Dez. 2008
(Bericht: Twilightheart)
„Menhir gehen auf Tour!“... allein diese Info brachte mich völlig aus dem Konzept, da dies ja wohl höchst selten ist (auch wenn es sich nur um eine Kurz-Tour über die Feiertage handelte). Und wenn schon eine Tour geplant ist, kommt dann auch gerne mal was dazwischen. Insofern blieb nur zu hoffen, dass es diesmal nicht so sein würde. Doch das Pech schlug wieder zu und Arkona, die eigentlich mit auf Tour gehen sollten, mussten diese kurz vorher absagen. Ich sah das Ganze schon mächtig auf der Kippe stehen. Umso erfreuter war ich, als es hieß, dass die anderen Bands trotzdem wie geplant spielen (und der Eintrittspreis dafür etwas runtergesetzt wird). Also hieß es für mich, auf nach Thüringen, Anja besuchen und mit ihr zusammen in Menhir’s Heimat den Gig besuchen. Das Ganze kam mich natürlich viel teurer, als wenn ich tags darauf zum selben Gig nach München gefahren wäre... aber wenn man schon’mal frei hat und das schöne Thüringen besuchen kann und da dann auch noch die beste Pagan-Band unserer Zeit spielt, dann ist das doch mal eine Reise wert. Und so machten wir uns am 26.12. auf den Weg in’s „KW70“ in Bad Salzungen (DER Szeneclub der Gegend). Dieser war mit über 400 Leuten proppevoll, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass neben den Fans auch alle Bands (außer Eisregen) anwesend waren, die im Umkreis von 100 km wohnen... ich sah irgendwie lauter bekannte Gesichter. Der Club als solcher hatte außerdem eine anheimelnde Atmosphäre. Vor der Bühne war Platz für vielleicht 200 Leute, dann konnte man ein paar Treppenstufen hinaufsteigen auf eine Erhöhung, die sich quer durch den ganzen Club zieht, wo noch’mals 100 oder mehr Leute stehen können (von dort hat man trotz der Entfernung einen fantastischen Blick auf die Bühne) und dahinter ging es die Stufen wieder hinab zur Bar. Auch dort standen noch reichlich Leute, obwohl man von dort natürlich wegen der Erhöhung nichts mehr von der Bühne sah. Aber reden und trinken reicht vielen ja auch schon. Wie man bemerken konnte, war vielen Besuchern noch nicht klar gewesen, dass Arkona nicht dabei sind. Es gab also hier und da erstaunte und enttäuschte Reaktionen. Aber im Großen und Ganzen waren sowieso alle wegen Menhir gekommen, sind sie dort in der Gegend doch unverzichtbarer Bestandteil der Musikkultur oder gar des Freundeskreises. Doch
zuerst hatten Helritt ihren Auftritt, nachdem es schon beinahe auf 22
Uhr zuging. Auch diese Band wird in Thüringen immer mit recht viel
Begeisterung empfangen, und so war es ein Leichtes für sie, schon mal
anzuheizen. Zwar hieß es, alle Bands würden ihre Setlisten wegen des
Wegfalls von Arkona verlängern, aber hier in Bad Salzungen schien das
nur auf Vardlokkur zuzutreffen. Helritt jedenfalls spielten für meinen
Geschmack nicht allzu lange (folgende Songs waren unter anderem dabei:
Berge, Das Mahl, Wotans Esch, Die Jagd, Ehrvoller Weg, Brennende Stürme,
Trotzend dem Niedergang...). Der Sound war hervorragend und routiniert
wurden die Songs dargeboten. Man sagte mir, normalerweise seien die
Besucher dieses Clubs sehr verhalten (mit Applaus und sonstigen
Bekundungen der Zufriedenheit), aber dieser Abend war eine Ausnahme,
denn über mangelnde Begeisterung konnten sich zumindest Helritt nicht
beklagen. Vardlokkur aus Dänemark waren mir noch vom „Storm of destruction“-Festival als relativ "true" in Erinnerung geblieben. Voller Drang und mit viel Wut im Bauch kamen die Black-Metaller zu dritt auf die Bühne und sorgten (da die meisten hier sie wohl noch nicht kannten) mit ihren blutigen Outfits und dem Ganzkörper-Corpsepaint erst’mal für Erstaunen. Sicher fragte man sich, wie eine BM-Band in dieses Billing passt. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie nur von einzelnen Zuschauern Applaus bekamen, obwohl sie sich wirklich extrem reingesteigert haben und einen grandiosen Black-Metal-Gig abgeliefert haben. Bis auf Probleme an den Drum-Monitors, die während der Show öfter nachkorrigiert werden mussten, war alles perfekt. Der Sänger growlte wie ein Wahnsinniger und saitete in seiner Zweitfunktion als Gitarrist ein schepperndes Riff nach dem anderen runter, während der Bassist aus dem Posen und „Angeben“ gar nicht mehr rauskam. Alles, was er konnte, hat er gezeigt (er ist einer jener, die den Bass von allen Seiten spielen können und die Saiten aus jeder Richtung greifen können). Da der Applaus trotz allem verhalten blieb, blieb auch der ein oder andere Kommentar der Band sowie der Mittelfinger zum Publikum nicht aus. Doch gleich danach stieß man wieder versöhnlich mit den wenigen Fans in der ersten Reihe an und man fragte, ob sie vielleicht doch noch einen Song hören wollen. Und so spielten sie am Ende doch fast eine Stunde (Setliste: I Forræders Blod, Ligaske, Underverdens Kald, Ondskabt, Gravfærd, Selvmordet, Hellpath (neuer Song), Nordens Fane, Galningen, Frygtens Skygge). Jetzt
wurde es richtig eng vor der Bühne. Da Menhir bereits am frühen Abend
Soundcheck gemacht hatten (bevor der Einlass begann) , konnte es jetzt
sofort nach kurzem Antesten der Instrumente losgehen. Viele starrten
ehrfürchtig zur Bühne und die Band bekam natürlich viel mehr Applaus
als Vardlokkur. Menhir begrüßten ihre Leute mit „Willkommen
zuhause“ und erfüllten für die nächste dreiviertel Stunde den Club
mit heidnischem Liedgut. Obwohl, ich kann nur schätzen, dass es eine
dreiviertel Stunde war, vielleicht auch länger... vorgekommen war es
mir jedenfalls wie 20 Minuten, also viel zu kurz. Die Songs, nach denen
die Fans die ganze Zeit riefen (z.B. „Thuringia“) wurden jedenfalls
nicht gespielt, auch nicht die zwei meiner Lieblinssongs, auf die ich
die ganze Zeit wartete. Dafür wurde zumindest der dritte meiner
Favouriten gespielt, nämlich „Das verborgene Reich“, der schönste
Song der Ziuwari-CD. Außerdem waren, wenn ich mich recht erinnere,
folgende Songs dabei: Das alte Lied des Windes, Wotans Runenlied, Des
Kriegers Gesicht, Hildebrandslied, Valhalla und einige mehr. Ein Song
wurde einem Geburtstagskind im Publikum gewidmet (wobei sich auf
Heiko’s Frage „Wer hat heute Geburtstag?“ zuerst keiner meldete
und dann gleich drei Leute, harr.) Erst gegen Ende des Gigs schwenkte
dann auch mal einer der Fans sein mitgebrachtes Trinkhorn und es wurde
wilder vor der Bühne. Ansonsten beschränkte man sich eher auf
intensives Zuhören und den verdienten Applaus.
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