Obituary, Dust Bolt, Hailstone

5. Juni 2012 - Backstage Halle, München

(Bericht: Surtr)

Der Sommer ist da, die Grillsaison ist längst eröffnet und auch die ersten Festivals wurden bereits besucht. Clubkonzerte sind nun seltener geworden. Der gediegene Metal-Fan verbringt die Zeit nun eher auf dem Camping-Platz seines Vertrauens. Dagegen stinkt das Death -Metal-Urgestein Obituary an, das sich auf Tour begibt um seine rotzigen Meilensteine ins Publikum zu dröhnen.

Unterstützt werden die Helden im Backstage München von den lokalen Thrash-Matadoren Dust Bolt, sowie der Münchner Death Metal-Kapelle Hailstone. Letztere beginnt um halb Acht mit ihren melodischen Werken und macht den Einheizerjob mehr als gut. Ungewohnt viele Death-Metal-Fanatiker haben sich bereits in der Halle eingefunden, was man von den Konzerten der alten Schule nun doch nicht mehr gewohnt ist. Zwar dauert es, bis die ersten Matten kreisen, aber Hailstone lassen sich davon nicht lumpen und heizen den Fans und Schaulustigen ordentlich ein. Mit einer Mixtur aus melodisch-schwedischem Death Metal (irgendwo zwischen At the Gates und Dismember) und Iron Maiden-Akkordstruktur bringen die Münchner ihr Brett an den Mann. Zwar könnte der Sound besser sein, jedoch reicht es allemal, um alle Instrumente zu definieren. Letzten Endes kann bei der energetischen Performance seitens Sänger Daniel sowieso alles was negativ erscheint, vernachlässigt werden. Dafür reißt dieser das Publikum viel zu sehr mit. Als die Herren dann nach einer halben Stunde mit ihrem Oldtimer „Death Past Due“ die Bühne verlassen hinterlassen sie zufriedene Fans sowie ein gut eingestimmtes Publikum.

Dust Bolt springen auf diesen Zug auf und legen mit ihrem druckvollen Thrash Metal nicht nur ordentlich Holz in den Ofen, sondern gießen noch mal mit Benzin nach. Der „Standard“-Local-Support ,der mittlerweile mehrere Hochkaräter (Six Feet Under, Sepultura, Hypocrisy, u. a.) vorbereiten durfte, kann sich durch ebendiese Shows einer breiten Akzeptanz sowie Fangemeinde erfreuen. Der Vierer kann machen was er will, die Stimmung tobt. Viel zu gut sind eben auch die rasanten Thrash-Attacken in Form von „Children of Violence“ oder Songs der kommenden Scheibe „Violent Demolition“, die in Verbindung mit der Performance einem teilweise das Gefühl geben, man wäre auf einer Sepultura-Show anno 1991.
Musikalisch bewegen sich die Herren zwar im Milieu gaaaaanz alter Metallica und Testament, würzen das Ganze aber noch mal zusätzlich mit der Geschwindigkeit und Abgeklärtheit, die im Laufe des großen Thrash Revivals entstanden ist. Die Menge dankt es mit schüttelnden Haartrachten und Pogo-Laune. Sprich: Besser geht’s nicht!

Der Headliner, die ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte mit sich herum tragende Erfindung der Langsamkeit im Death Metal, der eigenständigste Bastard der Todesmetallgeschichte, hört klarerweise auf den Namen Obituary, die sich heute leider nur zu viert präsentieren. Keine virtuosen Gitarrensoli dürfen heute bestaunt werden, denn Trevor Perez erledigt die Sechssaiter-Arbeit heute allein. 
Was anfangs erst mal fassungslos macht, im Nachhinein aber zur Erkenntnis führt, dass man Obituary heute so rau wie noch nie erleben darf. Und das ist auch gut so (sofern es nicht zur Gewohnheit wird)! 

Neben Hitgaranten wie „Chopped in Half“ und „Dying“ bedient sich das Florida-Todes-Paket heute viel alter Songs, wie etwa auch „Find the Arise“. John Tardy ist wie immer der Hingucker und einziger Marathonläufer bei der gewohnt statischen Performance seitens der Instrumentalisten. Mit seinem lässigen Outfit und der typischen Haarmähne weiß er optisch zu bestechen und akustisch aufgrund seines einzigartigen Organs sowieso. Die „ü-ä-ö“-Betonungen mögen nicht jedem gefallen, sind aber, wenn man es genau betrachtet die Intonation des Begriffs „alte Schule“.

Nach kurzer Zugabe-Ruf-Überbrückungszeit kehren die Herren zurück mit obligatorischem Drum-Solo und den ebenso obligatorischen Rausschmeißern „Evil Ways“ und dem Death-Metal-Übersong „Slowly we Rot“. Beanstanden kann man neben der relativ kurzen Spielzeit (die ja leider irgendwie typisch für Obituary ist) nicht viel. Höchstens noch den nicht erfüllten Songwunsch, den viele aus dem Publikum lauthals äußerten: „Final Thoughts“. Nun ja man kann nicht alles haben. Trotzdem sind Obituary immer noch eine Todeswalze und eine der Ikonen schlechthin! Und dass sich die Herren danach noch ins Publikum begeben für einen Plausch hätte man von den alten Hasen auch nicht gedacht! Super!

 

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