Paganfest-Tour 

Korpiklaani, Die Apokalyptischen Reiter, Unleashed, 
Alestorm, Ex Deo, Swashbuckle

München, 11. September 2009

(Bericht: Twilightheart)

Einige Bands sind im sonst so zurückhaltenden München immer ein Garant für viele Besucher. Korpiklaani zum Beispiel. Da ist es dann beinahe schon egal, welche Bands noch mit auf Tour sind. Wenn es dann aber noch die neuen („Swashbuckle“) und alten („Unleashed“) Lieblinge der Fans sind, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Insofern war es am 11.9. erwartungsgemäß wieder brechend voll im „Backstage-Werk“ mit irgendwas zwischen 1500 bis 2000 Leuten, als die Paganfest-Tour dort Halt machte. Und leider war es auch (wie immer bei solchen Events in dieser Location) so, dass immer noch mehrere hundert Leute draußen standen und sich die Kontrollen am Eingang hinzogen, so dass viele Besucher die erste Band komplett verpasst haben dürften (auch wenn der Einlass pünktlich eine Stunde vor Beginn begonnen haben sollte... die Zeit reicht nun’mal für die Security nicht und es bringt auch niemand auf die Reihe, den Einlass mal früher zu beginnen).

Auch ich sah dann von der ersten Band „Swashbuckle“ nur noch die letzten paar Minuten. Offiziell sind diese neuen „Sterne am Metalhimmel" ja als Thrash-Metal kategorisiert, aber für die Fans ist die gängige Bezeichnung natürlich Piraten-Metal, welcher sich ja gerade als neuer Trend etabliert. Bin gespannt, wie viele Bands ab sofort auf diesen Zug aufzuspringen versuchen. 
Über Swashbuckle’s musikalische Leistung kann ich nach 5 Minuten Gig leider nicht viel sagen. Fest steht nur, dass ich erstaunt war, dass sie nur zu dritt waren. Auch waren sie natürlich im Piratenstil gekleidet (bzw. eher so im Faschingskostüm-Piratenstil) und der Sänger hatte einen Plüschpapagei auf der Schulter. Also alles in allem passend für das, was die Band vermittelt: ganz viel Spaß auf der Bühne. Den Fans scheint es gefallen zu haben, denn sie bekamen viel Applaus und als der Drummer später mal an der 1. Reihe langsauste, wollte ihm jeder die Hand schütteln und jeder strahlte ihn an. 

Wenn man die Erfolge von Kataklysm rückwirkend betrachtet, verwundert es natürlich überhaupt nicht, dass die Mannen um Maurizio die volle Unterstützung ihres Labels haben, wenn sie eine neue Band gründen. Man wurde ja mit Werbung für die Band "Ex Deo" förmlich erschlagen in letzter Zeit. Welche Band, die gerade mal ihr erstes Full-length-Album rausgebracht hat, kann das schon von sich behaupten? Und dann gleich so eine Tour mitmachen! Ex Deo können! Die Band setzt sich wie gesagt beinahe aus den gleichen Musikern wie Kataklysm zusammen, allerdings war der geplante neue Stil einfach nicht mit Kataklysm vereinbar. Das leuchtet ein, dass ein völlig neues Bandkonzept hermusste. Offiziell natürlich auch als Death-Metal kategorisiert, nenne ich es für mich Römer-Metal. Die gesamte Musik der Band ist eine Glorifizierung der Römer bzw. ihrer Geschichte und Vorfahren. Maurizio und seine Vorfahren sind/waren geschätzterweise zu 100 % echte Römer, zumindest bringt er mit stolz geschwellter Brust die ganzen verherrlichenden Hymnen über Rom rüber. Das passende Outfit tut ein Übriges. Filmreif, eigentlich. 
Lyrisch kann ich das Ganze natürlich nicht unterstützen (hat Rom doch vielen Völker und auch meinen Vorfahren viel Leid und unzählige Tote beschert und somit ist eine Glorifizierung des Ganzen aus meiner Sicht natürlich unangebracht) und auch musikalisch ist es einfach zuviel Bombast (der unter anderem durch viele Einspielungen von Band realisiert wurde). Aber wer auf diese übertriebene, hymnenhafte (im Marschtakt gespielte) Musik steht, kommt natürlich auf seine Kosten. Man hatte zeitweilig das Gefühl, gleich marschieren die römischen Legionen auf der Bühne ein. An entsprechender Mimik und Gestik haben Ex Deo ebenfalls nicht gespart und vor allem Maurizio ließ wirklich nichts aus... inklusive hinknien und Römergruß-Gepose. 
Spieltechnisch gab es natürlich überhaupt nichts auszusetzen. Bei langjährigen Musikern wie diesen darf man das dann allerdings auch erwarten. Der Sound war ebenfalls gut und die Band hat reichlich Applaus eingefahren. Witzigerweise wurde ihnen die Hintergrunduntermalung vom Band dann mitten im Gig abgestellt, weil die Spielzeit rum war. Also gab’s noch einen letzten Gruß von Maurizio und man durfte sich auf die nächste Band freuen.

Alestorm kamen auf die Bühne und bekamen so einen unglaublichen Jubel von den Fans um die Ohren... kein Wunder, dass das inspirierend gewirkt haben muss, denn sie legten dann auch voller Energie los und sprangen mopsfidél über die Bühne. Auch hatten sie einen ganz besonderen Draht zum Publikum, wie es schien. Jedes Augenzwinkern des Sängers schien irgend einen Fan in der ersten Reihe glücklich zu machen. Viele in den vorderen Reihen sangen alle Texte mit und es war einfach eine riesen Party. Die Band meinte dann auch, dies sei nicht das Paganfest, sondern das Piratenfest, woraufhin dann auch hin und wieder mal Mitglieder von Swashbuckle auf die Bühne gestürmt kamen und einfach mal kurz was mit in’s Mikro grölten (oder einfach mal mit einer Flasche Bier prostend quer über die Bühne und zurück liefen). 
Die Band erzählte dann noch, dass sie sich an ihren ersten Gig in München erinnern, den sie vor 17 Zuschauern absolviert hatten, und dass es ja jetzt zum Glück anders ist. Die Hey-hey-Rufchöre wurden immer zahlreicher und als die Band ihr Set beendet hatte, verließ sie unter frenetischem Jubel die Bretter. 

Ich persönlich habe ja immer das Gefühl, dass "Unleashed" in letzter Zeit immer und überall spielen, also einfach zu oft. Aber andererseits kenne ich Fans, die dann da auch immer hinmüssen und jedes Mal wieder ohne Ende begeistert sind. Da sie spieltechnisch allerdings auf höchstem Niveau sind, nehme ich sie live dann trotzdem gerne mit, wenn sie eh schon dabei sind, auch wenn ich den ein oder anderen Song wirklich nicht mehr hören kann. Die Band begann mit „Winterland“ und „This is our world now“, wenn ich mich nicht täusche. Sänger Johnny sagte in alter Manier vor fast jedem Song ein paar Worte dazu (allerdings nie was Neues), zum Beispiel wurde „Midvinterblot“ als eins der wichtigsten Ereignisse der Vikinger bezeichnet, bevor eben dieser Track gespielt wurde, gleich gefolgt von „Scream for aggression“ und „We must join with him“. Danach wurden dann noch möglichst viele alte Songs bzw. die Favouriten der Fans gespielt, nämlich „The longships are coming“, „Into glory ride“, „Hammer battalion“ und „This day belongs to me“. Das Finale bildete dann „Death Metal Victory“ und dann kam die nächste Umbaupause den nassgeschwitzten Heabangern der ersten Reihen gerade recht.

Muss man über Die Apokalyptischen Reiter wirklich noch irgend was schreiben? Außer „Sie kamen, sahen und siegten“? Ich finde es immer wieder unglaublich, was für treue und eingefleischte Fans diese Band hat. Da wird wirklich JEDE einzelne Liedzeile mitgesungen (okay, ist auch schön, zumal deutsch gesungen wird) und die Fans schauen die Band mit beglückten Gesichtern von der ersten bis zur letzten Minute an. Bei bestem Sound spielte die Band sich quer durch ihr Repertoire (teils auch mit klassischer statt mit E-Gitarre) und der Fankontakt war einfach das Wichtigste. Wie immer wurde das ganze Unterhaltungsprogramm geboten. Am Ende desselben durfte traditionsgemäß ein Girl auf die Bühne und dann noch mit dem Schlauchboot „fahren“. Und eh man sich’s versah, stand man selbst immer noch mit einem Leuchten in den Augen fasziniert vor der Bühne, obwohl der Gig schon vorbei war. 

Meiner Meinung nach ist (oder war es zumindest an diesem Abend) ein Fehler, die Reiter VOR Korpiklaani spielen zu lassen. Denn an die Stimmung bei den Reitern konnten die Klaanis nicht im mindesten anknüpfen. Lag vielleicht auch nur an der Hitze in der Halle und daran, dass sich die Besucher bei den vorherigen Bands schon bis zur Schmerzgrenze verausgabt hatten und einfach nicht mehr konnten (bereits die Reiter hatten schon fleißig Wasserflaschen an die ersten Reihen verteilt). Andererseits hatten Korpiklaani zum Tourauftakt auch eine (zumindest im Mittelteil) ruhigere Setliste gewählt (diese sollte sich dann täglich ändern von Gig zu Gig). Ruhiger bedeutet: ruhiger als beim letzten Gig in München, wo eine Fidelnummer nach der anderen runtergerissen wurde. Die besten bzw. beliebtesten der schnelleren Stücke (das böse Wort „Sauflieder“ will ich jetzt mal nicht benutzen) waren natürlich heuer trotzdem noch im Programm. So begann der Gig mit „Vodka“ und „Journey man“. „Cottages und Saunas“ wurde gleich hinterhergeschoben, aber auch die Band selbst schien nicht so wirklich viel auf der Bühne rumzuspringen wie früher immer. Ob es am zunehmenden Alter, dem Becherchen Vodka zuviel vor der Show bei einem bestimmten Bandmitglied oder einfach daran lag, dass man Kräfte für die lange Tour sparen wollte, kann ich nicht sagen. Aber ungewohnt war es schon, dass weder Band noch Fans so richtig wild umhersprangen. 

Hittavainen hatte zu Beginn der Show große Probleme mit seinem Instrument. Wahrscheinlich hat er sich selbst nicht gehört, denn es musste öfters mal was nachreguliert werden. Sobald das geklärt war, ging es weiter mit „Kipumylly“, „Huppiaan Aarre“, „Viima“ und einigen anderen. Die Fans riefen öfters mal nach „Beer beer“. Ungeachtet dessen, ob der Song oder das echte Bier gemeint war, gab Jonne ab und zu Bierflaschen in die Menge (und der diensthabende Security stand schon parat, um eben diesem Fan dann gleich die leere Flasche abzunehmen, damit diese bloß nicht am Kopf eines Fans oder Musikers landet) bzw. genoss es Rasta-Jonne auch, zwischendurch reichlich Bier in die Menge zu spritzen oder spucken. 

Nun wurden „Pellonpekko“, „Metsämies“ und „Crows bring the spring“ gespielt und dann folgte mit „Wooden pints“ mal wieder einer der Jump-Songs, der dann auch wieder etwas mehr Stimmung reinbrachte. Der Hut der Band ging einmal reihum auf den Köpfen der Musiker, bevor er dann auch noch auf dem Boden landete. Spaßiges Untereinander dieser Art gab es unter den Musikern zur Genüge. Aber ernstere Einlagen wie bei den letzten Touren mit dem Shaman-Drum-Solo gab es dieses Mal leider nicht mehr. 
„Midsummer night“ wurde als Ende des Gigs angekündigt, was natürlich sowieso keiner glaubte, schließlich war „Beer beer“ noch nicht gespielt worden. Dieser folgte dann auch direkt und „Happy little boozer“ bildete gleich im Anschluss den furiosen Abschluss der Show und des Abends. 

Auch wenn ich von Korpiklaani zum ersten Mal im Leben ein klitzekleines bisschen enttäuscht war, war der Abend in der Gesamtheit sehr stimmungsvoll. Die Reiter haben es irgendwie rausgerissen. 

Da auch der Veranstalter bei diesen Besucherzahlen den großen Reibach gemacht haben dürfte, denke ich mal, man kann mit Sicherheit sagen, dass das nächste Pagan-, Heiden- oder dann eben Piraten-Fest mit Sicherheit in 2010 kommt. 

 

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