Pequod, Spread the plague

München, 5. Dez. 2010

(Bericht: Twilightheart)

Am 5. Dezember 2010 fand in München ein Mini-Gig im „Backstage“ statt. Nein, nicht im „Club“, nicht in der „Halle“, nicht im „Werk“. Es gibt tatsächlich noch eine 4. Möglichkeit für Live-Gigs. Man hatte nämlich kurzerhand im "Werk" in den Räumen neben der Haupthalle in einer Art kleiner zusätzlicher Kammer eine Mini-Bühne aufgebaut. Auf dieser spielten dann einige Bands, wohl im Rahmen einer Metalbörse, von der ich allerdings nirgends mehr etwas sah, als ich gegen 19 Uhr dort ankam. Die Frage ist auch, ob die Besucher der Börse wussten, dass im Gebäudekomplex gegenüber als Bonus einige Bands spielen, die im Eintrittspreis von 3,50 EUR mit inbegriffen waren. Denn als Publikum anwesend waren letztendlich nur 30 Leute. Nun gut, es gab schon bekanntere Bands, die vor weniger Leuten gespielt haben, als die Zeiten schlecht waren, und ganz besonders in München muss man immer mit einem Reinfall rechnen, wenn nicht gerade „Hoch-die-Hörner“/“Mitgröhl“-Bands spielen. Aber für einen Sonntag und für den Preis war es natürlich trotzdem schade, dass es nicht mehr Leute genutzt haben, insbesondere im Hinblick darauf, dass Pequod ihr neues Album vorgestellt haben. Aber dazu später mehr.

Als ich ankam, baute gerade eine Band namens „Spread the plague“ die Bühne um. Sie soundcheckten, als wären sie die Vorband von Slipknot, aber gut... genügend Selbstbewusstsein hat ja noch keinem geschadet. ;-) Dafür fehlten dann kurz vor Gigbeginn immer wieder abwechselnd irgend welche Bandmitglieder, die auf eine Extra-Einladung zu warten schienen. Als nach viel Ruferei endlich alle startklar waren, legte der (im wahrsten Sinne des Wortes) bunte Haufen los. Metalcore (mit leichten Einflüssen aus Death und Grind) wurde gespielt. Zwei Gitarristen, ein Bassist, ein sehr motivierter Schlagzeuger und ein Fronter, der beim Growlen versuchte, echt was herzumachen, hatten jetzt die Gelegenheit, ihrer tatsächlich zur Genüge vorhandenen Spielfreude Ausdruck zu verleihen. Nun ja, wer öfter hier liest, erahnt es vielleicht schon, dass ich nicht gerade der geborene Fan dieser musikalischen Stilrichtung bin. Der mittelmäßige Sound und die Musik, in der wertvolles Kulturgut nun nicht gerade auszumachen waren, hätten mich auch beinahe verjagt. Aber die Band hatte etwas, was sie unterhaltsam machte. Nämlich ihre Art, mit dem Publikum umzugehen. Gleich zu Gigbeginn sprangen in unregelmäßigen Abständen zwischen ein und drei Bandmitgliedern von der kleinen Bühne herunter und mischten sich direkt unters „Volk“, um dort weiterzuspielen. Man sprang auch gerne auf und vor der Bühne herum, je nachdem, was das Geschredder an Takt zum Springen vorgab. Es war also so, dass die Bandmitglieder wie ein Teil des Publikums wirkten, der für den anderen Teil spielt und mit ihnen zusammen eine gute Zeit hatte. Was die Nähe zu den Fans betrifft, waren „Spread the plague“ also wirklich ungeschlagen. Somit schafften sie es, alle Anwesenden (auch die, die eigentlich wegen Pequod da waren) gut zu unterhalten. 

"Pequod" waren beim Umbau schon etwas routinierter. Und so legten sie nach kurzem Linecheck direkt los. Thrash hat es mir im Allgemeinen jetzt auch nicht unbedingt angetan (wobei es mit Death-Einschlag natürlich erträglicher ist), aber seit die Band den Sänger gewechselt hat und jetzt mit der tiefgrunzenden Frontsau Roland von „Festering Saliva“ auftrumpfen kann, kann ich der Musik mehr abgewinnen als früher. Und dieser Gig war insofern etwas Besonderes, weil das neue Album, welches im März erscheinen soll, vorgestellt und einmal komplett durchgespielt wurde. Nach dem Intro vom Band war „Bleed to death“ der erste Song. Und siehe da, die Jungs haben’s noch drauf. Der Unterschied vom spielerischen Können im Vergleich zur vorherigen Band war natürlich enorm. Es tat gut, saubere Gitarren inklusive eingängiger Soli zu hören. Der mörderisch wummernde Bass kam zwar aufgrund der rudimentären Soundanlage nicht perfekt rüber, aber allein das schnittige Spiel hatte was für sich. Durch das bezeichnend gute Zusammenspiel der Bandmitglieder wirkte die zweitklassige Soundqualität gleich auch weniger störend. 

Obwohl Roland bei früheren Gigs schon besser drauf war, hat er an diesem Abend das beste draus gemacht und sich hingebungsvoll durchs Set gegrunzt. Nachdem er sich dafür bedankt hatte, dass „zur besten Spielfilmzeit“ trotzdem einige Leute zum Gig gekommen sind, ging es mit „Sickness“, „Tragedy“ und „To depart“ weiter. Natürlich kann man bei ganz neuen Songs nicht erwarten, dass das Publikum vor Begeisterung durchdreht, aber der ein- oder andere gab sich trotzdem synchron mit den Bandmitgliedern exzessivem Headbanging hin. Dies war insofern nicht schwer, da etliche der Songs ein paar wuchtige Nackenbrecher-Passagen enthalten. Nach dem Ende einiger Songs übernahm Gitarrist Daniel in einem Anflug von Rage es selbst, die Stimmung anzuheizen, indem er losjubelte, als stünde er selbst im Publikum. Der Applaus war dann meist auch ansteckend. 

Frontmann Roland begnügte sich hingegen mit einigen frechen Sprüchen vor den Songs, so wurde z.B. das Merchandise damit angepriesen, dass die Girlie-Shirts der Band vorne besonders viel Platz für riesige „.....“ hätten. Während des Growlens hingegen wurde mit Hollywood-reifer Mimik gepunktet. Für viel körperliche Action war ansonsten aufgrund des sehr begrenzten Bewegungsradius’ auf der Mini-Bühne nicht wirklich Raum. Nach „Life’s a lie“, einem der oben erwähnten Nackenbrecher, folgten weitere Songs vom Album, unter anderem der Titeltrack „Forgotten“, welcher von Roland als „Kuschelsong“ bezeichnet wurde, der geschrieben wurde, um die Kuschelquote des Albums zu heben, weil ja jedes Album einen solchen Song braucht, wodurch er ja vielleicht mal im Radio gespielt wird. :-) Das „Kuschelige“ an dem Song bezog sich dann lediglich auf die Eröffnungssequenz, bei der nur der Bass mit einzelnen Lauten zu hören war. Na ja, vielleicht noch auf den eher gediegenen Takt des restlichen Songs, der ansonsten gewohnt brachial war. Wirklich „kuschelig“ ist freilich anders, und zum Glück haben Pequod damit nichts am Hut. „A vortical experience“ gab es als Zugabe am Ende. Die Band hatte offensichtlich eigentlich keine besonders große Lust mehr, weiterzuspielen, aber die Rufe eines Fans, dass „morgen ja Nikolaus“ ist, haben Pequod dann doch noch den einen abgerungen.

Zusammenfassend kann man sagen, es war ein kleiner, feiner Gig, der sich gelohnt hat. Pequod machen einfach Spaß und versprühen jedes Mal eine unglaubliche Energie auf der Bühne. Bleibt abzuwarten, wie es nach Erscheinen des „Forgotten“-Albums weitergeht. Ich persönlich hätte gegen weitere Live-Gigs im Frühjahr nichts einzuwenden. 

 

Fotos von den Bands findet ihr in den "Concert photos"!

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