Satyricon, Shining, Dark Fortress, Posthum

München, 7. Dezember 2009

(Bericht: Twilightheart)

Genau am 7.12., Niklas Kvarforths Geburtstag, spielten Shining in München, zusammen mit niemand geringerem als Satyricon und Dark Fortress.
Mit genau 563 zahlenden Gästen war die große „Backstage“-Halle dieses mal weniger voll als sonst bei den dortigen Metal-Events. Na gut, die Tatsache, dass es ein Montag war, kam sicher erschwerend hinzu. Kam allerdings einem schnellen Einlass zugute. Auf der Webseite des „Backstage“ stand, dass der Beginn 19:30 Uhr ist. Und pünktlich auf die Minute ging es tatsächlich los. 
Den Anfang machten „Posthum“ aus Norwegen, die ein wenig verloren wirkten. Besonderes Engagement war nicht auszumachen, weder von Seiten der Band noch von Seiten des Publikums. Zwar haben Posthum zuletzt ein ansehnliches Album abgeliefert, aber von dessen guter Qualität kam im Gig leider nicht allzu viel rüber. Die interessanten BM-Aspekte des Albums waren live überhaupt nicht hörbar, vieles klang leider einfach recht thrashig. Ab und an konnten mir einige gut gespielte Gitarrenriffs etwas Aufmerksamkeit abverlangen. Die Live-Stimme des Sängers beeindruckte mich leider wenig. Aber zumindest sorgten Posthum dafür, dass die Ohren schon’mal vorgewärmt wurden. Mit sehr kurzer Spielzeit hatten sie auch nicht wirklich Zeit, was zu reißen. Also nix für ungut...

Nach einem neuen Geschwindigkeitsrekord im Linechecking machten sich "Dark Fortress" für ihren Auftritt fertig, der Punkt 20 Uhr begann. Die zweite Band beginnt 20 Uhr? Sehr ungewohnt. Aber gut. Dark Fortress schafften es trotzdem, gleich mit dem ersten Song „No longer human“ die Black Metaller vor der Bühne zu versammeln und sie zum headbängen zu bringen. Sänger Morean (wie immer in einem irren Fummel, der totaler Blickfang war) schien sehr gut drauf zu sein, zumindest grunzte und growlte er sich genüsslich durch das Set, und die Musik kam wunderbar dunkel rüber. Einzig der neue Song „Hirudineans” (der auf dem aktuell fertiggestellten Album „Ylem“ drauf ist) kam meiner Meinung nach etwas sperrig rüber.  „Cohorror“ haute da live schon wesentlich besser rein. 
Niklas Kvarforths Geburtstag wurde entsprechend mit einem Song gewürdigt, nämlich mit „The Valley“ (ebenfalls vom neuen Album) der natürlich Niklas als Geburtstagsgeschenk gewidmet wurde. Dass dieser in dem Moment zugehört und sich sehr geehrt gefühlt haben muss, sollte man später beim Shining-Gig noch mitbekommen. „The Valley“ war im übrigen sehr impressiv. Ein gewaltiges, exzentrisches (und langes) Stück im typischen Fortress-Stil, das wirklich Eindruck schindet. 
Dark Fortress hatten tatsächlich auch nur eine halbe Stunde Spielzeit. Somit blieb nur noch Zeit für einen einzigen Song, der „Baphomet“ sein sollte, da die Fans diesen ganz besonders zu mögen scheinen. Und schon hieß es wieder Instrumente ausstöpseln und Platz machen für die nächste Band.

Ich denke, man muss sich damit abfinden, dass die ganz harten Gigs von Shining vorbei sind (ich erinnere an einige Gigs in 2007, wo Shining, sofern die Atmoshäre stimmte, lange nach 1 Uhr nachts ihre Killershows abzogen und Niklas sich dermaßen heftig aufschnitt, dass man nur hoffen konnte, dass er eine Tetanusschutzimpfung hat). Zumindest für den Moment scheint die Phase at acta gelegt zu sein; was die Zukunft bringt, sei natürlich dahingestellt. Die Songs sind natürlich live immer noch exzellent, aber die Shows sind sehr viel weniger jugendgefährdend geworden, sagen wir mal so. 
Shining spielten sich quer durch alle Alben, allerdings fiel auf, dass Niklas’ Stimme schon gelitten hat während dieser Tour. Er holte zwar bei den Stellen, an denen er richtig schreien musste, absolut alles aus sich heraus, aber seine Stimme versickerte an mancher Stelle doch in heiserem, leisem Krächzen. Auch hatte er sich was am Bein zugezogen, so dass er nicht richtig laufen konnte. Er gab dies selbst als Entschuldigung für einen weniger gelungenen Gig an. Nach den ersten Songs dankte Niklas seinen Kollegen von Dark Fortress, mit denen Shining sich den Tourbus teilten, und widmete ihnen den nächsten Song „Plågoande o'helga plågoande“. Auch erzählte Niklas dann freiwillig noch’mal, dass er heute Geburtstag hat und stimmte für sich selbst „Happy Birthday“ an. Die meisten sangen mit, wobei es an der Stelle „.... dear Niklas... „ doch zu einem Durcheinander kam, weil z.B. einige "dear Kvarforth" und einige "
lieber Niklas" sangen. :-) Niklas nickte zufrieden mit dem Kopf, weil er genau das schon erwartet hatte. Aber wie auch immer, zumindest sammelte er durch diese Aktion Sympathiepunkte beim Publikum. Exklusiv sang er dann auch einen noch nicht veröffentlichten Song vom kommenden 7. Shining-Album, der wirklich was hermachte. Wem Shining 6 zu poppig war (bis auf den letzten Song des Albums natürlich, der ja eher dem „alten“ Stil entspricht), der wird Shining 7 vielleicht wieder besser finden. Der neue Song klang jedenfalls vielversprechend.

Natürlich durfte auch der Showeffekt nicht fehlen, dass Niklas seinen neuen Bassisten „überfiel“ und übelst abknutschte. Klar, die Neuen müssen immer erst’mal als Opfer herhalten. Früher hat er den neuen Bandmitgliedern gerne mal die Arme aufgeschnitten (siehe Fotos auf der alten Shining-Webseite), heute werden sie mit Zungenküssen malträtiert. Wem’s gefällt... bitteschön. Ich persönlich finde nicht, dass es die Show irgendwie aufwertet.
Als einen der letzten Songs gab es „Låt oss ta allt från varandra“, den er wie immer einer Frau widmete, die sich im Publikum befand. 
Den Fans hatte der Auftritt offensichtlich gefallen, denn es gab viel Applaus. Zugaben gab es aufgrund des strikten Zeitplans allerdings nicht mehr, obwohl die Band sicher in der Stimmung gewesen wäre, länger zu spielen.

Für Satyricon war es im Anschluss natürlich ein Leichtes, das Publikum von einer Sekunde auf die andere zum Toben zu bringen. Gleich als sie im gedämpften Licht zu „Repined Bastard Nation” auf die Bühne kamen, wurden sie abgefeiert. Satyr schien unglaublich gut drauf zu sein. Seine Entwicklung vom düsteren, immer evil schauenden Black Metaller zum scheinbar in sich selbst ruhenden, vollkommen zufriedenen, eine ungeheure Aura versprühenden Perfektionisten hat sicher viele Alt-BMler schockiert, scheint vielen neuen und „gebliebenen“ Fans aber zu gefallen und sie zu faszinieren. Und man muss natürlich zugeben, dass Satyr so viel Energie auf die Bühne bringt, dass er einfach alle Anwesenden mitreißt. Der Sound war zudem sehr gut, die Musiker waren präzise wie eh und je und stimmlich war Satyr in Höchstform. Es folgten „The Wolfpack“, „Now, Diabolical”, “Forhekset” und  “Black Crow On A Tombstone”. Ich bin bin mir nicht vollkommen sicher, aber wenn mich meine Englisch-Kenntnisse nicht trügen, hat Satyr in einer kurzen Ansprache durchblicken lassen, dass diese Tour die letzte vor einer sehr langen Pause sein wird.
Die Band trat ungemein auf’s Gaspedal und mit Karacho ging es weiter mit „A New Enemy“, „Supersonic Journey”, “Die By My Hand”, “Den Siste” und “The Pentagram Burns”. Die Kommunikation mit dem Publikum war hervorragend, bei jedem Schritt in Richtung Bühnenrand streckten sich Satyr etliche Hände begeisterter Fans entgegen. 
Die Zugaben, die mit großer Sicherheit bereits eingeplant waren, waren „K.I.N.G.“, „Fuel For Hatred” und NATÜRLICH “Mother North“. Damit fand das Ereignis dann auch sein Ende und ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die Satyricon-Fans vollkommen auf ihre Kosten gekommen sind. Der Gig war 1A, und in Kombination mit Dark Fortress und Shining war es trotz des überteuerten Ticketpreises ein lohnendes Event. 

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