Taake, Horna, Angantyr, BlackShore

25. März 2010

(Bericht: Twilightheart)

Mit „We are the Spice Girls from Russia and we play Rock’n’Roll“ stellten sich BlackShore vor, denen die Ehre zuteil wurde, für Taake und Horna eröffnen zu dürfen. All dies spielte sich am 25. März 2010 im Münchner „Metropolis“ ab. Wer nicht wusste, dass „BlackShore“ aus Lübeck sind, hätte mit Sicherheit auch geglaubt, dass sie eine skandinavische Band sind, die von den Headlinern importiert wurde. Zumindest war ihr Auftreten sehr überzeugend und selbstbewusst. Mit nur 3 Mann stemmten sie den Auftritt und waren mit ihrem Black Metal musikalisch überzeugend, zumindest was Können und Einsatz betrifft. Dass die Musik meinen Geschmack nicht traf und mir auf Dauer zu durchschnittlich wirkte, steht auf einem anderen Blatt. Was mir allerdings in Erinnerung blieb, war die Wucht, mit der der Schlagzeuger die Trommeln bearbeitete. Er schlug dermaßen hart da drauf, dass es einen ganz eigenen Klang ergab. Mit einer für den Opener verdammt langen Spielzeit konnte die Band also ihr Können unter Beweis stellen. Allerdings hatten sie eher begonnen als die Meisten wohl erwartet hatten, denn noch waren kaum Leute da (einige, die vielleicht erst 20 Uhr kamen, werden sich gewundert haben, dass die zweite Bands des Abends bereits seit längerem spielt).

Diese zweite Band waren die Dänen von Angantyr, die ja nun auch nicht gerade besonders oft touren. Mit zum Teil blutverschmierten Körpern und dem typisch skandinavischen eiskalten Gesichtsausdruck versprühten sie ihren anti-christlichen BM im Metropolis. Dass die Eröffnung des Gigs vom Sänger durch das Blasen eines Horns eingeleitet wurde, hätte zwar nicht unbedingt sein müssen (zumindest wurde es in Deutschland wohl schon zu oft durch irgend welche Möchtegern-Pagan-Bands genauso gemacht und kommt mir deshalb so albern vor), aber ansonsten holzten die Dänen ordentlich los. Brachiale Songs (von denen allerdings auch nicht sooo viele Leute was mitbekamen, denn noch waren nicht mal annähernd die Hälfte aller Leute da, die später bei Taake den doch relativ großen Club flächendeckend ausfüllten) und viel Stimmgewalt, sowie geiles Gitarrenriffing. Der manchmal schleppend-schwere Takt der Angantyr-Songs kommt bei mir sowieso gut an.
Der zweite Gitarrist der Band war ein kleiner Poser par excellence. Jeder Fan, der ein besonderes Foto mit Blickkontakt oder Extrem-Mimik haben wollte, bekam auch eins. Er schien sich zu sonnen in den Blitzlichtern der Kameras. Aber gut, so untrue das für einige scheinen mag, zeigt es zumindest, dass er es einfach liebt, auf der Bühne zu sein. Was böse Blicke und kamera-affines Verhalten betrifft, konnten seine Bandkollegen allerdings mithalten, wenn’s drauf ankam. Aber wer so bemerkenswerten BM macht, darf das auch. ;-)

Ich gebe zu, dass ich von Horna nur die alten Alben mit dem früheren Sänger kenne und zu hause habe, die natürlich an Aggressivität durch kaum eine andere Band je getoppt werden konnten, was vornehmlich an der wirklich fiesen, durchdringenden Stimme des Ex-Sängers liegt und an der Art, mit wie viel unermesslichem Hass er die Songtexte herausgespieen hat. Insofern versuchte ich, meine Erwartungen ganz weit runterzuschrauben, denn mir war einfach klar, dass es für den neuen Vokalisten unmöglich sein muss, da anzuknüpfen.
Doch zuerst sei gesagt, dass er eine extensive Show abzog. In Kutte a la Mayhem kam er auf die Bühne und jede einzelne Bewegung seiner bedächtigen, gezielten Gestik war eine einzige blasphemische Message an die Kirche mit ihrer zweifelhaften Moral. So ließ er es sich auch nicht nehmen, das Kreuz zu bespucken, was er bei sich trug, und den Speichel dann noch richtig schön darauf zu zerreiben. Selbst zeitweilig auf Knien zog er dieses Show-Konzept bis zum Ende durch. Doch auch der Gesang war nicht von schlechten Eltern. Stimmlich ganz anders als sein Vorgänger, nämlich viel tiefer, weniger garstig, dafür tragender sang er sich quer durchs Repertoire der Band. Mit gutem Sound konnten auch seine Bandkollegen, die sich visuell gegenseitig in ihrer Grimmness überboten, einen spielerisch einwandfreien Gig abliefern. Das Publikum ging hervorragend mit, es war nun auch sehr viel voller als bei den beiden vorherigen Bands. Einige Fans in den ersten Reihen grölten sogar etliche Texte mit. Alles in allem war es also ein 1A-Gig und Horna bekamen verdienterweise reichlich Applaus.

All dies war natürlich nichts gegen das was losbrach, als Taake die Bühne enterten. Sofort wurde es in den ersten Reihen richtig eng, und während bei Horna noch EINIGE Fans mitsangen, waren es bei Taake schätzungsweise die ersten beiden Reihen, die beinahe komplett die Texte mitgrölten. Man headbangte exzessiv und die Stimmung war am Kochen, als stünde die geilste Band der Welt auf der Bühne (wobei dies Taake für einige sicher sind).
Ulvhedin Høst und seine Mannen begannen den Gig mit „Voldtekt“, dem Song mit umstrittenen Lyrics. Nun waren Taake ja 2009 und 2007 fast zur selben Zeit des Jahres auch schon in München. Während Høst da vor allem durch eine unglaubliche Energie auf der Bühne auffiel, sowie durch beeindruckende Verrenkungen und passende Mimik, kam er mir dieses mal etwas weniger hyperaktiv vor, dafür legte er mehr Energie in die Vocals. Diese wurden nahezu perfekt und mit vollem Klang herausgegrowlt. Dass die anderen Musiker musikalisch ebenfalls über jeden Zweifel erhaben sind, muss sicher nicht extra erwähnt werden.
Ganz ohne Mimik und Gestik geht es bei Høst natürlich nicht. Einige Elemente sind nicht wegzudenken, wie sein „Rumgetrete“ in der Luft, das Augen-Aufreißen, das Zunge-Rausstrecken, die Arme hinterm Rücken zu verschränken, sowie natürlich der immer gleiche symbolische Abgang mit der Norwegen-Fahne am Ende des Gigs.
Neben „Voldtekt“ waren auf jeden Fall folgende Songs mit dabei: „Umenneske“, von „Hordaland Doedskvad“ die Parts I, II und III. „Doedsjarl“ und  „Over bjoergvin graater himmerik“ IV. Dann waren da noch einige, deren Titel ich allerdings nicht benennen kann. Aber sicher ist, dass der Gig mit „Nattestid ser porten vid“ I endete. Ganz kurz hielten die Gehilfen inne, ob die Band noch einmal für Zugaben zurückkommt, doch dann begann man mit dem Abbau. Dies lag allerdings sicher nicht an mangelndem Interesse seitens des Publikums, denn das hatte während des gesamten Gigs für ordentlich Stimmung gesorgt. Ich denke, die Fans waren einfach zu ausgelaugt, um noch minutenlang nach Zugaben zu rufen, denn der Taake-Gig war wirklich so gewesen, dass jeder Anwesende zufrieden sein konnte. Und auch die vorherigen Gigs waren qualitativ hochwertig gewesen. Insgesamt war es wohl der beste BM-Gig dieses Frühjahrs in München.

 

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