Turisas, Norther, Ingrimm 

München, 20. März 2008, "Metropolis"

(Bericht: Twilightheart)

So voll wie an diesem Abend habe ich das „Metropolis“ in München schon lange nicht mehr gesehen. Nun ja, die finnische Über-Kombi Norther & Turisas zieht glücklicherweise doch eine Menge Fans, und das, obwohl zeitgleich Dornenreich und Faun in München spielten.
Als Äquivalent zu Faun könnte man Ingrimm ansehen, die den Turisas-Gig als Support eröffneten. Die Folk/Mittelalter-Band kam zu einem sehr medievalen Intro auf die Bühne und beeindruckten die Anwesenden sofort mit ihrem rasenden, sehr mitreissenden Sound. Einige Zuschauer kannten die Regensburger Band mit Sicherheit von diversen Mittelalter-Festen, denn nicht wenige sangen alle Texte mit. Wie viele andere Bands ihres Genres singt auch diese Band auf deutsch, und so wurden wir mit Songs beglückt, die da z.B. „Rattenstadt“ oder „Lumpenpack“ hießen. Am authentischsten kam neben dem Sänger, ein Typ wie ein Bär in Kettenhemd, der Drehleier-Spieler, der wahlweise bei einigen Songs auch Dudelsack spielte und auch durch seine Aufmachung für echte Mittelalter-Stimmung sorgte. Zwar hatte die Band nicht allzu viel Bewegungsfreiheit, da die Band ihr Schlagzeug noch vor dem der Hauptacts stehen hatte, aber zum springen und gestikulieren reichte es allemal. Die bereits anwesenden ca. 150 Leute liessen sich davon auch anstecken, vorne wurde gebängt, hinten sah man aufmerksam zu. Das Lied „Der Sturm“ vom 2007er Album „Ihr sollt brennen“ wurde der katholischen Kirche gewidmet, mit der Begründung: „Ich glaube, da kommt ganz gut raus, was wir von ihnen halten“. Später wurde Schlagzeuger Klaus vorgestellt, der (vielleicht zur Feier des Tages) Turisas-Warpaint aufgelegt hatte, und sofort riefen die Fans in den vorderen Reihen: „Schlagzeug-Solo!“. Klaus schien sich tatsächlich schon was zu überlegen, aber der Sänger meinte nach kurzem Abwägen, dass dafür leider keine Zeit ist.
Der Sound in der Halle war zwar mies, aber zu Songs wie „Der Meister“ gingen die Fans trotzdem ab wie Schmidts Katze, und es war jetzt schon klar, dass diese Menge feiern will und dass hier eine riesen Stimmung sein würde, wenn Turisas auf die Bühne kommen.
„Seid ihr bereit für den Spielmann?“ rief Ingrimm’s Frontmann, das erwartete leidenschaftliche „Yeah“ des Publikums folgte und los ging’s mit einem der letzten Songs des Gigs.

Nachdem Ingrimm also schon’mal richtig angeheizt hatten, gab es einen Stilwechsel, denn nun regierten erstmal die melodic Deather von Norther das „Metropolis“. Die Band hatte einen besseren Sound als die Vorgängerband, was bei deren ultraschneller Gitarren-Kunst natürlich wichtig ist. Norther spielten fast nur Songs vom neuen Album, nämlich gleich 6 Stück, die da waren: „My Antichrist“, „Down“, „We rock“, „Frozen Angel“, „Black Gold“ und „Self-righteous fuck“. Die Fans, die sich sofort vor der Bühne drängelten, nahmen die neuen Songs genauso begeistert auf wie die alten. Von den älteren Songs schafften es allerdings nur 4 Stück in die Setliste, nämlich „Blackhearted“, „Unleash Hell“, „Omen“ und „Death unlimited“.
Obwohl die Fans total gut mitgingen, liess Sänger Petri ab-und zu einen Kommentar fallen, dass ihm der Moshpit nicht gross genug ist. Ab und zu ließ er sich auch auf ein Scherzchen mit jemandem aus der ersten Reihe ein. Später kündigte er einen Geburtstag an. Derjenige muss wohl den netten Spitznamen „Satan“ weghaben, denn Petri rief: „Where is Satan?“ Irgendwann zeigte jemand auf eine Person hinten im Publikum und dann mussten alle drei mal „Happy birthday, Satan“ rufen und demjenigen wurde auch der nächste Song gewidmet.
So spielten sich Norther bei diesem Gig mit ihrem Charme und ihrer technischen Perfektion einmal mehr in die Herzen der Münchner.

Doch nun sollte der Supergau folgen. Nach nur ganz kurzer Umbaupause enterten die Finnen von Turisas die Bühne. Diese Band hat allein durch ihre Outfits, ihre stolze Art und ihr kämperisches Auftreten ein Charisma, was seinesgleichen sucht. Mit stockte mal wieder der Atem, als sie auf die Bühne kamen. Ohne Umschweife ging’s los mit „The dnieper rapids“ und „To holmgard and beyond“ vom neuen Album „The varangian way“. Die Stimmung im Publikum, welches ja schon zum Intro ausgeflippt war, ging sofort von null auf hundert. Alle waren Feuer und Flamme, man konnte alle Texte mitsingen und die Fäuste wurden in die Luft erhoben.
Dieses war dann auch der erste vollständige Gig von Turisas, den ich seit 2006 gesehen habe, denn jedes Mal wurde die Band bei ihren Festivalauftritten irgendwie limitiert oder ihre Zeit auf 20 Minuten runtergekürzt, was immer eine schlechtere Performance zur Folge hatte. Ich konnte also noch nie das ganze Ausmaß der Stimmung bei einem Turisas-Gig erleben. Hier in München (übrigens das erste mal, dass Turisas überhaupt in München waren) war zum ersten Mal alles optimal. Die Band hatte Platz, es gab kein Zeitlimit (Turisas spielten 90 Minuten), der Sound war gut (einige technische Schwierigkeiten gab’s zwar trotzdem, aber die wurden ignoriert) und so konnte sich die Band richtig austoben. Sie waren so in ihrem Element und jeder aus der Band hat richtig für Action gesorgt, es war einfach klasse. 

Als dritter Song folgte „A portage to the unknown“. Wer das neue Album hat, weiß, dass das die verdammt noch’mal beste, mitreißendste Hymne ist, die Turisas je geschrieben haben. So laut hat man im „Metropolis“ wahrscheinlich noch nie mitgegrölt wie bei diesem Track. Stimmung pur. Auch die Band war super drauf. Warlord Nygård tobte über die Bühne wie ein Berserker, Jussi headbängte, Olli fiedelte sich die Finger wund, und alle anderen waren genauso wild. Eine Überraschung gab’s in Form einer neuen Akkordeon-Spielerin (mit einem wunderschönen perlmutt-weißen Intrument), namens Netta, die Nygård dann auch begeistert vorstellte als „blond, 17 years old, and female“. Meiner Meinung nach passt sie hervorragend zur Band und sollte länger bleiben als nur während dieser Tour, wie es erzählt wurde. 

Der Warlord erzählte dann auch, was mit dem alten Akkordeon-Spieler Lisko passiert ist: man war auf dem Flughafen, um von Holland nach Finnland zu fliegen, und plötzlich war Lisko weg und wurde seitdem nicht mehr gesehen. Ich persönlich hoffe natürlich sehr, dass er wieder auftaucht. Wenn Musiker einfach so am Flughafen verschwinden, dann ist mir das nicht geheuer.
Zurück zur Show. Die Action ging weiter mit „One more“ und „In the court of Jarisleif“. Dann gab es ein wunderbares Geigensolo von Olli, was in das über 8 Minuten lange “Miklagard overture” überging.
Mathias Nygård stellte sich als absoluter Scherzkeks und Entertainer heraus. Schon beim Vorstellen der Band konnte er sich gewisse Bemerkungen nicht verkneifen, so wurde Olli als der Typ mit dem „funky haircut“ bezeichnet und Hannes war mal eben der Teddybear. Auch das gute Paulaner-Bier sorgte für Stimmung. So bemerkte Mathias, dass das Bier im Publikum viel besser aussieht als sein eigenes. Er testete also alle Sorten durch und entschied, dass Paulaner Hell das beste sei: „This is beer! Prost again!“ Das Publikum kommentierte, dass Guiness dazu kein Vergleich ist und danach wurden ihm immer wieder von den Fans deren Paulaner-Flaschen zum trinken angeboten und er trank mit ihnen. Auch warf jemand eine (eigene?) CD auf die Bühne. Diese wurde begutachtet und dann einem Roadie gegeben, damit dieser sie in den Bus legt, damit die Band auf der Fahrt was zum Anhören hat. Und sogar ein Schuh flog auf die Bühne. Mathias ging reihum und probierte bei jedem Musiker symbolisch, ob der Schuh passt, bevor er ihn in’s Publikum zurückwarf. Kurz und gut, jedes Thema, dass sich anbot, wurde zu Scherzen verarbeitet.

Nach dem Reißer „Sahti-Waari“ kam Netta alleine auf die Bühne und spielte ein kurzes Akkordeon-Solo. Der Warlord kam dazu und fragte „Have you ever had a Humppa?“ und die Melodie änderte sich zu „Rasputin“. Was bei diesem Song abging, könnt ihr euch ja sicher ungefähr vorstellen. Party! Alle Musiker tobten über die Bühne und es gab beim Publikum sowieso auch kein Halten mehr.
Nun folgte, wie Mathias es nannte, etwas „Biergemütlichkeit“ und es wurde ein bayrisches Volkslied angestimmt, zu dem die Fans schunkelten, nachdem er uns gesagt hatte, dass es toll ist, dass die Deutschen im betrunkenen Zustand zu kuscheln anfangen und nicht gewalttätig werden wie die Finnen.

Danach war es auch schon Zeit für’s Finale. Nach dem obligatorischen „Thank you, good night München“ wurde noch „Battle Metal“ angestimmt, bevor die Band unter riesigem Jubel und ausgiebigem Händeschütteln die Bühne verließ.

Noch 5 Tage, dann sehe ich Turisas beim Ragnarök-Festival wieder. Bleibt zu hoffen, dass sie sich dort genauso austoben können. Wenn ja, bleibt nur eins zu sagen: das wird ein Fest!!

 

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