Ultima Ratio Festival 2008
Turbinenhalle Oberhausen, 1. November 2008
(Bericht: Anja)
Bereits
um 10:00 in aller Frühe öffnete das 4. Ultima Ratio seine Pforten,
denn mittags sollte schon der Opener Obscurity zur musikalischen
Schlacht antreten. Es folgten Adorned Brood, die ihren quasi Heimvorteil geschickt nutzten und die Halle zum Überkochen brachten. Die eingängigen Melodien und Feiersongs führten zu Hüpf-, Tanz- und Moshpitaktivitäten ohne Unterlass, so dass für Band und Fan Spaß en masse auf dem Programm stand. Frost und Co. zockten sich durch das gesamte Repertoire ihres Schaffens und fütterten die begierigen Ohren sogar mit einigen Stücken der am 21.11. erscheinenden Platte „Noor“, auf die der Fan von folkigen Metalklängen gespannt sein darf.. Einen etwas rauheren Wind brachten die Heidenschwarzwurzler von Gernotshagen auf die Bühne und ernteten dafür stürmischen Beifall und von der ersten bis zur letzten Reihe im Takt hochgestreckte Fäuste. Wirklich beeindruckend wie viel Energie sich in diesem Publikum freisetzen lies, vor allem wenn man sich die ganze Szenerie mal von oben aus betrachtete. Daumen hoch für die Festivalbesucher, die jeder Band trotz laaaangen Tages, Alkohol, Beine in den Bauch stehen und Müdigkeit ihre Gunst schenkten. Das muss an dieser Stelle einfach mal gesagt werden. Zurück zu den stolzen Thüringern. Der Sechser verstand es vorzüglich trotz miesen Sounds Stimmungen zu produzieren, so z.B. bei „Widars Klagesturm“. Die Ergriffenheit im Auditorium war fast stofflich spürbar. Eine fantastische Leistung, die auf die im Januar 2009 anstehende „Light a Pagan Fire-Tour“ einstimmen sollte, denn der Ultima Ratio-Gig war das letzte Konzert der Band 2008. Aufgrund des Mega-Ansturms auf das Merchandising von Gernotshagen musste ich kurzfristig zu Hilfe eilen und ein paar Shirts und CDs unters Volk bringen. Aus diesem Grund verpasste ich leider XIV Dark Centuries und im späteren Verlauf dann Black Messiah, was ich wirklich sehr bedaure, denn laut Meinungen einiger Festivalbesucher haben die beiden Pagantruppen klasse Auftritte hingelegt. Zwischendurch konnte ich schnell Kivimetsän Druidi knipsen, die mir bis Dato unbekannt waren. Die Finnen boten mit ihrer blonden Sängerin etwas Abwechslung im sonst eher männerdominierten Billing, was vorrangig die Herren der Schöpfung freute. Allerdings ging mir die Stimme und die Tanzperformance der kleinen Fee im weißen Kleid bald auf den Senkel, nichtsdestotrotz widmeten sich sehr viele begeisterte Hörer dem symphonischen Folk Metal oder wie die Band selbst sagt: „Rock `N` Troll“. In Anbetracht des jugendlichen Alters der Musiker lieferten sie eine solide Leistung, die aber sicherlich noch ausbaufähig ist. Eine für die feierwütigen Heidenanhänger eher schwer verdauliche Kost brachten die deutschen Nordlichter von Secrets of the Moon dar, entsprechend schien der zündende Funke anfangs nicht überspringen zu wollen, was sich aber sehr schnell änderte als sich mit schweren Geschützen durch die vier Alben geschossen wurde. Die Bühne war in Kerzenlicht getaucht, was eher an eine Gothic-Veranstaltung erinnerte, aber die unbändige Kraft und Schönheit der melodischen Kompositionen der experimentellen modernen Black Metaller ging mir zumindest direkt ins Herz und begeisterte den vollen Saal ebenso. Für mich persönlich ein Highlight des Festivals. In Südthüringen (und vielleicht auch anderswo in Deutschland) gibt es eine kleine Floskel, die da heißt „Fällt aus wegen Bodennebel“. An diese musste ich unweigerlich denken als ein bedröppelter Veranstalter auf die Bühne kam und mitteilte, dass Riger wegen Nebels auf der Autobahn nicht kommen würden. Entsprechend groß war die Enttäuschung seitens der Gäste, die aber radikal in Freudentaumel umschlug als die Frankfurteraner von der Oder doch noch aufschlugen. Zunächst etwas lustlos und kaputt dreinblickend und die Musik runternudelnd, ließen sich die smarten halbnackten Kerle doch noch vom Enthusiasmus der Crowd anstecken und versuchten aus den paar Songs, die sie zocken durften, das Beste herauszuholen. Ich bin mir nicht sicher, ob auch neues Material angeboten wurde, aber fest steht, dass Ende des Jahres mit dem neuen Album „Streyf“ des Fünfers zu rechnen sein wird. Mit Sworn kamen alle Black Metal Fans voll auf ihre Kosten. Die jungen Norweger hatten viele Songs des hochgelobten Albums „The Allevation“ aber auch taufrische Stücke des gerade entstehenden Albums im Gepäck. Der Fronter präsentierte sich versiert und sicher. Rundum eine klassische schnörkellose BM-Performance mit Corpsepaint und allem was dazu gehört. Nicht mehr und nicht weniger. Ähnlich finster sollte sich der Abend nun mit Sworn’s Landsmannen von Koldbrann fortsetzen. Mannevond und Kumpanen zelebrierten sich und ihr fieses True Norwegian Schwarzgewurzele bis zum geht-nicht-mehr und heizten den rasenden Zuschauermassen ordentlich ein. Natürlich wurde die neue MCD „Stigma: På kant med livet“ durchgewurstet, aber auch älteres Material kam zielsicher zum Einsatz und verfehlte seine Wirkung nicht. Rohes, knallendes Opium für die Ohren! Norwegen, die Dritte folgte auf dem Fuße und auch hier gab es neues rund-silbernes Marschgepäck namens „Heimgang“. Kampfar stampften mit einer gehörigen Portion Energie ihren Pagan-Folklore-Metal in den auditiven Cortex der Anwesenden und machten keine Gefangenen. Bestechendes Riffing, treibende und präzise Drum-Arbeit, ergreifende Melodien und das einzigartige Stageacting von Frontmann Dolk machten diesen Gig zum Hör- und Sehgenuss. Das langsam müde werdende Publikum wurde seitens des Sängers immer wieder aktiviert und motiviert mitzumachen und es ließ sich nicht lange bitten, abzugehen wie Schmidts Katze. Erstklassige Geschichte, alle Daumen hoch! Es war noch nicht wirklich spät am Abend (ca. 23:00) als Turisas begannen die Bühne zu rocken. Es hatte den Anschein als hätten die Fans nur auf die finnische Rumpeltruppe gewartet. Die letzten Kraftreserven wurden mobilisiert und die Band frenetisch umjubelt. Allerdings bekam ich das eher aus dem Hintergrund mit. Das frühe Aufstehen rächte sich und die Hotelbetten riefen einfach zu verführerisch meinen Namen, dass ich einfach nachgeben musste. Entsprechend bekam ich natürlich auch Korpiklaani nicht mehr mit. Leider, da Jonne und Mitstreiter immer sehenswert sind, aber meine Ressourcen reichten nicht mehr aus, um den letzten beiden Bands des Abends zu huldigen. 13 Kombos am Tag ist meiner Meinung nach auch viel zu viel, selbst wenn das Billing fantastisch war. 5 Truppen weniger hätten es auch getan, somit wäre evtl. der straffe Zeitplan nicht ganz so ins Gewicht gefallen oder gar nicht nötig gewesen. Es war wirklich äußerst schade für Musiker und das Publikum, dass kaum eine Band aus Zeitgründen den Zugabenrufen der begeisterten Massen nachgeben konnte. Insgesamt betrachtet war das Ultima Ratio 2008 aber eine gelungene Veranstaltung. Auf das 5. Ultima Ratio, das höchstwahrscheinlich an anderer Stelle stattfinden wird! |
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