W.A.S.P., V8Wankers, Kreyson 

Augsburg, 16. Dezember 2007, "Spectrum"

(Bericht: Twilightheart)

Wow, DAS nenne ich mal eine Herausforderung, bei der aktuellen W.A.S.P.-Tour eine Fotoerlaubnis zu bekommen. Nuclear Blast mussten kräftig nachhelfen (Danke an euch alle! Stapel Fotos für euch kommt demnächst per Post!)

Doch zuerst spielte die Band „Kreyson“ aus der Tschechei als Support-Act. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, habe ich diesen Bandnamen noch nie im Leben gehört. Es handelt sich hierbei um eine Powermetal-Band der alten Schule. Und diese hatte gleich ihren ganzen Fanclub mitgebracht. Die ersten 3 Reihen waren voll mit gröhlenden Teenagern, die wirklich komplett ausflippten, sobald die Band um genau 20 Uhr die Bühne betrat. Einige hatten auch Fahnen dabei, die sie die ganze Zeit vor sich hochhielten, so dass sie eigentlich gar nichts vom Gig sahen (und die Fans hinter ihnen folglich auch nicht). Aber das schien auch niemandem etwas auszumachen, denn dieser gesamte Fanclub (übrigens auch alles Tschechen) headbängte ohne Pause so wild, dass eh keiner was von den Geschehnissen auf der Bühne mitbekam. Wie gesagt handelte es sich bei der Musik von Kreyson um klassischen, melodischen Old-School-Metal mit klarem Gesang und zum Teil hohen Kreischpassagen, die der Sänger der Band zwar nicht ganz so gut meisterte, wie ein Kai Hansen es gekonnt hätte, aber zu den oberen Zehntausend gehörte er stimmlich gesehen mit Sicherheit. Die Band war natürlich in Höchstform... kein Wunder bei der wilden Fanhorde an vorderster Front. So schüttelte der Sänger bereits ab dem 2.Song in regelmäßigen Abständen fleissig Fan-Hände, was immer gleich zur Folge hatte, dass die Bürschchen noch mehr ausflippten. Vielleicht könnt ihr euch annähernd das Gekreische vorstellen, als der Frontmann den Fanclub in deren Landessprache über’s Mikro grüßte... Die ganze Szenerie war wirklich herzerfrischend anzuschauen. Ab der 3. Reihe war es allerdings ruhiger, man kannte die Band schliesslich nicht, und ihr wisst ja: bevor die Bayern jemanden in’s Herz schließen, muss schon Gewaltiges passieren.

Nach Gig-Ende verließ der Fanclub die ersten Reihen, aber sofort rückten die V8Wankers-Fans vor, allerdings waren die alle etwas (nein, nicht älter...) reifer und rockten zwar ordentlich ab, grölten aber nicht so irre rum, wie die Kreyson-Fans. Die V8Wankers erstürmten also die Bühne und zockten sofort los. Der Gitarrist mit seiner silbernen Gitarre und den Socken mit roten Sternen drauf zog wirklich alle Aufmerksamkeit auf sich. Er legte sich mächtig in’s Zeug, sprang auf der Bühne herum wie eine angestochene Sau und hatte eine Mimik der Sonderklasse auf Lager. Seine silberne Angeber-Gitarre klang ziemlich rotzig, und überhaupt war der Sound eher schlecht, was wohl aber an den Boxen lag, die dröhnten immer nach. 

Wie auch immer, die gesamte Band interagierte heftig mit dem Publikum, der Sänger zeigte stolz seinen tätowierten Bierbauch und verausgabte sich mächtig. Spätestens ab dem 3. Song stieg die Stimmung in den vorderen Reihen rasant an, die Fäuste flogen und man sang lauthals mit. Die Ansage des Sängers „Wir sind Rock’n’roll und ich hoffe, ihr seid auch Rock’n’roll“ war eigentlich komplett überflüssig. Die Fans rissen sich im übrigen darum, der Band ihre Biere zu schenken.
In der Mitte des Gigs wurde dann eine kleine Session abgehalten. Zuerst wurde der Bassist vorgestellt und vom Gitarristen geküsst, woraufhin er ein kurzes Bass-Solo spielte, gleich gefolgt vom Drum-Solo. Die Gitarristen hatten ja vorher schon ihre Soli-Künste in den meisten Songs zum besten gegeben. Am Ende des Gigs gab der Wilde seine silberne Gitarre sogar an einen Fan in der ersten Reihe ab, der diese kurz weiterspielen durfte. Coole Sache.

Die Wankers-Fans waren also die nächsten, die super zufrieden die ersten Reihen verliessen und Platz für die W.A.S.P.-Fans machten. 
Endlich hatte sich auch Jeanette von Nuclear Blast (bzw. Bathorlord) zu mir in die erste Reihe vorgekämpft. Diese Frau ist mit Sicherheit einer der größten W.A.S.P.-Fans überhaupt und ich möchte auch meinen, dass sie diejenige war, die am meisten Stimmung gemacht hat.

Die jungen Wilden in der 1. Reihe:

Bereits vor dem Gig hatten mir die Damen vom Mike Duda (Bassist von W.A.S.P.) Fanclub (ja, lauter Fanclubs da an dem Abend...) mitgeteilt, wie die Show aufgeteilt ist > im ersten Teil sollte das gesamte „The crimson idol“- Album durchgespielt werden, und dann nach einer kurzen Pause die ganzen W.A.S.P.-Klassiker. „The crimson idol“ ist eines der besten W.A.S.P.-Alben, eigentlich von 1992, aber 1998 neu rausgebracht, und nun eben bei dieser Tour erneut zelebriert. Es war strengstens verboten, während des Crimson Idol-Teils Fotos zu machen, da es demnächst eine DVD von der Show geben soll. Erst ab dem zweiten Teil der Show durfte man Fotos machen, aber auch nur 2 Songs lang ohne Blitz. Natürlich gab es wieder einen bestimmten männlichen Fotografen, der sich an diese Vorschriften nicht gehalten hat und damit mal wieder ein Stück zum ruinierten Ruf aller Fotografen beigetragen hat. Ungeniert hat er auch nach dem 2. Song der Band ständig in’s Gesicht geblitzt. Mit Sicherheit könnt ihr seinen Namen demnächst in irgend einem Printmagazin in einem W.A.S.P.-Foto nachlesen.
Ich zog es vor, mich an die Abmachungen zu halten, schon aus Respekt vor der Band, die uns mit ihrer Musik bereichert hat (daher auch nur so wenige und eher dunkle W.A.S.P.-Fotos in unserer „Concert Photos“ Section!).
Nach unerwartet kurzer Umbaupause flammte dann der „The crimson idol“ Schriftzug auf den riesigen Leinwänden an der Bühnenwand auf und dann kamen W.A.S.P. auf die Bühne, während diese in tiefdunkles lila Licht getaucht war. Man sah zuerst also nur den Umriss von Blackie Lawless. Und was soll ich sagen!? Der Mann ist ja eh schon so groß, dann hatte er noch diese hohen Stiefel an, man hatte echt das Gefühl, an einer uralten Eiche heraufzuschauen. Der erste Eindruck war also wirklich übermächtig. Was für eine Erscheinung! Legendär!

Das melodische Intro wurde eingespielt und die Leinwände begannen den Film zu zeigen, der die ganze Show über weiterlief. Es begann mit einem Jungen, der gezwungen wird, die Bibel zu lesen.
Kurioserweise war nun der Sound extrem gut. Wie man mir erzählte, hatte die Band ja auch länger als 3 Stunden Soundcheck gemacht. 
Doug Blair, der zwischenzeitlich nun doch wieder bei W.A.S.P. spielt, kam direkt mit der 2-hälsigen Gitarre auf die Bühne und spielte diese wie ein junger Gott. Mike Duda am Bass war ein kleiner Poser, er genoss es sichtlich, sich mit seinem Bass im Kreis zu drehen bzw. diese in allen möglichen Posen zu spielen. Zwischenzeitlich zeigten die Leinwände grausame Szenen eines Jungen, der von seinem Vater misshandelt wird. 
Blackie, stimmlich absolut in Topform, verzauberte ab dem ersten Song alle Anwesenden mit der Magie seines Gesangs. Bei den schnellen Parts wurde satt geheadbängt im Publikum, diesmal nicht nur in den ersten Reihen, sondern überall. Und bei den langsamen bzw. traurigen Passagen sangen alle Fans mit und starben zusammen mit der Band tausend kleine Tode. Der Junge auf der Leinwand ist inzwischen erwachsen und steht nun am Grab seines Vaters, lässt die Erinnerungen aufleben, die Textzeile „Now set me free“ wird gesungen, der junge Mann geht mit seinem Gitarrenkoffer auf und davon. Auf den Screens erscheint der Schriftzug „Live, work, die“. Band und Fans werden immer intensiver in ihren Emotionen. Der junge Mann auf der Leinwand ist inzwischen Rockstar, aber diverse Manager manipulieren ihn, wie einst sein Vater... genau wie der Vater eins den Kopf des Jungen runterdrückte, um ihn die Bibel lesen zu lassen, genauso drückt nun der Manager den Kopf des jungen Mannes runter auf den Tisch, wo er sich Drogen reinziehen soll. Bassist Mike Duda zeigt bei dieser Szene dem Widerling auf der Leinwand den Mittelfinger. Alles in allem kochen einfach die Emotionen hoch. Einige der W.A.S.P.-Fans in der ersten Reihe hätten beinahe geweint an manchen Stellen.

Blackie Lawless ließ zwar jedes Mal, wenn er direkt vor uns am Bühnenrand stand, literweise Schweiß über uns ab, aber dies sei ihm verziehen, denn was er da an Gefühlen in der Musik verewigt hat und dort beim Gig mit uns geteilt hat, war wirklich unbezahlbar. Beim drittletzten Song des Albums, einem weiteren traurigen Song, spielte Doug noch einmal ein fantastisches Solo auf der 2-hälsigen, bevor er diese gegen eine normale Gitarre austauschte.
Dann ging es zum grandiosen Finale. Was währenddessen auf der Leinwand passierte, möchte ich jetzt nicht verraten, denn für die, die es noch nicht kennen, soll es eine Überraschung sein (wenn auch vielleicht nicht live, dann aber auf der DVD). Auf jeden Fall waren es tief-bewegende Szenen, ich hätte beinahe geweint. Es war unglaublich. Gut, dass das dann ein Ende hatte, noch mehr so tief an’s Herz gehende hätte ich nicht ertragen.
Nun ging es nach einer kurzen Pause mit den ganzen Klassikern von W.A.S.P. weiter, zuerst mit „Love machine“. Jetzt war es an der Zeit, total auszuflippen. Die Stimmung in der knackvollen Halle war am überkochen, bis in die hinteren Reihen wurden die Texte mitgegrölt, man bängte und feierte ausgiebig. Es folgten „Wild child“ und „Take me up“. Das furiose Ende sollte dann “Blind in Texas” sein, bevor die ganzen die-hard W.A.S.P. Fans schweissnaß die Halle verließen. Überall war man sich einig, dass das der beste Gig war, den jeder einzelne der Besucher seit langer Zeit gesehen hatte. Dem kann ich mich nur anschließen, ich war restlos begeistert. Das muss ich mir live einfach noch'mal geben. Es war einfach nur genial!

 

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