Gorgoroth

Studio report II

von Twilightheart

Selbst für die alteingesessenen Gorgoroth-Fans dürfte es überraschend gewesen sein zu hören, dass die Band ihr drittes Album “Under the sign of hell” neu aufnehmen will (es wurde 1997 zum ersten Mal veröffentlicht, und nun soll es Anfang 2011 in perfektionierter Form erneut erhältlich sein).

Als die Meldung auf gorgoroth.info online ging, hatte ich bereits eine E-Mail mit einer Einladung von Infernus im Posteingang, die besagte, dass ich, wenn ich denn will, in 5 Tagen im „Monolith“-Studio sein soll, zwecks Gorgoroth-Studio-Report. Ich könne gerne auch länger bleiben. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass ich in der selben Zeit da sein würde, in der auch Pest anwesend sein würde, um seine Gesangsaufnahmen für die beiden kommenden Gorgoroth-Alben beizusteuern (ihn hatte ich beim letzten Studio-Besuch verpasst). Also... innerhalb von 4 Tagen inklusive Wochenende kurzfristig Urlaub durchsetzen und Flug klarmachen... da soll noch mal einer sagen, ich wäre nicht spontan! Zum Glück gibt es eine neue norwegische Billigfluglinie, bei der noch nicht alles ausgebucht war (weil sie über manche Flug-Such-Seiten noch gar nicht zu finden ist) und die Stockholm von vielen Europäischen Städten aus direkt anfliegt. Ein Direktflug gen Tomas Asklunds Studio war also auch jetzt noch billig zu kriegen (Gaby, Danke an Dich für die Hilfe bei der Vorbereitung, Du weißt, wie sehr du mir damit geholfen hast!). Dieser Studio-Besuch war quasi eine vorgezogene Aktion, weil beim nächsten Gang ins Studio (der sicher Anfang 2011 stattfindet) wie immer Vertreter einiger großer deutscher und internationaler Printmags geladen werden, so dass nicht klar ist, ob sich dann dort nicht die schreibende Zunft stapeln wird in den wenigen Tagen. Aber außen vor lassen wollte die Band mich auch nicht, also durfte ich eben als einzige bereits bei den Aufnahmen zu „Under the sign of hell“ dabei sein (und die ganzen neuen Songs fürs nächste neue Album habe ich trotzdem schon in der Rohversion gehört, denn auch die wurden geprobt, aber dazu später mehr).

Die Frage, was ich in der restlichen Zeit meines 4-tägigen Aufenthalts machen könnte (da die Studioaufnahmen dieses Mal alle nachts stattfanden), stellte sich erst gar nicht. Endlich war mal genügend Zeit, um all das zu tun, wozu man sonst ja eher nicht kommt, allem voran, einmal Quorthons Grab zu besuchen. Sightseeing in Stockholm ist sowieso immer wieder interessant, und ansonsten genoss ich einfach lange Spaziergänge in der herrlichen (jetzt in goldene Herbsttöne getauchten) Waldlandschaft hinter dem Studio.

Landschaft hinterm Studio:

Doch zurück! Am 11. Oktober landete ich auf dem Stockholmer Flughafen. Infernus, der wie immer mit seinem eigenen Auto von Norwegen nach Schweden gefahren war, holte mich am Flughafen ab, und Pest hatte sich dem „Begrüßungskommando“ gleich angeschlossen. Unterwegs erzählte man mir, dass Pest eher als erwartet gekommen war und in der vergangenen Nacht schon wie ein Besessener durchgearbeitet hat und die Hauptparts der meisten Songs eingesungen hatte. Doch bevor ich der Frage auf den Grund ging, wie jemand in nur einem Tag so produktiv sein kann, sollte vielleicht noch kurz erklärt werden, warum „Under the sign of hell“ nun überhaupt neu aufgenommen werden musste. Nun, wer das 1997er Album zuhause hat, wird von schrecklichster Aufnahmequalität berichten können (manche nennen es auch true-necro-underground-Qualität ;-)). Davon abgesehen hat Infernus sich das lange gewünscht, gerade dieses Album neu aufzunehmen, denn die Songs darauf gehören zu seinen persönlichen Favoriten (und „Profetens Åpenbaring“ im speziellen auch zu meinen). Die Songs haben so viel Energie und Potential, dass viele von ihnen auch live oft auf der Setliste gelandet sind. Infernus sagte dazu, dass er beabsichtigte, dass die Neuaufnahme den Kern der Songs besser auf den Punkt bringen. Die Hauptthemen der Melodien und Harmonien sollten besser ausgearbeitet werden und das alles natürlich in einer Klangqualität, bei der es einem nicht mehr die Zehennägel umkrempelt.

Für Montag nacht war nun also geplant, die fehlenden Vocal-Parts für “Under the sign of hell” aufzunehmen. Punkt 21 Uhr trafen wir uns alle vorm Studio und nach kurzer Aufwärmphase ging es auch schon los. Pest nahm seinen Platz vor der Glaswand des Aufnahmeraumes ein und begann zu singen und zu growlen. Tomas Asklund nahm alles durchgängig auf (auch wenn dazwischengesprochen wurde) und nach einer Weile wurde es angehört und Pest, Infernus und Tomas entschieden zusammen, welcher Teil noch mal gemacht werden soll bzw. zu welchem Teil einfach mehrere Varianten durchprobiert werden sollen, um herauszufinden, was am besten zur Musik passt. Das heißt natürlich auch, dass die Neuaufnahme nicht unbedingt eine 1:1-Kopie des Originals wird, sondern dass die ein oder andere Passage anders klingen wird.

Pest beim Einsingen:

“Krig “ und “Blood stains the circle” waren zuerst dran. Manchmal nahm Pest Stift und Papier und machte sich Notizen, mit welchen Details er nicht zufrieden ist. Dabei war er fast pingeliger als Infernus, der relativ oft mit dem ersten Aufnahmeversuch zufrieden war und dies immer mit Daumen nach oben in Richtung Pest signalisierte. Tomas Asklund passte zusätzlich auf und merkte an, wenn es hier und da Ungenauigkeiten gab, z.B. dass ein bestimmter Ton eine gefühlte Zehntelsekunde zu lang oder kurz war o.a. Tomas hätte das zwar mit seinem Programm leicht „abschneiden“ oder in die Länge ziehen können, aber das Augenmerk lag wohl auf Authentizität und so sang man solche Stellen eben neu ein. Dann wurden sie noch mal angehört (zuerst ohne, dann unterlegt mit den Spuren der anderen Instrumente) und erst, wenn alle drei das Ergebnis für gut befanden, galt es als fertig und wurde im Programm fest in den Song integriert.

Pest und Infernus kennen sich ja schon seit ihrer frühen Jungend, insofern erübrigt es sich fast, zu erwähnen, dass besonders die beiden gut miteinander können. Nicht umsonst hat Infernus sich nach dem letzten Bandsplit dafür entschieden, in Zukunft jenen Menschen, denen er absolut vertraut, den Vorzug vor vielleicht beliebteren und schon etablierten, anderen Musikern zu geben, die vielleicht auch als Kandidaten der zu besetzenden Positionen in der Band zur Verfügung gestanden hätten.
Aber natürlich braucht es für die Zusammenarbeit doch auch mehr als nur persönliche Sympathien. Nach Pests Gesangsqualitäten befragt, gab Infernus an, dass ihm vor allem gefällt, dass Pest sofort bereit ist, zu arbeiten, er braucht keine zusätzliche Zeit oder sonstige Motivationshilfen, um in die „richtige Stimmung“ für die Aufnahmen zu kommen. Beim Vorgänger war das ganz anders. Außerdem ist Pest konstant aufmerksam und seine Hingabe lässt nicht nach, auch wenn die Aufnahmen 10 Stunden am Stück dauern. Damit lässt sich auch begründen, warum Pest in der aller ersten Nacht bereits den Großteil der Gesangsaufnahmen geschafft hatte. Natürlich kennt er die Songs eh in- und auswendig, hat er doch das Originalalbum eingesungen und die Songs natürlich auch live oft gesungen. Das sollte schon helfen. Außerdem, so fügt Pest auf Nachfrage hinzu, will er niemandes Zeit verschwenden, er versucht, so professionell es ihm möglich ist, an die Sache ranzugehen. „Es ist nicht wichtig wo man aufnimmt oder wie die Umstände sind. Wichtig ist höchstens, mit welchen Leuten man zusammenarbeitet“. Nachdem dies gesagt ist, lobt Pest noch die Arbeitsweise von Tomas Asklund, der geübt, schnell und effektiv arbeitet. Sein Können beeindruckt ihn immer wieder.

Doch es gab auch Parts, die Pest Schwierigkeiten bereitet haben, wie zum Beispiel der klare Gesang in “Profetens Åpenbaring“. Einige Stellen mussten hier bis zu 20 mal aufgenommen werden, bis alle vollends zufrieden waren. Interessant war auch, zu sehen, wie die anderen beiden versuchten, Pest zusätzlich zu motivieren, als klar war, dass dies jetzt nicht so einfach werden würde. Tomas versuchte es mit „Sing mal schmutziger!“ und Infernus mit „Mehr Intensität in die erste Note!“ und dergleichen. Allerdings achteten alle darauf, niemals einfach zu sagen „Das war schlecht“. Ersatzweise hatte man Standartsprüche wie „Da gibt es Potential zur Verbesserung“ parat, die aber oftmals mit einem freundschaftlichen Anflug von nett gemeintem Spott einhergingen. Und wenn gar nichts mehr ging, gab’s auch einfach mal ein Bier zwischendurch. Dies sorgte dann jedes mal für Spaß, denn da das Mikro mit Hall unterlegt war, hörten wir im Recording-Room das Öffnen des Büchsenverschlusses von Pest’s Bierdose widerhallend in zehnfacher Lautstärke. Als Pest dies merkte, dass dies jedes mal ein amüsiertes Grinsen in unsere Gesichter zauberte, probierte er gleich noch aus, wie es klingt, wenn er Geräusche aus Horrorfilmen vor dem Mikro nachahmt. Und überhaupt gab es im Asklund-Bunker zwischendurch immer wieder viel Spaß. Die Jungs haben ein paar derbe Sprüche und Witze auf Lager, da darf man wirklich nicht empfindlich sein. Und genau wie bei meinem letzten Besuch bekam ich so einige Geschichten aus der Bandvergangenheit zu hören. Wenn es ans Erzählen ging, war vor allem Pest gerne und oft dabei. Er hatte immer irgend eine Story auf Lager oder sang einfach mal spontan alte Metal-Klassiker, vorzugsweise von Manowar.

Passendes Ambiente schmückt den Raum:

Ein anderer spaßiger Vorfall (zumindest im Nachhinein lustig, für Tomas Asklund in dem Moment, wo es passierte, sicher nicht) war folgender: Tomas sagte irgendwann, dass er kurz an die frische Luft geht. Dass ab einer bestimmten Zeit nachts automatisch die Alarmanlage an der Haupttür eingeschaltet ist, war ihm wahrscheinlich entfallen. Wir hörten ihn plötzlich bis in den Keller runter von oben fluchen wie ein Seemann und im selben Moment ging der Alarm los. Dann hieß es für uns alle, Code und Schlüssel suchen, um den Alarm abzustellen (kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man so was braucht). Ansonsten würde nämlich eine Sicherheitsfirma ausrücken, um nach dem Rechten zu sehen. Gerade noch rechtzeitig fand sich der Schlüssel dann und Tomas konnte die Sicherheitsfirma anrufen, dass es falscher Alarm ist .... nachts um eins. :-)

Ich weiß nicht, wie lange das Trio Infernale in dieser Nacht noch blieb (am nächsten Tag hieß es, sie waren bis 7 Uhr morgens da), aber 4 Uhr morgens fielen mir einfach die Augen zu und ich begab mich in meine zum Glück nur 5 Minuten entfernte Unterkunft und dann in Morpheus’ Arme.

Am Dienstag starteten die Aufnahmen wieder pünktlich 21 Uhr, aber da befand ich mich gerade im Wald (ohne Licht) und konnte mich nicht losreißen vom Fotografieren im Dunkeln, denn die Landschaft hatte im Mondlicht so eine wunderbare Silhouette. 
Und so stieß ich erst gegen 23 Uhr hinzu. Die Band war inzwischen dazu übergegangen, zweigeteilt zu arbeiten. Wann immer jemandem spontan noch etwas einfiel, was man am Gesang zu „Under the sign of hell“ noch verbessern könnte, wurde dies realisiert. Ansonsten hatte man begonnen, ganz neue Songs fürs ganz neue Album, was wahrscheinlich im Herbst 2011 rauskommt, aufzunehmen. Vorerst nur als Demoversion. Man hielt also die ersten Eindrücke fest (die finalen Aufnahmen werden vielleicht anders klingen). Vier Songs davon wurden eingesungen. Für zwei davon hat Pest die Texte geschrieben (welche auch sofort vom Rest der Band akzeptiert und so übernommen wurden). Zwei andere Songtexte bekam Pest erst vor Ort von Infernus in die Hand gedrückt, die er mitgebracht hat (geschrieben hat sie A.Behemot für Gorgoroth). Diese waren handschriftlich niedergeschrieben und Pest las sie während der Gesangsaufnahmen quasi vom Zettel ab. Da die Songs komplett neu sind, gab es unglaublich viel Freiraum für Pests eigene Interpretation. Er konnte erst mal vieles ausprobieren. Meist akzeptierte Infernus das dann, manchmal schritt er aber auch ein und stellte klar, dass er sich was anderes vorgestellt hat.

Und so verbrachten Gorgoroth die Zeit bis 2:30 Uhr morgens mit Gesangsaufnahmen und zogen dabei straff durch. Dann waren die Rohversionen der vier neuen Songs fertig (die Instrumente waren vorher bereits aufgenommen worden, vor meiner Ankunft in Stockholm). Erst danach kamen sie etwas runter und konnten sich entspannen. Zumindest Pest und Infernus konnten. Für Tomas ging es jetzt erst richtig los. Er schnitt und mixte an seinem PC in seinem Recordingprogramm herum, schob die Balken (die die einzelnen Melodielinien und Instrumente verbildlicht darstellen) hin und her oder schnitt aus und fügte ein. Für mich als Laie ist das unvorstellbar, dass jemand so was kann und ohne es nebenbei in diesem Moment zu hören genau weiß, welcher Balken welcher Part ist oder welches Instrument, um dann noch zu wissen, wo man es hinschieben muss, damit es gut klingt. All dies dauerte natürlich seine Zeit. Inzwischen machten sich Pest und Infernus an den Instrumenten zu schaffen, die im Studio rumlagen und standen. Infernus gab ein Bass-Solo zum besten und Pest trommelte mit den Fingern auf Tomas’ Schlagzeug rum. Es war „erst“ 4:30 Uhr morgens, als wir das Studio verließen, aber es war wirklich soweit alles geschafft, es schien nichts mehr zu tun zu geben. Insofern war ich natürlich neugierig, was der nächste Tag bringen sollte, hieß es doch, wir treffen uns 21 Uhr wieder am Studio.

Skyline von Stockhom in der Dämmerung:

Nach einem langen Sightseeing- und Shopping-Tag in Stockholm war um 21 Uhr also ein letztes Mal Studiozeit angesagt. Pests Flug würde zeitig am nächsten Morgen gehen, er machte deshalb klar, dass er heuer nicht lange bleiben will.

Tomas Asklund fungiert ja auch als Produzent aller neueren Gorgoroth-Alben, insofern kann niemand ihn oder die Band zwingen, Zeit einzusparen. Wenn die Jungs entscheiden, sich im Studio einfach nur zu unterhalten oder einen Ruhigen zu machen, dann geht auch das und niemand redet da rein.
Es herrschte also eine ungemein relaxte Atmosphäre vor an jenem Abend. Man saß in lockerer Runde zusammen, erzählte, trank ein wenig. Tomas zündete eine Kerze an, und nach einiger Zeit hatte man wohl doch das Gefühl, man solle nicht ganz so untätig sein. Also wurde Problemsong „Profetens Åpenbaring“ erneut angehört und man diskutierte erneut über Verbesserungen in den Passagen mit dem klaren Gesang. Meiner Meinung nach klang es perfekt, der tiefe, theatralische Gesang gefiel mir ja auch schon auf der Original-CD ausnehmend gut. Im übrigen wurde ich in den drei Tagen öfter gefragt, wie ich diese oder jene Aufnahme finde. Ich habe dann ehrlich meine Meinung gesagt, auch wenn diese nicht immer aus Lob bestand... aber gerade an „Profetens Åpenbaring“ hätte ich nun nichts mehr auszusetzen gehabt. Aber Pest und Infernus eben schon. Ein langer Growl-Laut, der nur hintergründig zu hören ist, wurde nun auch noch mal neu aufgenommen und Infernus gab Pest Anweisung, diesen 30% länger rauszuziehen als beim Original. Das erwies sich als nicht unbedingt einfach, aber am Ende packte Pest es.

Ein Mann und seine Mission:

Während Infernus und Tomas danach am Computer blieben, nutzte ich die Zeit, um Pest ein paar Fragen zu stellen. Es stellte sich heraus, dass er seit seinem Ausstieg 1997 manchmal daran gedacht hat, wie es wäre, wieder bei Gorgoroth einzusteigen. Aber er stellte klar, dass dies nur mit dem aktuellen Line-Up erstrebenswert für ihn war. Mit Personen wie King Ov Hell hätte er nicht arbeiten wollen. Im Moment ist er jedenfalls froh, wieder bei der Band zu sein, denn beim momentanen Line-Up sind alle miteinander befreundet und jeder weiß, was der andere erwartet.

Ich kam nicht umhin, Pest auf diverse Artikel in Magazinen anzusprechen, in denen er ziemlich schlecht wegkam, was seine Bühnenpräsens betrifft. Dazu fiel ihm dann spontan auch noch ein Artikel ein, in dem es seinerzeit hieß, es würde schwer für Pest werden, in Gaahls Fußstapfen zu treten. Dazu merkte er an, dass es eigentlich Gaahl war, der vor 12 Jahren in Pests Fußstapfen getreten ist, nachdem Gorgoroth mit dem früheren Sänger Hat und dann mit Pest schon einen beachtlichen Status in Norwegen erreicht hatten. Aber generell liegt es Pest fern, alle Artikel über sich zu suchen und zu lesen. Er hat einfach besseres zu tun im Alltag. Und Musik ist etwas, was er in erster Linie für sich selbst macht (genau wie der Rest der Band). Er muss vor sich selbst mit sich zufrieden sein, d.h. bei ihm gibt es kein aufgesetztes Verhalten, was nicht seinem wahren Wesen entspricht. Andere um jeden Preis beeindrucken zu wollen, liegt nicht in seiner Natur.

Nicht alltägliche Bilder schmücken die Wände des Studios:

Danach befragt, wie er neue Songs lernt, erzählte Pest, dass er per E-Mail jeweils einen Rohmix eines neuen Songs bekommt, welchen Infernus und Tomas Asklund vorher zusammen aufgenommen haben. Wenn er einen solchen Mix dann anhört, weiß er manchmal sofort, wie er seine Stimme darüber legen würde. Bei anderen Tracks braucht es mehr Zeit. Ab und an weiß Pest auch gar nicht, wie man am besten an die Sache rangehen könnte. Es ist also, wie bereits gesagt, sehr gut möglich, dass die endgültigen Versionen der neuen Songs, die ich im Studio gehört habe, ganz anders klingen werden, weil das Konzept noch mal umgeschmissen wird. Für den Moment wurde alles so aufgenommen, dass die Vorstellungen der Band zum neuen Album gut rüberkommen. Und so bekam Pest eine Kopie des Rohmixes in CD-Form von Tomas in die Hand gedrückt, bevor er sich zurückzog, um nicht etwa wegen Schlafmangels seinen Flug am nächsten Morgen zu verpassen. Eine weitere Kopie der Aufnahmen gingen an Infernus und gehen dieser Tage wohl auch an Regain Records, damit diese einen Eindruck davon bekommen, was sie erwartet; bzw. was uns Fans erwartet.

Nun, was erwartet uns? Hier mein erster (keineswegs aussagekräftiger, da nur vager) Eindruck:
Die neuen Songs fügen sich definitv in das Konzept von „Quantos possunt...“ ein, einige Harmonielinien enthalten Elemente, die stark an „Quantos...“ erinnern (vielleicht kommt es mir auch nur so, weil ich Infernus’ ureigenen Kompositions-Stil wiedererkenne).
Aber eines ist sicher:
Die Zeiten sind vorbei, in denen das Hauptaugenmerk auf medientaugliche Effekte  und Skandalträchtigkeit gelegt wurde (vor allem optisch). Die Presse täte gut daran, die Vergleiche von Pest mit Gaahl endlich hinter sich zu lassen, da es sich um zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten handelt, von denen jeder seinen eigenen Gesangsstil hat, und von denen keiner je versuchte den Vorgänger nachzuahmen oder zu ersetzen, sondern von denen jeder auf seine eigene Art und Weise die Band bereichert(e). Gorgoroth wie sie jetzt sind, sind zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und bieten ihren Fans puren, reinen Black Metal, der ihr ureigenes satanisches Statement widerspiegelt, geradlinig, radikal, einfach echt. Wenn dadurch die wankelmütigen Möchtegern- Black-Metaller abspringen, denen es nicht wirklich um die Musik geht, d.h. wenn nur die alteingesessenen Fans des ursprünglichen, wahrhaftigen Black Metal diese Musik zu schätzen wissen, so ist es für Gorgoroth auch okay.

Nachdem ich diesen Eindruck gewonnen hatte, war es auch für mich und Infernus Zeit, das Studio zu verlassen. Tomas Asklund blieb zurück, um die Spuren von Bier und Spaß noch zu verwischen.
Obwohl es dieses Mal wirklich anstrengend war (auch nur als Zuhörer), war es natürlich wieder schön und für mich hochinteressant mitzuerleben, wie ein Teil eines Albums entsteht, das sicher bald in meinem (evtl. auch eurem) CD-Regal seinen Stammplatz findet.

Um es abzuschließen: ich danke Tomas Asklund für Gastfreundschaft, Kaffee & Co., ich danke seiner Frau für Frühstück und die Fahrt zurück zum Flughafen. Ich danke Pest für die Geduld und natürlich Infernus für einfach alles.

P.S: Die Dissection-Poster, die Tomas Asklund „spendiert“ hat, wurden übrigens am 23.10. auf dem Helion-Festival kostenlos verteilt (Danke an Julian, der das mit seinen Jungs und Mädels übernommen hat).

 

 <<<zurück zu den "Sessions"

besucherzählerXStat.de