Gorgoroth + 1349, München „Backstage“ 22.November 2005

Nachdem wir in den vergangenen Tagen/ Wochen hier in München ja schon mit einigen guten Black Metal Bands „verwöhnt“ wurden, folgte am 22.11. die bisherige Krönung! Reiner extrem-satanischer Black Metal vom allerfeinsten! Keine Geringeren als Gorgoroth gaben uns die Ehre, begleitet von 1349, auf die sicher auch der ein-oder andere neugierig war! Ich sag nur „true norwegian Black Metal“! ;-)
Schon Wochen im Voraus machten diverse obskure Gerüchte die Runde... Gorgoroth würden nur auftreten, wenn der Veranstalter solche Sachen wie die (echten) Schafsköpfe, einen Zimmermann, der hölzerne Kreuze aufbauen kann, eine Masseuse, massenhaft Handtücher, rosa Toilettenpapier und was nicht alles bereitstellt. Aber da muss ich die Jungs jetzt mal in Schutz nehmen. In München war von solchen Eskapaden wirklich nichts zu sehen. Ich war ja schon 2 Stunden vor Einlass da, um mit der Managerin noch etwas wegen meiner Fotoerlaubnis zu klären, und bei dieser Gelegenheit sah ich die Jungs ja backstage rumspringen. Und außer genügend Getränken und Handtüchern gab es von Sonderwünschen keine Spur. Außerdem waren sie ziemlich gut drauf (was eventuell auch daran lag, dass sie vorher einen Tag frei hatten, den sie in München verbracht haben). Der Schreiberling vom „Hammer“, der einen Teil der Tour begleitet, wurde witzigerweise dazu verdonnert, mit CorpsePaint rumzulaufen... und zwar die ganze Zeit. Witzigerweise (auch später vor Gig-Beginn z.B.) dachten einige, er gehört irgendwie zur Band... zumindest wurde er ständig angequatscht.

Aber zur Sache! Nachdem der riesige Wikinger-Kopf als Deko auf der Bühne aufgebaut war, eröffneten 1349 den Abend mit Feuer. Und zwar in Form von Fackeln und Feuerspuckerei. Ich dachte gerade noch (als der Gitarrist zum finalen Feuerspei ansetzte), dass ich ja genau unter der Fontäne stehe... da platschte auch schon der ganze restliche Brennspiritus in grossen Tropfen auf meine Haare, Kleidung, Tasche (wenn jetzt jemand`n Streichholz rangehalten hätte, was meinen Widersachern sicher gefallen hätte, hätte ich lichterloh gebrannt) und dummerweise natürlich auch auf meine Kamera. Aber die gute hat ja von 2-Meter-Stürzen über extreme Kälte und Hitze noch alles überstanden... so auch den Sprit... kurz abreiben und schon ging`s weiter...

(Übrigens, vor und während des Gigs gab es das selbe Phänomen, welches ich schon beim Party San Festival miterlebt hatte: die Fans riefen öfters mal nach „Frost“ (Schlagzeuger), als gäb`s keine anderen Bandmitglieder. Aber Leute, ihr wisst schon, dass bei vielen Live-Gigs nicht Frost an den Drums sitzt, sondern manchmal ein anderer Live-Drummer!?)

Die Halle war übrigens gut gefüllt, ich schätze, dass so um die 400 Fans da waren.
Nach dem Hellfire-Intro ging es gleich weiter mit „Riders of the apocalypse“,  „Natichana“ und „Necronatalenheten“ und es gab gleich mal die erste kleine Panne. Der Hebel (zum Ton-Verzerren) fiel von einer der Gitarren ab, was dann auch bis zum Schluss so blieb. Also musste es mal ganz ohne Verzerrung gehen. Weiter ging es mit „Chasing dragons“, „Satanic propaganda“ und „I am abomination“.
Natürlich kann man 1349 nicht mit Gorgoroth vergleichen, da fehlt eben noch das ganz gewisse Etwas... wobei ich fast denke, dass sowieso fast jede zweite andere BM Band neben Gorgoroth wie Weichspüler wirkt. Auch war der Sound zu schlecht... eigentlich war es nur Brei. Man musste wirklich Fan der Band sein, um die Songs auseinander halten zu können. Aber fairerweise (weil 1349 ja nun sicher immer mit Gorgoroth verglichen werden) muß man auch sagen, dass sie trotzdem eine waschechte coole Black Metal Band sind, an die viele andere Bands nicht heranreichen, die sich Satanisten nennen (vom ganzen Auftreten her).
Als nächstes gab es „Aiwass Aeon“, „Sculptor of flesh“ und „Manifest“ um die Ohren, bevor der vorletzte Song einem Bandmitglied gewidmet wurde, weil er Geburtstag hatte. So rief der Sänger dann zu ihm „He´s truly a slave to slaughter“ und (na ja, logisch) „Slave to slaughter“ setzte ein, bevor es noch mal ein „Hellfire-Outro“ gab, während dem der Sänger mal allen in der ersten Reihe die Hände schüttelte.

      

(mehr Fotos von 1349 gibt`s > HIER < )

So, und nun wurde es „ernst“! Eiserne Kreuze (selbstverständlich auf dem Kopf stehend... also so, wie`s sein muss) wurden aufgebaut und mit brennbarer Substanz eingeschmiert, und massenhaft Fackeln wurden aufgestellt, auch direkt vor uns an der 1.Reihe (ich fürchtete schon wieder um meine spritgetränkte Kleidung). Der Wikingerkopf wurde abgebaut und die mannshohen Kreuze wurden angezündet.

 

Die ganze Bühne sah aus, als erwarte sie Satan persönlich zu Gast... alles in Rot und in Flammen. Und dann kamen zuerst die Bandmitglieder an den Instrumenten auf die Bühne, alles noch im Dunkeln... und endlich sah man auch den Umriss der Gestalt, die sich als Gaahl entpuppte. Sofort (und ich meine sofort und gnadenlos) wurde von hinten gedrängelt, was das Zeug hielt. Jeder aus den vorderen Reihen wollte noch`n bisschen näher an dem Schauspiel dran sein. Aber zu recht!
Es war einfach DIE totale Erscheinung! SO stellt man sich den Beginn eines waschechten satanischen Gigs vor...
Aber es war nicht nur die Bühnengestaltung, es war auch die furchteinflößende Erscheinung der Bandmitglieder. Ich finde ja, dass schon „King“ ein absolut böses Gesicht hat (natürlich nur MIT CorpsePaint), aber Gaahl ist live wirklich unbeschreiblich. Er hat die eiskältesten Augen, die man sich vorstellen kann. Er kann einen wirklich festnageln mit seinem Blick, man denkt, er könne in einen hineinsehen. Und Gaahl kostete diese Gabe wirklich vollkommen aus... immer wieder fixierte er spezielle Fans in den ersten Reihen mit seinem Blick für etliche Sekunden (auch später noch an der Tram-Bahn hörte man Besucher über diese Momente diskutieren). Und es gab immer nur 2 Optionen, wie die Fans in diesem Moment reagierten. Entweder jener Fan stand regungslos da und war nicht fähig, zu reagieren (so wie ich...) oder er ergoss sich in Ehr-Bekundungen in Form aller möglichen Gesten und Zurufe. Okay, auf Fotos kommt es nicht so gut rüber wie live, aber wenn man von Gaahl mit Blicken durchbohrt wird, sieht das ungefähr SO aus:

       

Aber zur Musik! Gorgoroth begannen ihren Siegeszug mit „Procreating Satan“, „Forces of Satan“ und „Possessed by Satan“ (jawoll! Satan zu 100% ohne Abstriche!). Und der Sound war einfach hervorragend. Da war wirklich schon ein entscheidender Unterschied zu 1349 zu hören. Außerdem profitiert die Band ja von Top-Musikern... da hörte man wirklich nichts, was nicht gepasst hätte. Und Gaahl’s Stimme ist ebenfalls eine Klasse für sich. Dass der Mann growlen kann, muß ich nicht erwähnen. Aber in den ganz kurzen Sekunden zwischendurch, wo er einige Lyrics mit seiner normalen Singstimme singen musste, konnte man auch hören, dass er eine brilliante, tragenden, tiefe Clean-vocals-Stimme hat. Einfach ein Genuß!
Weiter ging es mit „Bergtrollets hevn“, „Rite of the infernal“ und „Profetenes åpen“. Und immer wieder hörte man „Hail Satan“- Schreie von Gaahl zwischen den Songs. Er schien völlig in seinem Element zu sein! Und die Fanmenge ging ab wie Schmidt`s Katze... selbst wenn viele nicht headbängten, aber wirklich alle starrten auf die Bühne und konnten kaum wegsehen. Und noch einen Gaahl-Effekt konnte ich beobachten! Egal, in welche Richtung er Zeige-und kleinen Finger zu den Hörnern erhob, die Fans, in deren Richtung dies ging, gaben das Zeichen zurück... egal, wie oft... und wenn`s direkt 2 mal hintereinander war... es wurde mitgemacht...

          

Nach „Unchain my heart“ und „Destroyer“ fand die brachiale Urgewalt ihren Höhepunkt in „Incipit Satan“, welches einfach hammergeil rüberkam, bevor es mit „Odeleggelse og...“ und „Blood stains“ immer weiter in den Höllenschlund ging.
Aber es gab auch ein paar witzige Momente. Einmal, als Gaahl gerade auf norwegisch etwas sagen wollte, wurde er vom Gitarristen gestupst, dass er still sein soll, weil erst mal an einer Gitarre was gerichtet werden musste... und tatsächlich war er still und wartete, bevor es dann ohne norwegische Ansage weiterging. Ein anderes mal stand „King“ auf der Bühne im Weg, als Gaahl vorbei wollte. Was macht Gaahl also? Er packt ihm sein Nietenarmband (was ja ca. 10 cm lange Stacheln an den längsten Stellen hat) in den Rücken und drückt ihn immer wieder zentimeterweise weg damit. „Aus dem Weg gestachelt“ quasi... :-)
Ein besonders mutiger Fan, der bereits einmal die Bühne während des Gigs erklommen hatte und direkt vom Security wieder in`s Publikum befördert wurde, "wagte" es tatsächlich später noch ein zweites Mal... diesmal mit dem Resultat, dass er direkt hinter die Bühne und aus der Tür dort rausbefördert wurde (ich kenne diese Tür, sie führt direkt von der Bühne nach draussen), womit er wahrscheinlich am anderen Ende der Halle ganz neu zum Eingang reinkommen musste (falls er noch Lust dazu hatte). Naja... was soll ich sagen... bei Gorgoroth gibt`s eben kein lustiges Stage-Diving...

Den finalen Schlag gab`s dann mit „Revelation of doom“ und schon war der Gig viel zu schnell vorbei. Dieser Band könnte ich wirklich stundenlang zuschauen und zuhören. Es war einfach genial.
Wie bereits erwähnt... auf dem Weg zur Trambahn usw. hörte ich von den anderen auch durchweg nur positive Kommentare. Jeder schien von der Musik begeistert gewesen zu sein, und fasziniert von der ganzen brutalen Erscheinung der Band (und immer wieder wurde der durchdringende Blick von Gaahl erwähnt).
Es war also wirklich das Eintrittsgeld wert... verdammt guter Black Metal eine teuflisch verteufelte Band... Daumen hoch!

 

 ( mehr Fotos von GORGOROTH gibt`s > HIER < )

 

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