Helheim, Atanatos, Helfahrt, Punish
München, "Metropolis" – 8. Nov. 2006
Bericht + Fotos: Twilightheart
Gerade hatte
ich meinen Geburtstag hinter mich gebracht und war noch in Feierlaune, die ich
bei Helfahrt und Helheim ausleben wollte, da kam auch schon die Ernüchterung:
die S-Bahnen fuhren nicht, da es einen Bombenalarm in München gegeben hatte
(genau unter einem Club, in welchem wir Münchner seit Jahren einen Metal Gig
nach dem anderen erlebt haben) wurde eine riesige Bombe aus dem 2. Weltkrieg
gefunden, so dass ab 15 Uhr dieses Tages ein großer Teil in der Nähe des Münchner
Ostbahnhofes abgesperrt war (später in Zeitungen waren Bilder des Monstrums zu
bestaunen, es war jedenfalls größer und breiter als der Mann, der es entschärft
hat... ). Und das, wo ich doch endlich einmal pünktlich da sein wollte, um noch
ein Interview mit Helheim zu machen. Aber so hiess es erst mal in der Kälte
warten. Nach anderthalb Stunden (d.h. ca. 17:30 Uhr) fuhr die erste S-Bahn
wieder, so dass ich doch „schon“ 18 Uhr am „Metropolis“ war. Helheim
waren längst weg, Sightseeing mit Helfahrt und auch sonst sah man nicht viele
Menschen. Kein Wunder, wenn vorher alle weggeschickt wurden wegen dem
Bombenalarm. Doch da gab es noch mehr unglückliche Fakten, die die Besucher
fernhielten: es war wohl im Vorfeld keine Werbung für den Gig gemacht worden.
Also bekamen nur die Leute davon überhaupt etwas mit, die gezielt auf den
Webseiten der jeweiligen Bands geschaut hatten (oder auf der Webseite des
Clubs). Verdammt schade, denn Helheim werden so schnell nicht wieder nach München
kommen, das steht fest. Einfach dumm gelaufen...
Die Feierlaune war also ganz schnell wieder verschwunden und wich dem
Bangen, ob wohl überhaupt ein paar Leutchen kommen würden. Zumindest waren es
dann wohl alle Bekannten und Fans von unseren Münchnern von Helfahrt, die
wenigstens ein paar Besucher locken konnten.
Doch als erstes enterten gegen 19:45 Uhr „Punish“ aus der Schweiz die Bühne. Diese Band hat schon bei meiner Ankunft ewig Soundcheck gehabt, aber irgendwas hat einfach nicht gepasst. Vor allem das Schlagzeug klang eigenartig. Leider war es dann während des Gigs auch nicht viel besser, aber allein durch den Geräuschpegel fällt es dann ja vielleicht nicht so auf, wenn ein Instrument `nen Tick hat. Es begaben sich dann auch so ca. 10 Leute vor die Bühne, von denen allerdings 6 oder 7 zur Crew gehörten. Echt Verschwendung, möchte man meinen. Finanziell gesehen sicherlich. Aber nicht umsonst frage ich ja immer’mal wieder Bands in Interviews, ob sie auch spielen würden, wenn nur 3 zahlende Fans vor der Bühne stehen... bis jetzt haben das alle bejaht... insofern muss natürlich hin- und wieder auch mal die reale Gegenprobe hierzu stattfinden. :-/
Die Band machte allerdings tatsächlich das beste daraus. Sie begrüßten uns mit „Hallo Montreal“ (Schweizer Humor....) und versuchten immer wieder, die Atmosphäre aufzulockern (so hiess es zu, Beispiel nach dem 2. Song „So, nun der letzte Song für heute“ ;-) . Sie boten ihren Death/Thrash Metal dar, als würden sie vor hundert Leuten spielen, strahlten dabei wirklich auch Spielfreude aus und liessen sich nicht lumpen. Die Gitarrensoli wurden sauber gespielt (auch wenn die Gitarren für meinen Geschmack etwas zu leise waren). Natürlich liess sich mit so wenig Leuten vor der Bühne kein Moshpit zaubern. Doch wer jetzt denkt, wir haben uns vor der Schweiz blamiert, liegt falsch. Punish haben schon öfters in Deutschland gespielt (auch auf Festivals) und wissen, dass das deutsche Publikum auch anders kann, wenn es will.
Bei unseren Pagan-Metallern von "Helfahrt" war es dann doch schon entschieden voller in der Halle. An die 30 Leute, möchte ich meinen. Sofort als es mit „Markomannenzorn“ losging, fingen auch die ersten Die-hard-Fans mit dem Headbängen an und die Stimmung steigerte sich mit jedem Song. Sänger Max konnte man anfangs tatsächlich so etwas wie Wut oder Enttäuschung über das fehlende Publikum anmerken, zumindest war sein Erscheinen auf der Bühne viel aggressiver als sonst. Aber ansonsten war er ganz Profi und gab alles. Er fuhr an Mimik und Gestik in gewohnter Weise alles auf, was ging. Die anderen Bandmitglieder taten es ihm gleich... nur die Zwillinge an Bass und Gitarre waren ungewohnter weise viel ruhiger als sonst. Dem geübten Helfahrt-Fan wird auch nicht entgangen sein, dass es diesmal keine ausgefallenen Bühnenoutfits gab, sondern T-Shirt und Alltagskleidung. Auch sämtliche Bühnendeko fehlte. Max erklärte uns mit einer Entschuldigung auch tatsächlich, warum das so war: Helheim und Helfahrt waren „im Hofbräuhaus versumpft“. :-)
Leider war soundtechnisch auch hier ein wenig der Wurm drin. Man versuchte zwar, durch wilde Gestik den Tontechniker darauf aufmerksam zu machen, aber allzu viel konnte dann auf die Schnelle auch nicht mehr gerettet werden. Somit musste es die Band also einzig und allein durch Performance plus Gesangs- und Spielleistung herausreißen. Vielleicht wäre auch das nicht mal nötig gewesen, ich hatte das Gefühl, einige Fans hätten der Band eh alles abgekauft und wären sowieso ausgeflippt... hauptsache Helfahrt eben. Obwohl manche Fans die Band wohl zu sehr "lieben"... man schaue nur auf dieses Foto: jener Fan meinte es echt spassig, riss Max dabei aber fast die Haare aus:
Die Band bot Songs aus ihrem alten Repartoire, sowie auch Songs vom neuen Album, und so war von „Im Moor...“ über „Lewwer duad üs slaav“ bis hin zu „Luznacht“ alles dabei. Schon als man „Donars Groll“ als einen der letzten Songs ankündigte, riefen die Fans im Publikum nach „Sturmgewalt“, der hernach auch folgte. Ein Helfahrt-Gig ohne „Sturmgewalt“ ist ja nun seit Veröffentlichung des Songs überhaupt nicht mehr möglich, da bestehen die Fans nun mal drauf. Und bei eben diesem Song ging es auch am gewaltigsten ab, wie erwartet. Es kam mir tatsächlich so vor, als hätte der Gig nur 10 Minuten gedauert. Mit Sicherheit war es eine halbe Stunde (oder länger), aber die coolen Gigs vergehen eben leider doch am schnellsten. Wir bekamen noch ein letztes „Schön war’s“ von Max zu hören... und ... vorbei war’s!
Jetzt war es an
der Zeit für eine Band aus dem schönen Thüringen, nämlich „Atanatos“,
die es schon seit 1993 gibt. Aus Jena stammend haben sie zwischenzeitlich eine längere
Ruhepause und auch Wechsel innerhalb der Band hinter sich, sind aber willens,
mit ihrem neuen Album „Beast awakening“ wieder die Bühnenbretter zu erstürmen.
Wer die Band nicht kennt, sie spielen Metal im Stil von Rotting Christ, also
eigentlich Black Metal, aber mit vielen thrashigen Passagen durchsetzt.
Die Band begann den Gig direkt mit dem Titelsong von „Beast awakening“,
gefolgt von „Imperator rides again“. Leider waren einige der Helfahrt Fans
nun schon wieder hinter zum Biertresen oder ganz raus gegangen, so dass Atanatos
wieder von vorne beginnen mussten und quasi jeden Fans einzeln davon überzeugen
mussten, weiter nach vorne vor die Bühne zu kommen. Doch da sich deren Musik
gut zum Rübe wegbängen eignet, liessen sich einige nicht lange bitten.
Und so ging es weiter mit „Ripped from my inner eyes“, „Greed of blood“ und „Eternal domination“. Sänger Jan, der auch gleichzeitig eine der Gitarren spielt, liess es sich nicht nehmen, seine Routiniertheit und Spielsicherheit zur Schau zu stellen, indem er neben dem Singen ein paar heftige und schnelle Soli zum besten gab und dabei auch noch headbängte. Weiter ging’s mit „Warmachine“, „Revelation“ und „Outbreak of evil“. So spielte sich die Band also durch ihre Setliste, bis nur noch die Zugaben in Form des kompromisslosen „Destruction“ und „Imperator...“ fehlten, bevor auch diese Band schnell das Weite suchte und sicher nicht wieder nach München kommt.
Nun war es
endlich soweit: das erste Mal im Leben "Helheim" live! Nachdem
ich mir von meiner Bekannten Claudia schon des öfteren anhören musste, wie
geil die Band live ist (und schon
immer war und immer sein wird), sollte ich mich nun selbst davon überzeugen können.
Tatsächlich kamen sie in den einzigen Outfits auf die Bühne, in denen man sie
von Fotos kennt: Lederhosen und Kettenhemden... machten ihrem Image also alle
Ehre. Und was soll ich sagen: Helheim waren einfach nur geil. Pagan-Metal
a la carte! Sie haben noch den gewissen Grad an Wuchtigkeit in ihren
Midtempo-Parts der Songs, und in den schnellen Passagen wird es nicht zu
thrashig und eintönig wie bei anderen Bands, sondern die schnellen Parts haben
noch diese aggressive Energie und mitreißende Überzeugungskraft, wie es früher
viele Bands hatten und heute nur noch wenige. In Helheim singen ja gleich 2
Bandmitglieder, V’gandr (der nebenbei Bass spielt und Songschreiber und
Frontmann der Band ist) und H’grimnir (der gleichzeitig noch die
Rhythmus-Gitarre bedient). Dass dies live ziemlich geil kommt, wenn einer
kreischt und der andere im Hintergrund saubere nordische Vocals singt, kann man
sich sicher vorstellen. Allerdings ist allein schon V’gandr’s gesangliche
Leistung erwähnenswert, denn er kann kreischen wie eine Furie und im nächsten
Moment schön tief und voller Klang singen... wobei bei ihm beides sehr gut
klingt. Vor allem die Midtempo-Songs kamen sehr geil und wuchtig rüber, wobei
man sagen muss, dass das Material vom neuen Album „The journeys and
experiences of death“ viel komplexer und auskomponierter ist als die alten,
eher nordisch-episch-lastigen Songs von z.B. „Jormundgand“ (von denen auch
noch ein paar gespielt wurden beim Gig). Ausserdem sind die Songs vom neuen
Album wohl eine Greueltat für den Schlagzeuger, denn sie enthalten ein paar
Teile, wo er drummen muss, als ginge es um sein Leben.... man sah nur noch
Hrymr’s Beine und Arme Schwerstarbeit in Mega-Tempo verrichten... also der
brauch kein Fitnessstudio, soviel ist sicher.
Nun ja, meine Bekannte war im 7. Himmel, und auch ich war trotz der kleinen
(leider auch hier vorhandenen) Makel im Sound vollkommen überzeugt und freue
mich drauf, die Band beim Ragnarök Festival noch mal wiederzusehen.
(mehr Fotos von den Bands gibt's in den "concert photos"!)
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