Hellflame Festival 2007

Osnabrück/ 8. September 2007

Persönlicher Erlebnisbericht von Twilightheart

Für dieses Wochenende hieß es, sich zwischen 2 Festivals entscheiden. In Bayern spielten Endstille, und im Norden spielten Shining und Naglfar. Nun, die Entscheidung wurde mir quasi abgenommen, denn Claudia, unser Crew-Member, wäre sowieso in jedem Fall zum Hellflame-Festival gefahren. Und da in ihrem kleinen Sportwägelchen zumindest immer mal noch für eine Person Platz ist, wurde ich natürlich direkt mitgenommen. Noch schnell ein Shining-Interview klargemacht und schon konnte die 700-km-Fahrt beginnen. (Liebe Festivalveranstalter! Bitte legt eure Festivals doch nicht immer auf die selben Wochenenden. Manchmal ist es verdammt schwer, sich entscheiden zu müssen!) Naja, aufgrund der Mitfahrgelegenheit kam das Hellflame für mich eh finanziell viel günstiger, obwohl es weiter weg war. Dafür war es natürlich ungleich anstrengender, denn wir mussten nachts direkt wieder die 700 km zurück.

Das Hellflame fand dieses Jahr das erste Mal in einer neuen Location statt, nämlich im N8. Trotz falscher Wegbeschreibung fanden wir irgendwie hin und fanden auch direkt einen Parkplatz vor dem Gebäude. Super Beginn für den Tag. Innerhalb des Clubs sahen wir dann auch gleich viele gutgelaunte Leute, was den Tag noch besser machte. 

Das N8 war meiner Meinung nach allerdings völlig ungeeignet für dieses Festival, denn es ist einfach viel zu klein. Allerdings hat es was total gemütliches, denn es gibt ein paar verworrene Wege, ein wenig wie ein kleines Labyrinth. Hinter jedem Durchgang wartete ein anderes Zimmerchen, mal mit Merch-Verkauf, mal mit Bar, mal mit dem Durchgang zum Backstage, und mal direkt in einen kleinen Hof, wo man unter Sonnenschirmen sitzen konnte, was auch viel genutzt wurde (von dort kam man dann auch direkt in die Halle, wo die Bühne war). Aber nach einigen Versuchen hatten wir den Weg zur Bühne dann doch im Kopf.

Secrets of the moon“ hatten gerade in dem Moment mit „Ordinance“ vom neuen Album ihren Gig begonnen, als wir die Halle betraten. (Wie wir hörten, hatten sie damit bereits eine halbe Stunde Verspätung. Okay, für uns war das super, sonst hätten wir sie verpasst. Aber für den nachfolgenden Festivalablauf war es sicherlich ärgerlich.)
Der erste Mensch, der mir in der Halle auffiel, war ein Fan aus München. Tja, da waren wir also nicht die einzigen, die so weite Wege für gute Live-Musik auf sich nehmen. Sehr tröstlich. Der zweite Mensch, der mir quasi direkt im Weg stand, war Niklas Kvarforth von "Shining". Wir machten also Treffpunkt und Zeitpunkt für’s Interview klar und danach stürzte ich mich in die Menge. Nachdem ich ein paar schlechte Fotos von dort gemacht hatte, fiel mir auf, dass es sogar einen kleinen Fotograben gab (letztes Jahr gab es keinen).
Inzwischen spielten Secrets of the moon „Ghost“ (ebenfalls von der neuen Scheibe) und es war bereits kochend heiss in der kleinen Halle, obwohl sie noch gar nicht richtig voll war. Und auch der Band lief der Schweiß in Strömen. Die Bühne war auch eigentlich viel zu klein für die Bewegungsfreiheit, die die Band gebraucht hätte. Man sah eigentlich immer nur die Haare des Sängers durch die Gegend wirbeln... ein Wunder, dass sie nirgends hängen geblieben sind. Es folgten nun Stück an Stück die Lieblingssongs der Fans, zum Beispiel „Miasma“ oder „Seraphim is dead“. Dafür, dass SOTM die Opener waren, schafften sie es wirklich, eine vergleichsweise fantastische Stimmung in der Halle zu entfachen. Der Sänger, der sich richtig heftig reinsteigerte in seinen Gesang, hatte einen sehr guten Draht zum Publikum, zahlreiche „Hey, hey“-Rufe wurden sofort vom Publikum übernommen. Er rief „Lucifer“ und alle schrien „speaks“ und dann krachte „Lucifer speaks“ nieder, gefolgt von „Versus“. Der Sound war okay, noch waren die Boxen eher leise, man konnte direkt vor den Boxen stehen, ohne eine Vibration zu spüren. Das war eigentlich zeitweise schade, denn SOTM hatten ein Gitarren-Doppel-Solo eingebaut, was die Hörer mit den Ohren schlackern liess. Das hätte man sich ruhig ein bisschen lauter geben können. Außerdem wäre etwas mehr Bühnenlicht nicht übel gewesen. Aufgrund der Dunkelheit sah man von hinten die Gesichter der Musiker nicht, nur immer mal durch die Blitze von Fotoapparaten. Bei Shining ist ja bekannt, dass sie auf diesen Effekt setzen. Aber dass es bereits bei SOTM so dunkel sein musste, war mir unverständlich. Nun ja, der Gig war leider sehr schnell vorbei. Es flogen noch zwei Plektren ins Publikum und danach wurde hektisch umgebaut.

Aufgrund der Hitze war mit dem letzten Song von SOTM die Halle plötzlich fast komplett leer. Jeder wollte kurz raus, ein wenig frische Luft atmen. Sicher dachten sich die meisten dann auch, „Wolfbrigade“ kennt man eh nicht und muss sie sich nicht unbedingt geben, denn obwohl ein paar Freunde der Band extra zu deren Auftritt gekommen zu sein schienen, blieb es anfangs weitestgehend leer in der Halle, als sie ihren Gig begannen. Dieser begann auch gleich mit einer kleinen Panne, denn die Pausenmusik ging nicht auf Kommando aus. Doch egal. Die Band hatte einen relativ punkigen Stil mit Rock’n’Roll-Anleihen, und obwohl ich willens war, mir den ersten Song vorurteilsfrei anzuhören, hatte die Musik nichts, was mich fesselte. Sicher haben sie ihre Fans und ihre Berechtigung, aber die Hauptüberlegung wäre vielleicht gewesen, ob eine Band dieses Stils zu einem Festival passt, bei dem Shining Headliner sind. Meiner Meinung nach nicht. Irgendwo muss auch mal Schluss sein mit Abwechslung und der möglichst weiten Streuung der Musikstile. Wenn ich Punk oder Rock, oder rotzigen Thrash, whatever, hören will, gehe ich nicht zum Hellflame. Ich habe also nur schnell ein Foto für euch gemacht und dann lieber das nette Gespräch mit Sebastian von der Konkurrenz fortgeführt (nein, Seb, ich mach jetzt hier keine Werbung für euch durch Nennung der URL! ;-) Sorry!).

"Grave" hatten ja bereits auf dem Party San Festival einen Gig gespielt, bei dem nur alte Songs gespielt wurden. Da ich diesen beim Party San leider verpasst hatte, war ich froh, ihn hier einmal in voller Länge erleben zu können. Und auch Naglfar, die inzwischen angekommen waren, standen im Publikum, um sich den Genuß der Death-Klassiker ihrer Landsleute zu geben. Mit einer Energie, als wäre die Band seit ihren Anfangstagen nicht ein Jahr gealtert, eröffneten sie den Gig mit „You’ll never see“ und „Deformed“ und sofort war es auch wieder proppevoll in der Halle. Jeder wollte diesen Auftritt sehen. Mit „Unknown“ und „Christi(ns)anity“ ging es weiter und die Die-Hard-Fans der Band, die die vorderen Reihen okkupiert hatten, starteten eine wahre Mitgröhl-Orgie und gepfeffertes Headbängen. Ohne auch nur die kürzeste Pause wurde ein Song an den anderen gekettet > „For your god“, „Turning black“, „Obsessed“, „And here I die... satisfied“. Was auch immer der Grund für Grave gewesen sein mag, diese Gigs rein mit alten Songs zu spielen, es war die richtige Entscheidung. Die Fans scheinen sich genau danach gesehnt zu haben, denn die Band wurde wirklich ordentlich abgefeiert. Als die ersten Takte von „Into the grave“ erklangen, war die Stimmung am Höhepunkt. Als Zugabe gab’s unter anderem noch „Soulless“ und dann verließen Grave unter sattem Applaus die Bühne.

Die Herren von "Onslaught" aus UK waren die nächsten, und wer da dachte, dass die bühnenerfahrenen Thrasher um Sy Keeler vielleicht nicht so gut ankommen, weil so viel junges Publikum anwesend war, der sollte sich täuschen. Da waren ein paar junge Fans in der Menge, die diese Musik zu hause mit Sicherheit NICHT hören, aber selbst die liessen sich durch die astreine Spiel-Qualität von Onslaught anstecken und der Gig wurde zu einem großen Fest, bei dem alle anwesenden Generationen gemeinsam moshten und headbängten.  Wie in alten Power-Metal-Zeiten posierten die Musiker für die Kameras und hatten einfach nur Spaß, auf der Bühne zu stehen. Sie begannen mit „Killing peace“, „Let there be death“, „Angels of death“ und „Metal forces“. Wer die neue Live-DVD der Band hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass sie die Songs fast in der selben Reihenfolge wie auf dieser DVD gespielt haben. „Twisted Jesus“ und „Fight with the beast“ wurden als nächstes gespielt, und die Halle blieb tatsächlich voll, bzw, schien es, dass noch möglichst viele versuchten, reinzukommen (was bei dieser Location zeitweise nicht so einfach war). Unter anderem spielten Onslaught noch „Demoniac“, „Burn“ und „Power from hell“, bevor auch sie höchstgradig schweißgebadet den Gig unter Jubel beendeten.

"Naglfar"... ich weiß gar nicht, wie lange mein letzter Naglfar-Gig zurückliegt. Auf jeden Fall war es höchste Zeit für einen neuen. Der Bewitched-Gig im Vormonat (in dieser Band wüten ja auch 2 Mitglieder von Naglfar mit) war trotz allem kein Ersatz für Naglfar. (Ach übrigens habe ich schon’mal die Naglfar-CD, die ihr im Metal-Quiz bis Ende Sept. gewinnen könnt, signieren lassen... jetzt gibt es sie also nicht mehr auf Wunsch signiert, sondern in jedem Fall nur MIT Autogrammen zu gewinnen.)
Schon vor Gigbeginn stieg die Stimmung rasant an, und auch der Fotograben war plötzlich übervoll. Man musste direkt auf einen abgetrennten Teil der Bühne ausweichen. Ich liebe diese Bühne > wenn man da in der Ecke der Bühne vor den Boxen sitzt, hat man das Gefühl, man sitzt im Wohnzimmer auf der Couch und Naglfar spielen direkt vor einem nur für einen selbst. Ich schaffte es dann mental auch gar nicht von dort weg bis der Gig vorbei war :-p. Sorry.
Naglfar begannen in gewohnt aggressiver Weise mit „The darkest road“, gleich gefolgt von „Spoken words of venom“. Wer beide Stücke kennt, weiß, dass bei diesen Tracks die Stimmung sofort ans Limit geht. Die Fans der vorderen 2 Reihen grölten jede Zeile mit und es wurde SOWAS von ordentlich gebängt. Sänger Kris schaute alle böse an, während er uns „I walk alone, I was born unknown, I die alone“ und ähnliche Lyrics entgegengrowlte. Ich war einfach super glücklich, dass die Fans so dermaßen abgingen bei dem Gig. Nach all diesen Jahren, in denen Naglfar bereits live aktiv sind, drehen die Fans immer noch ab, als gäbe es nichts Besseres. Geile Sache! Da hoffe ich doch, dass das die Band animiert, noch ein paar Jährchen weiterzumachen.
Danach wurde „Breathe through me“ gespielt, welches ich vorher noch nie live gehört habe. Aber es war natürlich 1A. Es passt super ins Set und ein gewisser Die-Hard-Fan in der ersten Reihe konnte sogar diese Lyrics mitsingen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zum ersten mal einen klitzekleinen Verspieler von Marcus Norman gehört habe.
Nach dem ultra-geilen „The perpetual horrors“ sorgte eben erwähnter Fan in der ersten Reihe für einen Lacher bei Band und Fans. Man stelle sich folgende Szene vor: Kris kündigt einen Song vom Sheol-Album an, und sofort ruft dieser Fan ganz langsam und akzentuiert: „I..... am..... vengeance!!!!“, so laut, dass man es wahrscheinlich bis ganz hinten gehört haben muss. Kris schaut ihn verdutzt an, deutet mit dem Zeigefinger auf sich selbst, schaut diesem Fan tief in die Augen und röhrt mit Betonung auf „I“ ins Mikro: „I ... am... vengeance!!!!“. Alles lachte. Der Moment war einfach kult!
Es folgte „The Brimstone gate“ und Kris (der dieses mal endlich ohne seinen komischen Fake-Ledermantel auftrat) betonte immer wieder, wie geil er das Publikum findet. So schien sich die ganze Band von der guten Stimmung anstecken zu lassen. Das war mal wieder ein hervorragender Gig ganz wie in alten Zeiten, es stimmte einfach alles. Als die ersten Töne von „Odium generis humani“ erklangen, schien der Jubel kein Ende zu nehmen. Ich habe das Gefühl, das ist der Favourit der Fans vom neuen „Harvest“-Album. Von den ganz alten Songs schaffte es dieses mal „As the Twilight gave birth to the night“ in die Setliste. Unglaublich, dass Kris es schafft, das Teil fast noch aggressiver rüberzubringen als Jens seinerzeit. Leider neigte sich der Gig damit auch schon dem Ende zu und es blieb nur noch „A swarm of plagues“ als Zugabe. Alles in allem war es der pure Genuss. Naglfar sind einfach immer eine Reise wert....

Tja, was soll ich sagen.... Benediction habe ich noch nie im Leben live gesehen, und auch diesmal sollte wieder nichts draus werden. Denn unser Shining-Interview fand genau in der Spielzeit von Benediction statt. Zu schade. Ich konnte es nicht’mal so biegen, dass ich noch schnell ein paar Benediction-Fotos machen kann vorher oder nachher. Zu schade. Leider enthält das Shining-Interview ein paar Aussagen, die man wohl besser nicht abdrucken sollte. Insofern ist noch keine Entscheidung gefallen, ob wir das je bringen werden oder nicht (denn mal eben einige Kommentare rausschneiden, das wird’s bei Sheol nicht geben!). Ich will euch aber das Foto nicht vorenthalten, was hätte unter dem Interview abgedruckt werden sollen (nur für den Fall, dass wir das Interview tatsächlich nicht veröffentlichen werden).

Shining >Band mit Manager (Niklas ganz links im Bild)... oh ja, die ganze Band war dabei!

Bei den Urgesteinen von "Destruction" wurde endlich der Sound in der Halle lauter aufgedreht. Nun konnte man nicht mehr ohne Ohrenschmerzen vor den Boxen stehen bleiben. Und so erstürmten die Herren die Bühne und legten mit „Curse the gods“ und „Nailed to the cross“ los. Der Sound war nun 1A, trotz der Lautstärke, und wann immer ein Gitarrensolo gespielt wurden, fegte es einen fast um. „Mad Butcher“, „Eternal ban“ und „Life without sense“ folgten. Ihr müsst euch vorstellen, dass jeder, der Eintritt gezahlt hatte, einen Blick auf Destruction werfen wollte. Die Halle platzte fast aus allen Nähten. Die Leute standen auf allem, was man sich nur vorstellen kann, um noch mehr Platz zu haben für die Nachrückenden. Man stand auf den Stangen der Absperrungen, auf den Boxentischen, auf den Barhockern, einfach überall, wo noch ein klein wenig Platz übrig war. Die Halle war wie gesagt einfach zu klein für diese Bands und die damit verbundenen Besucherzahlen. Doch selbst die Fans, die unbequem auf den Boxentischen standen, taten nur eins... headbängen, mitgröhlen, Stimmung machen. Es war der reine Wahnsinn. Destruction zockten weiter mit „The defiance will remain“ und vielen anderen Klassikern wie „Death trap“, „Machinery of lies“ oder „Invincible Force“. Immer wieder betonten die Bandmitglieder, wie cool sie es finden, dass hier beim Hellflame alte und junge Fans gemeinsam abrocken bzw. sich dem Thrash hingeben. „Metal discharge“ wurde übrigens durch ein eindrucksvolles Drumsolo aufgewertet. Naja, und die Hammerriffs in einigen Songs sprechen ja sowieso für sich selbst. Destruction mussten natürlich gegen Ende hin eine Zugabe nach der anderen geben. So wurden zum Beispiel noch „Total desaster“ (natürlich....) und „Bestial invasion“ sowie „The butcher strikes back“ gespielt. Hingebungsvoller Applaus (standing ovations im wahrsten Sinne des Wortes) begleitete Destruction bei ihrem Abgang von der Bühne.

Noch vor dem Shining-Gig konnte ich nicht widerstehen, ein paar Worte mit einer der Frauen zu wechseln, die sich durch die ganze erste Reihe zogen > extreme Fans der Band, die bei vielen Gigs waren. Und so erfuhr ich noch vor Beginn dieser „Begegnung der dritten Art“, dass Shining sich nicht schneiden dürfen oder anderweitig Gewalt zufügen, da das Festival für Besucher unter 18 Jahren zugänglich war. Somit mussten Shining alle eventuell geplanten „echten“ Blut-Orgien bleiben lassen. Den Shining-Fans war das so was von egal. Sie wollten ihren Niklas, den sie alle einstimmig als liebsten Menschen der Welt bezeichnet haben (kein Scherz!!) auf der Bühne sehen, egal in welchem Zustand. Somit waren die Bemerkungen, die die Band vor dem Festival geäußert hatten, dass es eine unvergessliche Show wird, sicher voreilig. Aber es ist ja nicht aller Tage abend. Der nächste Shining-Gig kommt bestimmt.
Nun wurde es finster... und das in jeder Bedeutung des Wortes > sowohl gefühlsmäßig, als auch auf der Bühne. Das Licht wurde soweit runtergedimmt, dass nur 2 der Bühnenscheinwerfer einen ganz minimalen Schein von sich gaben. So blieb es fast während der gesamten Show. Wer nun denkt, das kann nicht stimmen, weil es so viele Fotos von Shining in hellem Licht gibt, der liegt falsch. Das ist nur das Licht der Blitzlichter/Kameras der Fotografen. Und es ging wahrlich ein nicht-endenwollendes Blitzlichtgewitter hernieder, sobald Shining die Bühne betraten, was erst wieder aufhörte, als sie die Bühne wieder verließen. Und soweit ich weiss, setzen Shining voll auf diesen Effekt, dass man sie nur durch die Blitzlichter sieht. Da hilft man doch gerne....

Nach einem sehr melodischen, fast schon melancholischem Intro, zu welchem Shining die Bühne betraten und sich positionierten, wurde die Show mit „Eradiction of the condition“ eröffnet. Der Sound war fantastisch und man wurde sofort in den Bann der gleichzeitig brutalen und doch faszinierenden Musik Shinings gezogen und es ließ einen nicht mehr los. Niklas Kavrforth hat ein derartiges Charisma (wenngleich auch ein böses), wenn man live vor ihm steht, das lässt sich auf Fotos oder Filmen sowieso nicht festhalten. Shining wirken erst live so richtig. Auch nahm er erstmal einige Schlucke Blut aus seinen zwei 1,5-Liter-Flaschen voller Blut und spuckte reichlich davon in die ersten Reihen. Der Fotograf vor mir war nicht erbaut, als einige Tropfen davon auf seiner hellblauen Jeans landeten.

Im übrigen waren es nun weniger Leute im Saal. Könnte einerseits daran gelegen haben, dass die Destruction-Fans für Shining nun’mal nichts übrig haben, andererseits habe ich selbst mit Fans gesprochen, die Shining gerne gesehen hätten, aber unbedingt den letzten Zug erreichen mussten (durch die mittlerweile mehr als einstündige Verspätung wurde da vielen ein Strich durch die Rechnung gemacht). Doch die Leute, die dageblieben waren, starrten wie gebannt zur Bühne. Ich glaube, niemand konnte wirklich die Augen abwenden. Auch ich musste mich zwingen, mal ein Foto den anderen Bandmitgliedern zu machen zwischendurch, anstatt immer nur Niklas anzustarren.
Bevor es mit dem tiefgehenden „Låt oss ta allt från varandra“ vom neuen Album weiterging, begrüßte Niklas die Besucher mit „We are Shining, spining, whining“. Ein Scherz etwa? Er schien sowieso einen eher freundlichen Tag zu haben, denn er umarmte immer mal wieder einen seiner Musiker oder küsste diesen gleich mitten auf die Stirn. Niklas borgte sich ab-und zu auch mal eine Zigarette von den Damen aus der ersten Reihe, die er erst rauchte und sie dann entweder an sich selbst ausdrückte oder aber Bassist Phil zum weiterrauchen gab. Da schien es fast ein Show-Effekt zu sein, wenn er monoton immer mal wieder „I hate you“ zum Publikum rief. Nun, seine Fans wussten dies schon einzuordnen und zeigten ihm einfach den Mittelfinger oder gaben ihm ein „I hate you“ zurück.  

Es folgte ein weiterer Song vom neuen Album: „Ytterligare ett steg närmare total jävla utfrysning“. Niklas, der sich inzwischen selbst mit Blut übergossen hatte, ging immer mehr auf Tuchfühlung mit der ersten Reihe. Nachdem er bereits eine Flasche hochprozentiges mit ihnen geteilt hatte und einigen das Zeug direkt selbst eingeflößt hatte, stand er plötzlich unten vor ihnen und goss einigen ganz genüsslich eine reichliche Ladung Blut aus der Plastikflasche über den Kopf. Nach Gig-Ende sah die gesamte erste Reihe aus wie Statisten aus einem Horror-Film-Gemetzel. Mit einem oder zwei Girls aus der ersten Reihe hatte er es besonders, die eine davon war immer wieder Opfer seiner bizarren Zärtlichkeiten: nicht nur, dass er ihr die Finger ableckte oder ihr die Hände und Arme küsste und sich an sie schmiegte, zu guter Letzt nahm er einen Schluck Blut und gab ihr auf die Weise einen Zungenkuss, dass das ganze Blut erst in ihren Mund und von dort natürlich wieder rauslief. Die Dame genoss es sichtlich, auf diese Weise mit Blut besudelt zu werden.

Rein technisch schienen die Monitors Probleme zu machen, denn die Musiker drehten sich immer wieder zueinander und versuchten, sich aneinander zu orientieren. Doch sie schienen schon relativ gut aufeinander abgestimmt zu sein, denn in den Songs selbst merkte man nicht allzu viel von den Ungereimtheiten. Und so wurde gleich im Anschluss „Svart industriell olycka“ angestimmt. Niklas brüllte wie kein Zweiter und schwankte weiterhin zwischen dem ultimativ bösen Blick und herzlichen Gesten zu seinen Fans (wenn er jemanden im Publikum erkannte, lächelte er ihm/ihr zu und machte zuweilen auch Handzeichen so nach dem Motto „Ruf mich an“). Inzwischen war er auch so blutig, dass sein Mundabdruck direkt auf der Stirn des Musikers blieb, den er gerade schon wieder geküsst hat. Nur an den Drummer kam er natürlich nicht ran.
Nach „Någonting är jävligt fel“ ging es langsam auf’s Finale zu, welches mit „Claws of perdition“ und „Ännu ett steg närmare total utfrysning“ eingeleitet wurde und in „Längta bort från mitt hjärta“ überging. Niklas, der sich inzwischen auf dem Boden im Blut gesuhlt hatte, war nun bereit für den Höhepunkt jeder Show, den Song „Submit to self-destruction“, bei dem es (laut Hardcore-Fans) normalerweise heftigst zugeht (hier beim Hellflame wegen der Auflagen wie gesagt nicht). Doch auch ohne selbstverletzendes Finale war der letzte Song noch einmal ein wahrer Genuss für die Liebhaber dieser bizarren Form des Metals. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mich mein erster Shining-Gig so faszinieren würde (laut den Ladies in der ersten Reihe war dies der schlechteste Gig, den sie je von Shining gesehen haben). Und obwohl wir alle laut seinen eigenen Worten abgrundtief von Niklas gehasst werden, zieht es Claudia und mich zu zwei weiteren Shining-Konzerten.

Doch nun hieß es erst’mal nach hause fahren. Witzigerweise fiel es mir nach dieser Shining-Vollbedienung ausnahmsweise leicht, die (fast) ganze Fahrt über wach zu bleiben. Nach einer kurzen Erholungspause lief dann auch auf der Heimfahrt wieder ein Shining-Album nach dem anderen im Auto-CD-Player.

Zum Hellflame ist abschließend zu sagen, dass das Ambiente des N8 zwar einmalig ist, aber bei solchen Bands muss einfach eine größere Location her. Nun habe ich ja schon letztes Jahr gesagt, ich fahr hier nicht mehr hin, weil es so weit weg ist. Die Prognose will ich für kommendes Jahr besser nicht wagen, denn irgendwie haben die Veranstalter des Hellflame das Talent, immer gerade die Bands zu verpflichten, die man unbedingt mal (wieder) sehen will. Deshalb sage ich zum Abschluss mal vorsichtig: vielleicht bis zum nächsten Jahr!

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