Zyklon
Interview mit TRYM TORSON (Schlagzeuger), 6. August 2005
Fragen von Twilightheart/ Übersetzung von Wiebke
Zeit:
6. August
2005 Ort: Wacken Open Air Festival Interviewpartner: Trym Torson (auch in EMPEROR) |
Eigentlich habe ich dieses Interview für einen britischen Metalradiosender gemacht, weil sie nicht selber nach Wacken kommen konnten, aber unbedingt ein Interview mit Zyklon haben wollten (als Tonaufnahme). Als ich damals mit ihnen in Kontakt stand, fragten sie mich, ob ich das machen könnte. Der Sender wollte die interessanten Auszüge des Interviews über den Äther schicken. Aber als ich das Interview mit Trym machte, fragte ich ihn, ob ich die komplett abgetippte Version für Sheol-Magazine verwenden dürfte, und er stimmte zu. Hier ist es also:
Twi (=Twilightheart) > Wir sind hier auf dem Wacken Open Air 2005. Wie gefällt es dir? Warst du schon mal hier?
Trym > Es ist das erste Mal, dass wir mit Zyklon hier sind, yeah. Dies ist also mein erstes Wacken überhaupt. Es ist schon sehr cool, aber weil wir um 12 Uhr spielen mussten, habe ich so früh nicht viele Leute erwartet. Aber da waren eine Menge Leute, so dass ich wirklich überrascht war. Und das zeigt den guten Willen der deutschen Fans. Die deutschen Fans waren immer da und werden es immer sein. Das gilt für Zyklon und generell eine Menge Bands: In Deutschland hast du immer ein gutes Publikum. Also ist es immer klasse, auf Festivals in Deutschland zu spielen.
Twi > Und was hast du gestern gemacht?
Trym > Gestern haben wir um etwa 12 Uhr Norwegen verlassen. Also war jeder ziemlich betrunken, als wir hier ankamen. Also aßen wir nur schnell einen Hamburger und hatten eine gute Zeit in einer Kneipe. Entspannen. Oder wenigstens VERSUCHEN zu entspannen. Also ist dies eigentlich der erste Tag, an dem wir auf dem Festivalgelände sind.
Twi > Hast du schon Auftritte von anderen Bands gesehen?
Trym > Ich habe bis jetzt nur Suffocation gesehen, weil ich mit ihnen getourt bin. Ich habe für Satyricon auf deren Tour mit Morbid Angel Schlagzeug gespielt. Und Suffocation waren auch mit auf der Tour. Somit war es cool zu sehen, wie sich Suffocation seit der Zeit weiter entwickelt haben. Sie sind seitdem ziemlich weit fortgeschritten. Sie waren heute wirklich sehr sehr gut.
Twi > Glaubst du, dass dieses Festival nicht mehr wirklich „Metal“ ist? Du weißt, wenn Bands wie „Oohmph“ spielen…
Trym: Irgendwie schon, yeah. Ich glaube, wenn ein Festival so groß wird, muß man wohl diese Art von Nicht-Metal Bands bringen, weil es eine Menge Leute gibt, die nach verschiedenem Stilarten Ausschau halten. Ich mag es nicht, wenn zu viele merkwürdige Bands spielen, aber solange das Festival eine Mischung verschiedener Bands und Musikstile bietet, glaube ich, dass es gut es, weil es immer eine Band gibt, die du cool findest.
Twi > Aber vielleicht ist es einfach zu groß…weißt du, wenn 4 Bands zur gleichen Zeit spielen…die Fans sind nicht glücklich, wenn sie einige Bands verpassen, und vielleicht sind die Künstler auch nicht glücklich?!
Trym > Nein, ich glaube, so sind Festivals generell. Festivals sind irgendwie…Du bekommst nur einen kurzen Technik-Check, und dann musst du auf die Bühne und dein bestes geben. Deswegen denke ich, dass man auf den großen Festivals sieht, wie gut die Bands eigentlich sind. Weil du dann wirklich etwas leisten musst. Wenn du einfach nur ein normales Konzert spielst, ist das ganze Drumherum so ausgerichtet, dass es einfach ist, eine gute Show zu machen. Aber auf einem Festival musst du in der Lage sein, trotz allem gut zu spielen, weil es dort keine Regeln für Irrtümer und Fehler gibt. So sind Festivals in dem Sinne gut, weil du siehst, ob die Bands ihr Potential ausschöpfen. Aber wie du schon sagtest, wenn ein Festival zu groß wird und vier Bands gleichzeitig spielen, ist das keine gute Sache. Es sollte bei zwei Bühnen bleiben.
Twi > Ich habe euren Auftritt auf dem Party San letztes Jahr gesehen. Habt ihr bemerkt, dass eine Menge Mitglieder anderer Bands aus dem Backstagebereich heraus vor die Bühne kamen, um euch zu sehen?
Trym > Nein. Eigentlich…normalerweise widme ich so etwas nicht sehr viel Aufmerksamkeit, weil ich mich, wenn wir spielen, auf meinen Job konzentriere, um ihn so gut wie möglich zu erledigen. Aber HEUTE war es cool zu sehen, wie viele Leute schon so früh gekommen sind. Ich war wirklich überrascht. Aber das Party San war auch sehr gut, weil dort die die-hard Fans waren. Ich denke, das Party San hat die bessere Festivalgröße. Wacken ist zu groß, das Party San besser. Du kannst alle Bands sehen. Aber hier ist es nicht möglich, alle zu sehen.
Twi > Was ich erzählt habe (dass andere Bands kamen, um euch zu sehen)…macht dich das stolz? Oder siehst du das als selbstverständlich an, dass die Leute euch so sehr verehren?
Trym > Nein, nein. Ich denke, es ist wirklich cool, dass andere Bands ihr Interesse zeigen, weil…wenn du nicht in einer Band spielst, ich habe bemerkt, dass Leute, die nicht selber Musik machen, unterschiedlichere Sachen mögen, während du weniger magst, wenn du in einer Band spielst, du pickst dir ein paar heraus, und du bist distanzierter, wenn du schon in einer Band spielst. Also hast du da auch die Leute, die alle in wirklich coolen Bands spielen, und es ist wirklich toll, wenn sie an Zyklon Interesse zeigen. Ich meine, am Anfang hatten wir echt den Ärger mit dem Namen und jeder dachte „ah, das ist doch dieses Emperor-artige Reunion Death Metal-Ding“. Und es war echt schwer zu beweisen, dass es eine neue Band ist. Aber ich glaube, es ist immer leichter in Deutschland zu spielen, weil hier jeder so hingebungsvoll ist.
Twi > Es scheint, dass du sehr auf deine Live-Aktivität fokussiert bist, wenn man dich spielen sieht.
Trym > Für mich ist es wirklich wichtig, live mein bestes zu geben. Vor allen Dingen auf Festivals, weil dort all diese Leute extra aus ganz Europa vorbeikommen, da möchtest du etwas zurückgeben. Du möchtest das absolut beste geben. Wenn ich nicht fähig bin, mein bestes zu geben, oder Zyklon dazu nicht fähig ist, dann sind die Leute enttäuscht, und wir wollen die Leute nicht enttäuschen. Die Fans haben immer hinter uns gestanden, also wollen wir auch etwas für die Fans tun.
Twi > Ihr wart in Japan, den USA usw. auf Tour. Erzähl bitte ein bisschen über deine Erfahrungen und ob die Fans dort anders sind.
Trym > In Japan ist es generell, als wenn du auf einen anderen Planeten kommst. Es ist wirklich merkwürdig. Ich meine, es könnte wie in einer verdammt weit entfernten Galaxie sein.
Twi > Ist es wahr, dass in einigen Konzerthallen Stühle stehen?
Trym > Nein, nein, da waren keine Stühle. Aber die Fans sind noch hingebungsvoller als die deutschen Fans, weil ich glaube, dass es dort nicht so viele heimische Extrem Metal Bands gibt. Also wann auch immer es extremen Metal zu sehen gibt, ist jeder wirklich, wirklich an der Band dran, sie zeigen ihr größtes Interesse. Jeder kümmert sich wirklich gut. Alles liegt im Zeitplan, alles ist perfekt. Also war es richtig cool, in Japan zu sein. Es war eine total andere Erfahrung für mich und für die ganze Band. Japan ist eine sehr kleine Gegend für unsere Art von Musik, also kannst du dort nur 2 oder 3 Shows machen, während du nach Deutschland für eine ganze Tour gehen kannst. Aber in Deutschland finden eigentlich zu viele Shows statt. Es gibt Touren, die gehen das ganze Jahr über. Und einige Leute sind so drauf: „Ich möchte da nicht hingehen. Ich kann sie mir das nächste Mal ansehen.“, weißt du. In Japan sind sie wirklich glücklich, dass Bands dort hinkommen.
Twi > Und die Staaten? Wie ist der Markt dort für extremen Metal?
Trym > Oh yeah, Amerika ist das größte Land für diesen Stil, Death Metal wie wir ihn spielen. Weil viele wirklich, wirklich gute Bands aus Amerika kommen. Wie Morbid Angel, Deicide, es gibt eine Menge brillanter Bands dort. Sie stehen dort mehr auf diese Art von Bands während man in Europa mehr old-school Death und Black Metal favorisiert. Aber ich denke, die ganze Metalszene generell wird dort größer.
Twi > Ist dir jemals auf Tour etwas Schlechtes passiert?
Trym > Eigentlich nicht wirklich. Ich meine, Leute können vielleicht von dem Sound enttäuscht sein, aber ich habe niemals schlechte Erfahrungen auf Tour gemacht. Nicht wenn es um das Spielen geht. Ich hatte niemals schlechte Erfahrungen mit den Leuten. Aber ich hab schlechte Erfahrungen vom Leben auf Tour gemacht. Wie letztes Jahr, als ich mit Satyricon auf Tour war, und der Bus von einer Spezialtruppe attackiert wurde.
Twi > Du beliebst zu scherzen!
Trym > Nein, wirklich! Ich wachte etwa gegen 5 Uhr morgens auf, und da waren Spezialkräfte der Polizei im Bus mit einem Arsenal an Sniper-Waffen mit Laser-Zielgeräten. Und die hielten sie auf uns und sagten: „Alle raus aus dem Bus!“ Und ich dachte 'Was?!'. Ich konnte nicht glauben, dass das wahr ist. Ich machte nur meinen Vorhang zu und hoffte, dass ich das träumte, dass es unwirklich war. Jeder musste den Bus verlassen, und draußen standen zehn Polizeiautos. Jeder wurde umzingelt. Sie zielten mit Waffen auf uns. Wir mussten uns draußen in einer Linie aufstellen, es regnete und wir froren. Es war unwirklich. Die Sache war, dass der Tourmanager mehr oder weniger den Busfahrer angegriffen hatte. Und der Fahrer rief sein Büro an und sagte: „Hey, der Tourmanager attackiert mich mit Waffen und Messern.“ Also haben sie die Polizei geschickt. Yeah, es war eine schreckliche Sache. Es war eine merkwürdige Erfahrung.
Twi > Ich kann es nicht glauben…
Trym > Ich konnte es auch nicht. Weil ich betrunken war, dache ich: „nein, nein, nein, ich muß wohl träumen…“
Twi > Gibt es auch irgendwelche lustigen Tourerfahrungen?
Trym: Ich glaube, es ist generell witzig, auf Tour zu gehen. Ich denke, dass ich wirklich Glück habe, durch die Welt zu reisen, verschiedene Orte zu sehen, Leute zu treffen. Und die Sache ist, wenn du nach Amerika, nach Europa oder Asien kommst… die Leute sind mehr oder weniger gleich. Die Leute sind nicht so verschieden. Und ich denke, es ist cool, verschiedene Kulturen zu sehen und unterschiedliche Leute kennen zu lernen.
Twi > Lass uns zur Band zurückkommen. Ich bin sicher, dass jeder in Deutschland und Skandinavien die Geschichte Zyklons kennt und wo die Mitglieder herkommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Metalfans aus anderen Ländern das wissen. Und weil wir international agieren, fasse die Bandgeschichte doch bitte noch einmal kurz zusammen (für die, die euch noch nicht kennen)!
Trym > Hm, die ganze Band startete mit mir und Samoth 1999 nach Emperor. Samoth und ich haben etwa ein halbes Jahr bevor Emperor aufhörten, zusammen gejammt, weil wir wussten, dass Emperor nicht mehr weiter machen würden. So begannen wir einfach im Proberaum zu spielen und als Emperor zum endgültigen Ende kam, sprachen wir mit Destructhor von Myrkskog und fragten ihn, ob er Interesse hätte mitzumachen und daraus eine Vollzeitband zu machen. Er fand es gut, und so kam es zu Zyklon. Und wir sprachen mit Daemon von Limbonic Art, und er wollte den Gesang übernehmen. Und wir dachten: „Okay, lass uns ein Album machen.“ Und nach der Europatour mit Morbid Angel konnte Daemon nicht alle Touren mitmachen, die wir machen wollten. Also mussten wir ein Vollzeitmitglied für die Band finden. Deswegen sprachen wir mit Secthdamon (auch von Myrkskog), und er konnte gleichzeitig Bass spielen und singen. Und dann hatten wir das perfekte Line Up, das wir schon von Beginn an haben wollten. Wir versuchten einfach eine Menge Musik zu machen und so viele Festivals zu spielen, wie wir nur konnten. Wir sind sehr glücklich, dass wir in der Situation sind, die Musik machen zu können, die WIR spielen wollen, und gleichzeitig die Möglichkeit haben, durch die ganze Welt zu ziehen, für die Leute zu spielen und Resonanzen zu bekommen. Somit ist es eine wirklich, wirklich gute Erfahrung für uns.
Twi > Hast du Informationen darüber, wie viele Kopien ihr von eurem letzten Album verkauft habt?
Trym > Das erste Album „World ov Worms“ ist bis jetzt etwa 25.000-30.000 x verkauft worden. „Aeon“ noch ein bisschen öfter. Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber es müssten etwa 40.000 sein. Es ist also nicht viel, aber es ist schon okay für eine Band, die gerade angefangen hat. Jede Band braucht etwa 3 oder 4 Alben, ehe die Leute einen als richtige Band anerkennen.
Twi > Arbeitet ihr an neuem Material?
Trym > Yeah, vielleicht nehmen wir es im Oktober auf. Hoffentlich wird es dann im Frühjahr 2006 rauskommen.
((Anm. Twilightheart/Februar 2006: Der Titel des neuen Albums ist „Disintegrate“))
Twi > Wird es einige Variationen in Vergleich zum letzten Album oder Veränderungen des Stils geben?
Trym < Ich glaube, das neue Material ist eine Mixtur aus den ersten beiden Alben. Es ist aber nun ein rhythmischerer Stil, man kann besser headbängen. Es gibt schnelle Songs, aber wir haben auch eine Menge langsamerer Songs. Für uns ist es wichtig, mehr als nur dieses wirklich extreme Ding spielen zu können. Wir versuchen, verschiedene Stile zu spielen. Deswegen wird das neue Album hoffentlich mehr Metal als die letzten zwei.
Twi > Und wie ernsthaft sind eure Ambitionen mit Zyklon? Mal angenommen, zwei Mitglieder würden die Band verlassen. Würdet ihr aufhören oder würdet ihr die Band solange mit neuen Mitgliedern am Leben lassen, solange sie erfolgreich ist?
Trym > Hm, für uns geht es nicht nur um Erfolg. Wenn wir mit der Band Erfolg haben, ist das ein Bonus. Die Hauptsache ist, dass wir die Musik spielen können, die wir spielen wollen. Das ist die Hauptsache und am wichtigsten, dass wir tun können, was wir wollen. Und wenn uns DIE Leute, die die Musik hören, gut finden, ist das eine tolle Sache. Aber wie Du sagtest, wenn zwei Mitglieder die Band verlassen würden, denke ich, dass es für uns hart werden würde, mit der Band fort zu fahren, weil wir sehr voneinander abhängig sind. Wenn 50% die Band verlassen, glaube ich nicht, dass das noch Zyklon ist. Samoth und ich spielen nun eine ziemlich lange Zeit zusammen, und wenn wir uns trennen, denke ich, dass wir neue Bands starten müssen.
Twi > Nun zu einigen weniger ernsthaften Fragen! Erzähl unseren Lesern, welches norwegische Bier du ihnen empfehlen kannst!
Trym > Ich trinke nicht mehr viel Bier. Ich bevorzuge harte Spirituosen. Aber es gibt dort eine Firma, die „Hansa“ heißt, die sehr gut ist. Wir haben generell eine Menge gutes Bier hier in Norwegen. Aber eigentlich ziehe ich es vor, dunkleres Bier zu trinken. Wie „Guinness“ oder deutsches Bier.
((Ein Groupie kommt vorbei, das mich spontan auf die nächste Frage bringt: ))
Twi > Wie findest du die Groupies hier in Wacken?
Trym > Haha. Hm, eigentlich bin ich generell nicht an Groupies interessiert. Ich finde, sie sind nicht so das Wahre, weißt du. Ich war auch niemals wirklich an Metalgirls interessiert. Ich bevorzuge gewöhnliche Mädchen, die mehr an meiner Person selbst interessiert sind als nur an einer Ikone. Weißt du, es gibt so viele Leute, die nur denken „oh, er spielt in dieser und jener Band“, und die sich wirklich nicht um die Person selbst scheren. Also bin ich wirklich nicht sehr an Groupies interessiert, um ehrlich zu sein.
Twi > Okay, letzte Frage: Welches ist dein Lieblingssong von den Zyklon-Alben?
Trym > Ich glaube, es ist vielleicht „Psyklon Aeon“ von „Aeon“, weil es so ein energiegeladener Song ist. Wir haben eine Menge Energie in dieses Lied gepackt, aber es gibt darin immer noch einige Stellen, zu denen man gut headbängen kann. Ich mag den Mix aus dem Extremen und den Stellen, an denen man die Haare schütteln kann. Also ist das vielleicht mein Lieblingssong von Zyklon. Wenn Du eine Menge Energie in einen Song steckst und fähig bist, diese Energie auf das Publikum zu übertragen, ist das eine gute Sache für uns.
Trym
(photo with friendly permission
taken from www.emperorhorde.com)