THYRFING

Interview mit Patrik Lindgren, 20. März 2005// Fragen von Twilightheart 

 Hallo Patrik! Vielen Dank, dass du die Fragen für mein kleines Magazin beantwortest! Ich hörte, dass ihr gerade bei Regain Records unterschrieben habt. Wie habt ihr den Vertrag bekommen? Wieso habt ihr euch für dieses Label entschieden (und warum wart ihr nicht mehr mit Karmageddon zufrieden)? Was kann das neue Label für euch tun, was das alte nicht könnte?

Wir hatten niemals bei denen unterschrieben. Unser Vertrag mit Hammerheart (Vorgänger-Fima von Karmageddon Media) endete nach der Verööfentlichung von „Vansinnesvisor“. Wir haben bei einigen Firmen bezüglich der Veröffentlichung des nächsten Albums angefragt, und Regain Records schienen für uns die beste Option zu sein. In allen Belangen scheint Regain Records eine starke Firma mit einer starken Zukunft zu sein. Außerdem ist es gut bei einer Firma in deinem Heimatland zu sein, wenn es um praktische Fragen und Kommunikation geht.

Ihr arbeitet im Moment an der nächsten Thyrfing- Scheibe. Bitte erzähl mir mehr über eure Art zu arbeiten. Trefft ihr euch alle, um neue Songs zu schreiben und zu komponieren, oder wie läuft das? Wer schreibt die meisten Texte und die meiste Musik für das Album?

Das ist wirklich unterschiedlich. Einige Songs wurden von einem einzelnen Mitglied komponiert. Zu Hause geschrieben, arrangiert und aufgenommen, dann der Band vorgestellt und mit ihr geprobt. Aber einiges des Materials ist auch improvisiert und während Jamsessions bei den Proben entstanden, so dass wir keine spezielle Formel haben wie Songs entstehen. Für dieses Album haben sich alle am Songschreiben beteiligt, und die Texte sind diesmal von mir, Thomas und Kimmy.

Was kannst du uns schon über das neue Album sagen. Wie wird es sein, und was können die Fans erwarten? „Vansinnesvisor“ war ja rauer (und weniger Viking-Metal) als eure vorherigen Alben. Wird es wieder einen Stilwechsel in eine aggressivere Richtung geben? Oder wird es vielleicht eine Rückkehr zum alten Viking-Sound geben?

Ich denke, dass diejenigen, die uns seit Jahren hören, wissen, was sie erwarten können. Es wird ein Album in der Thyfing-Tradition werden, auch wenn es schwer ist, etwas über den Sound und andere Details zu sagen, ehe alles aufgenommen und abgemischt ist. Es könnte ein wenig mehr melodisch als „Vansinnesvisor“ sein, aber die Melodien sind auch ein bisschen mehr wie früher und weniger fröhlich als zum Beispiel auf „Valdr Galga“. Ob es sich noch mehr nach Viking Metal anhört, wie du es nennst, müssen andere Leute entscheiden. Jeder hat da seine eigenen Vorstellungen…Für mich hat „Vansinnesvisor“ den organischsten und aggressivsten Sound, aber auch eine Menge Folk-Einflüsse, für mich ist es das ultimative Thyrfing-Album.

Eine Menge großartiger Bands haben bis jetzt großartige und absolut fantastische Alben veröffentlicht (Primordial, Moonsorrow…) und einige werden folgen. Setzt euch das nicht irgendwie unter Druck? Falls ja, ist das eher ein positiver Druck oder doch mehr negativ?

Nein, kein Druck oder so etwas. Wir sind nicht hier, um mit jemanden einen Wettkampf zu veranstalten, sondern um unser eigenes Ding - so gut wir können – durch zu ziehen. Natürlich kann es inspirierend sein, wenn andere Bands ausgezeichnete Alben abliefern, deswegen würde ich es als positiv bezeichnen. Primordial, Moonsorrow und Thyrfing sind alle großartige Bands mit ihrem eigenen Sound und ihrer eigenen Identität, aber wir machen kein Album mit dem Vorsatz, irgendjemanden zu übertreffen außer uns selbst.

Ich hörte, dass ihr diesen Sommer auf dem Sweden Rock Festival spielt. Hat Thomas das organisiert, weil er für das Magazin arbeitet? Ist es as erste Mal, dass ihr dort spielt? Werdet ihr dort schon einige neue Songs vorstellen?

Es ist unser erster Auftritt dort und um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, inwieweit Thomas` Rolle bei der Sweden Rock Crew das Booking beeinflusst hat. Wen kümmert das auch? Eine Menge Leute scheinen glücklich zu sein, uns spielen sehen zu können, und wir bekommen nicht einen Dollar dafür…Ich denke, wir werden nur 40 Minuten auf der Bühne haben, und vielleicht werden wir neues Material präsentieren, aber das ist jetzt noch nicht entschieden.

Stehen noch weitere europäische Festivals auf dem Plan (neben dem „Bands Battle“)? Vielleicht noch ein paar mehr in Deutschland? Was sind generell eure Lieblingsfestivals (als Musiker und als Besucher) und warum?

Es ist nichts gebucht, und ich zweifle daran, dass da noch etwas vor der Albumveröffentlichung im Herbst sein wird. Wie auch immer, im Herbst und Winter werden hoffentlich noch mehr Auftritte in Skandinavien und Europa stattfinden. Es ist ein bisschen blöd, mein Lieblingsfestival zu benennen, weil ich nicht kontinuierlich auf Festivals gehe, weder als Besucher noch als Musiker. Aber ich müsste dann Sweden Rock und Wacken Open Air sagen…unerwartet, nicht?

Werdet ihr die gleiche Show wie in den vergangenen Jahren abziehen (Väänänen im blutigen Outfit, der Blut in die Menge spuckt usw.), oder werdet ihr mit einigen wirklich neuen Ideen auf die Bühne kommen?

Wir haben bis jetzt darüber wirklich noch nicht geredet, aber ich denke, dass die „Show“ ähnlich wie die vorherigen wird. Wir haben in der jetzigen Situation nicht wirklich das Budget, etwas wirklich Spektakuläres zu präsentieren.

((Das ist ja keine schlechte Sache, seinen Traditionen zu folgen, wenn sie so gut wie eure sind! ;-) – Anmerkung von Twilightheart))

Wie (mal eben nebenbei) kamt ihr auf die Idee, während eurer Konzerte Blut ins Publikum zu spucken? War das Väänänens Wunsch? Mach das wirklich Spaß?

Es ist immer eine gute Sache, wenn die Auftritte und die Dinge, die auf der Bühne passieren, Hand in Hand mit der Musik gehen und eine Erweiterung ihrer sind. Unsere Musik handelt von Blut, Feuer und Tod, richtig? Weil wir wirklich nicht den Wunsch zu sterben haben und Feuer nicht bieten können…welche Wahl haben wir da…?

Gab es jemals Fans, die nach einer Blutdusche total angepisst waren? ;-)

Das ist möglich. Aber bisher hat uns das niemand gesagt, soweit ich weiß. Was ich mit meinem armseligen Deutsch in den unzähligen Live-Reviews verstehen konnte, war, dass die meisten Leute dachten, es wäre nur Kunstblut, hah!

Vermisst du das Tourleben, oder ist das eher langweilig (oder sogar frustrierend) für dich?

Natürlich vermisse ich das, obwohl es auch zeitweise echt stumpfsinnig und schmerzvoll ist. Ich denke, wie die meisten Bands unserer Größenordnung haben wir eine Hass-Liebes-Beziehung zum Touren.

Nun kommt die Frage, die JEDER Interviewpartner (Tradition, weißt du) beantworten muss: Was sind eure besten und schlechtesten (oder lustigsten, wie auch immer) Tourerinnerungen?

Lass mal sehen, was in der Kiste zurückgeblieben ist…von den jüngsten Tourneen habe ich eigentlich nur gute Erinnerungen. Aber der freie Tag in Ludwigsburg auf unserer letzten Tour war nett. Weißt du, Sonne, Bier und Fußball…und keine verzerrten Gitarren, Kopfschmerzen und was auch immer. Du genießt solche Tage echt als Abwechslung zu der ganzen Sache. Aber weil ich so ein fauler Arsch bin, habe ich an diesen Tag auch eine schlechte Erinnerung: Die Griechen (Septic Flesh) haben uns beim Kicken voll in die Tonne gehauen! Ich bin sicher, das war eine Warnung, was noch bei den Europameisterschaften kommen sollte…

Spielt jemand von euch (neben Thyrfing) noch in anderen Bands oder Projekten? Ich hab nur von Kimmys „Hatework“ und Jockes „Rhuttna“ (aber das scheint auf Eis zu liegen, weil die Website down ist) gehört. Haben einige Mitglieder auch Neben-Projekte am Start? Welchen Stil spielen sie dort (vielleicht kennst du die Homepageadressen)?

Rhuttna werden ihr Debütalbum über Black Lodge diesen Frühling veröffentlichen. Die Internetadresse ist www.rhuttna.tk, obwohl sie im Moment nicht funktioniert (rate mal, wer sie macht?!), die Adresse des Labels ist www.blacklodge.se. Kimmy hat Hatework verlassen, aber er spielt nun in einer Old School Thrash Metal Band namens Celestial Pain (die in Tyresö seit mehr als zehn Jahren aktiv sind), wo auch Ex-Mitglieder von Unanimated, Terra Firma etc. spielen. Die haben im Moment noch keine Website (rate mal, wer die vielleicht machen wird?). Henke mischt gerade das Debütalbum seines Projekts „Thirteenths Exile“ ab, welches eine Art Industrial/Metal ist. Ich fürchte, von dem gibt es auch keine Internetadresse.

Aber ich hoffe, dass Thyrfing für euch alle die größte Priorität besitzt?

Yeah, wenigstens hoffe ich das, haha. Wir mussten niemals wirklich über diese Sachen sprechen, weil das niemals ein Problem war. Der Thyrfing- Zeitplan ist nicht so hektisch, und auch Ein-Mann-Projekte sind ziemlich flexibel.

Wenn dich eine sehr viel berühmtere Band (sagen wir mal rein spekulativ Metallica) als Gitarrist haben wöllte, würdest du dann Thyrfing verlassen?

Das Fundament deiner Frage gründet darauf, welche Band das ist. Aber wenn es Metallica wäre – zur Hölle ja! Gib mir eine Million und ich spiele „Master of puppets“ bis ich sterbe!

Thomas Väänänen sagte kürzlich im Forum, dass er (und Thyrfing) niemals tun würde, was die Leute und Labels ihm (in Bezug auf die Musik) sagen würden. Aber lass uns nur mal vorstellen, ein gigantisches deutsches Metal-Label wie „Nuclear Blast“ würde euch einen Vertrag anbieten. Alles, was ihr tun müsstet, wäre eure Lieder komplett in Englisch zu schreiben/singen und euch für die Fotoshootings so anzuziehen, wie sie es wollen. Dafür würden sie euch garantieren, dass ihr in 5 Monaten so viel Geld verdient, dass ihr von dem, was ihr von der Musik einnehmt, ein paar Jahre leben könntet. Bist du sicher, dass ihr nicht unterschreiben würdet?

Ich bin sicher, dass Thomas´ Aussage auf der gegenwärtigen, realistischen Situation basiert und die Antwort auf die Frage deines hypothetischen Beispiels einleuchtend ist. Es ist immer leicht über Integrität und Musikleidenschaft zu sprechen, aber wenn ich die Chance bekäme, mir den Rest meines Lebens keine Sorgen über Arbeit und Ersparnisse machen zu müssen, würde ich das Angebot annehmen. Ich kann nicht für den Rest der Band sprechen, aber ich bin sicher, dass auch sie es akzeptieren würden. Aber danach können wir ihnen sagen, dass sie zur Hölle gehen sollen und schreiben schwedische Texte 24 Stunden am Tag/7 Tage die Woche für den Rest unseres Lebens, haha!

Wie wichtig ist es für euch, dass die Texte auf euren Alben auf Schwedisch sind?

Ich denke, dass sie gut ins das Konzept der Band passen, und dass sie den Songs auch das gewissen Etwas geben. Besonders wenn du etwas später hören kannst, was Thomas röhrt…Das neue Album wird wohl komplett auf Schwedisch sein.

Hat jemand von euch professionell Musik studiert? Ich konnte auf eurer Website keine Informationen darüber finden.

Nein, wir haben uns alles selbst beigebracht. Thomas ist in früheren Jahren zum Schlagzeugunterricht gegangen, aber ich weiß nicht, ob du das als „professionell“ bezeichnen würdest…oder welchen Sinn es für Thyrfing haben würde.

Wie bist du zum Gitarrespielen gekommen? Mit welchem Alter hast du angefangen, und was hat dich beeinflusst?

Ich begann Bass in einer Band namens Pantheon (wo Jocke Gitarre spielte und Thomas Schlagzeug) zu spielen. Nach den Proben haben wir die Instrumente getauscht, was eventuell zur Geburt von Thyrfing geführt haben könnte. So habe ich mit der Gitarre im Alter von 16-17 angefangen.

Wie viele Stunden in der Woche (oder so) übst du auf der Gitarre, um dich selbst zu verbessern?

Ich spiele nicht so viel außer bei Proben oder wenn ich Songs schreibe. Ich habe den Gedanken vor langer Zeit aufgegeben – wenn er denn jemals da war – ein technisch versierter Gitarrist zu werden. Riffs und Songs schreiben macht mir viel mehr Spaß, als mit mich mit Technik, Theorie und so einem Scheiß abzuquälen.

Wie gross sind eure Ambitionen mit Thyrfing bezüglich der musikalischen Karriere? Ist es mehr zum Spaß bis jemand die Band verlässt? Oder plant ihr in größeren Kategorien, dass ihr noch viele Jahre mit der Band spielen (touren, aufnehmen etc.) könnt…auch wenn es eines Tages vielleicht schwieriger wird?

Wenn du es nicht genießen würdest, würdest du nicht so viel Zeit und unbezahlte Arbeit hineinstecken. So einfach ist das. An dem Tag, an dem sich alles sinnlos anfühlt und die guten Dinge und Gefühle, die man für die Arbeit bekommt, fehlen, werde ich die Band verlassen.

In Deutschland liegen Folk- und „Viking“- Bands zur Zeit voll im Trend. Ist das bei euch in Schweden genauso? Wenn ja, gefällt dir diese Wandel? Oder verängstigt dich das eher?

Es würde mich nicht ängstigen, egal ob es ein Trend werden würde oder nicht. Wie ich oben schon schrieb, kümmere ich mich nicht um diese „Viking-Sache“, Trends oder ähnlichen Scheiß. Wir hätten  darüber, was in Schweden los war, in den 90ern reden sollen, aber heutzutage scheinen sich die Leute mehr darum zu kümmern, was Bands herausbringen als worüber sie reden. Gute Musik ist einfach gute Musik.

Okay, das waren alle meine Fragen im Moment. Vielleicht können wir wieder reden, wenn das neue Album veröffentlicht ist? Vielen Dank nochmal, dass du dir Zeit genommen hast!

Jederzeit ein Vergnügen.

(Übersetzung aus dem Englischen von Wiebke)

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