BEWITCHED
Interviewpartner:
Vargher (Gesang, Gitarre) |
Vargher (von Bewitched/Naglfar/Havayoth/Ancient Wisdom usw.) war in Geber-Laune, was sein Erscheinen beim Party San Festival 2007 betraf. Als wir den Interview-Termin vereinbarten, meinte er sogar, ich kann ruhig noch andere Leute/Sheol-Leser usw. mitbringen. Also haben wir spontan noch ein Treffen mit Bewitched verlost und auch sonst einigen Leuten bescheid gegeben (die uns dann wohl allerdings nicht gefunden haben, da das Interview wegen des Regens und den damit verbundenen Matsch-Lawinen nicht am vereinbarten Treffpunkt stattfinden konnte... man konnte da nämlich gar nicht mehr hingelangen, ohne bis zu den Knien im Matsch zu versinken). Aber zumindest den Meeting-Gewinner aus Belgien und seine Freundin haben wir gefunden und natürlich mitgenommen. Vargher hat uns allen außerdem alle Getränke bezahlt (und das waren echt nicht wenige) und auch sonst nach dem Interview noch sehr viel Zeit mit uns verbracht. Wenn die Zusammenarbeit mit allen Musikern so gut wäre, das wäre wirklich traumhaft. Doch man kann natürlich nicht alles haben, und so will ich mich natürlich damit zufrieden geben, dass zumindest mit den Mitgliedern meiner Lieblingsband Naglfar so eine gute Zusammenarbeit möglich ist, und zwar seit Anbeginn von Sheol-Magazine. Danke, Jungs! Aber nun das Bewitched-Interview! Here we go!
Vargher mit dem Meeting-Gewinner und dessen Freundin:
Twi > Haben Dich die Reaktionen der Fans bei eurem Party San Auftritt gestern überrascht?
Vargher > Ja, ich war wirklich irgendwie überrascht, denn Bewitched ist in den letzten Jahren nicht sehr aktiv gewesen. Unser letzter Gig war auf dem Party San 2002, wir haben also seit 5 Jahren nicht mehr live gespielt. Außerdem haben wir einen neuen Schlagzeuger. Wir wussten echt nicht, was uns erwartet, da wir so lange Zeit weg vom Fenster waren. Aber die Leute sind gut abgegangen, obwohl das Wetter ungemütlich war, es gab trotzdem ein paar Moshpits. Ich persönlich würde bei so einem Wetter ja überhaupt nirgends hingehen, um eine Band zu sehen. Die Leute hier sind also wirklich hingebungsvoll. Das ist perfekt.
Twi > Der eben erwähnte neue Schlagzeuger (Robert Sundelin), bleibt er jetzt als festes Bandmitglied bei euch?
Vargher > Das war sein erster Auftritt mit uns und er hat es ganz gut gemacht. Also, ja, ich denke mal, er bleibt eine Weile bei uns. Wir müssen sehen, wie’s weitergeht. Kommt ja auch darauf an, ob er überhaupt bei uns bleiben möchte, aber ich glaube, er hatte Spaß gestern.
Twi > Marc Malice, euer früherer Schlagzeuger, was ist mit ihm?
Vargher > Er hatte nicht die Möglichkeit, auch live mit uns zu spielen, wegen dem Herumreisen. Und Robert von Satariel kenne ich seit so vielen Jahren, er war einfach die perfekte Wahl für uns.
Twi > Bist Du Dir dessen bewusst, dass ihr gestern die beste Bühnenzeit hattet?
Vargher > Die BESTE? Wieso?
Twi > Weil ab 20 Uhr fast alle auf’s Gelände kommen, um die Bands zu sehen.
Vargher > Oh ja, und die Leute sind noch nicht so betrunken, dass sie nichts mehr mitbekommen, und die ersten sind auch noch nicht weg, um schlafenzugehen. Hast Recht, es ist eine gut Spielzeit. Aber uns wurde genau diese Zeit angeboten. Wir waren schon oft hier, Kris und ich. Wir waren drei mal mit Naglfar hier, und zwei mal mit Bewitched. Wir waren also die einzigen, die schon fünf mal hier gespielt haben. Wir haben also wirklich keinen Grund, uns zu beschweren.
Twi > Eine echt lange Naglfar-Tour steht in’s Haus. Hattet ihr keine Zeit-Probleme, für den Bewitched-Auftritt zu proben zwischen all den Naglfar-Aktivitäten?
Vargher >
Nein, nicht wirklich. Denn glücklicherweise hatte irgendwie jeder Urlaub, außer
ich. Und ich arbeite nachts, also kann ich tagsüber proben. Dem Schlaf wird
viel zu viel Bedeutung beigemessen!
Nein. Es war nicht wirklich
ein Problem. Mit Naglfar spielen wir so oft, das sitzt alles schon, denn
wir spielen ja immer irgendwie die selben Songs.
Twi > Gestern bei eurem Auftritt hat der andere Gitarrist die schnelleren Stücke gespielt. Normalerweise spielst Du die doch!?
Vargher >
Hey, ich werde alt. Ich kann nicht mehr so schnell spielen!
Nein. Die Wahrheit
ist... wir haben nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich mag es, wenn ich mich
auf’s Singen konzentrieren kann und mich in den Singpausen nicht auf’s
Spielen schwerer Stücke konzentrieren muss. Ich will das Singen genießen!
Twi > Gibt’s demnächst auch eine Bewitched-Tour? Oder war das jetzt nur der eine Auftritt?
Vargher > Momentan hatten wir nur diesen einen Gig geplant. Die letzte Tour war 1997. Also ist es 10 Jahre her, dass wir eine richtige Tour mit Bewitched hatten. Die alten Alben liefen ja über Osmose Productions. Und da hatten wir eine Tour für das erste Album, und eine für das zweite. Danach ist nichts weiter passiert. Wir haben Alben gemacht, hatten aber keine Gelegenheit, auf Tour zu gehen. Nach Ende unseres Deals war Regain ja wirklich interessiert an uns, denn sie haben zu der Zeit auch die alten Naglfar-Alben lizensiert. Kris und ich kannten den Typen von Regain also recht gut. Und sein Interesse an Bewitched war eine Art neuer Anfang für uns. Er wollte wirklich mit uns arbeiten. Als dann das neue Album draussen war, bekamen wir tatsächlich ein haufen Tour-Angebote. Leider war es immer so, dass sich der Zeitpunkt mit den Aufnahmen für Naglfar’s neues Album „Harvest“ überschnitten hätte. Also konnten wir keins der Angebote annehmen. Aber ein paar Interessenten gibt es noch, und wir sind ebenfalls interessiert. Wie gesagt, liegt die letzte Bewitched-Tour 10 Jahre zurück. Es wird also höchste Zeit für eine neue!
Twi > Als ich euer neues Album das erste Mal hörte, dachte ich gleich bei den ersten Takten an Motörhead. Gehen Dir die Vergleiche mit Motörhead auf die Nerven? Oder machen Dich solche Vergleiche sogar stolz?
Vargher > Gerade gestern kam einer zu mir und sagte “Oh, das war ein geiler Gig! Das klang ja wie Motörhead! Es ist, als würden sich viele großartige Bands in eurer Band sammeln.“ Aber mir ist es letztendlich egal, weißt Du. Wenn die Leute wollen, können sie uns mit sonst was vergleichen. Vergleiche sind nicht, was zählt.
Twi > “Fucked by fire” war auf einigen Sampler-CDs. Habt ihr den Song dafür ausgewählt?
Vargher > Damit haben wir selbst nichts zu tun. Es ist einfach der erste Track auf dem Album, und irgendwie ist es ja Tradition, den ersten Song quasi als Werbe-Track zu nehmen. Es ist also unsere Hit-Single! ;-)
Twi > Der Text von “Fucked by fire” ist ja eigentlich bitterernst. Aber der Titel als solches hat doch einen sarkastischen, wenn nicht sogar komischen Beigeschmack. Bist Du Dir dessen bewusst?
Vargher > Ja, bin ich. Ich habe den Song in einem Hotelzimmer in Milwaukee geschrieben, als wir mit Naglfar beim Milwaukee Metal Fest waren. Ich hatte einen Kater und nichts weiter zu tun als Gitarre zu spielen, so begann es. Ich wusste, dass die Leute es vielleicht nicht so ernst nehmen würden. Aber das ist es, was Bewitched ausmacht: es interessiert uns nicht, was die Leute in so einem Fall denken. Wir machen, was wir wollen. Manche meinten sogar, es wäre ein beleidigender Titel. Aber hey, so sind wir eben. Es geht uns nicht darum, diesen Leuten zu gefallen.
Twi > Ist es nicht eher ungewöhnlich, so satanische Lyrics auf thrashige Musik (oder wie gesagt, Motörhead-Style-Musik) zu legen?
Vargher > Nein, das sehe ich nicht so. Man will doch seine Meinung an so viele Leute wie möglich bringen. Für mich ist es so, dass ich das schreibe, was ich will und woran ich glaube. Man will, dass möglichst viele Leute erfahren, was man denkt. Aber hey, wir zwingen ja auch keinen, sich unsere Musik anzuhören. Die Leute können machen, was sie wollen. Es interessiert uns nicht.
Twi > Lass es uns mal so sagen: es liegt einfach nicht in Deiner Natur, harmlose Texte schreiben.
Vargher > Nein. Wir sind alle verdammt aggressive Typen.
Twi > Es gibt noch andere Bands, die sich Bewitched nennen, und auch ein Film heisst so. Bereust Du es manchmal, diesen Namen für die Band ausgesucht zu haben?
Vargher > Nein. Die Band aus Chile ist musikalisch gesehen ganz anders als wir. Aber das ist eine echt gute Band, muss ich sagen, die klingen wie die alten Mercyful Fate. Ich mochte deren Musik echt, als ich sie mir anhörte. Na ja, und die Band aus England, die Mädels, die werden ja nicht genauso geschrieben wie wir, außerdem haben die sich aufgelöst. Wir wären echt gerne mit denen zusammen auf Tour gegangen, aber hey, das wird wohl nicht passieren.
Twi > Auf der Rückseite des Covers vom neuen Album sieht man Dich mit Hörnern auf dem Kopf. Nur als Spass, oder willst Du Dich als Satan darstellen?
Vargher > Speziell bei dieser Art von Musik ist das Visuelle auch sehr wichtig. Okay, gute Musik ist die Grundlage, aber wir wollten, dass alles um das Album herum mit der Musik verbunden ist, das Coverbild, die Fotos, das ganze Design. Ich bin Perfektionist. Okay, ich kann Musik machen, auf die ich stolz bin, aber alles andere ist genauso wichtig. Wir wollen, dass alles gut präsentiert wird, es soll alles eine Einheit bilden.
Twi > Wer hat Nikdesign für die Gestaltung des Covers ausgewählt?
Vargher > Der Inhaber ist auch ein alter Freund aus meiner Heimatstadt. Er hat viele Werbespots gemacht, mit richtigen Fotomodellen und so. Und da wir genauso unglaublich gut aussehen, wie die Fotomodelle, dachten wir „Das ist unser Mann“!
Twi > Außerdem tragt ihr alle Sonnenbrillen auf einigen der Promo-Fotos. Wolltet ihr einfach mal was anderes probieren?
Vargher > Das ist typisch für Bewitched: wir machen einfach das, wonach wir uns in diesem Moment gerade fühlen. Zum Beispiel habe ich noch nie im Leben einen Cowboy-Hut getragen, aber gestern beim Auftritt habe ich zum ersten Mal einen aufgehabt. So machen wir das. Wir kümmern uns nicht weiter darum. Und wenn die Leute irgendwas davon nicht mögen, ist das auch egal.
Twi > Ihr steht auf den Booklet-Fotos vor einem bestimmten Gebäude. Was für ein Gebäude ist das?
Vargher > Es ist ein sehr altes Gefängnis in unserer Heimatstadt. Am wichtigsten dabei ist, dass es ein sehr schönes Gebäude ist. Naja, und ein paar echt kranke Gestalten haben da eingesessen.
Twi > Mir fehlt die Bewitched-Veröffentlichung “Hellspell”. Kommt man da noch irgendwie ran?
Vargher > Wir haben das damals selbst gemacht. Es gibt 40 Kopien davon oder so, es ist also eine Rarität. Es war echt eine Überraschung für mich, als ein Typ mit der Kassette ankam, als wir mit Naglfar in Japan waren. Er wollte es unterschrieben haben. Er hatte eins der Originale. Ich habe allerdings zu hause noch 200 Kopien des Covers. Vielleicht sollte ich noch mal Kopien über Ebay für sauviel Geld verkaufen. Nicht dass ich denke, dass irgendjemand das bezahlen würde, aber na ja...
Twi > In einigen alten Songs wie z.B. “Sacrificed in flames” vom “Rise of the Antichrist”-Album höre ich Themen, die später wieder in Naglfar-Songs auftauchten. War das Absicht? Oder ist das aus Versehen so passiert?
Vargher > Oh, keine Ahnung. Ich spiele einfach Gitarre und komponiere so, wie es mir gerade gefällt. Es ist also schon möglich, dass es Ähnlichkeiten gibt, egal ob ich gerade für Bewitched, Ancient Wisdom oder Naglfar komponiere. Die Bands sind zwar alle grundverschieden, aber meine persönliche Note ist eben immer hörbar. Ich habe noch gar nicht wirklich darüber nachgedacht.
Twi > Auf alten Alben hört man so drastische Sachen wie einen Kirchenchor, der “Amen” singt. Solche Ideen vermisse ich auf dem neuen Album.
Vargher > Ich denke, das neue Album hat auch ein paar theatralische Effekte, ganz speziell beim letzten Song wenn es mit der Orgel ausklingt und so. Wir wollen uns ja auch nicht wiederholen. Wir wollen auf jedem Album etwas Neues ausprobieren. Vergangenes soll Vergangenes bleiben. Du vermisst die drastischen Momente!? Wir können noch viel Drastischeres machen!
Twi > Ja, wann kriegen wir das viel Drastischere dann zu hören?
Vargher > Wir arbeiten gerade an so krankem Zeug in der Art. Denn wir haben die Arbeiten am neuen Album schon begonnen. Noch vor Jahresende soll nämlich ein neues Album rauskommen. Es passieren also sehr abgefahrene Dinge im „Kreativ-Büro“. Wart’s ab! Das neue Album wird zwar nicht so überraschend, denn es ist immer noch Bewitched, aber wer sich das neue Album anhört, wird sich hinterher nicht mehr gut fühlen. Darauf legen wir es an. Es wird sehr beunruhigend werden. Es wird ein total irres Album, so einfach ist das.
Twi > Zum Schluss muss ich Dich ein bisschen aufziehen. Irgendwo (die Quelle nenne ich jetzt lieber mal nicht) habe ich letztens eine Beschreibung der Band gelesen, wo ihr als super Musiker ohne Haare beschrieben werdet. Nimmst Du das mit Humor?
Vargher >
Der Gitarrist und der Schlagzeuger haben aber wenigstens ein PAAR Haare auf dem
Kopf! ;-)
Ansonsten würde ich mich selbst nicht als guten Musiker bezeichnen. Ich bin ein
guter Komponist, ja, aber kein guter Musiker.
Twi > Aber Du spielst doch die ganzen kniffligen Sachen in Naglfar!
Vargher > Nein, das scheint nur so. Das hört sich schwierig an, ist es aber nicht! ;-)
Vargher, Party San 2007: