Dark Fortress

Gesprächspartner: Morean (Gesang)
Fragen von: Twilightheart/ per Telefon
Zeit: 5. Oktober 2007

Ganz spontan und in Windeseile wurde entschieden, dass Sheol-Magazine ein Interview mit dem neuen Vokalisten von Dark Fortress machen kann/ darf/ soll, damit die Fans der Band ein bisschen mehr über den neuen Frontmann erfahren (und um diverse falsche Gerüchte über die musikalische Vergangenheit von Morean aus der Welt zu schaffen). Also griffen wir uns beide den Telefonhörer und los ging's.

Twi > Hallo Morean! Kann es sein, dass dies das erste Interview ist, das Du für Dark Fortress gibst?

Morean > Ja, genau.

Twi > Oh, dann ist es mir eine Ehre.

Morean > Ja, mir auch. Ich freue mich schon auf alles, was da mit der Band kommen wird. Es war sehr kurz bisher, aber es hat viel Spaß gemacht.

Twi > Hältst Du Deinen richtigen Namen jetzt eigentlich auch zurück, wie die meisten anderen Bandmitglieder?

Morean > Ja, es wäre mir recht, wenn Du mich Morean nennst. So nenne ich mich auch in Noneuclid. Ich möchte den Namen jetzt etablieren.

Twi > Gestern ist auf eurer Webseite ein Statement erschienen, wo konkret drinsteht, dass Du NICHT der Sänger von „Noneuclid“ bist. Waren Gerüchte dieser Art ein Problem in letzter Zeit? Nutze doch bitte die Gelegenheit, klarzustellen, wer Du wirklich bist und was Du mit Noneuclid zu tun hast oder hattest.

Morean > Zuerst: Noneuclid gibt es nach wie vor. Wir sind gerade dabei, ein neues Album aufzunehmen.
Dieses Missverständnis entstand folgendermaßen: Dark Fortress haben eine englische News-Meldung an Century Media geschickt, wo drinstand, dass ich bei Noneuclid bin, aber nicht, was ich dort mache. Das ist dann fälschlicherweise so übersetzt worden, dass ich der Ex-Sänger von Noneuclid bin. Das ist natürlich falsch, denn ich spiele dort Gitarre und schreibe die Songs.
Daraufhin habe ich Meinungen gelesen, dass der Gesang von Noneuclid überhaupt nicht zum Black Metal passt und dergleichen, was natürlich stimmt, weil da ja jemand anders singt.
Jetzt bei Dark Fortress bin ich nur Sänger und habe auch die Texte für das neue Album geschrieben. Die Musik hingegen schreiben vor allem der Herr Santura und der Herr Asvargr.

Twi > Spielst du nicht auch in einer dritten Band?

Morean > Jein. Ich schreibe für ein Ensemble, welches aber mit Metal nur wenig zu tun hat. Und wenn der Gitarrist verhindert ist, muss ich für ihn einspringen. Aber ansonsten schreibe ich dafür eigentlich nur die Musik.

Twi > Wieso wurdest Du letztendlich als neuer Sänger von Dark Fortress gewählt, bzw. was qualifiziert Dich für den Job? Ein Außenstehender könnte meinen, dass Du bevorzugt wurdest, weil Du mit V.Santura befreundet bist und bereits in Noneuclid mit ihm spielst. Aber das war doch nicht der primäre Grund, oder?

Morean > Na ja, sagen wir es mal so: ich kenne V.Santura und Seraph schon sehr lange. Auch vor Noneuclid haben wir bereits zusammen Musik gemacht. Somit kennen sie mich als Musiker und wissen, was ich kann. Ich denke, sie haben dem vertraut, dass es gut für Dark Fortress sein wird. Natürlich lagen auch andere Angebote vor, aber die meisten stammten einfach von zu weit weg, aus Kolumbien, Griechenland usw., was natürlich schwierig ist. Es ist für uns schon schwer, miteinander zu proben. Und wenn dann jemand in Kolumbien sitzt... na ja...
Letztlich habe ich dann Probeaufnahmen mit V.Santura gemacht und habe einen Song eingesungen. Das wurde dann allen vorgespielt. Es hat allen gefallen und mir hat es auch Spass gemacht. Ich kenne Dark Fortress ja schon länger, habe auch schon mit ihnen gearbeitet (das kurze Zwischenstück auf dem Séance-Album stammt von mir) und kenne Dark Fortress als tolle Live-Band und als Band, die sich mit jedem Album weiterentwickelt hat. Deshalb fand ich es persönlich sehr interessant, diese Herausforderung anzunehmen.

Twi > War es so, dass V.Santura gesagt hat, Du sollst diese Probeaufnahmen machen, oder hast Du von Dir aus gesagt “Lasst mich es doch mal probieren”?

Morean > Ich habe mit Seraph, der ja bei mir in Rotterdam quasi um die Ecke wohnt, gesprochen und er hat es mir erzählt, dass das mit dem alten Sänger auseinander ging. Ich fand dies übrigens sehr schade. Seraph meinte dann, sie wissen nicht so recht, was sie jetzt machen sollen, ob einer von der Band den Gesang übernehmen soll oder nicht. Dann habe ich also nichts Böses ahnend einfach gesagt „Ich kann es gerne mal probieren, wenn es noch keinen anderen gibt“. Dann kam von den anderen Bandmitgliedern ebenfalls der Vorschlag, es mal mit mir zu probieren. Und so ist es dann ja auch recht schnell gekommen.

Twi > Du hast ja nun sowohl am neuen Album mitgearbeitet als auch schon an dem vorherigen. Was genau war Dein Input bei beiden? Und wie kommt es, dass Du am letzten Album auch schon mitgearbeitet hast, obwohl Du damals ja noch nicht zur Band gehört hast und man dies auch nicht ahnen konnte, dass Du eines Tages einsteigen wirst?

Morean > Auf dem Séance-Album ist das Stück „Incide“ von mir, was ja eine Art veredelte Überleitung zwischen zwei Stücken ist. V.Santura, der ja für den Großteil der Musik verantwortlich ist, hatte ein Konzeptalbum im Kopf. Und für diesen Track hatte er einen bestimmten Sound im Kopf. Da er mit Streichern arbeiten und eine gewisse Atmosphäre erzeugen wollte, hat er mich gefragt, ob ich das Stück beisteuern möchte, weil er weiß, dass ich so was gerne mache und auch schon öfters gemacht habe.
Beim neuen Album war es natürlich so, dass das Album schon geschrieben war und dann mittendrin diese Trennung zwischen Sänger und Band stattfand, und somit der Sänger seine Texte, die er schon geschrieben hatte, zurückgezogen hat. Die Platte musste aber fertig werden. Deshalb stand dann beim „Einstellungsgespräch“ quasi die Frage im Raum „Kannst Du bis Ende August die ganzen Texte für das Album schreiben und dann sofort Anfang September einsingen?“ Da dachte ich mir „Krass“, aber ich habe die Herausforderung angenommen.

Twi > Das heißt, wie viel Zeit hattest Du speziell für die Texte?

Morean > Eine Woche.

Twi > Wow! Aber sag mal, gibt es denn in Dark Fortress keine anderen guten Texte-Schreiber?

Morean > Ich hatte dann ja auch mal hilfesuchend bei den anderen nachgefragt “Wie ist das bei euch so?“. Und Seraph hatte einen Song beigesteuert. Da hatte er schon ein wenig Text geschrieben und wusste nicht so recht weiter. Da dachte ich mir, ob ich nun einen halben Text habe oder gar keinen, ist ja nun auch schon egal. Aber es ging dann eigentlich recht flott und hat auch total Spaß gemacht, die Texte zu schreiben. 

Twi > Wie lange haben dann die Gesangsaufnahmen gedauert?

Morean > Auch eine Woche. Gleich die Woche danach.

Twi > In anderen Bands hast Du ja nun noch nicht gesungen, sondern nur gespielt. oder? Wie war das denn für Dich, plötzlich am Gesang zu stehen? Ist es so, wie Du es Dir vorgestellt hast? Gab es Probleme? Wie bist Du mit Deiner eigenen Leistung zufrieden?

Morean > Ich bin sehr zufrieden mit dem, was jetzt auf CD gebannt ist. Es ist nicht so, dass ich überhaupt noch nie gesungen habe. Es war nur so, dass ich eher Death-Metal gesungen habe, quasi als Backing-Vocals bei Noneuclid. Und ich singe ab und zu zum Spaß verschiedene Sachen nach, und da singe ich dann eben die Death- und die Black-Metal-Sachen. Ich wusste schon, wie meine Stimme klingt, aber ich habe vorher noch nicht so viel BM selber gesungen, insofern war es ganz lustig, als die Aufnahmen begannen > ich habe es also so gemacht wie ich dachte, dass es gut ist. Du nimmst es also auf und hörst es Dir 10 Sekunden später an und erkennst Deine eigene Stimme nicht wieder. Das war schon irgendwie ein lustiger Effekt. Auf der ganzen Platte ist eine Strophe drauf, die so klingt, wie ich vorher gesungen habe. Alles andere ist dort neu entstanden in dieser einen Woche. Es war unglaublich spannend. Ich fühle mich schon ein bisschen in’s kalte Wasser geworfen. Du steigst ein und sofort müssen die Aufnahmen in den Kasten, zur Post und weg damit, so ungefähr. ;-) Aber es hat aus genau dem Grund auch wahnsinnig Spaß gemacht. V.Santura hat mich sehr geduldig bis zum Äußersten getrieben. Ich denke, es kann sich wirklich hören lassen, was wir da gemacht haben.  

Twi > Wie kann man sich Deine Stimme ungefähr vorstellen? Im Gesang ähnlich wie Azathoths? Oder ganz anders? Oder....

Morean > Für mich selber ist das natürlich nicht einfach zu sagen. Unser Schlagzeuger meinte, dass ich ab und zu schon wie Azathoth klinge. Ich selbst glaube, dass ich ein bisschen mehr Hang in Richtung Death habe. Aber es ist kein Death-Metal-Gesang, sondern man hört meiner Stimme einfach an, dass sie aus einer anderen Ecke kommt. Des weiteren ist es natürlich die Musik von der gleichen Band, und die Musik verlangt nach einer gewissen Art von Gesang. Da glaube ich sind wir schon der grundsätzlichen Linie von Dark Fortress treu geblieben. Aber wie nah ich da dran bin oder wie weit weg, das kann ich selber nur sehr schwer beurteilen. Es war ja auch nicht unser Ziel, Azathoth zu kopieren. Jeder hat sofort gesagt „Du musst da vor allem Dich selbst zeigen“. Das habe ich versucht. Ich bin gespannt, ob die Leute uns zustimmen, dass es passt.

Twi > Hast Du das Growlen gelernt? Wenn man das falsch macht, ruiniert man sich ja bekanntlich die Stimme.

Morean > Ja, das stimmt. Ich weiß noch, als ich mit 14 das erste Mal Metal gesungen habe, da habe ich eine Strophe gesungen, und dann konnte ich eine Woche lang nicht reden. Mittlerweile ist es sehr viel einfacher geworden, weil es durchaus eine Technik-Frage ist. Die tiefen Töne der Growl-Technik werden ähnlich erzeugt wie tibetanischer Unterton-Gesang. Ich weiß nicht, ob Du das mal gehört hast?

Twi > Vielleicht unbewusst mal...

Morean (singt mir die Töne vor) > So ganz tiefe lange Töne! Die haben eine definierte Tonhöhe. Ich habe das mal auf einem Kurs gelernt und dann im Badezimmer weiter geübt. Und ich habe gemerkt, dass es mit dieser Technik sehr einfach ist, so extreme Geräusche zu machen. Außerdem gehört natürlich auch Emotion dazu. Und wenn man das richtige Gefühl hat, dann kann man die Stimme dazu bringen, irgendwie ganz von selbst den richtigen Sound zu machen. Man muss sich schon auch in einen extremen Gefühlszustand hineinversetzen und reinsteigern, dann schafft man das. Wenn man es ein paar Jahre praktiziert hat, dann weiß man auch, wie man es macht, ohne sich völlig zu ruinieren.
Ich habe mir bei den Gesangsaufnahmen jeden Tag 12 Stunden am Stück die Seele aus dem Leib geschrieen und gekotzt und es ging irgendwie immer noch. Ich glaube, ich habe das bisher ganz gut im Griff.

Twi > Was darfst Du mir über das neue Album eigentlich noch so verraten? Coverartwork usw.?

Morean > Der Titel wird “Eidolon” sein, es werden 9 Songs darauf sein und es ist ein Konzeptalbum. Es handelt von einer magischen Einweihung durch Spiegelmagie und astrale Projektion. Es befasst sich mit den okkulten Welten hinter der Wirklichkeit. Das Coverartwork wird von Anna Tluczykont von NorudosArt gemacht, ein junges Mädchen, was unglaublich Talent mit Photoshop hat und gleichzeitig einen sehr extravaganten Geschmack hat, der ziemlich morbide ist und sehr gut zur Band passt. Sie hat uns etwas präsentiert,  mit dem wir sofort alle glücklich waren.

Twi > Was wird stilmäßig anders sein als auf dem letzten Album?

Morean > Dark Fortress haben ja schon immer eine relativ breite Stilpalette gehabt innerhalb des extremen Metals. Die ist mit Sicherheit nicht schmäler geworden. Die Songs sind alle sehr unterschiedlich. Die Blastbeats sind nicht von dieser Welt, die sind so brutal, als ich das gehört habe, habe ich gedacht „Leck mich am Arsch, das möchte ich nicht spielen wollen“. Und was V.Santura betrifft, ich beobachte ihn ja nun schon recht lange, und ich finde, dass er sich mit allem, was er macht, jedes mal mehrere Schritte weiterentwickelt. Jeder Song steht für sich wie ein Monolith. Jeder entführt einen in eine andere Welt. Es sind 2 old-schoolige Lieder drauf, die ziemlich direkt in den Sack hauen. Wie gesagt, es sind die brutalsten Blastbeats darauf, die ich bisher so gehört habe. Insofern hoffen wir alle, dass es eine sehr ausgewogene, aber immer knüppelharte Mischung aus Elementen ist, die man vielleicht kennt, die sich aber alle deutlich weiterentwickelt haben.

Twi > Du bist doch ursprünglich auch aus Landhut. Wie lange kennst Du die anderen Bandmitglieder schon?

Morean > V. Santura kenne ich, seit er 9 Jahre alt war. Seraph kenne ich seit ca. 7 Jahren oder so, und von den anderen habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder einen kennen gelernt.

Twi > Zum Proben fahren dann Du und Seraph immer von Holland nach Landshut?

Morean > Ja, außer natürlich es wird in Holland gespielt. Dann können wir hier auch proben. Aber es sind viele Fahrten da runter für uns. Das muss dann immer blockweise geplant werden, dass zum Beispiel eine Woche lang geprobt wird und dann wieder monatelang nicht. Sonst ginge es nicht.

Twi > Wann hast Du überhaupt mit der Musik angefangen? Hast Du das später richtig studiert?

Morean > Ich habe mit 12 Jahren angefangen, Gitarre zu spielen, nachdem ich 3 Jahre bei meinen Eltern bitten musste, dass ich endlich eine Gitarre bekomme. Ich habe meine ganze Jugend mit einer Band verbracht und immer fleißig für die Band geschrieben. Das war eher Bay-Area-orientiertes Material. Mit 17 habe ich zum ersten mal Flamenco gehört und bin völlig darauf abgefahren, weil es auch so schnell und rhythmisch und düster ist. Ich bin dann nach Holland gezogen, um Flamenco-Gitarre zu studieren. Nach meinem ersten Jahr habe ich aus Interesse die Aufnahmeprüfung für klassische Komposition gemacht, weil ich eben jede Woche Songs für meine Band geschrieben habe. Das habe ich fertig studiert und seither arbeite ich als Komponist in Holland um Umgebung bzw. wo der Wind mich hinweht. Seither spiele ich auch die ganze Zeit weiter Gitarre, das ist etwas, was mich nie verlassen wird, denke ich.

Twi > Was Du vorher gemacht hast bzw. noch machst, ist ja nun so gar nicht Black Metal. Denkst Du, dass Du in das Genre überhaupt reinpasst? Man singt ja im BM schon in irgend einer Form recht misanthropische Texte. Oder willst Du da jetzt langsam reinwachsen?

Morean > Ich glaube, da muss ich nicht reinwachsen. Ich höre seit meinem 9. Lebensjahr Metal und habe auch nie aufgehört damit. Ich habe auch jedes Jahr mindestens einmal gespielt. Es war eigentlich immer so, dass ich versucht habe, den Metal zu verteidigen und in die Konzertsäle zu bringen. Wenn man für ein Orchester schreibt, hat man ja auch einiges an Auswahlmöglichkeiten. Da sind viele Metal-ähnliche Elemente drin. Der Metal war immer mein Ausgangspunkt und mein musikalisches Zuhause.
Ich habe sogar auf der Gitarre sehr viel Black-Metal gespielt und höre es mir seit vielen, vielen Jahren an. Und von der Einstellung her... okay, ich würde mir blöd vorkommen, den ganzen Tag nur „Satan“ zu brüllen. Aber der okkulte Aspekt des Black-Metal spricht mir sehr aus dem Herzen. Deshalb habe ich die Musik immer sehr gemocht, weil ich mich immer für diese Thematik interessiert habe, auch für die Abgründe der Seele und einfach die schwärzesten Ecken, die man selber auch hat. Und ich habe selbst durchaus heftige Erlebnisse und Erfahrungen hinter mir und kenne meinen eigenen Geist gut, möchte ich sagen. Da hat mir Black-Metal immer geholfen, weil es für mich wie ein Echo von anderen Leuten war, die ähnlich extreme Zustände durchleben. Deshalb ist es eher so, dass ich mich frage „Warum jetzt erst?“ Also, es ist schon sehr, sehr lange in mir.

Twi > Welches waren die Bands, die Dich anfangs fasziniert haben?

Morean > Angefangen hat es mit “Under the sign of the Black Mark” von Bathory. Diese Platte ist jahrelang jeden Tag gelaufen, denn das Gefühl dieser Platte war mit nichts von dem zu vergleichen, was vorher da war. Und wenn man Celtic Frost zu Black Metal zählt, das ist auch eine Band, die mich seit frühester Jugend begleitet hat. Es war dann auch wieder V.Santura, der mich auf die 2. Generation des Black Metal gebracht hat, Emperor und Dissection usw. Als das rauskam, habe ich das dadurch auch für mich entdeckt. Ich fand die Musik einfach faszinierend, und vor allem vom Schlagzeug her war es echt unglaublich. Da fand ich, dass sich unglaublich was entwickelt hat. Und wenn man jemanden wie Nick Barker hört, der hat wirklich die Härte im Schlagzeug um einiges nach oben geschraubt.

Twi > Wie war das denn für Dich, letztens mit Corpsepaint für die neuen Promo-Fotos zu posen? War es ungewohnt? Wie kamst Du Dir dabei vor?

Morean > Als alter Thrasher früher, so wie ich es kenne, hat man sich so auf die Bühne gestellt, wie man ist. Aber ich muss sagen, dass ich es im Nachhinein durchaus als natürlich empfunden habe. Dark Fortress sind ja zum Glück auch keine völlig übertriebene Band, was das Corpse Paint betrifft. Mein größter Horror dabei war, irgendwie so auszusehen wie Kiss, denn Kiss sind da so ziemlich das Schlimmste, was es gibt. Aber Dark Fortress sind ja eher dezent. Da verstärkt das Corpsepaint eher das Gesicht, was darunter ist, als dass es das bedeckt. Von dem her kann ich also eigentlich gut damit leben.

Twi > Hast Du es Dir dann selbst aufgemalt?

Morean > Ja, musste ich. Aber die Fotografin, die dabei war, war hochtalentiert und hat da ein Händchen dafür entwickelt. Also, ich erkenne mich durchaus wieder, sagen wir mal so.

Twi > Weißt Du schon, wann nun ungefähr der erste Live-Auftritt von Dark Fortress mit Dir sein wird?

Morean > Eigentlich so bald wie möglich. Aber ich denke, dass es frühestens im Januar was wird. Denn zwei von uns wohnen ja in Holland, da muss man lange genug vorher planen. Aber wir wollen auf jeden Fall sobald das Album rauskommt, was ca. im Januar sein wird, so schnell wie möglich auf der Bühne stehen und live spielen. Das heißt, wir werden die erste Gelegenheit ergreifen und einfach mal draufhauen auf der Bühne. Die Band hat auch die Hoffnung auf eine Tour. Zumindest wäre es toll, wenn wir gleich nach dem Release touren könnten. Davor werden wir uns auf jeden Fall warmspielen. Wenn, dann sollte die Tour vorzugsweise im Februar sein.

Twi > Ihr seid für’s Metalcamp-Festival bestätigt. Ist das Dein erstes richtig großes Festival?

Morean > Das erste große wohl schon. Aber ich bin natürlich schon sehr oft aufgetreten, an den verschiedensten Orten und Festivals. Vielleicht keine, wo dann 10 000 Leute dastehen, aber ich bin durchaus einiges gewohnt an Publikum. Ich freue mich auf alle Fälle sehr darauf. Es wird mit Sicherheit eine neue Erfahrung. Ich liebe ja Festivals auch als Besucher. Und wenn man dann da selbst mit einer geilen Band steht, die tight ist und unglaublich nach vorne schiebt, dann ist es, glaube ich, ein Vergnügen für den Sänger, da obenauf zu sein und gescheit zu röcheln.

Twi > Machst Du Dir Gedanken, ob die Fans Dich (vor allem live dann) akzeptieren werden? Ich meine, Azathoths Erbe ist ja sicherlich kein leichtes. Und es gibt ja immer Fans, die dem alten Sänger treu sind und alles niedermachen, was danach kommt.

Morean > Ja, da denke ich schon drüber nach, ehrlich gesagt. Ich mochte die Band ja selbst total gerne mit Azathoth, denn er ist ein klasse Sänger und auch ein sehr mächtiger Frontmann, und er hat entscheidend zum Status dieser Band beigetragen. Deshalb hoffe ich, dass die Fans mir zumindest lange genug eine Chance geben, und sich das anhören, was wir jetzt machen. Die Band steht zu 100 % dahinter und wir sind alle Feuer und Flamme für das neue Album. Deshalb hoffe ich, dass die Freunde und Feinde von Dark Fortress die Geduld aufbringen, es zu hören. Ersetzen kann man nie jemanden. Das muss den Fans auch klar sein. Aber ich glaube, dass das, was wir jetzt abliefern, nicht minder brutal oder nicht minder persönlich ist als es vorher war.

Twi > Wenn Du Dir dann die Berichte durchliest, würdest Du Dir negative Kritik zu Herzen nehmen? Oder ziehst Du Dein Ding durch, egal was kommt?

Morean > Meiner Meinung nach sind die Leute, die gut finden müssen, was ich mache, ich selbst und die Band, denn wir arbeiten schließlich zusammen. Und die Plattenfirma hat natürlich auch noch was zu sagen. Ich arbeite eigentlich immer aus dem Wunsch heraus, das Beste zu geben, was ich habe. Das ist dann entweder genug oder nicht. Aber ich kann darüber hinaus wenig machen, um die Leute auf meine Seite zu ziehen. Es heißt jetzt also für mich erst’mal abwarten und schauen, ob es ihnen gefällt oder nicht. Aber das sehe ich dann schon. Ich zermartere mir da jetzt nicht das Hirn drüber, denn es liegt nicht in meiner Hand.

Twi > Nun sollen die DF Fans noch ein bisschen was über Dich erfahren. Hast Du einen Vollzeitjob neben der Musik, oder was machst Du eigentlich so?

Morean > Ich bin zu 100% selbstständig und schreibe eigentlich den ganzen Tag Musik. Ich kriege Aufträge von Orchestern oder Ensembles, manchmal auch für einen Film oder eine Tanzproduktion. Da schreibe ich dann entweder die Partitur, die dann gespielt wird, oder ich produziere z.B. einen Soundtrack. Das sind die verschiedensten Sachen, von Sinfonieorchester bis zu Big Bands, Electronics oder Streichquartett oder auch Metal-Bands. Wenn ich damit etwas anfangen kann, mache ich eigentlich alles gerne, solange ich meinen Stil beibehalten kann. Das war eigentlich immer mein Traum, dass ich nur von meiner eigenen Musik lebe, und den lebe ich nun eigentlich jeden Tag.

Twi > Das heißt, Du hast Dein höchstes musikalisches/berufliches Ziel eigentlich schon erreicht. Oder gibt es noch höhere Ziele?

Morean > Ja, eigentlich schon. Es ist ohne Zweifel mein absoluter Traumjob. Man muss nicht früh aufstehen, man hat keinen Chef, man kann tun was man will. Man kann mit jedem Stück, was man schreibt, wieder etwas völlig Neues machen. Und man ist Gott seiner eigenen Welt, wenn ich das so formulieren darf. Man erschafft eigentlich Welten, zwar leider nur aus Klang, aber man kann seine ganze Kreativität loswerden. Ich bin unglaublich froh, dass ich sonst nichts machen muss (unterrichten oder Fenster putzen oder dergleichen, denn das habe ich alles schon hinter mir). Ich habe eigentlich keinen Bock, noch’mal was anderes zu machen. Es ist genial, denn man wird in Ruhe gelassen von der Welt.

Twi > In Deiner nicht-musikalischen Freizeit, was interessiert Dich da so?

Morean > Der Körper meiner Frau! 
Und auch die Küche, denn ich koche sehr gerne. Das kann man dann auch immer sofort aufessen, man muss nicht warten, bis es gespielt oder gemischt ist. ;-) Ansonsten bin ich ein großer Film-Liebhaber. Ich lese sehr viel. Ansonsten bleibt mir nicht viel Zeit übrig, leider... oder zum Glück, wie man es nimmt. 

Twi > Also nichts außergewöhnliches im Prinzip.

Morean > Ich führe ein bisschen ein Mönchs-Dasein. Ich stehe auf, mache mir einen Kaffee, setze mich auf die Couch, dann fange ich an zu arbeiten. Und abends gehe ich wieder rüber in’s Schlafzimmer, so ungefähr....Das finde ich klasse. Ich habe überraschend wenig Probleme damit, dass ich fast nie andere Leute sehe, also zumindest nicht täglich. Ab und zu natürlich schon. Es vergehen auch mal Wochen, wo ich fast gar niemanden sehe.
Du hast ja vorhin auch bezüglich der Misanthropie gefragt. Ich hatte schon immer misanthropische Züge und ich habe früher die Welt gehasst. Das willst Du gar nicht wissen... alles war irgendwie völlig scheiße und sinnlos und ich dachte mir „Was soll der ganze Quatsch?“ Inzwischen ist es nicht mehr so, dass ich die ganze Welt nur scheiße finde oder etwas gegen die Leute um mich herum habe, aber die Zurückgezogenheit liegt mir eigentlich sehr. Und von dem her kann ich sagen, dass mir die Emotionen, die im Black Metal transportiert werden, durchaus aus dem Herzen sprechen.

Twi > So, das war’s erst’mal soweit. Jetzt kann ich mir eine ungefähre Vorstellung von dem Menschen machen, der nun das Mikro bei Dark Fortress regieren wird. Ich wünsche Dir/euch viel Erfolg und bedanke mich.

Morean > Ich bedanke mich auch sehr herzlich.

Morean:

 

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